Auszug:
"Ich befand mich in der Nacht zum 25. Juli 1943 im Anschar-Krankenhaus. Ungefähr eine halbe Stunde nach Einsetzen des Alarms wurden dort durch herunter gegangene Sprengbomben Türen und Fenster herausgerissen, und in unglaublich kurzer Zeit stand ringsum alles in Flammen. Da es keine telefonische Verbindung mehr gab, ließ ich mir von einer Krankenschwester ein Regencape geben, da sich um diese Zeit gerade einer jener Wolkenbrüche entlud, die häufig an ausgedehnten Brandstellen eintreten. Sofort nach der Entwarnung machte ich maich auf den Weg zur Befehlsstelle der örtlichen Lustschutzleitung, mit dem Gedanken, dort Hilfe zu holen, um ein Übergreifen des Brandes auf das Krankenhaus zu verhindern. Für den Weg zum Bunker brauchte man normalerweise nur zehn Minuten, diesmal aber fast eine Stunde. Überall waren die Straßen durch heruntergstürzte Trümmer versperrt. Am Gänsemarkt brannte es. Die Hohen Bleichen waren ein einziges Flammenmeer.
Irgendwo fand ich ein Tuch, das ich mit Wasser tränkte und mir um den Kopf band. Dann machte ich den Versuch, über die Großen Bleichen oder den Neuen Wall den Bunker zu erreichen. Doch das war unmöglich.
Schließlich habe ich dann den Versuch gemacht, über den Alten Wall / Rödingsmarkt mein Ziel zu erreichen. Hinderlich war weniger die herrschende Hitze, sondern mehr das Versperrtsein der Straßen durch glühende Trümmer.
Bis zum Rödingsmarkt gign alles gut. Dort bot sich aber schon ein derart verändertes Bild, daß ich mir überlegen mußte, wo ich überhaupt war. Trümmer, nichts als Trümmer. Dauernd fiel ich über die herunter hängenden Oberleitungen der Straßenbahn. Rauch und Funken machten fast blind.
Endlich kam ich in die Nähe des Stadthauses. Flammen leckten am Stadthausturm empor. Auch die umliegenden Häuser brannten. Man sah nur Feuer, wohin man sich auch wandte. Häuser stürzten ein, glühende Balken krachten herunter. Hitze und Feuerschein machten schwindlig."
Die Augenzeugin erreichte schließlich den Befehlsbunker und wurde dort mit allen übrigen Insassen von einem Flächenbrand eingeschlossen. Erst am Morgen konnten alle nach draußen gehen.
Die angerichteten Schäden waren im Vergleich zu früheren Angriffen schrecklich hoch. Besonders schwer betroffen wurden die Innenstadt, die bereits genannten Stadtteile und die nordwestlichen Vororte.
Erstmals entstanden in dieser Nacht in Hamburg Reihen- und Flächenbrände in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Sie loderten über 24 Stunden lang. In den Kellern vieler Häuser waren bereits Kohlen- und Koksvorräte für den Winter eingelagert, die teilweise wochenlang brannten........
Gruß
Michael