Autor Thema: Die Infanterie  (Gelesen 2674 mal)

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Die Infanterie
« am: Mi, 29. Juli 2009, 13:14 »
DIE   INFANTERIE

Von Feldmarschallleutnant  HEINRICH FATH
Auszug aus dem Buch "Die Wehrmacht der Monarchie"

                  
Die Infanterie war nicht immer die Königin der Waffen, und auch in unseren Gauen war durch den vorzugsweise reitenden Krieg die Vorliebe für den Dienst zu Pferde so festgewurzelt, dass trotz des Wiedererstarkens des Fussvolkes in den Schweizer- und Hussitenkriegen die Begriffe Reiter und Soldat noch lange identisch blieben.
Die weise Voraussicht Kaiser Maximilians I., des „letzten Ritters“, der der Begründer unserer Monarchie und der erste Schöpfer unserer Wehrmacht war, brachte das Fussvolk durch die weithin als Muster dienende „Landsknechtsordnung“ (1490) wieder zu Ehren. Sie bestimmte,  dass die Anwerbung des Fussvolkes  die damals gebräuchliche Aufbringung – durch inländische Edelleute aus den Landeskindern geschehen sollte;  disziplinäre,  von den Landsknechten selbst gehandhabte Normen („Artikelbrief“) verbanden das Ganze zu einer militärischen Bruderschaft ritterlichen Gepräges, in welcher die Mitglieder selbst sorgen sollten, dass kein Unwürdiger Aufnahme fände.  Die Landsknechte hatten dem Kaiser den Eid der Treue zu leisten:  sie wurden hie durch zu einem vom Gefühle der Ehre beseelten Körper, unabhängig von der Willkür gemieteter Bandenführer,  aus freiem Willen und durch Angelöbnis unmittelbar in die Hände des obersten Kriegsherrn gegeben.
Die Aufbringung des Heeres, Organisation, Kampfweise  und Kriegführung- alles hat sich im Laufe der Zeiten vom Grund aus geändert;  der Geist der Kyrisses und der Landsknechte Maximilians ist zur unwandelbaren Tradition unseres Heeres geworden. Die kaiserliche Infanterie bildete vorerst nur vorübergehend auf Kriegsdauer aufgestellte Regimenter mit Fähnleins, halb Spiesser für den Nah-, halb Schützen für den Fernkampf.
Erst vom 30jährigen Kriege an blieben Regimenter ständig bestehen (Infanterieregiment 11 – 1629,  Infanterieregiment 8 – 1642). Bis dahin und noch in der Zeit des Prinzen Eugen wurde ihre Entwicklung aufs tiefste beeinflusst durch den unaufhörlichen Kampf mit dem  „Erbfeinde“. Die osmanische Reiterei, die den Hauptteil der Türkenheere bildete, zeigte sich im Handgemenge von wildem Ungestüm,  entzog sich aber gerne dem Feuer.
Unser Fussvolk bildete daher in der Schlachtordnung quadratische Haufen von Pikenieren als ebende Stützpunkte, zwischen deren 6 Meter langen Piken die Musketiere als „Schützenumkleidung“ oder in besonderen „Schützenflügeln“ hinter Hindernissen standen. Die Stützpunkte, im Kreuz oder schachbrettförmig aufgestellt,  bildeten den Hauptteil der Schlachtordnung.
Als im 30jährigen Kriege diese schwerfälligen Massen gegenüber den beweglicheren niederländisch-schwedischen Formen im Nachteil blieben, nahm auch unsere Infanterie die angriffsfähigere Fechtweise an und kein Geringerer als Wallenstein war es, der, seiner Zeit weit vorauseilend, die Schützen in zerstreuter Fechtweise verwendete und seine ganze Kampfweise dem Terrain und Gegner anpasste (Schlacht bei Lützen 1632).
Weit grössere Anforderungen noch traten an unsere Infanterie in den letzten Dezennien des 17. und im 18. Jahrhundert heran. Perioden unaufhörlichen Ringens, untrennbar verbunden mit dem grossen Organisator und Feldherrn, dem Prinzen Eugen von Savoyen, in dem unser Heer seinen zweiten Schöpfer verehrt.
Ein halbes Jahrhundert lang kämpfte das kaiserliche Heer zugleich gegen den Erbfeind und gegen die Franzosen, und auf beiden so grundverschiedenen Kriegsschauplätzen wusste sein Fussvolk, durch die Einführung des Bajonettes zur Einheitsinfanterie geworden, Sieg auf Sieg zu erringen.
Gegenüber den Türken wird die fehlende Schutzmauer  der einstigen Pikeniere  nachteilig empfunden;  rasch bemächtigt sich die Infanterie des  tragbaren Hindernisses,  der „spanischen Reiter“, die zum Bestandteil der Infanterieausrüstung werden.
In den abendländischen  Kriegen schnellt die neue Einheitsflinte  (Fusil, daher „Füsiliere“) die Bedeutung des Feuerkampfes rapid in die Höhe, die Kampfformen werden breiter und seichter, die taktischen Einheiten der Bataillone zahlreicher, die administrative Grundeinheit des Fähnleins geht in die schwächere Kompagnie, über.
Mit dieser doppelten Kampfweise war die Infanterie das allzeit zuverlässige Werkzeug seines genialen Feldherrn, der über den Zeitgeist und seine Schlachtordnung hinweg Aufmarsch und Angriff ohne Rücksicht auf die „Ordre de bataille“ disponierte,  Zenta 1697,  Peterwardein und Belgrad 1716/!7   gegenüber den Türken,  Chiari und Turin,  Höchstadt,  Oudenarde und Malplaquet im spanischen Erbfolgekriege (1701 bis 1714), welch weitreichendes Register verschiedenster Aufgaben trat an die Infanterie heran:  
Vom weltgeschichtlichen zweiten Alpenübergang des Jahres 1701 bis zu den Kämpfen in der dichtkultivierten italienischen Ebene, vom gebirgigen Deutschland bis zu den Niederlanden sprachen die Zeugen kühnen Eugenschen Offensivgeistes und lobten zugleich das bravouröse Verhalten der materiell so dürftig gestellten, in ihrer Zähigkeit, Hingabe und Todesverachtung aber beispiellosen Infanterie.
Was Prinz Eugen begonnen,  die grosse Kaiserin und ihr hochbegabter Sohn Josef II. setzten es fort:  Die Wehrmacht verkörpert nun die Einheit des Reiches, der ganze Heeresorganismus wird nach einheitlichen Grundsätzen durchgebildet.
Der Staat selbst leitet die Rekrutierung, das Heer wird, bei lebenslänglicher Dienstzeit des Eingereihten zum ständigen Berufsheere, allgemein gültige Dienst- und Exerziervorschriften sichern die Einheit der Führung. – Den entscheidenden Faktor im Gefechte bildet das Massenfeuer und seine Trägerin, die „Linieninfanterie“.
Die Armee und namentlich ihre so vielseitige und tüchtige Infanterie haben allzeit verstanden,  auch von ihrem Gegner zu lernen,  und ihr grösster Gegner dieser Zeit war unstreitig König Friedrich II.
Sein „Drill“, der die mechanischen Fertigkeiten aufs höchste steigerte, erzielt beim eisernen Ladstock die bis dahin unerhörte Feuerschnelligkeit von fünf Schuss in der Minute; er zwang die Infanterie in die Formen der Lineartaktik,   die keinen Spielraum für die Betätigung der Individualität bot und erzielte doch mit seiner strammen Exerzierschule grosse Erfolge.
Sein organisatorischer Einfluss hat auch bei uns eine mächtige Steigerung der Feuerkraft hervorgerufen,  aber niemals hat das kaiserliche Heer seiner Individualität sich gänzlich begeben:  bei uns fand – von den Zeiten der alten Landesaufgebote und Schiessstandsordnungen an der Einzelschuss allzeit liebevolle Pflege und Legion ist die Zahl der kühnen Unternehmungen der Infanterie, vom Überfall bei Hochkirch, dem „Finkenfang“ bei Maxen (Daun), dem Hinterhalt beiDomstadtl (Laudon)  bis zu den schneidigen Streifzügen unserer Freikorps, von denen, nebst  Hadiks Husaren die Trenk`schen Panduren (jetzt Infanterieregiment 53) besonders hervorragten und unseren Gegner zu einer Gegenorganisation, dem Jäger-Freikorps, zwangen.





« Letzte Änderung: Fr, 18. Juni 2010, 22:01 von Adjutant »
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Re: Die Infanterie
« Antwort #1 am: Mi, 29. Juli 2009, 13:16 »
2.Teil

Wer kennt nicht die Heroen dieses für Österreich historischen Zeitalters:  Khevenhüller, Daun und Laudon;  wer weiss nicht vom Ehrentage der Schlacht bei Kolin,  an dem die in mütterlicher Fürsorge für das Heer unerschöpfliche Kaiserin die höchste Auszeichnung des Militärs,  den „Maria-Theresien-Orden“ stiftete. ?
Wir feierten in diesen Tagen die Jahrhundertwende jener grossen Kriegsereignisse, die unter entscheidender Mitwirkung unserer Monarchie, nach einer Periode der schwersten Prüfungen die Übermacht Napoleons brach und gedenken hiebei in treuer Dankbarkeit des dritten Schöpfers unserer Wehrmacht, Erzherzog Karls, des Helden von Aspern, der den Glauben an die Unbesiegbarkeit des Korsen zerstörte.
Die Jahre 1805 bis 1809 bedeuten den Höhepunkt seiner Reformen. Aus dem Institut der „Reserve“, das alle Stellungspflichtigen umfasste, und ermöglichte, dass der Soldat nach seiner Linienpflicht dem bürgerlichen Berufe wiedergegeben wurde, ergänzte sich die Feldarmee, der Erzherzog Karl die Korpseinteilung gab. Sein mustergültiges Reglement (1807) legte bei der Infanterie auf Scheibenschiessen, Vereinfachung der Formen,  Bewegungen und Griffe,  auf zweckmässige Verbindung des zerstreuten Gefechtes mit den geschlossenen Formen erhöhtes Gewicht,  gab ihr den denkenden Gehorsam,  förderte die Ausbildung ihrer Führer.
Auf den Schlachtfeldern des Donautales und im Marchfelde hat sie es ihm gedankt, besonders bei Aspern, wo an der Infanterie all die zahlreichen Angriffe Napoleons zerschellten, wo im erbitterten zweitägigen Ringen das zuletzt zum Verzweiflungskampfe der Franzosen, zum Grabe ihrer gut ausgebildeten Fusstruppen wurde,  mit beispielloser Anspannung aller Kräfte der vom brennenden Kirchturm überragte Ort gestürmt und  beim persönlichen Eingreifen des Feldherrn auch die schwerste Krise überwunden wurde.;  Hier konnte der Erzherzog mit freudigem Stolze wahrnehmen , dass seine Saat in unvergänglicher Weise ausgereift ist. – Regimenter aller Nationen der Monarchie wetteiferten im blutigsten Kampfe jener Zeit:  die Linienregimenter, die Elite der Grenadiere mit den leichten Truppen, den Grenzregimentern, und Jägerbataillonen. Flinte und gezogener Stutzen wechselten mit dem schneidigen Ernst des Bajonetts, mit dem Infanterie selbst auf die französischen Esenreiter sich stürzte. Die Landwehr, diese Verkörperung des grossen Gedanken Erzherzog Karls einer auf die allgemeine Wehrpflicht gegründeten Landesverteidigung kämpfte, trotz ihres kurzen Bestandes gleich hingebungsvoll an der Seite der anderen Truppen.
Was frug der Landwehrmann, der freiwillige „Legionär Erzherzog Karls“, nach der früheren Beschränkung „innerhalb“ des Landes. Er schlug sich in- und ausserhalb so gut, dass die Landwehrbataillone in der grossen Schilderhebung 1813 bis 1815 den Heeresregimentern schon organisch eingegliedert sind.
Dem deutschen Landwehrmann ist mancher Dichtergruss zuteil geworden, sein Lob singt jede Fibel. Der kaiserliche Soldat, ob Österreicher, Ungar, Grenzer, ob Tiroler Aufgebotsmann, ist still und bescheiden zu seinem Anwesen, seinem Berufe zurückgekehrt, froh berichtend, dass die Augen seines Führers, seines Feldherrn, auf ihm geruht, stolz des Tagesbefehls gedenkend, der in militärischer Knappheit anerkennend  feststellte:    Die Infanterie hat ihre Schuldigkeit getan.
So ist es auch bis in die jüngste Zeit geblieben, wo der gesteigerte Verkehr, der stete Kontakt aller Staaten und Völker die Entwicklung der zum Volksheer gewordenen bewaffneten Macht zu einer internationalen gemacht hat.
In den von aller Welt bewunderten italienischen  Feldzügen des greisen Marschalls Radetzky wie unter Feldmarschall Erzherzog Albrecht, dem würdigen Sohne des Helden von Aspern, hat auch die Infanterie aufs neue sich bewährt, und ewig klangvoll werden die Namen Santa Lucia,  Mortara,  Novara und Custoza bleiben.
Zwölf Jahre nach diesen grossen Kämpfen finden wir sie (1878) unter den widrigsten Witterungsverhältnissen, inmitten einer insurgierenden Bevölkerung mit einem hinterhältigen, empörende Grausamkeiten verübenden Feinde im Kampfe, der, schwer zu fassen Tag und Nacht zu gespannter Wachsamkeit, zu ausholender Bewegung in fast unbekanntem, ressourcen- und selbst wasserlosem Gelände zwingt.
Kein Reiter kann des Infanteristen Auge hier bilden,  kein Extrakorps stets zur Stelle sein;  er muss selbst aufklären,  die Meldungen zustellen, für Verbindung sorgen, sich Wege und Stege bauen und,  nur unterstützt durch das Gebirgsgeschütz, dass er oft selbst schleppen muss,  befestigen,  Nahrung herbeischaffen und kämpfen.
Und sieh da ! es geht .Er patrouilliert,  signalisiert,  baut und schafft und bietet wieder einmal das Bild des vor keiner Schwierigkeit zurückschreckenden Pioniers und Kämpfers,  der den Willen seines Allerhöchsten Kriegsherrn bis ans letzte Ende durchzuführen  versteht.
Schlägt nicht das Herz eines jeden Soldaten,ja eines jeden Bewohners unserer schönen Monarchie höher, wenn er aus diesem Werdegange die enorme Anpassungsfähigkeit unserer Infanterie ersieht ? Hat nicht jeder unserer Volksstämme hieran seinen vollen Anteil, war je das dem Heimatlande wildfremde  Bodenrelief,  fremde Einrichtungen und fremde Kultur ein Hemmnis der Verwendung unserer in gemeinsamem Blutopfer für Thron und Vaterland zusammen-geschweissten Truppen ?   Nicht Sprache und Sitte, nicht Familie und Kultus trennt uns;  denn über alles vereinigt uns unzertrennlich das Bewusstsein:  wir sind unseres edelsten Vorbildes,  unseres Kaisers und Königs Soldaten !
Wohl keine Familie, die nicht einen Sohn, einen Verwandten, bei der Infanterie hat, und darum ist es überflüssig,  ihre Organisation, ihre Bewaffnung und Ausrüstung hier darzulegen. Ob Heer oder Landwehr die letztere, einst zweite Linie, hat sich voll auf die Höhe des Heeres geschwungen beide sind Teilhaber an der geschilderten Vergangenheit;  sie sind vollwertige Infanterie.
Die Kompagnie ist ihr engeres Heim,  wo der Mann zum denkenden Gehorsam, zum sicheren,  überlegten Schützen,  zum selbsttätigen, gewandten Streiter,  zum braven Kameraden der anderen Waffen,  zum pflichtgetreuen Soldaten erzogen wird.
Das Regiment, zu dem er gehört, ist die historische Körperschaft, welche die Tradition ruhmreicher Vergangenheit pflegt, die ihn gleich der Fahne, diesem Zeichen des Vertrauens seines Monarchen  zu unerschütterlicher Pflichterfüllung, zu edlem Wettstreite mahnt.
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Re: Die Infanterie
« Antwort #2 am: Mi, 29. Juli 2009, 13:17 »
3. Teil

Seht ihr im wilden Karste das aufziehende Gewitter? Alles hastet unter ein schützendes Dach, nur der „Vorpass“ am Kordon gegen die Schwarzen Berge hält getreue Wacht,  wie der Stein,   an den er sich schmiegt.
Seht ihr den schwachen Schein des Forts in der Steinwüste ? Es soll durch nächtlichen Überfall genommen werden;  im zerbröckelnden Gestein, das auch bei Tag keinen sicheren Tritt ermöglicht, soll lautlos, trotz Scheinwerfer und Leuchtpistolen unbemerkt herangegangen werden.Es wird versucht und immer wieder geübt,  bis der Wiener, Ungar,  Böhme – woher sie alle sein mögen, die da gemeinsam üben,  die Sache  „weg“ haben. Und geht’s`im jüngsten Gebiete unseres Obersten Kriegsherrn, wo jenseits der Grenzen es  nimmer Frieden werden will,, gar zu hoch und gar zu weit, so rüstet das „Nachrichtendetachement“ wohl auch einen Fussmann,  der nie Reiter war, mit einem kleinen Landespferde aus – und er reitet doch !
Gar erst der „Grenzjäger“, dieser wiedererstandene „Strafuni“ bei jenen gefürchteten Angedenkens, denen das Gewissen schlägt er kennt in seinem Grenzrevier,  wo oft so schwer die „Grenze“ zu erkennen , jeden Stein und Weg, jedes Gehöft und jeder Hinterhalt,  jede Feuerstellung und jeder Aussichtspunkt sind ihm bekannt;  soweit das Auge und Ohr reicht,  weiss er alles  auch drüben.
Und siehst du jenen eigenartig durchsetzten Hügel an der Grenze des Flachlandes ? Da bewegt sich´s und schreitet vor und verstärkt sich´s, wird breiter und dichter und dagegen ein Geschosshagel Du meinst, es muss mit dem Arme zu greifen sein, und siehst doch kaum, woher er kommt:  im Terrain verteilt und bis zur berühmten  „Leere“  verborgen,  schieben sich da  die lockeren Linien gruppenweise vor.
Du verstehst dein eigenes Wort nicht, in dem Geknatter gar, wenn der jüngste Teil der Infanterie, das Maschinengewehr einsetzt;  Du glaubst, da kann nicht geschossen werden,  durch diese schmalen Lücken der  Front, und doch siehst du sie unaufhörlich sich vorarbeiten,  und keine Feuerpause entsteht, und sie werden wie mit Zauberhänden geleitet;  jeder scheint ein selbsttätiges Einzelwesen zu sein und verliert doch nie den Zusammenhang.
Du siehst das moderne  „feldmässige   Schiessen“ gegen das auf dem Hügel den Feind darstellende Scheibenmanöver,  jenes Schiessen, das bei der Infanterie,  nach der Vorstellung des Mannes aus dem Rekruten einen Soldaten erst macht.
Oder da oben im Gebirge, zwischen Felsschroffenund über steil geneigte, glitschige Grasabhänge, wie es wimmelt und trotz aller Hindernisse fortschreitet. Auch im Winter, in  tiefem Schnee, wie kühn und flott auf Schneeschuhen die Patrouille dahinfährt wohl gebirgsvertraute Älpler ? O nein ! brave Pusztensöhne aus dem Alföld, der. Tiefebene, die mit grösster Leidenschaft die Skier gebrauchen und schon bei manchem Wettstreit sich gut placiert haben.
Hilf Himmel !  da oben auf ragendem Felsblock, im Schnee, wie sind die Maschinengewehre hinaufgekommen ? „Huckepack“, heisst die lakonische Auskunft.
Und wieder ist Wald,  weiter und nur wenig geforsteter Wald, und Du triffst Infanterie und bist ganz Spannung, weil Du das Gefühl hast, hier muss etwas geschehen: Du hörst aber und siehst nichts. – Da kommt´s plötzlich zu jähem Feueranfall und Du merkst, ihrer sind, kaum zu zählen, viele, die alle lautlos, auf Wink, auf Beispiel, herangeführt wurden, unentdeckbar, selbst dem Luftschiff und durch keinen brechenden Zweig verraten.
Oder Du gehst bei Nacht und siehst,  Dich umwendend;  ein Auge erglühen, bald kurz, bald lang, und stehst plötzlich, weil Dich kaum sichtbare Schatten als ungefährlich durchgelassen haben,  inmitten einer „befestigten Feldstellung“, von der Infanterie mit ihrem Schanzzeug, mit Spaten und Breitpicke geräuschlos gemacht, die bei Tage, weil „maskiert“, nicht zu entdecken war;; und das rhythmisch glühende Auge,  es ist das Signalisieren bei Nacht.
„Nach dem Morsesystem“; glaube ja nicht an Mittelschüler:  Der Sprosse einer slawischen Volksschule, der kaum Deutsch versteht er signalisiert nach dem Diktate eines Unteroffiziers.
Das ist die grosse Schule des Heeres, der Infanterie,  wo jeder Mann längst nicht nur „Fusssoldat und Schütze“.  sondern mehrfacher „Spezialist“ ist. Und sein Lehrer und Kommandant sagt Dir, der Du nun erfasst hast,  wie vielseitig unsere Infanterie sein muss:  „Es geht schon,  wenn wir  nur eines hätten, unsere Stände.
Unsere Stände ! Das sei auch unser Schlusswort.
Innere Tüchtigkeit und überlegene Führung können auch eine Minderheit zum Siege führen.
Erzherzog Albrechts Feldzug in Italien 1866 ist ein glanzvolles Beispiel hiefür. Aber in allen grossen Kriegen seither hat doch die Überzahl gesiegt ! nicht die im Lande nach und nach  aufzubringende, sondern jene, die vermöge besserer Friedensvorbereitung ihres Vorsprunges in Mobilisierung und Aufmarsch, früher schlagbereit die Offensive ins feindliche Gebiet tragen konnte.
Die deutschen Armeen 1870,  die Japaner 1903,  die Balkanverbündeten gegenüber der unfertigen Türkei 1912 sind entscheidende Belege hiefür.
Dieser mit allen Mitteln, ja mit schweren Opfern zur Vermeidung unabsehbaren Unheils anzustrebende Vorsprung bedingt schon zu jener Zeit,  wo die politische Spannung ihre ersten Schatten vorwirft, die Sicherung aller Nerven der Operationsarmee, der Eisenbahnen, Strassenobjekte, Munitions und sonstigen Depots.
Die Infanterie hat in allerjüngster Zeit,  wie der Pelikan seine Jungen,  alle anderen standesarmen Formationen lebensfähig erhalten.
Dass ihr dies ersetzt, das Personal zu ihrer ebenbürtigen Vervollkommnung (Maschinengewehrabteilungen, Munitionsrüstung usw.) unerlesslichen Organe gegeben wird,   dass die Infanteristen der Kompagnie als Frontsoldaten belassen und alle Verwaltungszweige mit Professionisten und Spezialisten besetzt werden,  für die im Felde eine geringere Leistungsfähigkeit ausreicht; 
dass den „Grenztruppen“,  denen schon unter normalen Verhältnissen in rühriger Tätigkeit die Überwachung der Grenzzonen obliegt und die in allererster Linie von dem erwähnten Sicherungsdienste in Anspruch genommen werden so sehr, dass bei längerer Dauer ein Rückschlag in  der Ausbildung unvermeidlich ist. Höhere Stände zugebilligt werden. Das alles gehört lediglich zur Standes-„Sarnierung“.
Aber wer,  wie ein Uhrzeiger über das Zifferblatt, vom Nordosten beginnend, entlang unserer Grenzen die Nachbarn zählt,  mit Minus und Plus dessen,  was in unsere Wagschale fällt,  wer die ungeheuren Folgen, das grausame Vae victis, das sozusagen unter unseren Augen sich vollzieht, nicht spur- und pflichtlos an sich vorübergehen lässt,  der muss ehrlich sagen:
In der bewaffneten Macht und in ihrem Hauptfaktor, der Infanterie muss uns geholfen werden, unserer Existenz und unserer ganzen Zukunft.
Dass die Zukunft unsere Wehrmacht nicht unwürdig finden werde,  wir haben es unserem Allerhöchsten Herrn auf Erden gelobt; in ernster Friedensarbeit setzen wir unser Bestes ein, uns vorzubereiten.
Die Mittel hiefür zu schaffen,  ist Aufgabe des Nährstandes, dessen Söhne auch die unseren sind. Er trägt hiedurch das Seine bei, dass das Werkzeug dasselbe bleibe, wie zu den Zeiten  Prinz Eugens,  der grossen Kaiserin,  Erzherzog Karls,  Radetzkys und des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht:
Die sicherste Stütze von Thron und Vaterland.



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