Zwangsarbeiter-Kinderlager Rühen

Begonnen von md11, Do, 08. November 2007, 17:02

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md11

Vor genau 60 Jahren kam das Zwangsarbeiter-Kinderlager nach Rühen

RÜHEN. Ein trauriges Kapitel der Geschichte jährt sich am Montag zum 60. Mal: Am 14. Juni 1944 wurde das Zwangsarbeiter-Kinderlager von Wolfsburg (Schachtweg) nach Rühen verlegt. Etwa 300 Säuglinge kamen dort um.

Es war eine Anweisung des Personalchefs des Kraft-durch-Freude-Werkes in Wolfsburg, dass das Lager in das vormalige Lager des Reichsarbeitsdienstes in Rühen umzog – unter den polnischen und sowjetischen Zwangsarbeitern sollte durch eine räumliche Trennung ein Aufruhr verhindert werden. Das Lager hatte die Neugeborenen der Arbeiterinnen aufzunehmen, damit die Mütter so schnell wie möglich wieder zur Arbeit zurückkehren konnten. Monatlich starben aber vier bis sechs Kinder. Der Grund waren katastrophale hygienische Bedingungen: Läuse, Fliegen, Wanzen, Krätze, Ausschlag, Geschwüre.

Die Rühener Baracken standen am Ortsrand an der B 244 zwischen Rühen und Kanalbrücke. Durchgehend waren dort etwa 130 Kinder. Zwar betreute der Werksarzt Dr. Körbel zusammen mit einer Oberschwester auch die Kinder in Rühen weiter, dennoch brach eine Epedemie nach der anderen aus, weil die hygienischen Zustände nicht besser waren. Die Kinder bekamen Durchfall, erbrachen und nahmen keine Nahrung auf, die das Hilfspersonal – ebenfalls Zwangsarbeiter – füttern wollte. Diagnose: Gastroenteritis. Körbel sah offensichtlich keine Möglichkeiten, die Zustände zu verbessern, und ließ sich ab Dezember 1944 kaum mehr blicken. Er unterschrieb nur noch die Sterbeurkunden – für etwa 300 Kinder bis April 1945. Die Todesquote in Rühen betrug nahezu 100 Prozent.

Anfänglich wurden die Säuglinge noch in hölzernen Kindersärgen am Rühener Friedhof bestattet, später nur noch – zu dritt oder mehreren – in Pappkartons oder ohne jedes Behältnisses. Heute erinnert an dieser Stelle des Friedhofes eine Gedenktafel an das Schicksal der polnischen und sowjetischen Kinder. Dr. Körbel wurde bei den Kriegsverbrecherprozessen zum Tode durch den Strang verurteilt und am 7. März 1947 hingerichtet.

Quelle-Wolfsburger Nachrichten (Newsclick.de) 12.06.2004

mfg
Josef

md11

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NS-Gedenkstätte Rühen

Etwa einen Kilometer nördlich von Rühen an der B 244 befindet sich eine Kriegsgräberstätte mit einem Denkmal und einem Kreuz. Hier sind während des Zweiten Weltkrieges 76 Tote bestattet worden, die in Zwangsarbeiterlagern der Umgegend verstorben sind. Es handelt sich überwiegend um sowjetische Kriegsgefangene, die Zwangsarbeit im Volkswagen-Werk im nahem Wolfsburg leisteten.

Seit 1944 bestand am Ortsrand an der B 244 zwischen Rühen und der Brücke des Mittellandkanals ein Lager. Dies war ein Sterbe-Lager für Säuglinge und Kleinkinder von ausländischen Zwangsarbeiterinnen, die in der Industrie in Wolfsburg und in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt waren. Wegen der mangelhaften hygienischen Verhältnisse und der schlechten Versorgung starben die meisten Kinder. Es kamen etwa 300 Säuglinge um.

Der verantwortliche Arzt Dr. Hans Körbel, ein Werksarzt des Volkswagen-Werkes, wurde bei dem Kriegsverbrecherprozess in Helmstedt am 24. Juni 1946 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 7. März 1947 im Zuchthaus Hameln hingerichtet. Auf dem Friedhof in Rühen erinnert heute eine Gedenktafel an das Schicksal der polnischen und sowjetischen Kinder mit der Aufschrift (auszugsweise):

   Hier ruhen über 100 russische und polnische Kinder, die im Kinderlager Rühen 1944-1945 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Im Alter von wenigen Tagen wurden sie ihren Müttern weggenommen und kamen jämmerlich zu Tode.

Quelle-Wikipedia

mfg
Josef