Autor Thema: Spezialwaffen der US Streitkräfte  (Gelesen 6701 mal)

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Spezialwaffen der US Streitkräfte
« am: Fr, 24. November 2006, 21:54 »
Agent Orange

Agent Orange ist der militärische Codename eines Herbizids mit dem Wirkstoff 2,4,5-Trichlor-phenoxyessigsäure. Dieses Mittel wurde im Vietnamkrieg am 7. Februar 1967 erstmals durch die US Army zur Entlaubung von Wäldern und Nutzpflanzen eingesetzt. Da dieser Kampfstoff TCDD („Dioxin“) enthält, erkrankten in Folge viele Bewohner der betroffenen Gebiete, aber auch US-Soldaten. Bei einer Kontamination, die auch heute noch auf Grund der Rückstände im Boden auftritt, wird das Erbgut der betreffenden Person geschädigt.

Es wurde nach einem breiten farbigen Kennstreifen auf den Giftfässern benannt. Das englische Wort agent kann u. a. „Mittel“ oder „Wirkstoff“ bedeuten. Weitere, weniger bekannte Gifte sind Agent Blue, Agent Purple, Agent Green, Agent Yellow, Agent Pink und Agent White.

Einsatz und Herstellung

Von 1961 bis zum Ende der Operation „Ranch Hand“ („Bauernhilfe“) im Jahr 1971 flogen die USA mehr als 6.000 Einsätze. Deren Ziel war die Entlaubung der Wälder, um einerseits Verstecke und Versorgungswege des Gegners aufzudecken (HÓ-Chí-Minh-Pfad) und andererseits eigene Militärbasen und Flugplätze im dichten Dschungel erweitern zu können. Darüber hinaus wurden auch Ackerflächen bespritzt, um dem Feind die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Agent Orange ist flüssig und wurde als Aerosol aus Flugzeugen oder Helikoptern versprüht.

Hergestellt und geliefert wurde Agent Orange damals von der Firma Dow Chemical, dem heutigen Agrar-Konzern Monsanto, sowie vom tschechischen Unternehmen Spolana in Neratovice (als das Elbehochwasser 2002 das Firmengelände überschwemmte, kam die Firma noch einmal in die Schlagzeilen, weil eine Verbreitung von hochgiftigen Substanzen befürchtet wurde). In der Literatur ist häufig der Hinweis zu finden, dass in den 60er Jahren anfangs auch die deutsche Firma C.H. Boehringer, Ingelheim, verantwortlicher Gesellschafter der nachmalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Agent Orange hergestellt und an die USA geliefert habe.

Probleme

Da das Mittel eine Verunreinigung von bis zu 0,05 mg/kg TCDD (Dioxin) enthielt, führt es bis heute zu erheblichen irreversiblen gesundheitlichen Problemen bei der Bevölkerung der ehemaligen Einsatzgebiete. Insgesamt, so wird von der AG Friedensforschung der Universität Kassel angenommen[1], wurden in Vietnam über 300 kg reines Dioxin in Verbindung mit den eingesetzten Herbiziden freigesetzt. Zum Vergleich: In Seveso kamen insgesamt 1,5 kg TCDD frei.

Laut Angaben des Vietnamesischen Roten Kreuzes leiden circa 500.000 Vietnamesen an den Spätfolgen von Agent Orange. Diese sind: Missbildungen (insbesondere Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten), Immunschwächen und nachhaltige Erbgutveränderungen. Andere Schätzungen setzen die Zahl der Opfer erheblich höher auf ca. 4 Millionen an. Da viele vietnamesische Neugeborene der dritten Generation noch mit schweren Missbildungen zur Welt kommen, dürfte die höhere Zahl eher der Wahrheit nahe kommen. Auch Krebs wird hier zu den Spätfolgen gezählt, obwohl es bis heute keine Untersuchungen gibt, die einen Zusammenhang zwischen der Exposition mit Agent Orange und der Tumorentstehung bestätigen.

Der Einsatz von Agent Orange erreichte seinen Höhepunkt in der intensivsten Phase des Krieges in den Jahren 1967 und 1968 und wurde 1971 eingestellt. Insgesamt wurden schätzungsweise rund 72 Millionen Liter Herbizide über Vietnam, Kambodscha und Laos versprüht, davon 55 Prozent, oder 40 Millionen Liter, Agent Orange.

Die US-Regierung und das Militär leugnen bis heute einen kausalen Zusammenhang zwischen Agent Orange und den oben genannten Krankheiten. Agent Orange wurde vom US-Militär als harmloses Entlaubungsmittel beschrieben, das keinerlei Nebenwirkung aufzeigt. So wurden während des Abzugs der amerikanischen Streitkräfte aus Vietnam tausende Liter Agent Orange auf dem Boden ausgeschüttet.

Auch im Vietnamkrieg eingesetzte US-Soldaten sind von diesen Symptomen betroffen. Als der Zusammenhang zwischen den Gesundheitsschädigungen und dem Dioxin anerkannt wurde, erhielten die betroffenen Soldaten, nach einem Gerichtsbeschluss von 1984, von den Herstellerfirmen Dow Chemical und Monsanto 180 Millionen Dollar als Entschädigungszahlungen. Im gleichen Jahr wurden auch Soldaten, die aus einem englischsprachigen Land kamen, außergerichtlich entschädigt. Korea 1999: 6.800 von 20.000 Klagenden wurden von der Fa. Dow Chemical & Monsanto entschädigt.

Eine Gruppe vietnamesischer Opfer hat gegen die amerikanischen Hersteller Klage eingereicht, die jedoch im März 2005 abgewiesen wurde, da im Falle der Anerkennung der Ansprüche dies „die Türen der Gerichte des amerikanischen Rechtssystems für Bürger und Soldaten früherer Feinde, die behaupten, von den Streitkräften der Vereinigten Staaten während des Krieges geschädigt worden zu sein, öffnen würde.
« Letzte Änderung: Mo, 01. September 2008, 19:56 von Impuls »

Offline BlackWolf

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« Antwort #1 am: Fr, 24. November 2006, 22:15 »
Agent Blue

Bei Agent Blue handelt es sich zu 65 % um die Substanz Dimethylarsinsäure (DMA) und, im geringen Anteil, um Natriumchlorid, Natriumthiosulfat und Wasser. Es wurde zur Vernichtung von Graspflanzen, insbesondere von Reis, eingesetzt. Ein Gramm pro kg Körpergewicht aufgenommen, führt bereits bei der Hälfte der betroffenen Personen zum Tode.

Agent Blue wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs zur Vernichtung von Reiskulturen eingesetzt. Benannt wurde es nach den blauen Streifen, die die US Armee zur Markierung der Fässer einsetzte.

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« Antwort #2 am: Fr, 24. November 2006, 22:17 »
Agent Purple

Agent Purple ist ein Gemisch von 50 % 2,4-D (n-butylester) 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure-n-butylester, 30 % 2,4,5-T (n-Butylester) und 20 % 2,4,5-T (i-butylester). Es richtet sich gegen Blätterpflanzen und soll auf Feldern das unerwünschte Auftreten von Bäumen und Sträuchern verhindern (Unkrautvernichtungsmittel). Agent Purple hat keine ausgesprochene Langzeitwirkung; die Aufnahme von ca. 5 g gilt als tödlich. Die Verunreinigung mit TCDD führt zu Erbgutschädigung bei den betroffenen Personen.

Benannt wurde es nach dem farbigen Streifen um die Fässer der US Armee in Vietnam. Agent Purple wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs zur Vernichtung von Wäldern eingesetzt, aber in geringerem Maße als das bekannte Agent Orange.

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« Antwort #3 am: Fr, 24. November 2006, 22:17 »
Agent Green

Bei Agent Green handelt es sich
 um die Substanz 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure-n-butylester (Unkrautvernichtungsmittel), ein Entlaubungsmittel. Benannt wurde es nach dem grünen Streifen um die Fässer der US Armee in Vietnam. Agent Green wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs zur Vernichtung von Wäldern eingesetzt, aber in geringerem Maße als das bekannte Agent Orange.

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« Antwort #4 am: Fr, 24. November 2006, 22:18 »
Agent Yellow

Bei Agent Yellow handelt es sich um die Substanz 4,6-Dinitro-o-Kresol - DNOC (Unkrautvernichtungsmittel). Die Aufnahme des Giftes erfolgt über die Haut, es wirkt erbgutverändernd. Der MAK-Wert beträgt 0,2 mg/m³. Bei einer Aufnahme (oral) von 5 - 45 mg/kg Körpergewicht sterben die Hälfte der betroffenen Personen. Benannt wurde es nach dem gelben Streifen um die Fässer der US Armee in Vietnam. Agent Yellow wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs zur Vernichtung von Wäldern eingesetzt, aber in geringerem Maße als das bekannte Agent Orange.

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« Antwort #5 am: Fr, 24. November 2006, 22:19 »
Agent Pink

Agent Pink ist ein Herbizid, das im Vietnamkrieg durch die US-Armee zur Entlaubung von Bäumen eingesetzt wurde und je zur Hälfte aus den Substanzen 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure-n-butylester und 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure-iso-butylester besteht.

Benannt wurde es nach dem pinkfarbenen Streifen um die Fässer der US Armee in Vietnam. Agent Pink wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs eingesetzt, aber in geringerem Maße als das bekannte Agent Orange.

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« Antwort #6 am: Fr, 24. November 2006, 22:19 »
Agent White

Bei Agent White handelt es sich um ein Stoffgemisch aus 80 % 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure-triisopropanolaminsalz und 20 % Picloram-Triisopropanolaminsalz. Es wirkt als Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel) gegen Blätterpflanzen. Auf Feldern soll es das unerwünschte Auftreten von Bäumen und Sträuchern verhindern. Die Substanz ist schlecht wasserlöslich und kann längere Zeit im Boden verbleiben. Die LD50 (bei Ratten) liegt bei über 5 g/kg/Tag. Agent White wird schnell wieder ausgeschieden und hat keine bekannten Langzeitwirkungen auf den Körper.

Agent White wurde von den US-Streitkräften während des Vietnamkriegs zur Vernichtung von Wäldern eingesetzt, aber in geringerem Maße als das bekannte Agent Orange. Benannt wurde es nach den weißen Streifen, die man zur Markierung der Fässer einsetzte.

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« Antwort #7 am: Fr, 24. November 2006, 22:22 »
Napalm

Napalm ist eine von der UNO geächtete Brandwaffe. Es besteht im Wesentlichen aus Benzin, das durch Zusatzstoffe geliert wurde. Dadurch wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt. Bereits kleine Spritzer verursachen sehr starke, schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden.

Der maximale Wirkungsbereich von Napalmbomben kann bis 40 x 180 Meter betragen. Die als Bomben eingesetzte Kanister haben an beiden Enden Zünder, die beim Aufschlag kleine Explosivladungen auslösen. Dadurch werden das Napalm und weißer Phosphor als Zündmittel über eine große Fläche verteilt. Auch bei einem nicht direkten Treffer kann Napalm sehr zerstörerisch gegen Personen und hitzeempfindliche Ausrüstung sein. Je nach Rezeptur erreicht Napalm eine Verbrennungstemperatur von 800 °C bis 1200 °C. Auch in Flammenwerfern wird Napalm eingesetzt.

 Zusammensetzung

Napalm gehört zu den Brandstoffen auf Ölbasis. Es gibt zwei Sorten:

    * Ölbasierter Brandsatz auf Basis von Aluminiumseifen (Oil-based incendiary agents of the Al-soap type): Herkömmliches Napalm
    * Ölbasierter Brandsatz auf Basis von Kunststoffen (Oil-based incendiary agents of the polymer type): Napalm-B

Herkömmliches Napalm besteht zum Großteil aus Benzin. Durch Beimischung eines Verdickungsmittels, meist Aluminiumseifen ( Al(OH)(OOCR)(OOCR') ) der Naphthensäure und Palmitinsäure, entsteht eine transparente, zähflüssige und klebrige Substanz, das so genannte Napalm-Gel. Die Konzentration des Pulvers im Benzin beeinflusst die Viskosität und Brenneigenschaften. Napalm in Flammenwerfern oder Bomben enthalten deshalb Verdickungsmittel in unterschiedlicher Menge.

Die Aluminiumseifen können durch gemeinsame Abscheidung von Aluminiumhydroxid, Naphthensäure und Palmitinsäure hergestellt werden. Sie sind häufig durch freie Säure, Wasser und anorganische Stoffe verunreinigt. Naphthensäuren sind ein technisches Gemisch aus alkylierten Cyclopentan- und Cyclohexansäuren, die durch alkalische Extraktion von Erdöl und Ansäuern der erhaltenen Lösung gewonnen werden. Palmitinsäure kann durch Verseifung von zum Beispiel Kokosöl erzeugt werden und ist als Natriumsalz ein Bestandteil von Seifen im Waschmittelbereich.

Die Verdickungsmittel tragen in den US-amerikanischen Streitkräften die Codebezeichnung M1, M2 und M4 und sind durch folgende Standards charakterisiert:

    * M1 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-589A, 26 Aug. 53

M1 Thickener ist ein Gemisch aus Aluminiumseifen, in welchen etwa 50 % der organischen Säuren aus den Fettsäuren von Kokosnussöl, 25 % aus Naphthensäuren und 25 % aus Ölsäure bestehen. M1 Thickener wurde in Fässer mit 45,4 kg (100 Pfund) oder Kanister mit 2,4 kg (5 1/4 Pfund) abgepackt und ist ein weißes bis hellbraunes Pulver.

    * M2 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-0903025B, 13 Apr. 54

M2 Thickener ist ein weißes Pulver von ähnlicher Zusammensetzung wie M1, jedoch enthält es Kieselgel als Trennmittel (Antiagglomerant), um das Zusammenbacken des Pulvers zu verhindern.

    * M4 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-50009A, 22 May 59

M4 Thickener ist ein feines Pulver aus Aluminiumoktoat (Octal; Hydroxylaluminium-bis(2-ethylhexanoat)) und einem Trennmittel. Aluminiumoktoat ist das Aluminiumsalz der Isooctansäure, welche durch Oxidation von Petroleum über Isooctylalkohol und Isooctylaldehyd hergestellt wurde. Als Trennmittel diente ein Zusatz von 2% Santocel C oder Attzorb clay.

Napalm-B, eine später entwickelte Variante des Napalm, besteht aus Polystyrol, Benzol und niederoktanigem Benzin. Bei Napalm-B wirkt Polystyrol als Verdickungsmittel. Napalm-B bietet längere Brennzeiten von bis zu zehn Minuten (konventionelles Napalm nur 15 bis 30 Sekunden), verbesserte Zerstörungswirkung und ist weniger leicht entzündlich, was die Unfallgefahr durch rauchende Soldaten reduziert. Napalm B ist zähflüssiger als andere Gelbrandstoffe, wodurch die Haftwirkung an Zieloberflächen verbessert und der Feuerballeffekt reduziert wird. Es brennt heißer als herkömmliches Napalm und entwickelt einen charakteristischen Geruch bei der Verbrennung.

Nach einem neueren U.S.-Patent wurde Benzin (Kerosin) auch mit Hydroxylaluminium-bis(2-ethylhexanoat) [30745-55-2] und einem nichtionischen Tensid oder Wasser geliert.

Geschichte

Das Prinzip einer anhaftenden, langsambrennenden Brandmasse wurde das erste Mal im frühen Mittelalter in Form des Griechischen Feuers verwirklicht.

Die Ersten Versuche wurden zu Beginn des 2. Weltkrieges mit einer Mischung aus Benzin und Schmierseife durchgeführt. Die eigentliche Rezeptur für Napalm wurde 1942 an der Harvard-Universität entwickelt. Der erste belegte Einsatz war die Bombardierung von Tinian Town (heute San Jose) auf der Pazifikinsel Tinian am 23.07.1944 durch die USA. Danach wurde Napalm massiv im Koreakrieg sowie im Vietnamkrieg eingesetzt.

 Ächtung durch die UN

Der Gebrauch von Napalm und anderen Brandwaffen gegen die Zivilbevölkerung wurde durch eine UN-Konvention 1980 verboten. Die USA traten dem Vertrag nicht bei, haben allerdings nach eigenen Angaben ihr Arsenal im Jahr 2001 zerstört.

Dies wurde bezweifelt, als die USA während des Irakkrieges 2003 die Brandbombe Mk-77 einsetzten, welche ein dem Napalm ähnliches Gemisch enthält. Das Pentagon verteidigte den Einsatz dieser Brandbomben damit, dass Mk-77 ein Gemisch mit Kerosin enthalte und nicht als Napalm zu klassifizieren sei. Die verwendeten Substanzen seien zwar "bemerkenswert ähnlich", jedoch verursache die auf Kerosin basierende Substanz weniger Umweltschäden. Ähnliche Brandbomben basieren auch auf Phosphor-Brandsätzen, die ebenfalls im Irak getestet wurden.

Im Napalm eingesetzte Verdickungsmittel wurden noch im Mai 2005 auf einer Internetseite im Tausend-Tonnen-Maßstab zur zivilen Wiederverwertung offen angeboten, was für die Ausmusterung des konventionellen Napalms spricht.
« Letzte Änderung: Mo, 01. September 2008, 19:56 von Impuls »

Offline md11

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Spezialwaffen der US Streitkräfte
« Antwort #8 am: Sa, 27. Januar 2007, 11:50 »
Dioxinhaltige Entlaubungsmittel versprühten die Amerikaner im Kampf gegen den Vietcong. Vergiftete US-Veteranen kassieren nun eine Entschädigung.
Nur wir können Waldbrände verhindern - mit diesem Slogan wachsen Amerikas Pfadfinder auf. Ihrem zynisch abgewandelten Motto „Nur wir können Wälder verhindern" wurden die Piloten des zwölften Geschwaders der U.S. Air Force, stationiert auf der Basis Tan Son Nhut bei Saigon, mehr als gerecht.

Fünf Jahre lang steuerten sie während des Vietnamkrieges ihre C-123-Spezialmaschinen im Tiefflug über Vietnam und ließen den Umwelttod herabrieseln - insgesamt 57 000 Tonnen einer hochgiftigen Chemikalie, die unter dem Namen „Agent Orange" bekannt wurde.

Das Ziel der Giftaktion - dem Vietcong in bestimmten Regionen Deckung und Nahrungsmittel zu entziehen - wurde erreicht. Auf einer Gesamtfläche von der Größe Baden-Württembergs starb der Dschungel ab, die Reispflanzen verwelkten, und krepierte Fische trieben bäuchlings in Seen und Flüssen. Vögel fielen vom Himmel, und die Panther flohen aus der Todeszone.

Die im Sprühgebiet lebende Bevölkerung harrte aus oder entkam in die Städte. Unter den vietnamesischen Landflüchtlingen entdeckten die Ärzte bald seltsame Hautkrankheiten, oder sie diagnostizierten einen Anstieg sonst eher seltener Leiden wie etwa Leberkrebs. Schlimmer noch, viele Neugeborene der Dschungelflüchtlinge wiesen Mißbildungen auf.

Erschreckt über die Alarmmeldungen aus Südostasien brachen die Amerikaner 1971 den Chemie-Krieg über Vietnam ab.

Doch seine Folgen suchten auch die nach Vietnam entsandten Soldaten und Piloten heim. Vier Jahre nachdem der letzte GI Saigon verlassen hatte, machte der Veteran Paul Reutershan „Agent Orange" für seinen Leberkrebs verantwortlich, an dem er nach seiner Rückkehr aus Vietnam erkrankt war. Er forderte von der Regierung 1978 zehn Millionen Dollar Schadenersatz, sah das Geld indes nie - vier Monate nach Erhebung seiner Klage starb er. Dennoch eröffnete sein Fall den größten Schadenersatz-Prozeß in der amerikanischen Rechtsgeschichte. Andere VietnamHeimkehrer schlossen sich an.

Sechs Jahre lang dauerte die Prozeß-Vorbereitung. Etwa 1100 US-Anwälte reichten Klageschriften, Krankengeschichten und wissenschaftliche Studien ein. An die 500 Zeugen, unter ihnen
Henry Kissinger und der einstige USOberbefehlshaber in Vietnam, General William Westmoreland, waren benannt, 372 Jury-Anwärter ausgewählt worden. Sie werden nicht mehr benötigt.

Am Montag voriger Woche erklärte Jack Weinstein, Richter am Distriktsgericht in Brooklyn, den Gerichtsstreit für geschlichtet. In 37stündigen Verhandlungen hatten die 22 Anwälte beider Parteien sieben Stunden vor Prozeßbeginn einen Vergleich geschlossen. Die beklagten Agent-Orange-Hersteller, unter ihnen die bekannten Chemiefirmen Dow, Monsanto und Hercules Inc., erklärten sich - unter dem ausdrücklichen Hinweis, für mögliche Agent-OrangeFolgen weder haftbar noch verantwortlich zu sein - bereit, eine Summe von 180 Millionen Dollar in einen Fonds einzuzahlen, aus dem die Opfer in den nächsten 25 Jahren entschädigt werden sollen.

Die Veteranen und ihre Familien waren von soviel Geld anfangs überwältigt. „Wir haben gewonnen", schrieb Diana Hackett auf Papp-Plakate, die sie an ihr Haus auf Lang Island heftete. Die drei Nach-Vietnam-Kinder der Hacketts leiden unter Epilepsie, Blindheit und Allergien. „Wir waren glücklich wie die Lerchen", so Diana Hackett, „aber nur so lange, bis wir begriffen, was die 180 Millionen bedeuten" - für den Einzelnen sehr wenig.

Die Anklage war im Namen von 15 000 Veteranen angestrengt worden. Würden die 180 Millionen unverzinst auf sie verteilt, erhielte jeder 12 000 Dollareine Summe, die vor allem bei den mißgebildeten Kindern keineswegs ausreichen würde, die Arztkosten zu zahlen, geschweige denn, eine Ausbildung zu sichern.

Sollten die Ansprüche von 130 000 Veteranen, die sich in ein „Agent Orange"-Register eingetragen haben, anerkannt werden, dann entfiele auf jeden Veteranen durchschnittlich die Summe von lediglich 1384,62 Dollar. Für die Kläger ist der Ausgang des Prozesses, der nicht stattfand, darum nur „ein moralischer Sieg", wie VeteranenEhefrau Maureen Ryan erkannte, deren Tochter Kerry vor 13 Jahren mit 22 Fehl- und Mißbildungen auf die Welt kam.

Die beklagten Chemie-Firmen sind mit einer Fonds-Einzahlung von je knapp 30 Millionen Dollar nicht nur billig davongekommen: Sie haben außerdem Anwaltskosten in Höhe von etwa 100 Millionen Dollar gespart.

Wall Street belohnte den Vergleich umgehend: Die Aktienkurse der betroffenen Chemie-Unternehmen wurden bis zu eindreiviertel Punkte höher gehandelt.

Der an einem Nervenleiden erkrankte Vietnamveteran Stephen Zardis, 36, bezeichnete vom Krankenbett im Veteranen-Hospital West Roxbury (Massachusetts) aus den Vergleich zwar als einen„weiteren Schlag ins das Gesicht der Veteranen", war gleichwohl kaum überrascht: „So funktioniert die Justiz in Amerika nun einmal."

Weitere Folgen des Anwalt-Arrangements: Ungeklärt bleibt nun der Verdacht, die Agent-Orange-Hersteller hätten ihre chemische Waffe an die USRegierung geliefert, obwohl sie wußten, daß die Entlaubungsmittel auch die Menschen gefährdeten, die sich im Sprühgebiet aufhielten.

Die Gift-Tonnage enthielt insgesamt 170 Kilo Dioxin, das bei der Herstellung als Verunreinigung anfällt. Die hohe Giftigkeit von Dioxin aber ist seit Jahrzehnten bekannt. Bereits 1964 hatte Dows medizinischer Direktor vor der „generellen Organ-Giftigkeit" gewarnt, die sich „vor allem in der Leber, dem Blutbildungs- und Nervensystem" zeige.

Noch eingehender schien Agent-Orange-Produzent Monsanto mit der Gefährlichkeit der Entlaubungsmittel vertraut. Im Monsanto-Werk in Nitro (West Virginia) hatten Ende der 40er Jahre 228 Arbeiter nach einem Betriebsunfall nicht nur das Symptom der Hautkrankheit Chlorakne gezeigt, sondern auch über „Knochenschmerzen, Atemnot, Gefühlsverlust in den Extremitäten, Schwäche, Nervosität, Schlaflosigkeit oder Libidoverlust" geklagt.

Drei Jahre vor dem massiven Agent-Orange-Einsatz in Vietnam hatte der Army-Spezialist für chemische Kriegsführung, Dr. Friedrich Hoffmann, nach einem Besuch bei Dioxin-erfahrenen europäischen Konzernen empfohlen, das Gift Dioxin „nicht für die chemische Kriegsführung einzusetzen." Hoffmanns Begründung: „Es ist zu tödlich."

Mehrere Firmen erwägen inzwischen eine Klage gegen die US-Regierung, um deren Haftung gerichtlich klären zu lassen, und so vielleicht die Vergleichskosten von 30 Millionen Dollar zu kassieren. Wenn das nicht klappt, zahlt die Versicherung der Unternehmen.

Quelle-Der Spiegel 14.05.1984

Gruß
Josef

 


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