Autor Thema: Eisernes Kreuz (EK) vor 1914  (Gelesen 90031 mal)

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #10 am: Do, 08. Oktober 2009, 00:01 »
Das Kreuz des Deutschen Ordens ist in all seinen verschiedenen Formen im Gebiete des ehemaligen Ordensstaates fast allgegenwärtig.Es fungierte als Hoheitszeichen an Häusern,Kirchen,auf Gräbern,auf alten Grenzsteinen ,auf fast jeglichen Besitztums des Ordens.Auch nach der Auflösung des Ordenstaates und der Umwandlung in das weltliche Herzogtum Preußen blieben die Spuren der ehemaligen Landesherren erhalten.Anfang des 19.Jahrhunderts besann man sich in Preußen wieder mehr auf die Geschichte des Landes und damit auch auf den vormaligen Landesherren,den Deutschen Orden.
König Friedrich Wilhelm der III.bestieg 1797 den preußischen Thron .Von Anfang seiner Regierung an wollte er Land und Untertanen kennenlernen.1802 besuchte er Ost-und Westpreußen.Auf dieser Reise begann er,sich für die Geschichte des Deutschen Ordens zu interessieren ,unter anderem auch für die ehemalige Residenz der Hochmeister,die Marienburg.Im folgenden Jahr sah er sich durch den Artikel des Studenten Max von Schenkendorf über die Zerstörung der Marienburg veranlaßt,mittels Kabinettsordre zu verfügen,daß "für die Erhaltung des Schlosses zu Marienburg,als eines so vorzüglichen Denkmals alter Baukunst,alle Sorge getragen werden solle.Nach der Niederlage gegen Napoleon bei Jena sah sich der König gezwungen,Berlin zu verlassen und seine Residenz in Königsberg zu nehmen,wo er vom 16.Jannuar 1808 bis zum 15.Dezember 1809 ,also beinahe zwei Jahre verweilte.Somit hatte er wiederum Gelegenheit,sich an Ort und Stelle mit der Geschichte des Deutschen Ordens auseinanderzusetzen.Veranlassungen dazu gaben ihm sicher auch Geschehnisse ,die sich außerhalb Preußens ereigneten .Nachdem der noch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation existierende Deutsche Orden 1801 und 1802 in den Friedensschlüssen von Luneville und Amiens sein gesammtes linksrheinisches Territorium verloren hatte,verfügte Napoleon am 24 August 1809 in Regensburg die völlige Aufhebung des Ordens und die Übereignung der Teritorien an die Rheinbundstaaten.Im Frieden von Wien vom 14.Oktober1809 erkannte Kaiser Franz I.von Österreich die Aufhebung des Ordens im Reichsbebiet an ,so daß der Orden lediglich in den Gebieten der Donaumonarchieunter den Herzogmeister Erzherzog Anton bestehen blieb ,jedoch auch hier ohne jedigliche Souveränität .Der österreichische Kaiser zeigte auch wenig Verlangen ,den Orden wenigstens in Österreich wieder in seine alten Rechte einzusetzen.Somit war der Geschichte eines der bedeutensten Ritterorden ein vorläufiger Schlußpunkt gesetzt worden .

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #11 am: Sa, 10. Oktober 2009, 19:47 »
Die seit 1801 einsetzende und immer stärker werdende Bedrängung des Ordens führte jedoch zu einer verstärkten Beschäftigung mit den kulturhistorischen Gegenstand,den der Orden verkörpert.So wurden 1806 durch Ernst Henning die Ordensstatuten und durch den Ordenskomtur Freiherr von Wal schon 1784-1790 eine Geschichte des Deutschen Ordens veröffentlicht.
Während seines Aufenthaltes in Königsberg hat König Friedrich Wilhelm III.vermutlich beide Werke kennengelernt und sich mit ihnen befaßt.Auch von der Auglösung des Deutschen Ordens dürfte es hier erfahren haben.Nach seiner Rückkehr nach Berlin hatte sich der König schon im Sommer 1811 mit der Stiftung eines neuen Ehrenzeichens beschäftigt.Er dachte dabei an ein "Kreuz von Medailleband in den preußischen Farben und des Deutschen Ordens".
1813 gab er seinen Vorstellungen aus dem Jahre 1811 mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes reale Gestalt.
Der dritte Entwurf Schinkels läßt die Ähnlichkeit des Eisernen Kreuzes mit dem Ordenskreuz des Deutschen Ordens,wie es die Ordensritter damals trugen
deutlich hervortreten.Jedoch ist weder im Schriftwechsel,noch in der Stiftungsurkunde vom 10.März 1813,noch in sonst einer Akte oder Ausführungsbestimmung etwas von einem Bezug zu den Insignien des Deutschen Ordens zu lesen .Doch das Aussehen des Eisernen Kreuzes läßt den
unabweisbaren Schluß zu,Daß der König direkt vom Ordenskreuz des Deutschen Ordens inspiriert war.Welche Gedanken beim König eine Rolle gespielt haben könnten,läßt sich heute nur mutmaßen.Inwieweit er von der Idee eines "Kreuzzuges" gegen die Franzosen beseelt war,ob überhaupt,ist nirgendwo festgehalten oder bezeugt.


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #12 am: So, 11. Oktober 2009, 19:50 »
Zwar spielte die Kreuzigungsidee eine gewisse Rolle in den Befreiungskriegen ,dies jedoch vor allem in Rußland.Hier erklärte sich der Zar Alexander selbst zum Wortführer und Verfechter einer Kreuzigungsidee.Der heilige Synod,das oberste Gremium der russischen Kirche,unterstützte den Zaren durch die Verkündigung eines Edikts,in dem u.a. heißt: " Der herrschsüchtige,unersättliche,keine Eide achtende,keine Altäre ehrende Feind .............trachtet nach unserer Freiheit......streckt die räuberische Hand schon von fern her aus nach der Pracht und dem Schmucke der Tempel Gottes".Dieser Satz verdeutlicht,was die Russen in den Franzosen sahen: wortbrecherische,religionslose Barbaren,die auch vor dem Heiligen nicht zurückschrecken.Die Kirche unterstützte den Kampf gegen den Feind nicht nur mit Worten,sondern half tatkräftig mit bei der Aufstellung von Landwehrbataillionen mit.Dieser volle Einsatz aller gemeinsamen Kräfte führte unter großen Opfern schlieslich zum Sieg,ein Sieg,der ja nicht wie bei den mittelalterlichen Kreuzzügen der gewaltsam Bekehrung eines Ungläubigen diente,sondern der Verteidigung des eigenen Glaubens .
In Preußen war jedoch zunächst nichts vom Aufkommen einer Kreuzzugsidee zu spühren.Das mag zum Teil an der protestantisch geprägten Nüchternheit und Sachlichkeit liegen.Jedoch wurde der Kreuzzugsidee ein neuer Inhalt gegeben,vor allem durch die Prägung des Wahlspruchs: "Mit Gott für König und Vaterland",durch den der Untertan als Bürger in erweiterte Rechte und Pflichten eingesetzt wurde.Dies geschah insbesondere durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht .Die Kreuzzugsidee in Preußen fand ihren Zielpunkt in der Stiftung des Eisernen Kreuzes,das gemäß des Stifterwillens an alle preußischen Bürger gleichermaßen verliehen werden konnte.
Ob König Friedrich Willhelm III.bei der Stiftung des Eisernen Kreuzes die Idee einer Art ideellen Kontinuität des eben aufgelösten Deutschen Ordens hatte,ob er dem alten Ordenskreuz einen neuen,zeitgemäßen Sinn geben wollte-in Anlehnung an die ehemalige Größe des Ordens - dies alles kann nur angenommen werden.Schriftlich überliefert ist ist kein derartiger Bezug.Ein Motiv dafür könnte sein , daß man diplomatische Komplikationen mit Österreich befürchtete , wo der Deutsche Orden ja weiterbestand .
Dennoch ist einigen damaligen Zeitgenossen die Beziehung zwischen dem Eisernen Kreuz und dem Deutschen Orden aufgefallen.Einer von ihnen war Max von Schenkendorf,eben jener Student , der den König zu Rettung der Marienburg veranlaßte.Er verfaßte im Jahre 1813 ein Gedicht mit dem Titel "Das Eisernes Kreuz".In diesem Gedicht wird deutlich und ausdrucksvoll der Bezug zwischen dem Deutschen Orden und dem Eisernen Kreuz hergestellt.Dem König wird das Verdienst zugesprochen , das Ordenskreuz aus der Vergessenheit der Geschichte hervorgeholt und ihm eine neue Bedeutung gegeben zu haben.Nunmehr sei es aus Eisen,weil nur Eisen von "des Bösen Übermut"befreien kann.Das Gedicht schließt mit dem Vers:


                                                           " Um die kühnen Heldengeister
                                                            Schlingt sich dieses Ordensband,
                                                           Und der König ist sein Meister,
                                                             Der das alte Zeichen fand."


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #13 am: Di, 13. Oktober 2009, 20:58 »
Das Eiserne Kreuz 1813

Die Urkunde über die Stiftung des Eisernen Kreuzes datier vom 10.3.1813,dem Geburtstag der Königin Luise.Von Breslau aus wies König Friedrich der III.
die General-Ordens-Kommision zur Durchführung an.Das Dokument selbst umreißt Zweck,Verleihungsdauer,Klasseneinteilung und Voraussetzungen für den Erwerb:
  " Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen,
In der jetzigen Katastrophe,von welcher für das Vaterland Alles abhängt,verdient der kräftige Sinn ,der die Nation so hoch erhebt,durch ganz eigentümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden.Daß die Standhaftigkeit,mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Uebel einer eisernen Zeit ertrug,nicht zur Kleinmütigkeit herabsank,bewährt der hohe Muth,welcher jetzt jede Brust belebt,und welcher nur auf Religion und Vaterland sich stützend ausharren konnte.Wir haben daher beschlossen,das Verdienst,welches in dem jetzt ausbrechenden Kriege entweder im wirklichen Kampf mit dem Feinde,oder außerdem,im Felde oder daheim,jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um Freiheit und Selbstständigkeit erworben wird,besonders auszeichnen und diese eigenthümliche >Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen.
Demgemäß verordnen Wir wie folget:
1.
Die nur für diesen Krieg bestehende Auszeichnung des Verdienstes Unserer Unterthanenum um das Vaterland ist :
das Eiserne Kreuz
von zwei Klassen und einem Großkreuz.
2.
Beide Klassen haben ein ganz gleiches in Silber gefaßtes Kreuz von Gußeisen,die vordere Seite ohne Inschrift,die Kehrseite zu oberst,Unseren Namenszug FW.mit der Krone,in der Mitte drei Eichenblätter und unten die Jahreszahl 1813 und beide Klassen werden an einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung ,wenn das Verdienst im Kampf mit dem Feinde erworben ist,und an einem weißen Bande mit schwarzer Einfassung,wenn dies nicht der Fall ist,im Knopfloch getragen;die erste Klasse hat  neben dieser Dekoration noch ein Kreuz von schwarzem Bande mit weißer Einfassung auf der linken Brust;und das Großkreuz,noch einmal so groß als das der beiden Klassen,wird an dem schwarzen Bande mit weißer Einfassung um den Hals getragen.
3.
Die Militair-Ehrenzeichen erster und zweiter Klasse werden während der Dauer dieses Krieges nicht ausgegeben,auch wird die Erttheilung des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse und dritter Klasse,sowie des Ordens pour le merite,bis auf einige einzelne Fälle ,in der Regel suspendirt.Das Eiserne Kreuz ersetzt diese Orden und Ehrenzeichen und wird durchgängig von Höheren und Geringeren auf gleiche Weise in den angeordneten zwei Klassen getragen.Der Orden pour le merite wird in außerordentlichen Fällen mit drei goldenen Eichenblättern am Ring ertheilt.

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #14 am: Do, 15. Oktober 2009, 20:27 »
4.
Die zweite Klasse des Eisernen Kreuzes soll durchgängig zuerst verliehen werden;die erste kann nicht anders erfolgen,als wenn die zweite schon erworben war.
5.
Daraus folgt,daß auch diejenigen,welche Orden oder Ehrenzeichen schon besitzen,und sich in diesem Kriege auszeichnen,zunächst nur das Eiserne Kreuz zweiter Klasse erhalten können.
6.
Das Großkreuz kann ausschlieslich nur für eine gewonnene entscheidende Schlacht,nach welcher der Feind seine Position verlassen muß,desgleichen für wegnahme einer bedeutenden Festung , oder für die anhaltende Vertheidigung einer Festung,die nicht in feindliche Hände fällt,der Commandierende erhalten.
7.
Dies jetzt schon vorhandenen Orden und Ehrenzeichen werden mit dem Eisernen Kreuzen zusammen getragen .
8.
Alle Vorzüge,welche bisher mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster und zweiter Klasse verbunden waren,gehen auf das Eiserne Kreuz über.Der Soldat,der jetzt schon das Ehrenzeichen zweiter Klasse besitzt,kann bei anderweiter Auszeichnung nur zuerst das Eiserne Kreuz nur zuerst das Eiserne Kreuz der zweiten Klasse erhalten;jedoch erhält er mit demselben zugleich die mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster Klasse verbundene monatliche Zulage,die aber fernerhin nicht vermehrt werden kann.
9.
In Rücksicht der Art des verwirkten Verlusts dieser Außzeichnung hat es bei den in Ansehen Unserer übrigen Orden und Ehrenzeichen gegebenen Vorschriften sein Bewenden.
Urkundlich unter Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unterschrift und beigedruckten Königlichen Insiegel.
Gegeben Breslau,den 10.März 1813
               (L.S.)Friedrich Wilhelm."

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #15 am: So, 18. Oktober 2009, 18:33 »
Einzelne Bestimmungen der Stiftung erweisen sich als ebenso glücklich wie geschickt.Erstens; die Auszeichnung ist auf die Dauer des damaligen "Rettungs"-krieges begrenzt,alle anderen Orden und Ehrenzeichen sind solange ausgesetzt.Zweitens,und noch einschneidender ist,daß der einfache Soldat die gleiche Dekoration erwerben kann wie der General,denn die Voraussetzungen waren für alle gleich.
Die Gleichstellung aller Kämpfer (und beim Eisernen Kreuz am Nichtkämpferband die der höchsten Staatsbeamten mit dem einfachen Bürger) bedeutete für Preußen eine nie gekannte Ordensdemokratie.Es ist nicht ohne Ironie,daß das Ehrenzeichen ,als eine sehr wirksam gegen Napoleon gerichtete Maßnahme,indirekt vom ihm beeinflußt war.Die 1802 vom damaligen Ersten Konsul gestiftete Ehrenlegion gründete sich auf ähnliche Prinzipien,die Vorbildwirkung gehabt haben durfte.Die Aussetzung aller anderen Orden für die Dauer des Befreiungskrieges war in der Vorbereitungsphase des Eisernen Kreuzes durchaus umstritten.In dem undatierten (jedoch nicht vor dem 27.2.1813 verfaßten) Promemoria des Geheimen Kabinett-Rats Albrecht wird vorgeschlagen ,das Eiserne Kreuz beider Klassen an Stelle der goldenen und silbernen Verdienstmedaillie sowie des Allgemeinen Ehrenzeichens 1. und 2. Klasse einzusetzen .Für Verdienste,die nicht vor dem Feind erworben wurden,sollte das Eiserne Kreuz am Band des Rote Adler -Ordens 3.Klasse getragen werden.Weiterhin war daran gedacht,die Eigenständigkeit des Eisernen Kreuzes durch Parallelverleihungen in Grenzen zu halten:
" Das eiserne Kreuz zweyter Klasse wird mit jedem Orden der in dieser Kriegsperiode durch Verdienst erworben wird,zugleich verliehen,zum Zeichen daß der Orden durch Verdienst in dieser Kriegszeit erlangt ist.Bey Verleihungen des Schwarzen-Adler Ordens und des rothen Adler-Ordens erster und zweyter Klasse,desgleichen bey Verleihungen des Militär-Verdienst-Ordens empfängt der Ernnante das eiserne Kreuz der zweyten Klasse zum  Tragen im Knopfloch und bey Verleihung des rothen Adler-Ordens 3ter Klasse wird dem weißen Kreuz ein ganz kleines eisernes angehängt."
Das herkömmliche Standesdenken ,d.h. generelle Unterschiede Offizieren , Unteroffizieren, und Gemeinen zu machen,drückt folgenden Abschnitt aus:
" Der Offizier,welcher sich in diesem Kriege den Verdienst-Orden erwirbt,erhält mit der Verleihung desselben das eiserne Kreuz zweyter Klasse im Knopfloch an dem schwarzen Bande mit weißer Einfassung.Wer zum Ritter des rothen Adler-Ordens 3ter Klasse in dieser Kriegsperiode ernannt wird,empfängt nach der obigen Bestimmung das Ordens-Kreuz mit dem angehängten kleinen eisernen Kreuze."

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #16 am: Mo, 16. November 2009, 23:49 »
Die Gleichstellung verlangte eine neue Denkweise.So sieht sich der König in Punkt 6 seines Entwurfs genötigt,eine Erklärung abzugeben.Er nimmt eine qualitative Bewertung der Verdienste vor,die nach außen hin mit dem gleichen Eisernen Kreuz gewürdigt werden.Eindeutig handelt es sich dabei um eine Besänftigung höherer militärischer Chargen:
 " Der Soldat mit dem General ganz gleich;da jedermann doch weiß,wenn er den General und den Soldaten mit derselben Decoration erblickt,daß der General sich dieser Decoration durch Verdienst in seiner Wirksamkeit,der Soldat aber nur in seiner beschränkten Sphäre erworben haben kann,und ebenso im Civil.Auch wenn der Soldat das Kreuz der ersten Klasse und der General das der zweyten hat; so weiß doch jedermann,daß dies nichts weiter andeuten soll,als;der Soldat hat sich durch persönliche außerordentliche Tapferkeit mindestens zweymal ausgezeichnet,der General durch sein Commando und dessen Erfolg nur einmal,der eine in dem sehr kleinen Wirkungskreises eines Soldaten, der andere in dem sehr großen eines Generals;und Niemand wird ,auch in diesem Falle nicht,bestreiten wollen,daß die Verdienste des Generals,der nur ein Kreuz der zweyten Klasse hat,um den Staat viel größer sind,als die Verdienste des Soldaten,dem das Kreuz der ersten Klasse zu Theil geworden ist ".

                                                              Ein Kreuz nimmt Gestalt an

Den frühesten Entwurf für das Eiserne Kreuz enthält ein Schreiben des Kriegsrats Einsiedel vom 27.2.1813 an den Geheimen Kabinett-Rat Albrecht.Dieser Brief ist warscheinlich Teil eines nicht mehr vorhandenen umfangreicheren Schriftwechsels.Neben einer Zeichnung enthielt das Schreiben ein ungenaues Wachsmodell.Auf die spätere Ausführung in Zinn,als Grundlage für einen Abguß in Eisen,wird ausdrücklich verwiesen.Ob die laienhafte Zeichnung von Einsiedel selbst stammt,oder von ihm lediglich in Auftrag gegeben wurde,ist nicht mehr nachzuvollziehen.Auffällig gegenüber der unrichtigen Wiedergabe in Luis Schneiders Standartwerk " Das Buch vom Eisernen Kreuze" sind die Abweichungen bei den Eichenlaubzweigen sowie die tiefer geschwungene Ausformung zwischen den Kreuzarmen.Fragwürdig ist,was die Chiffre "FRF" soll,wo es doch nur "FWR" (Friedericus Wilhelmus Rex) heißen kann .Friedrich Willhelm III.lehnte diesen ersten Entwurf ab und fertigte selbst eine Skizze an.Die ist zwar verschollen,jedoch durch das Schreiben des Geheimen Kabinett Rats Albrecht an den Kngl.Geheimen Ober-Bauassessor Karl Friedrich Schinkel vom 13.3.1813 (abgesant am 14.3.) aus Berlin hinreichend beschrieben und belegt:


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #17 am: Do, 03. Dezember 2009, 08:06 »
" Se.Königl.Maj.haben beschlossen,für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen.Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz von Gußeisen bestehen,und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben,die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit Krone,in der Mitte drey Eichenblätter,unten die Jahreszahl  enthalten.Se.Maj.haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen,und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.
1.von der Vorderseite des eisernen Kreuzes,welches mit Tinte abgezeichnet ist,
2.von der Kehrseite desselben,welche Ew.Wohlgeb.rüchwärts mit Bleystift angegeben finden,und
3.u.4. die nemlichen Zeichnungen noch einmal so groß , wie die angegebene Skizzen von Bleystift,welche das Blatt enthält,kommt es nicht an.
Se.Maj.überlassen es Ew.Wohlgeb.Beurtheilung,ob der weiße Rand,den die silberne Fassung um das eiserne Kreuz bildet,so wie angegeben ist ,breit genug ,oder ob es nach dem Verhältniß der Größe des Kreuzes angenessen,oder für das Auge gefälliger sey,ihn etwas breiter zu machen."
 Schinkel lieferte bereits am 21.3.1813 eine Federzeichnung , die sich im Schinkelmuseum der Technischen Hochschule Berlin befand und 1914 erstmals veröffentlicht wurde. Der Baumeister läßt sich in seinem Antwortschreiben vor allem über Probleme der Vergrößerung vom normalen Eisernen Kreuz zum Großkreuz aus.Schinkel wendet den Pythagoreischen Lehrsatz an Friedrich Willhelm III.wollte daß Großkreuz "........noch einmal so groß" .Das bedeutete aber den vierfachen Flächeninhalt .Schinkel reduzierte den Flächeninhalt auf das Doppelte.Wunschgemäß fertigte er auch noch eine Zeichnung an,wie der König  sich das Großkreuz gewünscht hat,sie ist jedoch nicht erhalten geblieben.Die bei Louis Schneider abgebildete Schinkelzeichnung des Großkreuzes ist offensichtlich unrichtig,da sie bereits die innere Zierleiste zeigt,die Schinkel keineswegs gewollt hat.Einen eindeutigeren Beleg Bildet Prof.Max Gg.Zimmermann "Das Eiserne Kreuz-Original-Abdruck der Akten und Zeichnungen" ab .Ihm standen die Unterlagen des Geheimen Kabinetts Seiner Majestät des Kaisers für die Zivil-Angelegenheiten zur Verfügung.


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #18 am: Do, 03. Dezember 2009, 18:02 »
Über den Auftrag hinaus machte sich Schinkel Gedanken über die Befestigungg des Eisernen Kreuzes und legte einen Entwurf ,in seinem Brief vom 20.3.1813 "Zeichnung Nr.4 " genannt,mit drei Ösen zum Annähen des Bandes bei.Der Vorschlag wurde abgelehnt,vor allem wegen der aufwendigen Näharbeit.Wie recht Schinkel mit seinen Befürchtigungen hatte,bewies der Verlust zahlreicher Exemplare, insbesondere bei Kämpfen,da die Befestigung an nur einer schwachen Öse mit Bandring unzureichend war.Der vergleich zwischen Schinkels erstem Entwurf und der tatsächlichen Ausführung ergibt einige kleine Abänderungen.Die Enden der Kreuzarme sind verbreitert,das Kreuz insgesamt stärker geschweift.Die silberne Einfassung ist deutlich breiter und nach innen mit einer Zierleiste abgeschlossen.Die streng klassizistische Form Schinkels wurde dadurch maßgeblich abgeschwächt.
Band und Bandkreuz

Die Stiftungsurkunde und die darauffolgende Entwurfsarbeiten Schinkels legten das Eiserne Kreuz 2.Klasse als Dekoration aus Metall eindeutig fest.Für das Band jedoch fehlten gegenüber der Generals-Ordens-Kommision eindeutige Anweisungen.So schrieb deren Präses,Generallietnant von Diericke am 18.3.1813 an den Geheimen Kabinett-Rat Albrecht:
 "1) Ob die erste und die zweite Klasse des Eisernen Kreuzes,wenn sie im Kampfe mit dem Feinde erworben sind,an demselben Bande als das Militair-Ehrenzeichen getragen werden sollen?
 2) Ob das mit der ersten Klasse auf der Brust zu tragende Kreuz von der Form und dem Bande,wie die beibehende Probe sein soll ?
 3) Ob ein Kreuz von gleicher Gestalt und Größe auch mit dem Großkreuz zusammengetragen wird?
 4) Ob das Band zum Großkreuze von der Breite und Beschaffenheit sein darf, wie das Band des Verdienst-Ordens,nur mit dem Unterschiede,daß es statt der silbernen eine seidene Einfassung bekommt."
Die Antwort vom 9.4.1813 lautete:
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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #19 am: Fr, 04. Dezember 2009, 19:24 »
"1) daß das Eiserne Kreuz an dem schwarzen seidenen Bande mit weißem seidenen Rande im Knopfloch getragen werden soll;

2) daß aber das auf der Brust zu tragende Kreuz vom Band,welches die erste Klasse des Eisernen Kreuzes von der zweiten unterscheidet,nicht von diesem Bande,sondern so gemacht werden soll,wie solches die vierte von Sr.Majestät entworfene Zeichnung,welche ich ,unter Zurückerbittung,Ew.Excellenz bereits mitgetheilt habe,vorschreibt;

3) daß das eben bemerkte Kreuz von Band,von gleicher Gestalt und Größe,mit dem Großkreuze zusammengetragen und

4) daß Großkreuz an einem etwas breiteren Bande als der Verdienst-Orden , und zwar mit weiß-seidenen Streifen am Rande sein soll."


Die 1.Klasse sollte also aus Stoff bestehen.Das entspricht dem Selbstverständnis der damaligen Zeit,die meisten höheren Dekorationen (Ordenssterne) wurden in gestickter Form ,z.T. mit metallenen Medaillions und zusätzen wie Schwerter , Eichenlaub, Jahreszahlen etc.,auf der Uniform getragen.Durch die gestickte Form war die Auszeichnung untrennbar mit dem Träger verbunden,was zweifellos eine symbolische Rolle gespielt haben dürfte.

Im ehemaligen Zeughaus zu Berlin befand sich ein Stoffkreuz,zugeschnitten aus samtartigen Seidenstoff mit silbernem metallenen Rand.Auch von Hessenthal/Schreiber geben diese Form an: " Es ist 40 mm groß und hat um den samtartigen schwarzen Stoffbezug eine silberne,nach innen zu erhöhte und schraffierte Umrahmung .Als Unterlage dient eine feste Pappe von etwa 0.75 mm Dicke,womit die Stoffunterlage mittels schwarzen Seidenfadens vernäht ist.Jeder Schenkel zeigt rückseitig zwei im rechten Winkel angelötete Ösen."
Bleibt die Frage offen, wie man auf Samt und Pappe Ösen anlötet? Bei einer versuchten Rekonstruktion könnten die Ösen jedoch aus der metallenen silbernen  Einfassung (Draht) bestanden haben ,die bei der gesammten Einfassung mitgedreht wurden.


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