Autor Thema: Das Leben könnte gut sein  (Gelesen 1348 mal)

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Offline md11

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Das Leben könnte gut sein
« am: So, 16. November 2008, 10:23 »
Titel:Das Leben könnte gut sein
Herausgeber:Jan Erik Vold
Verlag:Deutsche Verlags-Anstalt,München
Erscheinungsdatum:2008
Seitenzahl:544
ISBN:13:9783421043726
Sonstiges:Die Tagebücher der in Auschwitz ermordeten Jüdin Ruth Maier

Die wachsende Angst um das eigene Leben ließ Ruth Maier am Sinn und Zweck ihres Tagebuchs zweifeln: „Wozu diese Blätter noch dienen können, weiß ich nicht", notierte sie im November 1941. Ein Jahr später wurde die Emigrantin von den Nazis aus Norwegen deportiert und in Auschwitz vergast.

Doch die Veröffentlichung ebendieser Tagebücher setzt ihr nun ein bemerkenswertes Denkmal. Eine Freundin, die norwegische Dichterin Gunvor Hofmo, hatte die Aufzeichnungen aufbewahrt. Ruth Maier erweist sich darin als kluge Zeitzeugin, die nicht nur den NS-Terror in ihrer Heimat Österreich präzise beobachtet, sondern auch das eigene Erwachsenwerden. „Ich will dieses Tagebuch ohne Sentimentalität führen", erklärt sie schon 1937, und diesem Vorsatz bleibt sie bis zum Ende treu.

1920 in Wien geboren, wächst das Mädchen in einer bürgerlich-jüdischen Familie auf. Erst die Diskriminierung macht aus ihr eine Sozialistin und Zionistin. Ruth wird Anfang 1939 nach Norwegen geschickt, um dort ihre Matura, ihr Abitur, abzulegen. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sie spät, zu spät erkennen wird. Monatelang ringt sie mit der Entscheidung, das Land zu verlassen („Ich weiß nicht, was besser ist: in Norwegen zu bleiben oder nach England zu fahren?"). Tatsächlich lässt sie ihr England-Visum verfallen, die Nazis besetzen Norwegen - und das Schicksal der jungen Frau ist besiegelt.

Das Bild des Holocaust wird in der Regel von den Berichten der Überlebenden bestimmt. Ruth Maiers Notate sind insofern eine Ausnahme und zeigen, dass die später Ermordeten nicht auf ihre Opferrolle reduziert werden dürfen; sie waren Individuen mit Hoffnungen und Ambitionen. Die Emigrantin will Malerin werden, schreibt Gedichte. Und sie verliebt sich in jene Gunvor Hofmo, die später ihre Tagebücher retten wird. Die naheliegende Frage, ob aus der Liaison mit Gunvor Hofmo ein lesbisches Liebesverhältnis geworden ist, lässt Ruth Maier allerdings unbeantwortet. Hier wahrt sie dem eigenen Tagebuch gegenüber eine besondere Diskretion: Ihr Verhältnis zu Gunvor sei ihr „zu heilig, als dass Worte daran rühren dürften".   
Quelle:Der Spiegel 2008

mfg
Josef
« Letzte Änderung: So, 16. November 2008, 10:28 von md11 »

 


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