Autor Thema: Knochen und Namen  (Gelesen 2281 mal)

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Offline md11

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Knochen und Namen
« am: Sa, 27. Januar 2007, 11:02 »
Die Amerikaner wollen in Vietnam nach sterblichen Überresten vermißter Soldaten suchen. Die verschollenen Gls belasten das amerikanischvietnamesische Verhältnis.
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Flugzeuge der USA brachten einst mit ihren Bomben den Tod; jetzt war eine Maschine gekommen, um Tote aus der Hauptstadt Vietnams abzuholen.
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In Hanoi nahmen Angehörige der US-Streitkräfte die sterblichen Reste von 26 gefallenen Kameraden entgegen. Über zehn Jahre nach Kriegsende sollten sie in heimischer Erde ihre letzte Ruhe finden.
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Die Übergabe der Toten im August ließ Hoffnung aufkeimen, die sich bei Verhandlungen mit dem ehemaligen Kriegsgegner Ende letzten Monats verstärkte: Hanoi scheint bereit, auf eine amerikanische Forderung einzugehen. Die Kommunisten wollen dem einstigen Feind erlauben, nach seinen Vermißten in Vietnam zu suchen.
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Damit könnte sich das Verhältnis zwischen Vietnam und den USA - die noch immer keine Botschafter ausgetauscht haben - endlich verbessern.
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Denn nichts belastet die Beziehungen zwischen beiden Staaten so sehr wie das Schicksal von 2.464 Amerikanern. Sie sind in Vietnam oder im vietnamesisch kontrollierten Kambodscha und in Laos verschollen und längst tot, wie angenommen werden muß. Ein Kongreßausschuß war schon Ende 1976 zum Ergebnis gekommen, daß sich „heute kein Amerikaner mehr in Indochina lebend in Kriegsgefangenschaft befindet".
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Aber Gerüchte über solche Fälle halten sich bis jetzt. Trauernde Angehörige klammern sich an Aussagen von Flüchtlingen, die irgendwo Weiße gesehen haben, hören auf rechte Revanchisten, die mit den Vermißten antikommunistische Politik machen.
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Das Söldner-Magazin „Soldier of Fortune" gründete eine Zentralstelle zur Erfassung von Nachrichten über in Indochina gefangene US-Soldaten. Abenteurer wie der Oberstleutnant a. D. James G. Gritz sammelten Geld für private Befreiungsaktionen. Filme wie „Uncommon Valor" mit Gene Hackman, „Missing in Action" mit Chuck Norris, „Rambo 2" mit Sylvester Stallone feiern Kämpfer auf der Suche nach in Indochina zurückgelassenen Kameraden.
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Der Erfolg der Filme mag bei manchen die „grausame Irreführung wachhalten, es gäbe noch lebende Amerikaner in Vietnam" (so die „New Republic"). Er spiegelt aber auch die Sehnsucht nach Heldenlegenden in einem verlorenen Krieg wider und unterstreicht ein typisch amerikanisches Verlangen:
Gefallene sollen nicht in Feindesland beerdigt werden.
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Eine Art nationaler Kult eint Gegner wie Anhänger des Indochina-Krieges in der Forderung, das Schicksal der Vermißten aufzuklären und die Toten in die Vereinigten Staaten zu überführen. Einer dafür zuständigen Regierungsstelle stehen praktisch unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Mahnwachen erinnern an die Vermißten. Der dritte Freitag im Juli wurde zum nationalen Erinnerungstag erklärt. Da weht auf dem Weißen Haus die schwarzweiße Flagge der Liga der Vietnam-Vermißten mit der Aufschrift: „Ihr seid nicht vergessen."
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Nach Kriegsende hatten die Vietnamesen zwar 591 US-Gefangene vertragsgemäß freigelassen, aber Informationen über Vermißte und die Rückführung von Leichen wollten sie sich mit Wirtschaftshilfe und politischen Zugeständnissen belohnen lassen. Vietnam, rügte die „Washington Post", habe „zynisch mit den Gefühlen des amerikanischen Volkes gespielt".
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Die Kommunisten gaben im Laufe der Jahre nach und nach die Reste von 99 toten Amerikanern frei. Hanoi verwahrt nach Aussagen eines geflohenen Leichenbestatters die Überreste von Hunderten gefallener Gis, obwohl das Pariser Abkommen von 1973 ihre Repatriierung vorschreibt.
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Aber das Spiel mit den Toten zahlte sich nicht aus. In fünf Verhandlungsrunden seit 1982 beharrten die USA darauf, daß die Vermißten-Frage nicht mit Vietnams diplomatischer Anerkennung und Wiedergutmachungszahlungen verknüpft werden könne.
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Sollte Vietnam in den nächsten Wochen der Suchaktion zustimmen, werden amerikanische Expertenteams zu rund 240 Absturzstellen ausschwärmen, denn die meisten der Vermißten sind bei Flugzeug- und Hubschraubereinsätzen verschollen.
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In Indochinas Kampfgebieten waren insgesamt 3,7 Millionen US-Soldaten eingesetzt. Über 58 000 fielen, 300 000 kehrten als Verwundete zurück in die Vereinigten Staaten.
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Dort kennt die Statistik Gefallene („KIA" für „killed in action"), Kriegsgefangene („POW" für „prisoner of war") und Vermißte („MIA", für Missing in action"); die Vermißten werden wiederum in verschiedene Gruppen eingeordnet:
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Von den Indochina-MIAs verzeichnet das Pentagon 1186 als nachweislich gefallen, ihre Leichen seien jedoch unauffindbar geblieben - so stürzten 436 Luftwaffenpiloten über dem Meer ab. In 647 Fällen wurden Soldaten von Kameraden für „vermutlich tot" erklärt. Zu Spekulationen laden vor allem die über 600 offenen Fälle ein.
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Die US-Behörden prüften über 3500 Berichte vietnamesischer Flüchtlinge, die vermißte Amerikaner gesehen haben wollen. Bis auf fünf erwiesen sie sich als falsch. Manchmal hatten die Zeugen sowjetische Berater für Yankees gehalten.
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Die US-Spezialisten in Vietnam werden nun nicht Flüchtlingsaussagen, sondern Wrackteile und Knochenreste überprüfen - ein schwieriger Job, mit manchmal fragwürdigen Ergebnissen: Im März etwa übergaben die Vietnamesen den USA sterbliche Überreste von fünf amerikanischen Piloten, die 1965 über Nordvietnam abgeschossen worden waren. Das Zentrale Untersuchungslaboratorium der US-Streitkräfte in Honolulu stellte fest, daß Knochen eines sechsten Mannes dabei waren.
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Die makaberste Geschichte berichtet Jose Katigbak, Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters in Ho-Tschiminh-Stadt, früher Saigon: In Vietnam würden Namen und Knochen von als vermißt gemeldeten Amerikanern gehandelt. Vietnamesen, die mit Booten die Flucht aus der Heimat wagten, nahmen die Gebeine im Gepäck mit. Ihre Hoffnung ist ein Tauschgeschäft mit den US-Behörden: Ihr bekommt die Knochen, wir die Einreise und das Niederlassungsrecht in den USA.
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Quelle-Vietnam (23.9.1985)
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Bild 1.Mahnwache für vermißte Gls in Washington
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Bild 2.Rückführung gefallener Amerikaner aus Vietnam (am 14.August 1985 auf dem Flughafen von Hanoi).
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Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Mo, 01. September 2008, 20:13 von Impuls »

Offline md11

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Re:Späte Heimkehr nach Tod in Kambodscha
« Antwort #1 am: Fr, 05. Oktober 2007, 17:33 »
Soldaten der US-Airforce eskotieren in Phnom Penh den Sarg mit der Leiche eines Kameraden zu einem Flugzeug.Es wird vermutet,dass es sich dabei um einen Rekruten handelt,der vor Jahrzehnten im Vietnamkrieg (1965-1973) in Kambodscha gefallen war.
Der Leichnam soll in die Vereinigten Staaten überführt und dort forensisch untersucht werden.Auf diese Weise könnten unter Umständen Identität und Todesursache ermittelt werden,heißt es.

Quelle-Nürnberger Zeitung 18.09.2007

Gruß
Josef

Offline zirkulon

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Re: Knochen und Namen
« Antwort #2 am: Fr, 05. Oktober 2007, 18:23 »
Hallo Josef,
in diesem Bereich haben die "Amis" uns einiges voraus.
Vorbildlich wie die mit ihren Gefallenen umgehen.
Da sind unsere Leutchen gaaaaannnnnzzz weit von entfernt!

Gruß
Michael

P.S.: Wenn´s keine Kriege mehr gäbe bräuchte man auch niemanden mehr zu bergen........
« Letzte Änderung: Fr, 05. Oktober 2007, 18:34 von zirkulon »
Bei allen von mir erstellten Beiträgen berufe ich mich auf :
Artikel 5, GG der BRD.
Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU.
Artikel 19, Menschenrechtscharta der UN.

Was Du nicht willst dass man Dir tu,
das füg´ auch keinem Andern zu

Offline adrian

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Re: Knochen und Namen
« Antwort #3 am: Mi, 14. November 2007, 20:50 »
Hallo Michael,

da hast Du recht, aber die Menschheit lernt ja nichts aus der Vergangenheit. Du merkst es doch
im täglichen Leben, wenn einem dass Gesicht nicht passt, gibt es Krieg, oder wenn der Ast zu weit
übern Gartenzaun hängt. Wir sind nicht nur ganz weit entfernt davon, sondern uns fehlt ein echtes Gefühl,
dass in den Nachkriegsjahren kaputtgemacht wurde. Lies mal Fritz Wöss, den 3. Teil. Wenn ich dran denke,
scanne ich es und setze ich es mal hier ein. Wir brauchen dringend Hilfe, das ist so mein Gefühl.

Gruß Werner
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