Autor Thema: Tagebuch der Jüdin Agnes Rozsa aus ihrer Zeit im KZ und ihrer Zwangsarbeiterzeit  (Gelesen 2035 mal)

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Offline md11

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-Angst vor dem Gas-Tod-
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"Solange ich lebe,hoffe ich"- unter diesem Titel hat das Stadtarchiv Nürnberg die Tagebuch-Notizen von Agnes Rozsa aus den Jahren 1944/45 herausgebracht.Die ungarische Jüdin hat das KZ Auschwitz überlebt und war in Nürnberg mehrere Monate als Zwangsarbeiterin beschäftigt.
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"Du wirst am Leben bleiben.Du musst der Welt darüber berichten,wie wir hier umgebracht wurden."Weibliche Häftlinge des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz gaben die Mahnung einer Leidensgefährtein mit,die vermeintlich bessere Überlebens Chancen hatte als sie selbst.Dass ausgerechnet diese Frau schon einen Tag später vergast wurde,zeigt,wie vollkommen unberechenbar der Alltag in dem Vernichtungslager gewesen ist.
Um in der entsetzlichen Situation den Verstand nicht zu verlieren,schrieb Agnes Rozsa ihr Tagebuch-unter Lebensgefahr.Denn es war verboten,sich Notizen zu machen.Das Tagebuch besteht aus vielen einzelnen Blättern,die sie unter Stoffetzen versteckt an ihrem Körper trug.Es waren fiktive Briefe an ihren Ehemann,den sie irgendwo einmal wiederzusehen hoffte.Die Eintragungen sollten ihre persönliche Entwicklung für ihn verständlich machen."Durch das Schreiben konnte ich das Erlebte besser verarbeiten.Ich konnte mich dadurch an einen Strohhalm klammern...",berichtete sie im Vorwort der ungarischen Buchausgabe,die 1971 erschienen ist.
Die Grausamkeit des Vernichtungslagers wird aus folgendem Eintrag deutlich:"Nicht nur der Quälende wird zu einem Untier,sondern manchmal auch der Gequälte.Du brauchst Dich nicht zu wundern,der Kampf ums Überleben weckt in vielen das Unmenschliche." Für sie selbst war es daher das Wichtigste,ihre Menschlichkeit nicht zu verlieren.Einer Freundin erklärte sie im KZ,"dass wir zwar nicht bestimmen können,wie lange wir leben,aber auf jeden Fall,wie wir leben,nämlich,dass wir,auch wenn es in Auschwitz nicht immer leicht ist,Humanität bewahren müssen".
Magda Watts,ein Mithäftling von Agnes Rozsa,bezeichnet deren Tagebuch als "meine ganz persönliche Bibel".Immer wenn ihre Erinnerungen sie zu erdrücken drohten,lese sie in diesem Buch,erklärte die KZ-Überlebende:"Es hilft mir,meine innere Ruhe zu finden und verleiht mir die Kraft,nicht aufzugeben."Die Notizen sind ein Dokument,wie man in Zeiten tiefster Demütigung Würde bewahren kann,merkt Stadtarchivleiter Michael Diefenbacher an.Die Schilderungen von Rozsas Zwangsarbeiterzeit in Nürnberg waren entscheidend,um dieses Werk als dritte Publikation in der zeitgeschichtlichen Reihe des Stadtarchivs zu veröffentlichen.Die Zustände im 1945 durch Bomben zerstörten Gefangenenlager am Südfriedhof waren zwar schlimm,doch die Tagebuch- Schreiberin empfand es als Fortschritt gegenüber dem KZ:" Es bedroht uns nicht mehr die tagtägliche Selektion oder die Angst vor der Vergasung."
Die Übersetzung aus dem Ungarischen besorgte Stadtarchiv-Mitarbeiterin M.Wiedemann,die von der Leidensgeschichte sehr berührt ist.Sie trug mit viel Kleinarbeit einige Daten zur 1984 gestorbenen Lehrerin Agnes Rozsa zusammen.Ergänzende Aufsätze zum Holocaust in Nord-Siebenbürgen und zum Einsatz von ungarischen Zwangsarbeiterinnen in Nürnberg runden das Buch ab.
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Quelle-Nürnberger Nachrichten 7.November 2006
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Bild 1. Agnes Rozsa
Bild 2. Die ungarische Jüdin Agnes Rozsa musste mit weiteren 591 Zwangsarbeiterinnen bei Siemens schuften.Das Foto-es zeigt die Kleintrafo-Fertigung von Siemens an der Katzwanger Straße.
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Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Fr, 25. Juni 2010, 12:32 von Adjutant »

 


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