Autor Thema: Dr. Wilhelm (Willy) Kielmann, geb. 18.02.1910 in Nürnberg, verm. Rumänien 08/44  (Gelesen 549 mal)

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Offline kielmann

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Hallo zusammen,

mein Großvater gilt seit August 1944 als im Kessel von Rumänien Jasi/Husi/Kishinew vermisst.

Dabei ist folgende Problematik bei meiner Suche aufgetaucht: Die Angaben zur Einheit, in der mein Großvater zum fraglichen Zeitraum eingesetzt wurde, unterscheiden / widersprechen sich laut den Angaben vom DRK-Suchdienst und der WaST.

Laut Gutachten des DRK-Suchdienstes vom 29.6.1970 war mein Großvater im August 1944 im Grenadier-Regiment 672 (376. Infanterie-Division). Diese Einheit hatte lt DRK und auch laut Literatur (z.B. https://infanteriedivisionen.de.tl/Karten.htm) einen Frontabschnitt bei Cornesti (heute Moldavien, damals Rumänien / Bessarabien), 40 km nordostwärts Iasi zu verteidigen. Die Einheit war ab dem 22.8.44 im "Kessel" Iasi-Husi-Kishinev eingeschlossen, von meinen Großvater fehlt jede Spur. Ein Hinweis auf Kriegsgefangenschaft liege nicht vor, sodass er Ende August vermutlich gefallen sei.

Die Auskunft der "Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" vom 22.07.2008, siehe Anlage, lautet jedoch anders. Laut dieser war Dr. Willy Kielmann letztmalig mit einer Meldung vom 20. Juli 1944 als Angehöriger der Einheit Stammkompanie Grenadier-Ersatz-Bataillon 488 erfasst. Dieses Bataillon war laut https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/InfErsBat/InfErsBat488-R.htm zu dieser Zeit Teil der 407. Infanteriedivision.

Auf der Seite ist nichts über den Verbleib des GrenErsBat. 488 vermerkt, während bei anderen Einheiten, z.B. der vom DRK genannten Einheit GrenReg 672, deren Vernichtung explizit erwähnt wird: https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Grenadieregimenter/GR672.htm.

Ich habe mir auch das Buch von Hans Kissel "Die Katastrophe in Rumänien 1944" besorgt, habe darin aber nichts über die gesuchte Information gefunden. Weder die 407. ID noch das GrenErsBat. 488 habe ich dort gefunden.

Deswegen habe ich vor wenigen Tagen die Deutsche Dienststelle angeschrieben und nochmals um weitere Recherche und Auskunft über den militärischen Werdegang und frühere Truppenteile und ggf. Lazarettaufenthalte gebeten. Die Antwort wird allerdings erst zum Jahresende zu erwarten sein.

Von meiner 1999 verstorbenen Großmutter weiß ich, dass mein Großvater zuerst ab 1940 bei der Artillerie in Frankreich im Einsatz war und dann nach dem Verlust der 6. Armee in Stalingrad in die Ukraine abkommandiert wurde. Dort hatte er sich eine Malaria eingefangen und war - auf den Fotos von damals erkennbar ausgemergelt und abgemagert - 1943 auf Offiziersausbildung in Augsburg. In der Vermisstenbildliste Band CA, S. 239 steht allerdings Uffz.

Mein Großvater war VOR der Zuordnung zum GrenErsBat 488 im GrenReg 672, was sich aus seiner Feldpostnummer  27040B (z.B. Briefe aus 1943) ersehen lässt. Damit erscheint die Aussage des DRK mit dem 20.8.1944 auf einem nicht aktuellen Stand zu sein.

Ich habe selbst 1984 / 85 bei einem Panzerbatallion als Wehrpflichtiger gedient und kann mir nicht vorstellen, dass einzelne Soldaten oder Kompanien aus einem Ersatzregiment herausgelöst werden, zumal die Frontlinie bis zum 20.8.44 als stabil einzuschätzen war und die 376. Inf. Div damit bis dahin keine nennenswerte Verluste hatte und nicht aufzufüllen war. Die folgende Phase bis zur Einkesselung und Handlungsfähigkeit der 6. und großen Teilen der 8. Armee dauerte ja nur 3 bis 4 Tage, sodass es aus meiner Sicht auch unwahrscheinlich ist, dass einzelne Teile aus dem Ersatz-Batallion 488 in andere Truppenteile (z.B. zurück in die 376. ID) eingegliedert wurden. Oder schätze ich dies falsch ein?

Möglicherweise hat das DRK  seine Nachforschungen in einer falschen Einheit angestellt und deshalb nichts gefunden. Die vom DRK genannte "letzte eigene Nachricht vom 14. August 1944" kenne ich leider nicht. Möglicherweise ist diese ohne Feldpostnummer oder ohne Hinweis auf seinen Truppenteil.

Im Falle einer Zugehörigkeit zur 376. ID wären die Chancen, noch etwas über den Verbleib meines Großvaters zu erfahren, angesichts der chaotischen Zustände im Kessel und auf den Gefangenenmärschen gleich Null (vgl. https://infanteriedivisionen.de.tl/Die-Katastrophe-in-Rum.ae.nien.htm). Es gibt dort ca. 80.000 ungeklärte Schicksale. Sollten die sterblichen Überreste meines Großvaters in den Sümpfen des Pruth liegen, wäre seine Erkennungsmarke wahrscheinlich auch zur Unkenntlichkeit verrostet (Sümpfe haben saures Milieu).

Möglicherweise könnte dies bei einer Zugehörigkeit zum GrenErsBat. 488 anders sein und die Chance, den Verbleib zu klären, wäre größer.

Daher darf ich fragen, ob jemand etwas über den Einsatzort / das Schicksal des GrenErsBat. 488 oder zumindest der 407. Infanteriedivision im Zeitraum August 1944 mitteilen kann?

Oder waren die Soldaten des Ersatzbatallions auf mehrere andere Einheiten aufgeteilt? Evtl. war das GrenReg 672 schon länger mit Soldaten des GrenErsBat. 488 aufgefüllt, aber diese Ersatzsoldaten auf dem Papier weiterhin ihrer Stammkompanie zugehörig?

Liebe Dank für's Lesen und ggf. eure Unterstützung.

Willi
« Letzte Änderung: Do, 07. Juli 2022, 14:38 von kielmann »

Offline Ulla

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Hallo Willi,

entschuldige das ich erst heute mich melde.
Obwohl ich keine Spezi bei Truppenbewegungen bin hab ich den Eindruck das hier irgendwas nicht ganz stimmt.

Da die Auskünfte bereits lange Zeit zurück liegen, 1970 und 2008,  würde ich beim Volksbund Dt.Kriegsgräberfürsorge nachfragen. Ich weiß nicht ob da schon mal um Auskunft gebeten worden ist. Sie versprechen zwar nach einem gestellten Antrag bei Sachstandsveränderungen sich zu melden aber dies geschieht meist nicht.
In der Gräbersuche ist der Vermisste  unter Willy Kielmann zu finden.

Gibt es eine Feldpost-Nr., EKM oder andere relevante Daten?
« Letzte Änderung: So, 24. Juli 2022, 01:12 von Ulla »
Gruß Ulla

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Offline kielmann

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Hallo Ulla,

kein Problem, ich stelle hier keine Ansprüche, sondern bin um jede Unterstützung dankbar. Mit der Dt. Kriegsgräberfürsorge habe ich erst Kontakt gehabt wegen meines Großvaters, weil ich die betreffende Seite in der Gräbersuche aufgrund einer Linkänderung nicht mehr gefunden hatte. (https://www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online/detail/b5bca37b725a952f9f293def03551158) Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, dass neue Erkenntnisse auf der Webseite automatisch veröffentlicht würden. Ich werde dort eine Anfrage stellen. Danke für den Tip.

Auch ich bin der Meinung, dass bei/wegen den unterschiedlichen Angaben von Dt. Dienststelle und DRK ggf. etwas nicht stimmen könnte. Deshalb zielte meine Frage darauf ab, ob jemand weiß, welche Stammeinheit ein Soldat hat, der aus einem Ersatzbatallion kommend eine kämpfende Einheit auffüllt. Das könnte ggf. die unterschiedlichen Angaben von DRK und Dt. Dienststelle erklären.

Eine Feldpostnummer (27040B) von 1943 hatte ich genannt, eine andere habe ich nicht. Evtl. kommt da mehr vom Bundesarchiv.

Die Nummer der EKM findest du auf dem in meiner ersten Nachricht hochgeladenen Dokument der Deutschen Dienststelle.  (-710- Stammbattr.Art.Ers.Abt.7)

Liebe Grüße
Willi


Offline adrian

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Hallo Willi,
bin erst seit kurzem wieder hier. Es kann durchaus sein, dass es zur Zugehörigkeit von Wehrmachtsangehörigen unterschiedliche
Angaben gibt. Wenn beispielsweise die 376. ID im Kessel von Stalingrad soweit dezimiert war, sind Überlebende oder Reste der Div.
an andere daneben liegende Div. abgegeben worden. Außerdem wurden auch einige Kampfgruppen gebildet, die nicht immer nur
aus Angehörigen der eigenen Division/Regiment/Bataillon etc. stammten. Schau mal in die Lagekarten und suche nach den Nachbardivisionen.
Ich will auch mal schauen. Aber Stalingrad hat mit Bessarabien oder Rumänien wenig gemeinsam. Wenn er nach 1943 in der Ukraine war, ist er sicherlich als Genesener in eine andere Einheit gekommen, wenn die alte Division nicht neu aufgestellt war.
Dennoch viel Glück weiterhin bei Deiner Suche.
Gruß
Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

 


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