Gedenktafeln/-stätten, Soldatenfriedhöfe, Museen, Beratungsstellen, Personensuche > Gedenkstätten und Museen

Holocaust Memorial Museum Washington,DC/USA

(1/2) > >>

md11:
Hallo,
hier die Seite über das Holocaust Museum in Washington,DC .Leider nicht mal auf Deutsch.

http://http://www.ushmm.org/

Gruß
Josef

md11:
Hier dazu einen Artikel aus:Nürnberger Nachrichten vom 22.09.2007

Das Holocaust-Museum in Washington zeigt Privatfoto
Das Holocaust-Museum in Washington hat ein neu entdecktes Fotoalbum mit 116 Aufnahmen von SS-Offizieren im Vernichtungslager Auschwitz der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Museum erhielt die Fotos zu Beginn dieses Jahres von einem pensionierten Geheimdienstoffizier der US-Armee, der 1946 in einer Wohnung in Deutschland auf das Album stieß.

Die Fotos wurden zwischen Mai und Dezember 1944 aufgenommen. Sie zeigen Offiziere und Wachleute in entspannten Situationen, während zur gleichen Zeit zahllose Menschen in den Gaskammern getötet und ihre Leichen in Verbrennungsöfen geworfen wurden. „Auf den Fotos ist nichts Schreckliches zu sehen, noch nicht einmal ein Gefangener im Hintergrund", sagte die Leiterin der fotografischen Sammlung des Museums, Judith Cohen. „Und genau das macht sie so furchtbar."

Das Album mit Freizeit-Fotos gehörte Karl Höcker, Adjutant des letzten Lagerkommandanten Richard Baer.   

Bild:Erholung vom mörderischen Alltag in Auschwitz:Lachende Nazi-Offiziere und Helferinnen,in der Mitte Karl Höcker,von dem das Fotoalbum stammt.

Gruß
Josef

md11:
Hallo,
hab hier dazu einen Bericht gefunden über das Fotoalbum:"Die entspannte Freizeit der Massenmörder" bei Welt-Online.Man kann das Fotoalbum durchblättern.

http://http://www.welt.de/kultur/article1199238/Die_entspannte_Freizeit_der_Massenmoerder_.html

mfg
Josef

adrian:
Hallo Josef,

erstmal mein Glückwunsch, eine tolle Website. Da gibt es so unendlich viele Infos.
Bist ein echter Schatz und ich danke Dir sehr. Die  Gräueltaten vieler Kriegsverbrecher
dürfen einfach nicht vergessen werden, weil wir auch in Zukunft wachsam bleiben müssen.
Verbrechen sind eben zu verurteilen, egal, ob inzwischen über 60 Jahre ins Land gegangen sind.

Gruß Werner

md11:
Hier ein Bericht dazu aus:Der Spiegel vom 24.09.2007

Eine  Berghütte in den Beskiden im heute polnisch-tschechischen Grenzgebiet im Frühsommer und Sommer 1944. Die Fotos zeigen lachende Urlauber, die Blaubeeren naschen, andere singen zur Akkordeonbegleitung oder faulenzen in Liegestühlen. Die meisten tragen Uniformen, was belegt, dass es sich um Betriebsausflügler handelt. Vermutlich wurden den Männern und Frauen die Kurztrips genehmigt, weil sie seit Wochen besonderen Einsatz zeigten. Denn die Erholungssuchenden standen im Dienst der SS im Vernichtungslager Auschwitz, und dort lief zu der Zeit die größte einzelne Mordaktion des Holocaust: die Vernichtung von ungefähr 400000 ungarischen Juden.

Die Bilder von den Schergen auf Urlaub stammen von Karl-Friedrich Höcker aus Engershausen in Westfalen. Der damals 32jährige Adjutant des Lagerkommandanten klebte sie mit anderen Aufnahmen aus Auschwitz in ein privates Album. Dieses fiel nach dem Krieg einem amerikanischen Militär in die Hände, der es dem Washingtoner Holocaust Museum vermachte. Vergangene Woche hat das Museum die 116 Fotos veröffentlicht und damit weltweit für  Aufsehen gesorgt.

Denn neben Bildern von der Einweihung , eines SS-Hospitals oder dem Begräbnis gefallener SS-Offiziere finden sich erstmals  Aufnahmen aus dem sozialen Leben der  Täter von Auschwitz: SS-Leute sitzen auf ! Holzbänken und zischen ein Bierchen; Fotograf Höcker tollt mit einem Schäferhund;  SS-Helferinnen poussieren für die Kamera;

Lagerkommandant Richard Baer, sein Vorgänger Rudolf Höß, der wegen Menschen, experimenten berüchtigte Arzt Josef Mengele und Josef Kramer - im KZ Bergen-Belsen erhielt er den Spitznamen die „Bestie von Belsen" - plaudern miteinander.

Bislang war nur aus Zeugenaussagen von Überlebenden und aus Dokumenten bekannt, dass die SS-Führung in Auschwitz für sich und ihre Untergebenen das Leben abseits des Mordens möglichst angenehm zu gestalten suchte. Die jetzt veröffentlichten Bilder geben dieser abstrakten Erkenntnis eine verstörende Anschaulichkeit. Und sie richten die Aufmerksamkeit in neuer Weise auf die alte Frage, wie die Täter Normalität und Massenmord vereinbaren konnten.

Nach dem Krieg haben Wissenschaftler das Nebeneinander dieser scheinbar parallelen Welten mit kollektiver Bewusstseinsspaltung erklärt. Heute dominiert ein anderer Ansatz. Sybille Steinbacher, Autorin eines Standardwerks über Auschwitz, glaubt, beides sei vielmehr „eng miteinander verwoben" gewesen*. Der Spaß in der Freizeit und ein harmonisches Familienleben hätten den Tätern erst „die nötige psychische Stabilität" für das Morden gegeben.

Die von Hobbyfotograf Höcker abgelichtete Hütte im Sola-Tat, rund 30 Kilometer von Auschwitz entfernt, war denn auch nur eine von vielen Annehmlichkeiten für die zeitweise über 4000 Männer und ungefähr 200 Frauen im Dienst der SS in Auschwitz.Die Männer konnten über die Wochenenden Bräute,Ehefrauen und auch Kinder mit auf der Hütte bringen.

In der SS-Siedlung neben dem Lagerkomplex gab es ein Schwimmbad,ein Fußballstadion, eine Bibliothek. Alle paar Wochen traten Schauspieler oder Musiker aus Magdeburg, Dresden, Breslau auf. Das Programm bot „musikalische Köstlichkeiten aus Oper und Operette", „Lustige Varietes" oder „Goethe einst und jetzt".

Für die Familienangehörigen in der SSSiedlung wurde ebenfalls bestens gesorgt. Die Lebensmittelrationen waren höher als im sogenannten Altreich, Häftlinge mussten als Dienstboten schuften, Standortärzte kümmerten sich um die Lieben ihrer Kameraden. Auschwitz war schließlich derart begehrt, dass der Lagerkommandant den Zuzug einschränkte.

Höcker kam im Mai 1944 nach Auschwitz, vermutlich weil er über „Erfahrungen im Massenmord verfügte" (Steinbacher). Denn für die Vergasung der ungarischen Juden wurden „Experten" gebraucht, und der Obersturmführer hatte zuvor im Vernichtungslager Majdanek gedient.

Der Adjutant war vermutlich nicht der Einzige, der in Auschwitz fotografierte, doch bisher gab es nur Aufnahmen eines SS-Fotografen, die vielfach gedruckten Bilder von der Selektion ungarischer Juden.

Wahrscheinlich ließen andere SS-Leute  ihre Abzüge und Negative verschwinden, um eine Strafverfolgung zu erschweren. Albumbesitzer Höcker profitierte zunächst davon, dass den Alliierten kein Porträt von ihm vorlag. Diese wussten spätestens seit September 1945 von seinen Untaten. Doch als Briten ihn in der Nähe Rendsburgs gefangen nahmen, behauptete er, Wehrmachtsoldat zu sein, und kam damit durch. 1946 wurde Höcker als Kriegsgefangener entlassen.

Im gleichen Jahr gelangte das nun aufgetauchte Album in den Besitz jenes amerikanischen Oberstleutnants, der es dem Holocaust-Museum vermacht hat. Obwohl der Mann verstorben ist, gibt das Museum seine Identität nicht preis. Nach eigenen  Angaben hat er 1946 für den amerikanischen Militärgeheimdienst CIC gearbeitet ' und das Album in einer leerstehenden Wohnung in Frankfurt am Main gefunden.

Sollte das zutreffen, stellt sich die Frage, warum er die Fotosammlung nicht den für Strafverfolgung zuständigen Behörden der U. S. Army übergab. Wollte das CIC, welches im aufkommenden Kalten Krieg immer wieder mit SS-Schergen kooperiert hat, bestimmte Täter schützen? Oder ist der Umgang mit dem Album nur ein weiteres Beispiel für das zunehmende Desinteresse, mit dem die Alliierten die
Verfolgung von NS-Verbrechern betrieben? Höcker lebte jedenfalls jahrelang unbehelligt von alliierter und später deutscher Justiz unter seinem Namen in Engershausen. Erst als Ermittler Anfang der sechziger Jahre den Auschwitz-Prozess vorbereiteten, kamen sie ihm auf die Spur. Vor Gericht  behauptete Höcker, er habe nichts gewusst und geglaubt, „dass Häftlinge in Auschwitz grundsätzlich nicht getötet worden sind". Der SS-Offizier wurde trotzdem zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wegen Beihilfe zu „gemeinschaftlich begangenem  Mord" an mindestens 3000 Häftlingen, 1989 erhielt er für seine Taten in Majdanek  eine Haftstrafe von vier Jahren.

Von der Öffentlichkeit unbemerkt, starb  Karl-Friedrich Höcker 2000 im Alter von  88 Jahren; die nun aufgetauchten Bilder  werden dafür sorgen, dass sein Anteil am  Massenmord nicht vergessen wird.

mfg
Josef

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln