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Letzte Briefe aus Stalingrad

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Ulla:
Das Führerhauptquartier ordnete an, Feldpostbriefe aus Stalingrad einzuziehen um einen Einblick in der Stimmung der Truppe dort zu erhalten.
Als die letzte Maschine (Januar 1943) aus dem Kessel landete wurden 7 Postsäcke beschlagnahmt und die Briefe geöffnet. Es wurden die Adressen und Absender entfernt,sortiert nach Inhalt und gebündelt dem Oberkommando der Wehrmacht übergeben. Danach wurde eine Statistik verfasst nach "Stimmung". Beeindruckend ist das etwa 2,1% positiv zur Kriegsführung standen und etwa 57 % als ungläubig, ablehnend  die Lage einschätzten.
Es war geplant, die Unterlagen in einem großen Dokumentenwerk zusammenzufassen um über die Schlacht an der Wolga zu berichten. Jedoch war der Inhalt der Briefe so niederschmetternd das der Propagandaminister entschied: "Untragbar für das deutsche Volk".
Die authentischen Abschriften gelangten in das Heeresarchiv Potsdam und wurden dort wenige Tage vor der Einnahme Berlins sichergestellt.
Anmerkung:
Ich hab einige Briefe davon gelesen, sie sind grauenvoll.
Es sind Briefe, voller Hoffnung, voller Liebe und die Sehnsucht nach Hause.
Es sind Briefe, die wie Abschiedsbriefe klingen weil man ahnt was kommen wird.
Es sind Briefe, wo Menschen sich trennen weil man mit der Situation des Krieges nicht klar kommt.
Es sind Briefe, voller Verzweiflung.
Was mich so berührt an der Sache, ist die Tatsache das viele in der Heimat auf diese Post vergeblich gewartet haben. Es wird für viele der letzte Brief gewesen sein.

Ulla


six.darkness:
hallo Ulla,

ist es möglich diese briefe zu lesen,hast du kopien davon?

dank und gruss

Roman

p.s was neues von der Trabbifront?-g-

Ulla:
Die Briefe müßte ich alle abschreiben.

Hast PN.

Gruß Ulla

zirkulon:
Hallo Ulla,
gibt es eine Möglichkeit an diese Post heran zu kommen.
Hätte gerne weitere dieser Briefe hier im Forum veröffentlicht.

Gruß
Michael

md11:
Die Feldpost in Stalingrad

Im Sommer und Herbst 1942 wurde mit dem Vorstoß der deutschen Armee in den Südosten der Sowjetunion die Versorgung mit Nachschub immer schwieriger. Auch die Laufzeiten der Feldpost wurden länger. So wurde der Versand von Päckchen von der Heimat zur Front vorübergehend gesperrt und dann über Zulassungsmarken  gesteuert.  Seit April 1942 hatte zusätzlich zu den herkömmlichen Transportmitteln Bahn und Kraftwagen auch der regelmäßige Luftfeldpostdienst seine Arbeit aufgenommen - nur so konnte die Masse der gewöhnlichen Brief- und Nachrichtensendungen über die weiten Entfernungen zugestellt  werden.

Seit der Einschließung der 6. Armee am 22. November 1942 war eine Versorgung auf dem Landweg nicht mehr möglich; die gesamte Versorgung von 300.000 Menschen hing nun vom Lufttransport ab. Schon in den ersten Dezembertagen wurde aber klar, daß die notwendigen täglichen Mengen von mindestens 500 Tonnen Gütern aller Art nie eingeflogen werden konnten. Auch wenn der Nachschub in die Nähe von Stalingrad gelangte, so fehlten doch die Flugzeuge, um solche Mengen weiterzutransportieren. Der einzige für Tag- und Nachtflug ausgebaute Flugplatz Pitomnik war seit 24. November bereits Ziel von sowjetischen Angriffen, und so konnten z. B. an einem Tag wie dem 29. November nur 42 statt der anvisierten 400 Tonnen eingeflogen werden.

Dabei verschärfte sich die Lage für die Soldaten noch einmal dadurch, daß die Priorität dem Nachschub an Munition und Betriebsstoff galt, erst dann kam die Verpflegung. Briefpost konnte nur unregelmäßig als Beiladung in Transportflugzeugen eingeflogen werden . Nach der Einschließung der 6. Armee wurde erst am2. Dezember »Feldpost in geringen Mengen zugeflogen« und ab 6. Dezember auch wieder Feldpost aus Stalingrad ausgeflogen. Die Paketbeförderung dagegen wurde vom ersten Tag der Einschließung an sofort eingestellt. Von einer regelmäßigen Verbindung in die Heimat konnte keine Rede mehr sein.

FoIgt man dem Rechenschaftsbericht des Heeresfeldpostmeisters Ziegler , so wurden im Dezember 1942 noch ca. 73 Tonnen Post ein- und ca. 15 Tonnen ausgeflogen. Für den Januar 1943 sanken die transportierten Mengen auf ca. 16 bzw. 7 Tonnen für Ein- und Ausflug. Insgesamt schätzte Ziegler damit das Postaufkommen während der Belagerung auf immerhin 6,7 Millionen Einzelsendungen von der Heimat an die Front und auf 2,9 Millionen Sendungen von der Front in die Heimat.

Die Zahl der nicht zustellbaren Feldpostpakete und Weihnachtspäckchen ätzte Ziegler auf 2 Millionen. Sie wurden bei der Feldpostleitstelle 547 des Armeepostmeisters 6 in Awdejewka und in Berditschew im Freien gestapelt  und »nach dem Ausgang der Belagerung« dann andernorts in Lazaretten verteilt, »um den Verderb des Inhalts nach Möglichkeit zu verhindern.  Nach Verlust des Flughafens Pitomnik am 16. Januar 1943 konnte Post fast nur noch von Flugzeugen abgeworfen werden und gelangte allenfalls in ganz geringen Mengen aus dem Kessel nach außen.



„...die unanbringlichen Päckchen“
Der Schwerpunkt des militärischen Geschehens lag im Jahre 1943 weiterhin im Osten. Mit dem Heldenkampf der 6. Armee begann das harte Jahr. Bereits im Dezember 1942 war es unmöglich geworden, der in Stalingrad eingeschlossenen Armee Feldpost auf dem Landweg zuzuführen. Während die Nachrichtenpost in den Kessel eingeflogen werden konnte, mußte die Päckchenpost - darunter der größte Teil der Weihnachtssendungen - gestapelt werden, da der Transportraum der Flugzeuge ihre Beförderung nicht zuließ. Bis zum 27Januar konnten die Kämpfer in Stalingrad auf dem Luftweg mit Nachrichtenpost versorgt werden. Am 3. Februar 1943 fiel die Festung. Große Mengen im Frontbereich gestapelter Feldpostpäckchen und die noch eingehenden, bereits auf dem Transport befindlichen Briefsendungen für die in Stalingrad verbliebenen Angehörigen der 6. Armee wurden damit unanbringlich. Für Teile von Einheiten, Urlauber und Kommandierte, die dem harten Schicksal entgangen waren, wurden aus diesen Postmengen die für sie bestimmten Sendungen herausgesucht. Die danach noch vorhandene Briefpost wurde den Absendern zurückgesandt. Für die Päckchen war dies wegen Überlastung der Transportmittel durch die Absetzbewegungen und die damit verbundene Abbeförderung kriegswichtigen Räumungsgutes leider nicht möglich. Befehlsgemäß wurden die unanbringlichen Päckchen an die nächstgelegenen Lazarette und schließlich auch an die kämpfende Truppe zur Verwertung abgegeben.

Quelle- Stalingrad (W.Wette und Gerd R.Ueberschär) und Die Deutsche Post 68 (1944)

Gruß
Josef

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