Autor Thema: Kriegsgefangenenlager 1939-45 in Mühlberg/Elbe  (Gelesen 719 mal)

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Kriegsgefangenenlager 1939-45 in Mühlberg/Elbe
« am: Sa, 27. Mai 2006, 12:30 »
Geschichte

In der Nähe der Stadt Mühlberg/Elbe wurde 1939/40 vom damaligen Arbeitsdienst auf Neuburxdorfer Flur das Kriegsgefangenenlager "Stalag IVB" errichtet. In der Zeit des Bestehens bis 1945 diente es als Durchgangs- und Sammellager gefangener Soldaten aus fast allen Krieg führenden Nationen.

Das Denkmal eines französischen Bildhauers für die 3.000 verstorbenen Soldaten befindet sich auf dem Kriegsgefangenenfriedhof in Neuburxdorf.

Nach der Befreiung am 23. April 1945 durch die Rote Armee wurde das Lager u.a. für die Rückführung von "Ostarbeitern" und gefangen genommener Angehöriger der "Wlassow-Armee" genutzt.

Im September 1945 übernahm das sowjetische NKWD das völlig heruntergekommene Lager, baute es aus und betrieb es bis 1948.

Nach der Besetzung des Landes wurden so genannte "Operative Organe" von SMERSCH (Tod den Spionen) und/oder der Hauptabteilung GULager (=Konzentrationslager) tätig. Sie inhaftierten ohne Klärung der Schuldfrage missliebige Personen und hielten sie jahrelang in völliger Isolierung und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen.

Von den fast 22.000 Lagerinsassen überlebten etwa 7.000 die Gefangenenschaft nicht. Sie wurden in Massengräbern am Rande des Geländes begraben.

Mit Unterstützung des Landes und vieler freiwilliger Helfer wurde eine eindrucksvolle Gedenkstätte errichtet.

Öffnungszeiten:

Montag - Donnerstag 8.00 Uhr - 15.30 Uhr
Freitag 8.00 Uhr - 12.00 Uhr

Adresse:

Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V.
Klostertraße 9
04931 Mühlberg/Elbe
Tel.: 035 342 - 87 4 87
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 22:44 von Ulla »

Offline Ulla

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Re: Kriegsgefangenenlager 1939-45 in Mühlberg/Elbe
« Antwort #1 am: Mi, 28. November 2007, 19:27 »
In meinem Archiv hab ich Karteikarten von russ.Gefangenen in Mühlberg gefunden.
Die Personen sind wohl dort alle ums Leben gekommen.

Gruß Ulla



« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 22:43 von Ulla »
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

Offline md11

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Re: Kriegsgefangenenlager 1939-45 in Mühlberg/Elbe
« Antwort #2 am: Mi, 28. November 2007, 23:04 »
Hier gibt es auch ein Buch  dazu über die Geschichte des Speziallagers Mühlberg von 1939-1948 von Kilian Achim :

siehe hier

mfg
Josef
« Letzte Änderung: Mi, 28. November 2007, 23:09 von md11 »

Offline Ulla

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Re: Kriegsgefangenenlager 1939-45 in Mühlberg/Elbe
« Antwort #3 am: Mi, 18. November 2009, 22:43 »
Kriegsgefangenenfriedhof Neuburxdorf 1939-1945

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Kriegsgefangenen, die im Mannschafts-Stammlager M.-Stalag IV B oder in einem seiner Lazarette verstorben waren, auf dem Neuburxdorfer Friedhof beerdigt. Man bestimmte einen Teil des Friedhofs zum Kriegsgefangenenfriedhof, legte ein Gräberbuch an und bestattete die Toten in Einzelgräbern, die mit Holzkreuzen und Blumenschmuck versehen wurden. Vor der Beerdigung, an der Mitgefangene und ein Ehrenzug der Wehrmacht teilnahmen, bahrte man die Särge in der Friedhofskapelle auf. In der Kapelle steht noch heute das Vortragekreuz für die Trauerzüge.

Als erster wurde Mitte November 1939 der polnische Kriegsgefangene Jenny Georg Misczynski beigesetzt. Er war am 8.9.1920 geboren und als 25-jähriger in das Stala IV B gekommen, wo man ihn unter der Kgf.-Nr. 14437/IV B registrierte.
Er starb am 16.11.1939 im Lager Mühlberg. Bis zum 23.4.1945 fanden mehr als 600 weitere Insassen des Stalag IV B, die aus anderen Ländern als der UdSSR stammten und im Stalag IV B oder einem seiner Lazarette gestorben waren, auf dem Friedhof Neuburxdorf ihre vorerst letzte Ruhestätte, unter ihnen 355 Franzosen. Für 18 Gräber (13.3.-19.4.1945) "westlicher"  Kriegsgefangener enthält das Gräberbuch keine Namen der Verstorbenen mehr. Die Kommandantur des Stalag hatte aus welchen Gründen auch immer keine Sterbelisten mehr an die Friedhofsverwaltung gegeben.

Von Spätsommer 1941 bis 1942 sind im Stalag IV B und seinem Lazarett 2.313 Sowjetgefangene gestorben. Sie wurden ebenfalls auf dem Friedhof Neuburxdorf beigesetzt. 156 Sowjetgefangene erhielten Einzelgräber. Ihre beerdigung verlief ohne militärische Ehren. Die anderen starben während einer Typhusepidemie und wurden in Massengräbern beerdigt, von denen etliche später eingeebnet werden mußten. Vom Frühjahr 1942 bis 23.4.1945 enthält das Gräberbuch keine Eintragung beerdigter Rotarmisten. Vermutlich fanden die in diesen Jahren gestorbenen Sowjetgefangenen ihre letzte Ruhestätte auf dem Kgf.-Friedhof Zeithain. Ihre Namen und ihre Anzahl sind nicht bekannt.
Nachdem die Rote Armee am 23.4.1945 Neuburxdorf und Mühlberg erreicht hatte, beerdigte man auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof Neuburxdorf Soldaten und Zivilisten verschiedenster Nationalitäten, sogar Frauen und Kinder. Unter ihnen waren mehrere Kriegsgefangene. Die Schicksale und Namen der anderen Toten kennt niemand.
Im Gräberbuch steht "Russe" oder "Jugoslawe", und manchmal stimmte selbst diese Angabe nicht, wurde "Russe" durch "Italiener, Frau" oder "Engländer" durch "Russe", "Italiener" durch "Holländerin" ersetzt usw.
Am 25.5.1945 wurden "5 Russen und 1 Holländer", am 28.5.1945 "3 Russen, 1 Engländer, 1 Pole" in jeweils einem Grab beerdigt usw. Am 27.6.1945 schloß Bürgermeister Krause das Gräberbuchmmit der Eintragung "lfd.Nr. 897 Russe, Beerdigungstag 27.6.1945, Grab N 720" und "Eintragungen über die Massengräber Herbst und Winter 1941/42" ab.

Später hat man die Gebeine vieler Kriegsgefangener exhumiert und in den Heimatländern beigesetzt, unter anderen alle Franzosen. Die Sowjetgefangenen wurden nach Zeithain überführt. Der dortige Ehrenfriedhof diente zugleich als "antifaschistische Gedenkstätte". Die anderen Gräber auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Neuburxdorf ebnete man ein. 1995 hat sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. der Anlage angenommen.

Quelle: Informationsheft für Besucher der Gedenkstätten (Lager Mühlberg)

« Letzte Änderung: Fr, 20. November 2009, 22:12 von Ulla »
Gruß Ulla

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