Autor Thema: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad  (Gelesen 7453 mal)

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Offline adrian

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Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« am: So, 27. Januar 2008, 15:03 »
Hallo,

Aus einem Brief aus den Berichten zur Geschichte der 60. Inf.Div. (mot.)
geschrieben von E. Klaus an C.-H. Clauberg vom 10.02.1949

"Nicht gern erzähle ich von dem, was hinter mir liegt, es ist zu schmerzhaft, an Dingen, die man ruhen lassen soll, zu rühren. Doch ich will Ihnen Ihre Fragen, so wie es mir möglich ist, beantworten.
Die Stellung unserer Division in der Nordriegelstellung mit dem rechten Nachbarn, der 16. Pz.Div., dem linken Nachbarn, der 113. Inf.Div., 384. Inf.Div. usw. blieb die gleiche, d.h. bis auf Aufgabe verschiedener Höhen und Frontbegradigungen, bis zum 21. Januar 1943. Die Trosse, die seinerzeit bei der Einschließung im Raum Woroschilow-Lager, Krapowka nahe dem Stukaplatz lagen, wurden am 22. November an den Nordriegel zur Div. herangezogen, was Ihnen ja noch in Erinnerung sein dürfte. Am 10. Jan. begann der Russe mit der rücksichtslosen Liquidierung des Kessels im Abschnitt der 76. und 44., die restlos aufgerieben wurden, am 16. fiel der Flugplatz Pitomnick und in Gumrak wurde ein Hilfsflughafen errichtet in Form eines Trichterfeldes, auf dem die dorthin befohlenen 4 Jäger Bruchlandung machten. Die Nordriegelstellung wurde gehalten, allerdings unter ungeheuren Verlusten, Major Winter hielt damals den Anschluss zur 113.. Pioniere zum Minen verlegen gab es keine mehr, das machten Schneider und Schuster. „Himmelfahrtskommando“. Der Flugplatz Gumrak wurde gehalten unter dem Befehl des Flakobersten Rosenfeld (gleichzeitig Sicherung der Flanke des Nordriegels). Alles andere sollte sich zur Verteidigung hinter der Kreisbahn Gumrack einrichten. Ich selbst war damals im Abschnitt Rosenfeld zusammen mit Oblt. Jürgen Feldmann Pi.Btl. 160 eingesetzt. In der Nacht vom 20 auf 21. Januar war ein Angriff des Russen in unserem Abschnitt in Btl.-Stärke gemeldet und uns Verstärkung in Stärke1 Komp. (lies 1:12) zugesichert. 300 m vor uns schanzte der Russe bei –25°. Morgens (am 21.01. 8.00 Uhr) schweres Schneetreiben, bittere Kälte, zeigten sich vor uns dunkle Punkte, immer zahlreicher wurden sie, bald erwies sich unsere erste Annahme als falsch, es war nicht unsere Verstärkung, auch kein russisches Btl., sondern ein Regiment, das sich bald als noch mehr entpuppte. In breiter Front griff der Russe an, vor seiner Front schoben sich langsam 7 gut getarnte T 34, denen gegenüber zwei 2 cm Fla-Geschütze zu unserer Panzerabwehr standen, allerdings ohne Mannschaft. Die Türmchen drehten sich und der Rummel ging los, der große Fahrzeugpark unserer I.D. 150 m vor uns brannte, 20 Minuten später wurde verzweifelt gehalten, soweit man das von halbverhungerten, ausgemergelten Gestalten sagen kann. Dann ging es langsam zurück, in Richtung Gumrak hinter die Bahnlinie. Hinter der Bahnlinie stand ein 8-Rad-Panzer, um zu verhindern, das der Russe unserer Div. in den Rücken stieß. Verzeihen Sie bitte, wenn es so unwahrscheinlich klingt, doch so lächerlich sah es aus.
Mittags verließ unsere Division die Nordriegelstellung, um der Rückbedrohung zu entgehen, langsam setzte sie sich ab in einem unheimlichen Artilleriefeuer, gut geleitet von Artilleriefliegern. Aufrecht, ohne Deckung zu suchen, ging die Div. zurück. Treffer an Treffer riss Lücke um Lücke, schwarz und rot färbte sich der Schnee, aus jeder Trefferwolke blieb ein schwarzer Fleck menschlicher Reste im Schnee zurück und einzelne Gestalten traten aus der Wolke heraus, aufrecht ohne Deckung zu nehmen, um im nächsten Moment das gleiche Schicksal derer zu teilen, die das Eisen verschluckt hatte. Noch einmal zogen von Gumrak aus einige Nebelwerfer auf dem glasklaren Himmel ihre Kondensbahnen, wie ein Hohn kam es uns vor.
Bis zur Dämmerung lagen wir in den Windwehen an der Bahnböschung, eingedeckt von tausenden Panzergranaten. Im Schutze der Nacht konnten wir uns lösen, zumal der Russe keine Infanterie einsetzte. Die Reste der Div. wurden wie ein Spuk zerpulvert. So ging es langsam zurück., keine Division, nein nur einzelne, keine Menschen mehr, sondern Spukgestalten, denen sich alles wie Halluzinationen zeigte. Geschlagen, zerpulvert, verraten, zertrampelt, so ging die 60. zurück, gespalten in zwei Teile, der Russe nahm die Teilung bei Goroditsche vor, ein Teil nach Stalingrad-Nord, ein Teil nach Mitte. Wieder gesammelt zu Kampfgruppen und restlos zerstampft im Schnee.
Das war das Ende der 60. I.D., ein Doppelkreuz war der Anfang und tausende ungesetzte Kreuze waren das Ende.

Sie wollten nur das Ende unserer Div. Wissen, also brauche ich auf Einzelheiten nicht einzugehen. Es würde auch zu weit führen, was dann noch geschehen ist, damit soll man Tausende von Vätern, Müttern und Frauen, die heute noch warten, verschonen.
Über die Schicksale der Kameraden lässt sich fast nichts sagen. Ich werde Ihnen Namen geben, mit denen ich im Lager Beketowka und Jelabuga zusammen war, und die nach dem furchtbaren Fleckfieber in Jelabuga von Februar bis Mai noch am Leben waren.“ .....................

In diesen Zeilen ist letztlich alles enthalten.

Vom 6. Juli 1978 stammt folgende Bemerkung aus einem Brief von C.-H. Clauberg an Kurt Bellin:
...“Wenn man diese gedankliche Reise in die vergangene Zeit macht, dann taucht so vieles auf. Viele Begebenheiten, viele Namen – besonders die alter Freunde von einst etc. Und man kann die schlüssige Antwort finden, warum wir uns immer wieder dort treffen, wo der Stein, die Steine unserer gepanzerten u. mot. Verbände von einst stehen:
Dort im Ehrenhain der Panzertruppen (in Munster) in der Lüneburger Heide ........... wo auch die angekommen sind, die einst ruhelos mit uns unterwegs waren.“

Dritte können diese kameradschaftliche Verbundenheit heute einfach nicht mehr verstehen, weil für viele heute eine andere Weltanschauung das Leben prägt!

Zusammengestellt und geschrieben von Kurt Bellin im Frühjahr 1979

                                                                           2121 Deutsch Evern

Ich habe dies hier eingesetzt, weil Stalingrad ein Martyrium gewesen sein muss und wenn man bedenkt, was die Menschen dort mitmachen mussten, und sich nicht gegen eine Übermacht ergaben, dann kann man vielleicht erahnen, was in den Köpfen vorging, lieber tot als in die Gefangenschaft. Wir, die wir das nicht mitzuerleben brauchten, können es nicht verstehen, aber ich z.B. achte diejenigen, die im Glauben an ihr Vaterland bis zum bitteren Ende durchhielten. Die Erlebnisse derer, die überlebt haben und die Heimat wiedersahen, ganze 6.000, wie geschätzt wird, leiden sicher heute noch an diesem Trauma. Deshalb geht ein Dank an alle, die ihre Erinnerungen und Erlebnisse noch an die Nachgeborenen weitergeben, so dass es uns vielleicht einmal gelingt, Verständnis zu entwickeln.

Gruß Werner
« Letzte Änderung: So, 04. Juli 2010, 12:12 von Adjutant »
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Offline six.darkness

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #1 am: So, 27. Januar 2008, 16:32 »
hallo Werner,

--Über die Schicksale der Kameraden lässt sich fast nichts sagen. Ich werde Ihnen namen geben, mit denen ich im Lager Begetowka und Jelabuga zusammen war, und die nach dem furchtbaren Fleckfieber in Jelabuga von Februar bis Mai noch am Leben waren.“ .....................--

hast Du die liste auch bekommen?

ich weis,ein sechser im lotto ist häufiger,aber möglich.....

gruss

R.
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Offline six.darkness

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #2 am: So, 27. Januar 2008, 16:37 »
wo auf welcher seite im buch ist dieser brief,ich kann ihn nicht finden und gibt es noch mehr berichte die nicht im buch abgedruckt worden sind?

dank und gruss
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Offline adrian

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #3 am: So, 27. Januar 2008, 16:50 »
Hallo Roman,

der Brief steht ganz vorn bei den Berichten zur Geschichte. leider gibt es keine namentliche Aufstellung.
Ich muss hier bei C.-H. C, nachfragen. Hast Du gesehen, Arthur hat die namentliche Aufstellung der
8. Kompanie Balkanfeldzug (120) eingesetzt? Es bleibt noch viel zu tun. Werde mich die Woche nochmal bei Dir melden.

Gruß Werner
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Offline six.darkness

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #4 am: So, 27. Januar 2008, 17:24 »
danke dir für die Antwort und natürlich hab ich die aufstellung der 8.kompanie gelesen,gibt es sowas auch von der 3. kompanie?????
wenn ja würde ich gerne versuchen die familien zu finden............

meld dich wenn du zeit hast,vielleicht können wir die suche mal wieder koordinieren.

gruss

R.
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Offline adrian

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #5 am: Sa, 02. Februar 2008, 18:43 »
Hallo Roman,

wollte Dir nur mitteilen, dass ich einige Namen auch von der 3. Kompanie zusammengestellt habe,
werde mich diesen und Dir in der nächsten Woche widmen und mich melden. Wie es scheint,
waren auch innerhalb des Regimentes Wechsel der Soldaten in andere Komp. an der Tagesordnung.
Übrigens, versuch doch mal, etwas über Konaja in Erfahrung zu bringen, denn die Vermissten der 3. Kompanie
aus dem Dezember 1942 waren z.T.in diesem Ort. Du findest auch etwas davon in der Geschichte der 60. ID.

Gruß Werner
« Letzte Änderung: So, 17. Februar 2008, 17:16 von adrian »
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Offline six.darkness

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #6 am: Sa, 02. Februar 2008, 19:28 »
hallo Werner,

werd mal Nachschauen gehen was ich da finde.
Fällt dir zum Datum 2.2. was ein?

hab heute mehr an meinen Opa gedacht als sonst,hoffe die post aus Moskau ist bald da,vielleicht gibt es ja neuigkeiten.

gruss aus Norge

Roman
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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #7 am: Do, 10. Oktober 2013, 21:40 »
Hallo an Alle die mit der 60.Inf.Div sich befassen!
Was gibt es Neues überhaupt dazu?
Vielleicht Neue Bücher,Fotos,Unterlagen?Skizzen?

Wie heißt das Thema auch hier: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
ist das auch wirklich das Ende hier mit den Thema Stalingrad?
gibt es keinen mehr der mit der Divisionsgeschichte hier sich befasst?
Gibt es keine Infos mehr?

Meldet euch mal hier bitte!
Danke
Grüße
Josef

Offline adrian

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #8 am: Mo, 13. Oktober 2014, 22:43 »
Hallo Josef,
ich versuche wieder etwas zu recherchieren, immer in der Hoffnung,
noch vieles zu finden und aufzuklären. Es ist sehr schwer.

Gruß
Werner
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Offline md11

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Re: Das Ende der 60. Inf.Div. (mot.) in Stalingrad
« Antwort #9 am: Mi, 15. Oktober 2014, 08:33 »
Hallo Werner,
ich habe den Aufruf hier gestartet in der Hoffnung daß mal vielleicht jemand sich melden würde.Schade ist es das keine Infos mehr dazu kommen.Ich bin mir sicher es gibt Infos dazu aber keiner will sie hier im Forum rausrücken.

Ich habe ein Buch von Erich Klein von 1976 und da wird was über das Artillerie Regiment 160 (mot)
berichtet.Ich werde Dir die Seiten kopieren und werde es zuschicken.

Liebe Grüße
Josef

 


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