Autor Thema: Die Tet Offensive  (Gelesen 1324 mal)

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Offline BlackWolf

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Die Tet Offensive
« am: Mi, 21. Juni 2006, 13:44 »
Der immer schwächer werdende Glaube an ein „Licht am Ende des Tunnels“ (Westmoreland) wurde durch die Tet-Offensive am 30. Januar 1968 vollends erschüttert. Hierbei traten plötzlich rund 84.000 Kämpfer von FNL und Nordvietnamesischer Armee (NVA) zur Eroberung von zahlreichen Provinz- und Distrikthauptstädten offen in Erscheinung. Mit einem Angriff dieser Größenordnung hatte die US-Armee überhaupt nicht gerechnet, obwohl sie von den Geheimdiensten entsprechende Warnungen erhalten hatte. In Saigon brauchte man Tage, um die FNL-Kommandos auszuschalten. In Hu¿ dauerten die Gefechte einen ganzen Monat. Bis zum März 1968 setzten die kommunistischen Einheiten den US-Verbänden und der ARVN zu.

Militärisch bedeutete die Offensive für die Kommunisten allerdings eine schwere Niederlage. Insgesamt verlor die FNL mit über 50.000 Toten und Gefangenen mehr als die Hälfte ihrer eingesetzten Kräfte. Keine der eroberten Städte konnte gehalten werden und die erwartete Unterstützung durch die Bevölkerung blieb aus. Die FNL war so stark dezimiert, dass von diesem Zeitpunkt an reguläre Nordvietnamesische Truppen deren Kontingente auffüllen mussten. Die US-Army und die ARVN konnten nun in ungesicherte Zonen vordringen.

Politisch und psychologisch jedoch war dies der Wendepunkt. Die überraschende Offensivkraft des Gegners, den man am Rande des Zusammenbruchs geglaubt hatte, überzeugte viele Amerikaner von der Unmöglichkeit eines Sieges. Allerdings fühlten sich die Kommunisten durch das völlige Scheitern der Operation in jene prekäre Lage versetzt, in der die US-Militärs sie vorher irrtümlicherweise gesehen hatten. Die massiv geschwächten kommunistischen Truppen versuchten bis zum Februar 1971 jedem größeren Gefecht möglichst aus dem Weg zu gehen. In US-Militärkreisen kamen Vorschläge auf, den Krieg durch einen gezielten Vorstoß in die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südvietnam und gegen den HÓ-Chí-Minh-Pfad letztlich siegreich zu beenden. Dies wurde von der Regierung aus Furcht vor den politischen Konsequenzen (Kriegserklärung) und einem militärischen Eingreifen Chinas verworfen. Stattdessen ging man im Pentagon Überlegungen nach, den Krieg wieder zu „de-amerikanisieren“.

Seit der Tet-Offensive herrschte in der amerikanischen Bevölkerung die Stimmung vor, von der Regierung in ein Desaster geführt worden zu sein. Als General Westmoreland verlangte, weitere 200.000 Mann nach Vietnam zu entsenden, erreichte McNamaras Nachfolger Clark Clifford, dass Johnson diesen Antrag, der große Aufregung in der Öffentlichkeit verursachte, ablehnte. Auch das Ende der Belagerung von Khe Sanh, einem stark befestigten Außenposten der Marines nahe der entmilitarisierten Zone, konnte nichts daran ändern. Um von der kommenden Überraschungsoffensive abzulenken, hatten es die nordvietnamesischen Truppen geschafft, amerikanische Verbände dort zu binden und die Basis einzuschließen. Die nervöse US-Führung, die sich an die Ereignisse von Dien Bien Phu erinnert fühlte, hatte dementsprechend reagiert. Von den Stabschefs holte Präsident Johnson eine schriftliche Garantie ein, dass Khe Sanh um jeden Preis gehalten werden würde. Nach 77 Tagen Belagerung und den massivsten Luftangriffen in der Geschichte erzielten die Amerikaner den Durchbruch. Auch hier war das militärische Ergebnis für die NVA katastrophal. Für die USA bedeutete dies aber keine Wende zum Guten.

QUELLE: WIKIPEDIA

 


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