Autor Thema: Kriegsbeginn und Kriegsfolgen  (Gelesen 5522 mal)

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Kriegsbeginn und Kriegsfolgen
« am: Di, 16. Mai 2006, 16:25 »
Innerhalb der Führungsschichten gab es unzweifelhaft Revanchegelüste. Jedoch war aufgrund der europäischen Bündnissysteme abzusehen, dass der nächste Krieg große Teile des Kontinents erfassen würde. Außerdem verblasste der Schrecken des Kriegs, da seit der letzten militärischen Auseinandersetzung zwischen zwei europäischen Großmächten 43 Jahre vergangen waren.

In dieser Situation löste der Mord am österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo (damals österreich-ungarisches Gebiet) am 28. Juni 1914 durch den serbischen Attentäter Gavrilo Princip (Attentat von Sarajewo) eine Kettenreaktion aus, die einen Monat in Anspruch nahm und in einem europäischen Krieg endete. Der Grad der Beteiligung des serbischen Geheimdienstes in das Komplott zur Ermordung des Thronfolgers war und ist umstritten, es kann jedoch zumindest von einer Mitwisserschaft ausgegangen werden. Die hektischen und komplizierten diplomatischen und geheimdienstlichen Aktivitäten, die zwischen den europäischen Mächten stattfanden, markierten den Beginn einer großen Krise. Diese Julikrise ist geprägt von Drohungen, diplomatischen Fehlern und politischen Fehleinschätzungen.

Die Eröffnung bildete ein Ultimatum (23. Juli 1914), welches Österreich-Ungarn drei Wochen nach dem Mord Serbien setzte durch Außenminister Graf Berchtold. Es enthielt eine Frist von 48 Stunden. Bis zu diesem Zeitpunkt war die europäische Stimmungslage eher gegen die Serben gerichtet, die als „blutrünstiger Haufen“ gesehen wurden. Außerdem wurde vermutet, dass die serbische Führung hinter dem Attentat steckte. Das Ultimatum forderte nicht nur die Bekämpfung von gegen Österreich-Ungarn agierenden Organisationen, sondern umfasste zudem Bedingungen, welche die serbische Souveränität bei ihrer Erfüllung eingeschränkt hätten. Innerhalb der 48 Stunden ging die serbische Regierung auf fast alle Punkte ein, verwahrte sich jedoch gegen eine Einschränkung der Souveränität Serbiens und beschloss die Teilmobilmachung der Armee. Trotz dieser Zugeständnisse Serbiens erklärte Österreich-Ungarn die Antwort für „unbefriedigend“ und brach die diplomatischen Beziehungen zu Serbien nach Ablauf des Ultimatums am 25. Juli ab, und ordnete ebenfalls die Teilmobilmachung an. Die österreichischen Ziele sahen zunächst einen lokalen Krieg um die Vorherrschaft auf dem Balkan vor, zumal die Hauptstadt Belgrad nur unweit der österreichisch-ungarischen Grenze liegt. In dieser Situation wurde aus Berlin Rückendeckung in Form der bereits am 6. Juli zugesicherten Blankovollmacht gegeben, da das Bündnis zwischen Wien und Berlin nur defensiven Charakter hatte. Die anderen europäischen Staaten interpretierten diese Treueerklärung insofern falsch, als dass sie sich nicht vorstellen konnten, dass in diesem Falle Österreich die treibende Kraft hinter den Ereignissen war. Die Blankovollmacht sah ein deutsches Eingreifen im Falle eines russischen Eingreifens vor. Am 25. Juli beschloss Russland auf dem Kronrat von Krasnoje Selo, Serbien militärisch zu unterstützen. Gleichzeitig wurde sowohl von russischer als auch von englischer und deutscher Seite eine Botschafterkonferenz vorgeschlagen. Dieser Vorschlag blieb jedoch unbeachtet. Ein weiteres entscheidendes Missverständnis war, dass man im deutschen Reich die Angelegenheit für einen lokalen Österreich-Serbischen Konflikt hielt, während man in den übrigen Staaten eine deutsche Kriegstreiberei für gegeben hinnahm.

Da das Deutsche Reich an seinem Bündnis mit Österreich festhielt, war diese Rückendeckung entscheidend für die Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli. Am 27. Juli erfolgte die Teilmobilmachung der russischen Armee. Der Befehlshaber der Mobilisierungsabteilung der russischen Armee, Sergej Dobrorolski, äußerte rückblickend, dass der Krieg bereits seit dem 25. Juli für den russischen Generalstab beschlossene Sache gewesen sei. Den russischen Militärs war bekannt, dass Deutschland im Falle einer Generalmobilmachung Russlands ebenfalls seine Truppen mobilisieren würde, worauf sie auch konsequent abzielten. Als Zar Nikolaus II. am Morgen des 30. Juli die Generalmobilmachung der russischen Armee billigte, war ihm zunächst nicht bewusst, dass dieser Vorgang einer indirekten Kriegserklärung gleichkommt. Noch am selben Tag wollte der Zar die Generalmobilmachung rückgängig machen, wurde jedoch von dem Generalstab der russischen Armee davon abgehalten. Selbst die beschwörendsten Briefe Kaiser Wilhelms II. an seinen „Vetter Nicky“ – Zar Nikolaus II. – hatten keine Wirkung. Das Deutsche Reich forderte in einem Ultimatum die sofortige Rücknahme der russischen Mobilmachung. Nachdem diese ausblieb, machte das Reich ebenfalls mobil und erklärte Russland am 1. August den Krieg, woraufhin das mit Russland verbündete Frankreich in Erwartung eines deutschen Angriffes ebenfalls mobil machte. Tatsächlich aber erfolgten die ersten Kriegshandlungen durch Russland noch am selben Abend mit Überschreiten der ostpreußischen Grenze.
Mobilmachung bayerischer Soldaten im August 1914
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Mobilmachung bayerischer Soldaten im August 1914

Daraufhin setzte das deutsche Oberkommando den Aufmarschplan, eine modifizierte Version des Schlieffenplans in Kraft, der als einzige Siegchance für den drohenden Zweifrontenkrieg gesehen wurde. Dieser setzte auf Geschwindigkeit, um die langsame russische Mobilmachung für einen schnellen Schlag gegen Frankreich auszunutzen. Nachdem das neutrale Belgien die Durchmarschgenehmigung verweigerte, verletzte das Reich die belgische Neutralität für den Angriff gegen Frankreich, da ein direkter Angriff über die stark befestigte deutsch-französische Grenze für aussichtslos gehalten wurde. Für die liberale Regierung in London war dies der Anlass, in den Krieg einzutreten.

Gerade das Verhalten Deutschlands war Ausgangspunkt für die viel diskutierte Kriegsschuldfrage im Vertrag von Versailles. Dieser Punkt wird auch heute noch diskutiert, wobei mittlerweile die Ansicht vorherrscht, dass Inkompetenz und mangelnde Verhandlungsbereitschaft nicht nur in der deutschen Führungsschicht Europa in diesen Krieg stürzte, zumal die gleichen Aktionen auf beiden Seiten ganz unterschiedlich bewertet worden sind. Insbesondere in Deutschland und Russland ging die politische Führung zu sehr auf die kriegsorientierten Forderungen des Militärs ein, was fatale Folgen hatte.

Zu Beginn des Krieges standen sich 118 Millionen Menschen der Mittelmächte und 278 Millionen Menschen der Entente Cordiale gegenüber.
« Letzte Änderung: Fr, 18. Juni 2010, 22:39 von Adjutant »

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Kriegsfolgen
« Antwort #1 am: Di, 16. Mai 2006, 16:37 »
Verluste

Der Erste Weltkrieg forderte fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete. Im Deutschen Reich leisteten im Kriegsverlauf 13,1 Millionen Mann Militärdienst; davon starben über 2 Millionen. Bis zum Ausscheiden Russlands aus dem Krieg hatte man dort etwa 15 Millionen Männer zum Kriegsdienst herangezogen, von denen 1,7 Millionen ums Leben kamen. Von den knapp 8,5 Millionen eingezogenen Franzosen überlebten 1,4 Millionen den Krieg nicht. Die britische Armee (inkl. Empire) hatte insgesamt etwa acht Millionen Soldaten eingesetzt, von denen 950.000 nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Österreich-Ungarn musste 1,2 Millionen Todesopfer hinnehmen, auf italienischer Seite waren es fast eine halbe Million . Unter den Verwundeten befanden sich zahlreiche mitunter bis zur Unkenntlichkeit entstellte Invaliden. Unzählige ehemalige Weltkriegssoldaten starben nach dem Ende der Feindseligkeiten noch an den Folgen von Kriegsverletzungen und mitgebrachten Krankheiten in relativ niedrigem Lebensalter. Zu den Verwundeten müssen auch zahlreiche Kriegsverweigerer hinzugezählt werden, die psychisch unfähig zum Militärdienst waren oder wurden – und zur „Aufrechterhaltung der Moral der Truppe“ entweder zu Gefängnisstrafen verurteilt oder in entsprechenden Anstalten psychiatrisiert wurden. Zu den militärischen kamen die zivilen Opfer: Die Blockade gegen das Deutsche Reich und Österreich führte 1917–1919 zu rund einer Million Hungertoten, der größte Teil davon in Deutschland. Die besonders schwer umkämpften Gebiete in Nordfrankreich waren im Krieg größtenteils zerstört worden. Die Kosten für den Wiederaufbau wurden auf etwa 100 Milliarden Francs geschätzt. Der Krieg hatte alle beteiligten Mächte insgesamt über eine Billion Goldmark gekostet.

Politische Folgen: Die Vorortverträge

Am 18. Januar 1919 begann die Friedenskonferenz. Am 28. Juni unterzeichnete die deutsche Delegation unter starkem Druck der Alliierten den Vertrag von Versailles. Aufgrund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles musste das Deutsche Reich Elsass-Lothringen an Frankreich; Posen und Westpreußen an Polen abtreten; das Memelgebiet wurde unter französische Verwaltung gestellt und 1923 durch Litauen besetzt; das Hultschiner Ländchen musste an die neugegründete Tschechoslowakei abgetreten werden. Danzig wurde zur Freien Stadt unter Kontrolle des neugegründeten Völkerbundes erklärt. Die ehemaligen deutschen Kolonien wurden zu Mandatsgebieten des Völkerbundes unter britischer und französischer Kontrolle erklärt. In Eupen-Malmedy-St.Vith (anschließend belgisch), Nordschleswig (der nördliche Teil anschließend dänisch), Teilen Ostpreußens (deutsch bleibend) und in Oberschlesien (zwischen Deutschland und Polen geteilt) wurden bis 1921 Volksabstimmungen über den Verbleib beim Deutschen Reich angesetzt. Im belgischen Abstimmungsgebiet wurden Wähler in großem Stil eingeschüchtert und von der Wahl abgehalten. Das Saargebiet wurde für 15 Jahre der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt, wobei Frankreich die Wirtschaftshoheit übernahm. Wahlen im Memelland erbrachten hohe Stimmenanteile (etwa 80 Prozent) für die deutschen Parteien.

Das Deutsche Reich wurde zur Abrüstung verpflichtet und durfte ein Berufsheer mit einer maximalen Stärke von 100.000 Soldaten unterhalten, die Reichsmarine 15.000. Das Heer durfte weder schwere Artillerie noch Panzer besitzen, die Marinerüstung unterlag starken Einschränkungen. Im Westen des Deutschen Reiches wurde eine entmilitarisierte Zone geschaffen, deren Grenze etwa 50 Kilometer östlich des Rheins verlief. An den Grenzen des Deutschen Reiches wurden Zonen bestimmt, in denen keine Befestigungen errichtet oder verändert werden durften. Mehrere Flüsse und der Nord-Ostsee-Kanal (damals: Kaiser-Wilhelm-Kanal) wurden durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags internationalisiert.

Der Artikel 231 des Vertrages wies die alleinige Schuld am Krieg dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten zu. Die Alliierten begründeten damit die Reparationsforderungen. Viele Deutsche empfanden dies als ungerecht. Anfangs wurden Reparationen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark festgelegt, welche in 42 Jahresraten ausgezahlt werden sollten. Die Forderungen und Regelungen zu den Reparationszahlungen änderten sich mehrfach (siehe: Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg). Zudem musste das Deutsche Reich zahlreiche Sachlieferungen leisten. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags beseitigten nicht die Großmachtstellung Deutschlands. Sie waren jedoch so hart, dass sie das Verhältnis Deutschlands zu den Alliierten schwer belasteten. Der in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft als aufdiktierter Frieden eingestufte Versailler Vertrag verhalf nationalistischen Kreisen im Reich zu einem starken Zulauf. Der Vertrag wurde von den USA nicht unterzeichnet. Sie schlossen am 25. August 1921 mit dem Berliner Vertrag einen Sonderfrieden mit dem Deutschen Reich, der einige der härtesten Bestimmungen ausklammerte. Marschall Foch kommentierte den Versailler Vertrag mit den Worten: „Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“ Lenin bezeichnete ihn als Raubfrieden.

Am 10. September 1919 unterzeichneten die Alliierten und Österreich bei Paris den Vertrag von Saint-Germain. Österreich musste Südtirol und Friaul an Italien abtreten, sowie das Gebiet um Triest. Hinzu kamen Gebietsabtretungen an das neu gegründete Jugoslawien (SHS-Staat). Österreich musste die Unabhängigkeit Ungarns, der Tschechoslowakei, Jugoslawiens und Polens anerkennen. Ein Anschluss an das Deutsche Reich wurde Österreich untersagt, obwohl die provisorische Nationalversammlung einstimmig dafür votierte. Eine Umbenennung des Staates in „Deutsch-Österreich“ wurde verboten. Auf Kosten von Ungarn erhielt Österreich das größtenteils deutschsprachige Burgenland zugesprochen, jedoch ohne die Hauptstadt Ödenburg (ungar. Sopron) da sich dessen Einwohner in einer Volksabstimmung für den Verbleib bei Ungarn aussprachen. Auch in Österreich wurde die Wehrpflicht verboten. Die maximale Stärke des österreichischen Heeres wurde bei 30.000 Soldaten angesetzt.

Im Pariser Vorortvertrag von Neuilly mit Bulgarien, der am 27. November 1919 unterzeichnet wurde, begrenzte man die Stärke des bulgarischen Heeres auf 20.000 Soldaten. Bulgarien musste mehrere kleine Gebiete im Westen an Jugoslawien abtreten. Außerdem fiel der bulgarisch beherrschte Teil Thrakiens an Griechenland.

Am 4. Juni 1920 wurde im Schloss Trianon in Versailles der Friedensvertrag mit Ungarn unterzeichnet. Die ungarischen Teile der Slowakei mussten an die Tschechoslowakei abgetreten werden, während Slawonien und der Banat an Jugoslawien fielen. Außerdem musste Ungarn das Burgenland an Österreich und Siebenbürgen an Rumänien abtreten. Das ungarische Berufsheer wurde auf 35.000 Soldaten begrenzt.

Der letzte Pariser Vorortvertrag wurde am 10. August 1920 in Sèvres unterzeichnet. In dem Vertrag wurde die Internationalisierung der türkischen Meerengen festgelegt. Die Türkei musste Ost-Thrakien und die Stadt Smyrna mitsamt Umgebung an Griechenland abtreten, sowie sämtliche unter türkischer Kontrolle befindliche Ägäis-Inseln bis auf die Dodekanes, die an Italien fiel. Kilikien und Syrien gerieten unter französische Kontrolle, während Zypern, Ägypten, Palästina und der Irak unter britische Verwaltung kamen. Kurdistan wurde der Autonomiestatus zugesprochen, Armenien wurde unabhängig. Die türkische Heeresstärke wurde auf 50.000 Soldaten begrenzt. Der Vertrag von Sèvres wurde von der türkischen Nationalversammlung nicht bestätigt. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Griechenland, die bis 1922 zur Räumung Ost-Thrakiens und Smyrnas durch die Griechen führten. 1921 wurde der Abzug der Franzosen aus Kilikien vertraglich herbeigeführt, Armenien wurde zwischen der Sowjetunion und der Türkei aufgeteilt. In der Folgezeit wurden Tausende Armenier Opfer von Verfolgungen durch die Türken. Im Frieden von Lausanne wurden am 24. Juli 1923 die türkischen Gebietserwerbungen bestätigt, zudem verzichteten die Alliierten auf Reparationsforderungen.

Die Vorstadtverträge stellen eine radikale Beendigung der jahrhundertealten Politik der Balance der Mächte auf dem Kontinent dar. Während etwa noch auf dem Wiener Kongress nach den Napoleonischen Kriegen die territoriale Unversehrtheit Frankreichs garantiert und der Status quo angestrebt wurde, wurden in diesen Verträgen zwei Kriegsgegner zerschlagen und die anderen schwer bestraft. Die erzwungene Auflösung der Türkei und Österreich-Ungarns führte zur Kleinasiatischen Katastrophe und den Instabilitäten in Mitteleuropa. Millionen von Menschen lebten hier als Minderheiten in Staaten, abgetrennt von ihrem Mutterland. Die Folgen für Deutschland führten dazu, dass auch demokratische und gemäßigte Kreise den Forderungen der Nationalisten oftmals zustimmten. Große Wirkung entfaltete die Position des US-Präsidenten Woodrow Wilson, der "Selbstbestimmung der Völker". Sie wurde vor allem in den von den Europäern besetzten Kolonien begeistert aufgenommen. Das Kolonialreich Großbritanniens begann auf mehreren Schauplätzen erste Auflösungserscheinungen zu zeigen. Irland wurde zwischen 1917 und 1921 schrittweise unabhängig, die Dominions des Empires wie Südafrika, Australien und Kanada verlangten als Gegenleistung für ihre Kriegsbeteiligung weitreichende Zugeständnisse. Italien sah sich selbst als Verlierer an, da es als Gegenleistung füs seine 500.000 Kriegstoten nur einige seiner Forderungen erfüllt bekam.

Dazu noch ein paar Bildchen:


Offline BlackWolf

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Kriegsfolgen II
« Antwort #2 am: Di, 16. Mai 2006, 16:40 »
der text von den ersten Kriegsfolgen war auch leider zulang :D

Kriegskosten

Die gigantischen Kosten von über einer Billion Goldmark überstiegen bei weitem die Wirtschaftskraft der europäischen Länder. Im wesentlichen - mit Ausnahme Englands - wurden sie durch Anleihen und Inflation aufgebracht. Die Annahme der Sieger, die Kriegskosten durch Reparationen refinanzieren zu können, erwies sich als Illusion. Großbritannien wurde vom größten Gläubiger der Welt zu einem der größten Schuldner. Für Deutschland endete der Krieg in einer gigantischen Inflation, die Siegermächte wurden zu Schuldnern der USA. Europa hatte seine weltbeherrschende Stellung durch den Krieg verloren. DeGaulle formulierte später: Es gab Sieger und Besiegte; wir alle haben verloren.

Offline Adjutant

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Beginn des 1.Weltkrieges
« Antwort #3 am: Di, 10. April 2007, 20:40 »
Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914


Im Frühsommer 1914 war die Situation in Europa, so meinte der Berater von US-Präsident Wilson nach Washington, zum Zerreißen gespannt und ein Funke könne genügen, um alles in die Luft zu sprengen. Vor dem Hintergrund imperialistischer Bestrebungen, nationalistischer Tendenzen und steigernder Rivalität zwischen den Machtblöcken des europäischen Allianzsystems (Zweibund zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland, bzw. Dreibund mit Italien; Entente zwischen Großbritannien und Frankreich, Defensivbündnis zwischen Frankreich und Russland) setzte die Ermordung des Thronfolgerpaares in Sarajevo am 28. Juni 1914 innerhalb weniger Wochen – teilweise forciert von militärischen Operationsplänen und Gruppen, die einen Präventivkrieg führen wollten – einen Automatismus in Gang, der direkt in den Ersten Weltkrieg führte.

Außenminister Berchtold hatte erst Mitte Juni 1914 in einer Denkschrift einen Kurswechsel der Politik am Ballhausplatz festgeschrieben: die Monarchie müsse aktiv die Großmachtinteressen auf dem Balkan bewahren. Zu dieser Strategie der „Flucht nach vorne“ kam die Überlegung, diese neuerliche Balkankrise als Hebel für einen spektakulären äußeren Erfolg mit heilsamer Rückwirkung nach innen zu benutzen, dadurch auch die zerstörerische Kraft der Nationalbewegung zu lähmen und die Herrschaft der konservativen Eliten zu stabilisieren.

Das entscheidende Wort in außenpolitischen Dingen hatte jedoch der Kaiser. Franz Joseph, als „ erster Soldat und Beamter“ seines Reiches ein Symbol für Fleiß, Arbeitseifer und Kontinuität, betrachtete aber vor allem den Außenminister als „Seinen“ Minister und weisungsgebundenen Beamten.

Mit der Nachricht aus Sarajevo war dem Kaiser, den Diplomaten am Wiener Ballhausplatz und den verantwortlichen Militärs klar gewesen, dass die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau, Herzogin Sophie von Hohenberg, nicht das Werk eines Einzeltäters – Gavrilo Princip – war, sondern die Fäden nach Belgrad führten. Aufgrund dieser Überzeugung, dass Serbien hinter den Tätern stand, hielt man eine der schwerwiegenden Aggression angemessene Reaktion gegen Serbien für unbedingt notwendig. Rasches Handeln und ein Ausnützen der Situation zu einer militärischen Spontanaktion und Vermeidung eines Internationalisierung des Konfliktes war jedoch in erster Linie durch die Haltung des ungarischen Ministerpräsidenten, Istvàn Graf Tisza, nicht möglich. Tisza verlangte vor einer Vergeltungsaktion gegen Serbien eines Sondierung und Klärung der Situation auf dem Balkan und wollte unter allen Umständen einen Vorwand für eine Einmischung Russlands zugunsten Serbiens vermeiden; zudem sollte der Ballhausplatz die Rückversicherung Deutschlands für eine militärisches Vorgehen erreichen.

Graf Alexander Hoyos, der engste Mitarbeiter Berchtolds im Außenministerium, wurde zu einer Sondierungsmission nach Berlin entsandt. – Ein Brief Franz Josephs an Kaiser Wilhelm II. schilderte das Attentat als Folge und Höhepunkt der „von den russischen und serbischen Panslawisten betriebenen Agitation“ und appelliert an die Bündnistreue: „Auch du wirst nach dem jüngsten furchtbaren Geschehnisse in Bosnien die Überzeugung haben, dass an eine Versöhnung des Gegensatzes, welcher Serbien von uns trennt, nicht mehr zu denken ist…“. Österreich-Ungarn wollte das „Problem Serbien ein für allemal beseitigen“ und nahm schließlich einen Krieg mit Russland in Kauf. Zum Zeitpunkt der Hovos-Mission war aber die Chance verspielt, den Schock des Fürstenmordes zu einer Spontanaktion auszunützen. Dies machte die Möglichkeit einer Aktivierung der fatalen Allianzsystematik bzw. des militärischen Eingreifens der „Tripleentente“ Frankreichs, Großbritanniens und Russlands, die ihrerseits die Kriegsrüstungen vorangetrieben hatten und machtpolitische, teilweise revisionistische Interessen verfolgten, immer wahrscheinlicher. Es ging um Macht, Machterhalt, Einfluß und Prestige.

Deutschland bevorzugte eine radikale Lösung, gab Wien freie Hand. Auch in Berlin nährten gesellschaftspolitische Perspektiven – um „die Verhältnisse wieder in Ordnung zu bringen“ eine Strategie, die „vor dem extremen, weil nie völlig vorauskalkulierbaren Risiko des Krieges“ und dabei unter dem Primat von militärischen Plänen (Schlieffen-Plan) auch vor Neutralitätsverletzungen (Belgien) nicht zurückschreckte, ohne auf ein langwieriges Krisenmanagement der Mächte zu vertrauen.

In zwei Sitzungen des gemeinsamen Ministerrates in Wien (7. und 19. Juli 1914) einigte man sich schließlich auf die Abfassung  eines Ultimatums an Serbien, das am 23. Juli 1914 der serbischen Regierung durch den k. u. k.-Gesandten in Belgrad, Baron Wladimir Giesl überreicht wurde. Die Antwortnote der serbischen Regierung fiel in den entscheidenden Punkten (Nr. 5 und 6) des Ultimatums negativ aus. Darin hatte Österreich-Ungarn die Einwilligung verlangt, dass „in Serbien Organe der k. u. k. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken“.

Baron Giesl, der nur eine vollinhaltliche Annahme des Ultimatums gemäß seiner Instruktion akzeptieren konnte, verließ Belgrad und beendete die diplomatischen Beziehungen mit Serbien, das wenige Stunden vor der Überreichung der Antwortnote mit der Mobilmachung begonnen hatte.

Außenminister Berchtold berichtete daraufhin in Bad Ischl dem Kaiser von der serbischen Antwort, die „inhaltlich zwar ganz wertlos, der Form nach aber entgegenkommend“ sei; Berchtold meinte nun, dass die Tripleententemächte noch einen Versuch der friedlichen Beilegung des Konfliktes übernehmen könnten und erwähnte einen Zwischenfall bei Temes Kubin, wonach serbische Truppen auf „unsere Truppen“ geschossen hätten. Damit, so Berchtold, waren „die Feindseligkeiten…..tatsächlich eröffnet“ und man müsse unverzüglich zur formellen Kriegserklärung schreiten. Franz Joseph hat die Kriegserklärung dann auch mit der Formulierung über das Gefecht bei Temes Kubin („….et cela dàutant plus que des troupes serbes ont dèjà  attaquè près des Temes Kubin un dètauchement de làrmèe Impèriale et Royale“) genehmigt. Tatsache ist, dass es dieses Gefecht nie gegeben hat. Die Nachricht darüber war aber ein hervorragendes Propagandamittel, um Serbien als Aggressor hinzustellen, was vor allem in Hinblick auf die Haltung Italiens und Rumäniens wichtig war. Berchtold wusste spätestens am Morgen des 28. Juli 1914 Bescheid, dass „Temes Kubin“ eine Falschmeldung war, und hat eigenmächtig diese Passage der Kriegserklärung gestrichen.

„…mit Waffengewalt die unerlässlichen Bürgschaften zu schaffen, die Meinen Staaten die Ruhe im Innern und den dauernden Frieden nach Aussen sichern sollen.“ – Diese Worte aus dem Manifest „An Meine Völker“ verdeutlichen die Denkweise einer aggressiven Verteidigungsbereitschaft der Machteliten 1914 und standen am Ende einer aktiven Kriegspolitik gegenüber Serbien, die auch mit dem Bewusstsein betrieben wurde einen Weltkrieg zu riskieren. Der Kaiser war überzeugt davon, dass die Fäden des Attentats nach Belgrad gingen. Aus der Haltung eines gottbegnadeten Herrschers verlangte er die gerechte Bestrafung Serbiens und befahl nach dem Eintreffen der serbischen Antwortnote, den seit Anfang Juli 1914 eingeschlagenen Weg „bis zum Ende zu gehen.!

Die diplomatischen Aktivitäten in den folgenden Tagen endeten in einer Serie von Tagesbefehlen zur Mobilmachung und Kriegserklärungen. Der britische Vorschlag an Österreich-Ungarn,  Belgrad als Faustpfand zu besetzen, wurde am 31. Juli 1914 abgelehnt, nachdem am Vortag die russische Generalmobilmachung verkündet worden war. Alle machten mobil, keiner wollte ins Hintertreffen geraten und jeder womöglich um ein paar Tage früher mit seinem Aufmarsch fertig sein als der andere.

Am 1. August erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg, am 3. August erging die deutsche Kriegserklärung an Frankreich; Großbritannien teilte am 4. August Deutschland den Kriegszustand mit. Österreich-Ungarn erklärte am 6. August Russland, am 11. August 1914 Frankreich und am 12. August Großbritannien den Krieg.

  „Gott sei Dank, das ist der große Krieg!“ notierte ein General der Kavallerie, Viktor von Dankl, und er war damit ein Repräsentant für eine Kriegsbegeisterung in der Habsburgermonarchie, die allein im ersten Halbjahr des 1. Weltkrieges 600.000 Soldaten das Leben kostete.

Quelle: Edition Österreich
" Tradition ist die Flamme hüten und nicht die Asche bewahren "
Grüße aus Wien

Dieco

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Europa am Vorabend des Krieges 1914
« Antwort #4 am: Di, 22. April 2008, 08:49 »
Die Mordtat von Sarajevo zerstört das mühsam gehaltene Gleichgewicht in Europa. Europa ist ein Pulverfass. Alle Länder beteiligen sich an dem Rüstungswettlauf , der die Staatskassen ruiniert. Deutschland steht dabei an der Spitze. Nach der Verstärkung des Heeres schnellen die Rüstungsausgaben von 1,4 Milliarden Mark , 1913, auf 2,24 Milliarden Mark in die Höhe. Russland folgt mit 1,8 Milliarden Mark dann England mit 1,6 Milliarden Mark und zu guter Letzt Frankreich mit 1,2 Milliarden Mark.

Das Deutsche Reich befürchtet einen Angriff von Russland im Jahr 1916 wenn Russland seine Aufrüstung abgeschlossen hat.Der deutsche Kaiser und der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg denken daher an einen frühzeitigen Präventivschlag. Aber Russland ist mit Frankreich und England verbündet und zu den politischen Zielen der Franzosen gehört die Rückgewinnung von Elsaß- Lothringen.
Russland ist wie Österreich an einer Expansion auf dem Balkan interessiert. Wenn sich die Donaumonarchie jetzt, nach der Ermordung Franz Ferdinands, zu einer Strafmassnahme entschliesst und Serbien angreift, so so könnte sie eine dominierene Stellung in Südosteuropa gewinnen. Für die Russen ist eine höchst unangenehme Vorstellung. Also sichert Russland den Serben am 25. Juli , wenige Stunden nach dem Ende des Staatsbesuchs von Frankreichs Präsident Raymond Poincare, grosse Unterstützung zu. Obwohl viele Spuren der Mörder  des Erzherzogs nach Serbien führen.

Deutschland ermutigt die Wiener Regierung, scharf gegen Serbien vorzugehen. Am 3. Juli hat Wilhelm II. folgende Randbemerkung an den Bericht des deutschen Botschafters in Wien geschrieben: " Jetzt oder nie ... mit den Serben muss aufgeräumt werden " . Die deutsche Regierung rechnet im Ernstfall mit einem Zweifrontenkrieg gegen Russland und Frankreich. Allerdings macht England  Sorgen durch seine eigene Haltung.
Österreich ist zwar eigentlich zu einem Krieg gegen Serbien bereit doch auf der anderen Seite fürchtetn sich die Österreicher vor den russischen Reaktionen. Der Wiener Hof zögert bis zum 23. Juli. Dann fast 4 Wochen nach dem Attentat erfogt das Ultimatum an Serbien. Der Nachbarstaat soll alle Propaganda gegen Österreich verbieten und die politischen Untersuchungen im Zusammenhang mit der Bltuttat von Sarajevo sollen unter Mitwirkung österreichischer Beamten durchgeführt werden. Serbien gibt nach doch mit den Antworten zu dem Mord ist Österreich nicht zufrieden.
England möchte den Krieg vermeiden und ersucht Deutschland mässigend auf Österreich einzuwirken. Der deutsche Botschafter in London , von Lichnowsky, kabelt nach Berlin :" Alle Welt sein in London davon überzeugt, dass der Schlüssel der Lage in Berlin liegt und falls man dort den Frieden wirklich will, Österreich davon abzuhalten sein wird, eine tollkühne  Politik zu betreiben." Der deutsche Reichskanzler lässt in London mitteilen das er die Vermittlungstätigkeiten in Wien eingeleitet hat . Doch in Wirklichkeit läßt er nur den Bericht des deutschen Botschafters nach Wien weiterleiten. Österreich entschliesst sich zum Handeln und erklärt Serbien am 28. Juli den Krieg.
Der russische Zar befiehlt einen Tag später die Mobilmachung, zieht den Befehl aber nach Erhalt eines Telegrammes von Wilhelm II. noch einmal zurück. Doch der Aussenminister, Sasonow, bewegt den Zaren den Befehl zur Mobilmachung endgültig zu erteilen. In Berlin billigt daraufhin am 31. Juli, um 15.00 Uhr , Wilhem II. den Text für ein Ultimatum an Russland und eines an Frankreich.. Der bayrische Gesandte Lerchenfeld informiert wenig später die Regierung in München: " Es laufen zwei Ultimate zur Zeit. Petersburg 12 Stunden, Paris 18 Stunden. Petersburg will den Grund zur Mobilmachung wissen. Paris stellt eine Anfrage ob es neutral bleibt. Beine Anfragen werden ablehnend beantwortet. Also Mobilmachung spätestens Sonntag den 1. August um Mitternacht.
Der preussische Generalstab sieht dem Krieg mit Frankreich mit grosser Zuversicht entgegen. Er rechnet damit Frankreich in knapp 4 Wochen niederzuwerfen.

Am 31. Juli, sechs Uhr abends, verkünden Extrablätter im Reich den allgemeinen Kriegzustand.

Ein Rausch der Kriegsbegeisterung erfasst alle beteiligten Staaten in Europa, in dem kritische Stimmen untergehen.

Gruss Dieco

 


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