Guten Abend Bernhard,
schön, wenn Du vorankommst.
Vielleicht magst Du uns ja bei Gelegenheit einiges zu den militärischen Aussagen aus den Briefen Deines Opas mitteilen.
Ich bin immer sehr an Beschreibungen aus erster Hand interessiert. In den Chroniken und Kriegstagebüchern findet man ja meist nur Aussagen auf den höheren Ebenen.
Ich würde mich sehr freuen und hoffe, daß ich nicht zu neugierig bin.
Herzliche Grüße Jürgen
Hallo Jürgen,
lange hat es gedauert, aber inzwischen konnte ich doch recht gut den Weg meines Großvaters vom 10.05.1940 (Gennep) bis zu seinem Tod am 30.05.1940 (Nieuport) rekonstruieren.
Vor allem Kopien der entsprechenden KTB haben mir sehr geholfen.
Ich bin noch immer dabei die 5cm Unterlagen durchzuarbeiten, die ich von meiner Mutter bekommen habe: Fotos, Urkunden, Gehaltszettel, Todesanzeigen, Zeitungsausschnitte, und Unmengen an Briefe. Und auch viele Angaben, die sich gehörig widersprechen.
Da es hier in dem Thread um den Angriff des IR481 am 10.04.40 auf die Peelstellung geht, ein Auszug aus einem der Briefe meines Großvaters an seine Frau vom 12.03.40 (!). Es handelt sich dabei um Einzelheiten zum Angriff auf die Brücke bei Gennep am 10.05.1940 durch die Vorausabteilung, der verst. 5./IR481. Aus militärischer Sicht sind die paar Sätze sicher kein Zugewinn, aber sie spiegeln eine interessante Einstellung wider.
"...Habe mich heute beim Regiment erkundigt - der Rgts-Kdr. will auf keinen Fall von Urlaub was hören. Ich selbst sehe es auch ein - es kann ja jeden Tag losgehen. Wir haben ja für die Marschbereitschaft nur einige Stunden Zeit. Meine Kompanie sitzt nun auf Rädern - eine herrliche Sache. Bekomme meine Aufträge nun vom Regiment - und die sind bestimmt schön und auch nicht sehr einfach. Werde also nun beim Einsatz als 'Vorausabteilung' mit Unterstellung von schweren Waffen (Panzer - schw. MG - Panzerabwehr) eingesetzt. Meinen Auftrag für kommende Dinge habe ich bereits in Händen. Liegen nun am westlichen Zipfel, direkt an der Grenze. Und wenn Du mal was von einer Maas-Überschreitung hörst, so kannst Du mit Bestimmtheit annehmen, dass die 5. die erste ist, die das Westufer erreicht hat. Dann geht es selbstverständlich mit meinem Verband rücksichtslos weiter - immer so allein auf weiter Flur. Das wird eine schöne Sache - bin mächtig stolz in das mir geschenkte Vertrauen. Werden es schon schaffen - und davon bin ich fest überzeugt. Habe diesen Brief einem mitgegeben um Dir ein bisschen mehr zu schreiben, als eigentlich erlaubt ist. Und ich bitte Dich, diese Zeilen nach Erhalt sofort zu verbrennen..."
Interessant, welche Details bereits fast zwei Monate vor Angriffsbeginn bekannt waren, oder?
Bernhard