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Titel: Haus der Gestapo
Beitrag von: Adjutant am Di, 11. März 2008, 13:59
Die Wiener Gestapo mit Sitz im ehemaligen Hotel Metropol am Morzinplatz war mit rund 900 Mitarbeitern die größte Gestapo-Dienststelle in Nazi-Deutschland. Tag für Tag wurden hier bis zu 500 Menschen zur Einvernahme vorgeladen oder nach erfolgter Verhaftung eingeliefert. Karl Ebner, der stellvertretende Leiter der Wiener Gestapo-Leitstelle, nannte das euphemistisch „Parteienverkehr“. Insgesamt dürften mindestens 50.000 Personen in die Mühlen von Wiens Gestapo geraten sein. Circa 12.000 Menschen sind in der vorliegenden Erkennungsdienstlichen Kartei der Wiener Gestapo erfasst; Fotos wurden angefertigt und auf „Photographierscheinen“ wurde die „Verbrecherklasse“ verzeichnet. Die von der Gestapo verhafteten Bürger wurden durch einen Hintereingang in der Salztorgasse direkt in den Keller verschafft, der als Gefängnis und Folterkammer diente. Durch physische und psychische Gewalt wurden hier - nicht selten mit Todesfolge - Geständnisse und Denunziationen erpresst. Bereits die erste große Verhaftungswelle im März und April 1938, die vor allem namhafte Antifaschisten und Juden zum Ziel hatte, wurde von der Gestapo im Hotel Metropol koordiniert, ebenso die folgenden Deportationstransporte in die Konzentrationslager. Die Wiener Leitstelle galt den Nazis als „erfolgreichste Gestapo-Zentrale des Reichs“.

Leiter der Gestapo in Wien war der bayrische Kriminalrat und spätere SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Franz Josef Huber, der schon in der Weimarer Republik bei der Kriminalpolizei in München tätig war. Huber gilt als einer der der NS-Hauptverbrecher in Österreich. Er wurde nach dem Krieg in der Bundesrepublik als "Minderbelasteter" eingestuft und mit 500 DM Geldbuße und einem Jahr Gefängnis bedingt in Freiheit entlassen. Er genoss den Schutz der amerikanischen Behörden, weil er sich rechtzeitig mit ihnen arrangierte. SS-Obersturmbannführer (1943) Dr. Karl Ebner, der stellvertretende Leiter der Gestapo-Leitstelle in Wien, der als Mitglied des Cartell-Verbandes in der ersten Republik und im Ständestaat in der Polizei seine Karriere begonnen hatte, verfolgte als Abteilungsleiter des Judenreferats (IV B) in Wien insbesondere Kommunistische Widerstandskämpfer und Juden rücksichtslos [4]. Ebner wurde 1948 vom Volksgerichthof zu 20 Jahren Kerker verurteilt und durch Bundespräsidenten Theodor Körner bereits 1953 begnadigt.

Am 12. März 1945 brannte das Gebäude nach Bombentreffern aus und wurde später abgerissen. 1968 wurde an der Stelle der ehemaligen Gestapo-Zentrale der Leopold Figl-Hof errichtet an dessen Vorderseite befindet sich ein Relief zur Erinnerung an die Opfer der Gestapo, an der Hinterseite ein Gedenkraum (Eingang Salztorgasse 6). An gleicher Adresse führte Simon Wiesenthal - der auch hier wohnte - sein Dokumentationszentrum. Vis a vis der Front des Sitzes der Gestapo-Zentrale steht heute ein Mahnmal, dass auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände den Opfern des Faschismus gewidmet wurde. Der Stein kommt aus dem Konzentrationslager Mauthausen. Die Deckplatte trägt die Inschrift "Niemals vergessen!"
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