Autor Thema: Brigade Dirlewanger  (Gelesen 1309 mal)

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Offline zirkulon

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Brigade Dirlewanger
« am: Fr, 24. August 2007, 22:00 »
Titel: Brigade Dirlewanger
Herausgeber: Will Berthold
Verlag: Goldmann
Erscheinungsdatum: 1978
Seitenzahl: 255
ISBN: 3-442-03518-X
Sonstiges: Roman
Rückseite des Buches:
Eines der düstersten Kapitel aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs

Die Brigade Dirlewanger - das war die brüchtigste Sondereinheit im Zweiten Weltkrieg. Zusammengewürfelt aus Mördern, Gewalttätern, Dieben, Zuhältern, Sittlichkeitsverbrechern und anderen Sträflingen, aus Männern ohne Skrupel, ohne Moral und ohne Gewissen.
Auch der Befehlshaber dieser Soldaten auf Bewährung hat eine dunkle Vergangenheit. Oskar Dirlewanger war Freikorpskämpfer, Gewohnheitstrinker, Zuchthäusler, Spanienkämpfer, Ritterkreuzträger und - Deserteur. Nun ist er der unumschränkte Herr über Leben und Tod. Und er macht aus seinen Männern reißende Wölfe.
Aber einer unter diese Desperados ist Dirlewanger gewachsen: Paul Vonwegh, ein Mann, von dem alles abprallt, der den Hunger verachtet, den sein unbändiger Haß aufrecht hält. Als junger Mann kämpfte Vonwegh im spanischen Bürgerkrieg für die Republik. Als er wegen des Mädchens Karen nach Deutschland zurückkehrt, fällt er der Gestapo in die Hände, und sie zwingt ihn ungewollt zum Dienst in der Brigade Dirlewanger.....

Will Berthold - ein Autor, der mit der Vergangenheit abrechnet





Ich muss erstmal ´ne Nacht drüber schlafen bevor ich einen Auszug davon einstelle.
Ist schon heftig, auch wenn´s nur ein Roman ist...

Gruß
Michael
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
Artikel 5, GG der BRD.
Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

Offline zirkulon

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Re: Brigade Dirlewanger
« Antwort #1 am: Mo, 03. September 2007, 20:33 »
Auszug aus dem oben genannten Buch:

.... Damals plünderte sich das Sonderkommando quer durch Polen. Knapp hinter der früheren Demarkationslinie, unweit eines kleinen Dorfes, schlägt Dirlewanger sein Hauptquartier auf. Es ist nicht viel los. Der damalige Sturmbannführer läßt seine Leute schleifen und geht auf die Jagd. Einer der B-Soldaten brennt in einem Keller Schnaps schwarz. Das Zeug  schmeckt scheußlich, aber sie trinken es bis sie umfallen, der Alkohol löscht sogar die Unterschiede zwischen Stammpersonal und B-Soldaten. Viele von der "ersten Garde" sind ohnedies nicht übrig geblieben.
Es ist eine Nacht, in der ein betrunkener Uscha die Kirche anzündet und ein anderer Scherge die Feuerwehr mit der Peitsche vom Löschen abhält. Es ist eine Nacht, in der die Hunde bellen und die Kinder weinen, Schüsse fallen und Frauen kreischen. Es ist eine Nacht, in der Dirlewanger drei Kilometer entfernt, völlig betrunken, den Brand goutiert.....
Die Frau, die sich am nächsten Tag beim Chef des Sonderkommandos meldet, ist einunddreissig Jahre alt. Aber sie sieht aus wie vierzig, denn die Kriegsjahre zählen dreifach in ihrem Gesicht.
Und sie mündeten in der letzten Nacht. Die Frau spricht fließend deutsch. Was sie vorbringt, ist so ungeheuerlich, daß man ihren Akzent überhört.
"Sieben Soldaten...."sagt sie. "Sie haben Nadja aus dem Schlaf gerissen.... Sie ist neun...ein Kind noch..." Die Mutter schlägt die Hände vor das Gesicht. "Und sie haben sie...."
"Alle sieben?" unterbricht sie Dirlewanger.
Die Frau nickt. Ihr Blick ist hohl. Ihre Augen sind leer gewaschen von den Tränen.
"Schweinerei!"flucht der Sturmbannführer. "Erkennen Sie die Burschen wieder?"
Die Mutter nickt.
"Lassen sie antreten!" fährt Dirlewanger Müller-Würzbach, seinen Spieß, an. "Alle... auch die Innen-Dienstler... und das Stammpersonal!"
Zehn Minuten später meldet Müller-Würzbach die Vollzähligkeit.
"So", sagt Dirlewanger zu der Frau, "nun suchen Sie die Leute..." Er geht mit ihr an der Front entlang.
Zuerst ist der Frau schwindlig. Dann denkt sie an Nadja, an ihr Kind, das halb tot, zerschlagen, verstört, vielleicht für immer, zu Hause im Bett liegt, zur Decke starrt und kein Wort spricht.... Nadja, deren Gesicht sich dann plötzlich verkrampft und die dann schreit, laut, gellend, fürchterlich, röchelnd... immer das gleiche Wort: "Nein...nein...nein!"
"Der", sagt sie und deutet auf einen rothaarigen B-Soldaten mit Sommersprossen. "Der", erkennt sie den Nachbarn. "Der", bleibt sie vor einem SS-Rottenführer stehen, einem Günstling, der an ihr voerbei schaut, holt ihn hervor, findet in der nächsten Rotte den vierten, schließlich den fünften und den sechsten.
Dann bleibt sie vor einem siebten stehen, betrachtet ihn genau, den Kerl mit der fliehenden Stirn, mit den unsymmetrischen, stets pendelnden Augen, mit der dicklichen Unterlippe, den geschorenen Haaren.
Die Mutter zaudert. Sahen sie nicht alle so aus, als sie sich über Nadja stürzten? Sie liest die Angst in den ungeraden Augen des B-Soldaten. Die Augen eines Tieres, die jetzt hündisch betteln...
Die Frau ist nicht sicher, und so geht sie weiter. Hätte sie die Nase genauer betrachtet, wäre ihr die Warze nicht entgangen - die häßliche Warze im Gesicht Petrats, des Frauenmörders.
Dirlewanger läßt die sechs Delinquenten auf der Stelle verhaften und ein Erschießungskommando zusammenstellen. Er sagt zu der Mutter: "Ich greife durch! Ich dulde so etwas nicht!... Haben Sie noch andere Zeugen?"
Die Frau nickt.
"Holen Sie sie her!" befiehlt der Chef des Sonderkommandos. Er schickt ein paar seiner Günstlinge mit.
Nach einer Stunde kommt die Frau zurück, begleitet von fünf Männern und zwei Jungen.
"Sind sie vollzählig?" fragt Dirlewanger.
"Mein Mann arbeitet noch auf dem Feld..."
"Herholen!" ordnet der Sturmbannführer an.
"Ihr habt das allesgesehen?" fragt Dirlewanger dann, als der polnische Bauer herangeschleppt ist.
Sie bestätigen es.
"Dann seht zu, ob ihr die Burschen wiedererkennt...."
Sie identifizieren sie, sicher, übereinstimmend. Die gierigen Fratzen der Rohlinge haben sich in ihr Bewußtsein eingeprägt. Den siebten finden sie nicht. Petrat brennt im Keller schon wieder Kartoffelschnaps. So können sie ihn nicht wegen der Warze fassen. Außerdem dauert es Dirlewanger viel zu lange.
Der Erschießungpeloton, von Müller-Würzbach, dem nicht wohl bei der Sache ist, zusammangestellt, steht bereits. Das Loch ist ausgehoben. Ein großes Loch. Die Exekutionsstelle wird umstellt, um Augenzeugen zu vermeiden.
Zuerst erschießt man die sechs Männer, die sich an dem neunjährigen Kind vergingen.
Dann die Mutter des Kindes.
Dann das Kind selbst.
Dann fünf Männer, drei Frauen, zwei Jungen...alle Zeugen.
"Das hätte mir noch gefehlt", sagte Dirlewanger, "vielleicht ein Bericht bei dem Spießer Himmler... Lassen sie im Dorf verbreiten, daß die Erschossenen nach Deutschland deportiert wurden..."

Gruß
Michael
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
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Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

 


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