Gedenktafeln/-stätten, Soldatenfriedhöfe, Museen, Beratungsstellen, Personensuche > Volksbund und Co.

Die Arbeit des Volksbundes

(1/1)

Ulla:
Folgender Artikel erschien 1999 aber der Inhalt ist weiterhin aktuell. (Stimme u.Weg)

Arbeit im Osten: Wettlauf mit der Zeit

In den ersten Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges werden alle Anfragen der Bundesregierung und des Volksbundes nach den Kriegsgräbern in der Sowjetunion und den meisten anderen Ostblockstaaten ignoriert oder abschlägig beschieden.
Bis in die 80er Jahre hinein heißt es in sowjetischen Stellungnahmen, daß auf dem Territorium der UdSSR nur einige kleinere Kriegsgefangenenfriedhöfe und keine Gräber aus den Kämpfen mehr vorhanden seien-dabei geht es allein dort um die Gräber von 2,2 Millionen Gefallenen und Kriegsgefangenen. In den Ländern des (damaligen) Ostblocks sind es rund drei Millionen deutsche Kriegsgräber!
Nach Gesprächen mit der sowjetischen Regierung werden in den 70er und 80er Jahren zunächst vier Kriegsgefangenen-friedhöfe zum Besuch  freigegeben. Nur Rumänien kommt dem Volksbund etwas entgehen. In Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei kann immerhin eine kleinere Anzahl von Gräbern durch Privatpersonen gegen Bezahlung gepflegt werden. Darüber hinausgehende Ansätze in der Tschechoslowakei werden nach dem "Prager Frühling" 1968 wieder erstickt.
Erst die Reformen unter Gorbatschow, der Zerfall der SU und des gesamten Ostblocks, die Demokratisierung und die politische Annäherung der Nachfolgestaaten an den Westen sowie die deutsche Wiedervereinigung ermöglichen es, die Frage der Kriegsgräber erneut -und diesmal mit Aussicht auf Erfolg - aufzuwerfen.

DURCHBRUCH

Der Kriegsgefangenenfriedhof in Riga, der heutigen lettischen Hauptstadt, ist 1991 die erste Anlage, die der Volksbund auszubauen und einweihen darf. Das deutsch-russische Kriegsgräberabkommen vom Dezember 1992 markiert den endgültigen Durchbruch; viele weitere Abkommen folgen. Die Öffnung der ehemals sowjetischen Archive mit hunderttausenden von Akten über deutsche Kriegsgefangene und Internierte ermöglicht die Klärung zahlreicher Schicksale.

SUCHE NACH GRÄBERN
Der Volksbund entsendet seine Mitarbeiter in alle Teile der ehemaligen Sowjetunion und die anderen mittel-und osteuropäischen Länder, um zunächst zu klären, ob die Gräber überhaupt noch gefunden werden können.
Dabei stellt sich heraus, daß tausende von Grablagen noch unangetastet sind. Mit Hilfe alter Unterlagen und der Zeitzeugen vor Ort können sie lokalisiert werden. Viele Friedhöfe sind aber in der Vergangenheit überbaut oder ausgeplündert worden, andere sind gar nicht mehr auffindbar. Zunehmend wird es zum Problem, daß Kriegsgräber erneut -häufig mit Hilfe moderner Technik- gesucht und gezielt ausgeraubt werden. Die Fundstücke werden zum Teil auf "Flohmärkten" an Sammler und Touristen verkauft. Die Identifizierung der Gefallenen, deren Gebeine achtlos verstreut werden, ist in solchen Fällen unmöglich.
Dem Volksbund bleibt in solchen Fällen nur noch ihre namenlose Bestattung.
Gleichzeitig sind die berechtigten Erwartungen der Angehörigen und der Kriegsteilnehmer hoch, daß die gefallenen oder in Gefangenschaft gestorbenen Soldaten endlich ein menschenwürdiges Grab bekommen. Viele von ihnen sind alt und möchten dies auf jeden Fall noch erleben. Auf der anderen Seite sind auch die Zeitzeugen in den betreffenden Ländern, die dem Volksbund noch die Grablagen zeigen können, schon sehr alt. Sehr erfreulich ist die Erfahrung, daß fast überall in der Bevölkerung der entsprechenden Länder das menschliche Anliegen des Volksbundes und der Angehörigen gut verstanden und unterstützt wird. Die Erwartungen sind auch dort hoch, das der Volksbund kommen und die Toten bergen und die Friedhöfe würdig ausbauen wird.






Das 2.Foto zeigt wie es ausschaut wenn die Gräber geplündert sind.

Navigation

[0] Themen-Index

Zur normalen Ansicht wechseln