Autor Thema: Vor 70 Jahren wurde Regensburg vom Wahn der Nazis befreit  (Gelesen 136 mal)

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Offline Hubert

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Vor 70 Jahren wurde Regensburg vom Wahn der Nazis befreit
« am: So, 22. März 2015, 15:09 »
Vor 70 Jahren wurde Regensburg
vom Wahn der Nazis befreit


Regensburg. Es ist ein Wunder!
 Ein amerikanisches Flugzeug überfliegt am 27. April 1945 die Stadt, er kommt vom Stadtwesten über die Donau, dort steht der zerstörte alte Eiserne Steg,  die Nazis hatten noch einige Brückpfeiler der Steinernen gesprengt, sie wollten den Vorstoß der Amerikaner noch verhindern. So, wie der amerikanische Pilot vor fast genau 70 Jahren Regensburg aus seinem Cockpit aus filmte, so sieht man die Stadt noch heute – das Preymesserhaus erkennt man, Am Wiedfang, das Brücktor Während an der Steinernen.  Städte wie Würzburg und Nürnberg in Schutt und Asche liegen, ist das mittelalterliche Wunder Regensburgs wie unversehrt. Am 23. April 1945 starben dafür noch Menschen. Es kommt am früheren Moltkeplatz (heute Dachauplatz) zu einer Versammlung, vorwiegend von Frauen und Kindern. Domprediger Johann Maier, der den Nazis längst ein Dorn im Auge war, weil der Geistliche viel zu kritisch gepredigt hatte, wollte für die kampflose Übergabe der Stadt sprechen.Es ist mein Urgroßonkel MichaelLottner gewesen, auf denich stolz bin, der den Nazi-Mobdurch mahnende Worte noch aufhalten wollte. „Hört ihn dochan, was er sagen will“, rief der pensionierte Polizist, der auf Verbrecherjagd einen schweren Unfall erlitten hatte. Seither
schlug sich Lottner, der aus einer kinderreichen Familie in Katzdorf bei Neunburg vorm Wald stammte, als Versicherungsmaklerdurchs Leben. Als frühpensionierter Beamter war es eigentlich unglaublich mutig,dass er nicht Mitglied derNSDAP war. Die dunklen Jahreder Nazi-Herrschaft hatte er zurückgezogen mit seiner Frau in der Glockengasse gelebt. Als er den Ausruf tätigt, wird er gepackt und sofort verhaftet. Man schleppt ihn in die Kreisleitung
der NSDAP. Dort wird er erschossen – im Prozess nach dem Krieg behaupten seine Mörder, er habe ein Messer auf dem Dachauplatz dabei gehabt– mehrere Zeugen entkräften dies. Domprediger Maier, der Mesner von St. Emmeram, Josef Zirkl, werden erhängt, ihre Leichen werden zusammen mit der Lottners auf dem Dachauplatz zur Schau gestellt. Es ist ein wenig so, als wolle das Regime alle warnen, die kampflos die Stadt übergeben wollen.
Doch die Rettung gelingt. Mehrere Beiträge haben in der jüngsten Vergangenheit  Licht in dieses dunkle Kapitel der Vergangenheit Regensburgs
gebracht. Unter anderem ein Buch von Günter Schießl und Peter Eiser hat nochmals die Ereignisse der letzten Kriegstage in den Blick genommen. Sie
würdigten den Verdienst des ehemaligen Majors Othmar Matzke, der lange im Schatten des damaligen Kampfkommandanten Robert Bürger zurücktrat,
der seine Version der letzten Kriegstage erzählt hatte. Laut Schießl und Eiser war es jener Major, der keinen unwesentlichen Beitrag zur friedlichen
Aufgabe der Stadt und ihrer Rettung beitrug. Mit einem außergewöhnlichen Projekt rückt der Historiker Rainer Ehm nun die letzten Monate vor Kriegsende in den Blick. Denn der Stadtrat hat einen großen Geldbetrag für die Forschungsarbeit über die letzten Kriegsmonate bewilligt, in der Ehm beweisen will, dass die Alliierten Geheimdienste Regensburg besonders im Blick hatten. Warum verschonten die Alliierten Regensburg? Die These: Die Nazis hatten Angst vor einem Krieg mit Chemiewaffen, weil sie wussten, dass sie diesen nie gewinnen hätten können. Vor allem ist Adolf Hitler als Soldat im Ersten Weltkrieg selbst durch den Einsatz von Chemiewaffen kurzzeitig erblindet gewesen, er scheute diese Art des mörderischen Krieges also. Die These Ehms: Weil die Nazis ihre Chemiewaffen über Regensburg als nördlichsten Punkt an der Donau verschifften und außer Reichweite der Bomben brachten, sollen die Alliierten Regensburg verschont haben – aus Angst, vollständig verbrannte Erde zu hinterlassen. Heute, 70 Jahre nach diesen dunklen Taten und der Befreiung
Regensburgs vom Nazi-Regime, feiert man endlich vereint und gedenkt gleichzeitig der Opfer. Während es bisher unterschiedliche Gedenkfeiern gab für die Opfer des Nationalsozialismus, gibt es an diesem 23.April 2015, dem 70. Jahrestag der Geschehnisse, ein gemeinsames Gedenken. Der Gedenkweg mit sechs Stationen beginnt um 18 Uhr in Stadtamhof, wo in den letzten Kriegstagen im Colosseum ein Außenlager des KZs Flossenbürg untergebracht war. Als Ehrengäste nehmen die KZ-Überlebenden Erwin Farkas, Blanche, Joe und Martin Hecht, Leslie Kleinmann, Shmuel Reinstein, Ernst Grube, Mano und Hugo Höllenreiner und Zbigniew Kolakowski teil. Der Weg des Gedächtnismarsches geht von Stadtamhof zum Domportal, auf den Neupfarrplatz, wo man mit
der sogenannten Neupfarrplatzgruppe den Widerständlern in Regensburg gedenkt, zur Synagoge, wo auch in Regensburg am 9. November 1938 die Synagoge zerstört wurde, schließlich auf dem Dachauplatz, wo vor genau 70 Jahren das Unrecht nochmals Überhand gewann – und drei Menschen ihr Leben
ließen. Ein Gedenken, das wir in Demut begehen sollten.
« Letzte Änderung: So, 22. März 2015, 15:40 von Hubert »
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Offline md11

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Re: Vor 70 Jahren wurde Regensburg vom Wahn der Nazis befreit
« Antwort #1 am: So, 22. März 2015, 22:25 »
Danke für Deinen Bericht hier Hubert!

hier was dazu über die Biografie von Othmar Matzke:
http://de.wikipedia.org/wiki/Othmar_Matzke

Gruß
Josef

Offline Hubert

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Re: Vor 70 Jahren wurde Regensburg vom Wahn der Nazis befreit
« Antwort #2 am: Mo, 23. März 2015, 18:49 »

Danke dir Josef für die Erläuterung.

Grüße
Hubert
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