Autor Thema: Kriegsgefangenenlager- Miranda de Ebro/Spanien  (Gelesen 316 mal)

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Kriegsgefangenenlager- Miranda de Ebro/Spanien
« am: Do, 29. Juni 2006, 21:11 »
Miranda de Ebro in der altkastilischen Provinz Burgos wurde von der Kommission aus gutem Grund besucht,denn es war das größte Lager des Franco-Regimes und beherbergte während des Kriegs eine große Zahl Ausländischer Gefangener.So saßen Ende 1942 in dem Lager 600 Franzosen,fast 900 Polen,700 Belgier und über 100 Deutsche ein,außerdem Tschechen,Briten und Jugoslawen.Mitte 1943 bildeten die Franzosen mit etwa 1900 Personen die größte Gruppe.Ende August 1943 waren 2300 der insgesamt 3300 Ausländer Franzosen,etwa die Hälfte aller Insassen.
Das Lager wurde nicht nur von bewaffneten Posten bewacht,sondern
profitierte"in seinen Spitzenzeiten auch vom Sachverstand nationalsozialistischer Experten.Es handelte sich um ein "klassisches Lager mit Mauern,Stacheldraht,Wachtürmen",das die Doppelfunktion hatte,Häftlinge zu verwahren und "Arbeiterbataillone"aufzustellen.Die
Neuankömmlinge empfing die über dem Tor angebrachte Devise:"Todo por la patria"("Alles für das Vaterland")Was der oberflächliche Betrachter
zunächst für ein Schwimmbecken halten mochte,entpuppte sich später
als der einzige Brunnen des Lagers.Er war nur sechs Stunden am Tag in Betrieb,sodass stets ein lange Schlange davor stand.In den schäbigen,auf gestampfter Erde errichteten Baracken (20 auf 4,5 Meter mit einem 75 Zentimeter breiten Mittelgang) hausten 120 bis 130 Personen.Die beiden Längswände säumten Verschläge,die 2,5 m breit,1,85 m tief und 1,80 m hoch waren und jeweils fünf bis sechs Personen als Schlafplatz dienten.In einigen Baracken waren sie zweistöckig,was die Kapazität verdoppelte und die Unterbringung von über 300 Häftlinge erlaubte.
Appelle und Flaggenparaden prägten-von den Ansprachen der Falangisten und dem vorgeschriebenen gemeinsamen Singen einmal abgesehen-den Tagesablauf.Wer nicht wollte,mußte nicht arbeiten.Jede Baracke hatte einen Aufseher (cabo).Der unterstand dem Chef-Cabo der jeweils drei Baracken unter sich hatte,und dieser wiederum dem "Gruppenchef",von denen jeder eine Nationalität vertrat und über eine eigene Dienststube verfügte.Im August 1943 wurde ein Sanitätsdienst eingerichtet.Anfangs gab es nur 36 Toiletten für 3300 Personen,nach 1943 wurde das Verhältnis besser.
Nach der landung der Alliierten in Algerien im Winter 1942/43 verbesserte sich das Los der Franzosen merklich:Sie bekamen mittags 100 gramm Brot,zwei-bis dreimal die woche Obst,morgens und abends Suppe,dazu einen Viertelliter Wein.Und endlich durften sich die Häftlinge auch Pakete schicken lassen.Insbesondere die Hilfssendungen des Französischen Roten Kreuzes waren beträchtlich.Jeder Franzose durfte fortan ein Packet pro Woche empfangen.
Auch wenn jeder Fluchtversuch mit dem Tod bestraft wurde,so war die Hauptaufgabe des Lagers nicht die Vernichtung,sondern die Isolation und Bestrafung der Häftlinge.Dennoch:Ein Insasse,den einige Jahre später die Rousset-Kommission befragte,musste nach wie vor Steine klopfen,und er berichtete über sadistische Methoden einiger Wachen.

Bei ein anderes Lager des Franco-Regimes:Laheras,in dem offenbar Strafbataillone zusammengefasst wurden,Sanatorio Portacoeli in der Nähe von Valencia,Albatera an der Ostküste und Aviles in Asturien.Dieses Lager wurde von den Internierten "die Glastür"genannt.Die Verhältnisse waren spartanisch.Geschlafen wurde auf nacktem Beton ohne Strohsack,daher das folgende Lied:
Wir schlafen auf Zement
mit einem Ziegelstein als Kissen.
das ist das neue Spanien,
das unser Caudillo will.
Viele ältere Häftlinge starben.
Weitere Konzentrationslager waren:
El Corban bei Santander
El Cortijo de Caceres an der portugiesischen Grenze
San Marcos in der Provinz Leon
San Juan de Mozarrifar bei Saragossa
San Lucas la Mayor in Andalusien
Aranda de Duero-das 13.000 Personen durchliefen
Reus in Katalonien
Orihuela bei Alicante
Puente de Vallecas in Madrid
Das bekannteste Lager in der Umgebung der Hauptstadt war vermutlich
Cuelgamuros,dessen Insassen auf der Baustelle im berühmten Vale de los Caidos ("Tal der Gefallenen") zum Einsatz kamen.Diese von Franco in Auftrag gegebene Gedenkstätte zu Ehren der Bürgerkriegsopfer wurde von Häftlingen errichtet,denen als Lohn für ihre Fronarbeit Strafnachlass winkte.
Quelle-Das Jahrhundert der Lager,Gefangenschaft,Zwangsarbeit,Vernichtung.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 23:40 von Ulla »

 


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