Autor Thema: Letzte Briefe aus Stalingrad  (Gelesen 11424 mal)

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Re: Feldpostbriefe
« Antwort #10 am: So, 05. August 2007, 17:29 »
H., Obergefreiter, an seinen Vater Feldpostbrief aus Stalingrad vom 13. Januar 1943

Lieber Vater, Lotte wird es Dir schon erzählt haben, daß wir bei Stalingrad eingeschlossen sind und nur durch Flugzeuge versorgt werden können. Bis jetzt ging es ganz gut, es gab zwar nicht all zu viel zu essen, aber man hätte es aushalten können. Aber, lieber Vater, seit Sonntag ist die Sache sehr ernst geworden. Der Russe hat den Ring noch enger eingedrückt, aber jetzt können wir nicht mehr weg, wo wollen wir noch hin, entweder in russische Gefangenschaft oder in den Tod. Wir wollen zwar beides nicht hoffen, aber es ist sehr ernst, und jetzt hat jeder den Befehl bekommen, noch einmal nach Hause zu schreiben, muß aber bis 17 Uhr abgegeben sein. Lieber Vater, da ich schon als Sicherung eingeteilt worden bin, als Verteidigung, denn es wird damit gerechnet, daß der Russe heute abend kommt, so bitte ich Dich, lieber Vater, wenn es das Schicksal schlecht mit mir will, meiner lieben Frau viele Grüße und viele Küsse zu übermitteln, und sie soll sich nicht grämen über mich, sie soll noch recht lange gesund bleiben, und Euch liebe Eltern viele Grüße und vielen Dank für Eure Mühe, die Ihr an mir hattet, aber wir wollen hoffen, das es Gott im letzten Moment doch noch gut meint mit mir. Darum bitte ich Dich, lieber Vater, halte den Brief geheim für Dich, und wenn Du neue Post von mir bekommst, daß alles gut abgegangen ist, bitte ich Dich, den Brief zu vernichten, aber wenn es das Schicksal will, dass ich die Heimat, Euch liebe Eltern und meine heißgeliebte Frau, die ich treu liebte bis zum letzten Tag, nicht wiedersehen sollte, so sag' bitte meiner Frau die letzten Grüße.




H., Soldat, an seine Eltern Feldpostbrief aus Stalingrad vom 15. Januar 1943

Ob wir das aber solange aushalten bei der Verpflegung ist eine Frage für sich. Die Kälte und der Hunger zermürbt den besten Soldaten. Genau wie im vorigen Jahr häufen sich die Fälle von Fuß- uind Fingererfrierungen. Der Russe macht schwer Propaganda mit Flugblättern und fordert uns jeden Tag aufs nette auf uns zu ergeben, da unsere Lage aussichtslos sei. Aber so ganz ohne Hoffnung sind wir ja doch nicht, obwohl wir einsehen das wir ...  Wir haben überhaupt kein Fleisch zu essen. Jetzt haben wir noch zwei Pferde und dann ist endgültig Schluß damit. Wir haben uns schon selbst Lunge gekocht nur um etwas im Magen zu haben. Ich esse nur noch einmal am Tag und zwar Mittags. Wenn ich mein Wassersüppchen gelöffelt habe, wird gleich das Stückchen Brot mit Wurst oder Butter hinterher gegessen, dann warte ich wieder sehnsüchtig auf den nächsten Mittag. Ich möchte blos wissen, was wir verbrochen haben, das wir dieses ganze Elend so grausam durchkosten müssen. Ihr werdet jetzt sicher schon geschlachtet haben, und wenn ich mir vorstelle davon jetzt etwas essen zu können, könnte ich verrückt werden. Ich male mir so oft in Gedanken ein gutes Essen vor, aber dann bekommt man bloß noch mehr Kohldampf. Liebe Eltern ich könnte Euch ja alles verschweigen und schreiben es geht mir gut, aber Ihr sollt immer wissen wie es tatsächlich ist.

Quelle- BA-MA Freiburg

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Di, 07. August 2007, 19:08 von Ulla »

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #11 am: Di, 07. August 2007, 17:40 »
K. A., Pionier, an seine Schwester Feldpostbrief aus Stalingrad vom 15. Dezember 1942

Die herzlichsten Weihnachts- und Neujahrsgrüße sendet Dir Karl. Wie geht es Dir noch - hoffentlich so gut wie mir. Was macht Papa? Ich habe schon fast fünf Wochen keine Post von Dir bekommen. Hier sieht es trostlos aus. Seit 4 Wochen essen wir nur noch Pferdefleisch. Vorgestern haben wir eine Katze geschlachtet. Ich kann Dir sagen, was ich nie für möglich gehalten hätte, sie hat wunderbar geschmeckt. Wenn es geht, schicke sofort Nähzeug, ein Taschenmesser, es ist egal was für eins, und dann Suppenwürfel, Puddingpulver und Süßstoff. Hoffentlich sind wir nächstes Jahr zusammen.





K. N., Soldat Feldpostbrief aus Stalingrad vom 30. Dezember 1942

Bei uns ist es jetzt sehr kalt, wie etwa voriges Jahr. Nur, daß wir dieses Jahr an Weihnachten froh sein mußten, daß wir genug Brot zu essen hatten. Wir bekommen jetzt jeden Tag 1/4 oder 1/5 von einem Brot. An Weihnachten bekamen wir zu unserem Viertel von der Kompanie 1/2 kleines rundes Brot, was die bei anderen Kompanien gar nicht bekamen, und die doppelte Portion Wurst, 75 Zigaretten, die auch vollends der Teufel holen könnte, 100g Schokolade und eine Fruchtschnitte. Wir bekommen sehr selten Post, und dann nur Briefe, Päckchen schon seit Mitte November (keine), so daß ich keine Weihnachtspäckchen und keine warmen Sachen, überhaupt nichts bekommen habe. Wir sind von den Russen eingeschlossen, so daß alles mit Flugzeugen herangeschafft werden muß. Wir essen zur Zeit meistens nur Pferdefleisch, Büchsenwurst und eine dünne Suppe. Wäre gerne wieder in Tugujew, wo ich vorigen Winter war. So schlecht wie jetzt ging es mir noch nie in meinem Leben, dass (ich) froh sein muß, wenn ich Roßfleisch habe. Ich möchte Euch ein frohes Neujahr wünschen, wäre jetzt bestimmt zu Hause, wenn wir nicht eingekesselt wären. Ich schließe mit der Hoffnung, daß wir bald frei werden, denn jetzt fährt keiner in Urlaub.

Quelle- Landeshauptarchiv Koblenz und Bibliothek für Zeitgeschichte Stuttgart

« Letzte Änderung: Di, 07. August 2007, 19:11 von Ulla »

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #12 am: Do, 04. Oktober 2007, 21:59 »
b. Stalingrad, den 14.1.1943

Liebe Hildegard!

Nun sind wieder einige Wochen vergangen, wo ich keine Zeile aus der Heimat erhalten habe. Die letzte Post, die ich bekam, das war im November. Es ist eben nicht sehr angenehm, wenn man von der Außenwelt abgeschnitten ist. Heute ist es nun schon der 54te Tag! Wer weiß, wie lange es noch dauern wird. Na, wir sind ja allerhand gewöhnt und werden auch dieses kleine Manöver gut überstehen. Es müßte nur etwas mehr zu essen geben, das bißchen Mittag ohne Kartoffeln, mit wenig Pferdefleisch und die 200 Gramm Brot, 30 Gramm Butter täglich sind für einen ausgewachsenen Menschen ein bißchen wenig. Aber trotzdem wollen wir nicht murren, denn es wird ja wieder eine andere Zeit kommen, wo wir das hoffentlich wieder nachholen können.

Leider habe ich seit November keine Post mehr erhalten. Die Transportmaschinen der Lufthansa werden für Munitions-Zwecke gebraucht, dadurch muß alles andere zurückstehen. Zur Zeit ist bei uns allerhand gefällig. Der böse Feind möchte uns doch so gerne einkassieren, aber wir sind damit noch nicht einverstanden. Was uns dann blühen würde, kann nur der sagen, der diese Helden hier kennt. Halten die Fronten, wie es immer bei uns der Fall war. Schwere Kämpfe haben wir hinter uns, aber noch schwerere stehen uns bevor! Aber eins wissen wir schon heute, der Rabatz nimmt auch mal wieder ein Ende. Sitze jetzt in meinem Vermittlungsbunker und schreibe diese Zeilen. Ab und zu muß ich unterbrechen um Gespräche zu vermitteln, aber das soll mich nicht weiter stören. Meine Kameraden schlafen alle! Haben wieder mal einen schweren Tag hinter sich. Bin zwar totmüde, aber das hilft eben nichts! Meine liebe Unbekannte muß doch auch mal wieder ein paar Zeilen bekommen. Man muß sich zwar jede Minute abgaunern, aber das macht ja nichts. Wie geht es Dir sonst? Von mir kann ich nichts Neues berichten, den Verhältnissen nach geht es mir noch gut. Hoffe und wünsche, von Dir das gleiche zu hören? Wie hast Du denn das Weihnachtsfest verlebt? War der Weihnachtsmann denn man auch fleißig? Würde mich sehr freuen, wenn Du mir etwas über Deine täglichen Sorgen schreiben würdest. Ich möchte doch gerne auch daran teilnehmen. Wie hat es denn Sylvester geklappt? Bist Du gut ins Neue Jahr reingekommen? Für mich wäre es ja die größte Freude gewesen, wenn ich zu dieser Zeit zu Hause sein dürfte. Leider habe ich nie solch ein Glück. Hatte mich schon riesig gefreut, Weihnachten in Berlin zu sein, aber genau wie voriges Jahr, schwere Abwehrkämpfe. Wird wohl April oder Mai werden, dann darf man wieder mal an die Heimat denken. Wir hoffen ja alle, wenn das hier überstanden ist, daß wir endlich nach zweijährigem Einsatz aus der vordersten Linie mal rauskommen. Der größte Teil von uns war über zwei Jahre nicht in Urlaub. Wir haben hier nun den Kampf kennengelernt. Also drück mal den Daumen, daß wir auch der Heimat wieder mal einen Besuch abstatten dürfen. Bis zum nächsten Mal verbleibt mit herzlichen Grüßen Dein unbekannter Frontsoldat:

Ernst G.

Quelle-Stalingrad-eine deutsche Legende (J.Ebert)

Gruß
Josef

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #13 am: Fr, 05. Oktober 2007, 21:07 »
zwischen Wolga und Don 13.1.1943

Liebe Eltern u. Edmund!
Da ich nicht weiß, ob Ihr meine letzten Karten alle erhalten habt, will ich heute mal durch Luftfeldpost schreiben, und hoffe, daß Ihr noch wohlbehalten alle seid! Die Lage ist eben so, daß ich, genau wie damals im Oktober, als ich zur Kompanie kam, auch keine Post erhalten habe wie jetzt, bloß sind die Umstände heute anders, damals griffen wir an in dem großen Ringen um die Stadt, und heute versuchen die Russen die eingeschlossene Festung in ihre Hand zu bringen. Aber trotz Hunger, Not und Kälte wird ihnen das nicht gelingen, denn die Verteidiger der Stadt, wir alle wissen, was uns blühen würde, wenn wir in russische Gefangenschaft gerieten. Man hat schon so viel von ihrer Grausamkeit erlebt, erst dieser Tage wurde ein Gefreiter, der von einem russischen Spähtrupp gefangengenommen wurde, bei einem Gegenstoß, wobei die meisten Russen vernichtet wurden, gefesselt und mit Genickschuss aufgefunden! Jeder Tag, den wir ja länger aushalten, bringt uns ja auch der Freiheit näher, und wenn der Januar erst vorbei ist, wird auch für uns wieder das Rollen beginnen. Aber die 20 Grad und mehr Kälte, welche jetzt hier herrschen, hemmen ja alle Operationen! Was unsere Infanterie und alle vorn eingesetzten Teile bei dieser Witterung, dem Schneesturm und mangelhafter Verpflegung heute leisten, ist glaube ich durch nichts in der Welt zu übertreffen. In schwerstem russischen Feuer und Fliegerangriffen, verlaust und verdreckt, wochenlang nicht gewaschen, das kann nur der ermessen, wie ich, der selbst bei der Infanterie gewesen ist! Aber trotz allem gibt niemand die Hoffnung auf, denn in diesem Kriege müssen wir ja die Sieger sein, weil sonst ja alle Not und Entbehrung, die Opfer der vielen Kameraden umsonst gewesen wären!

Von mir kann ich schreiben, daß ich gesund bin und wie immer den festen Glauben habe, auch mal wieder nach Hause zu kommen und hoffentlich recht bald! Zum Schluß noch herzliche Grüße
auch an alle Verwandten und Fam. K.

Euer G.

Gruß
Josef

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #14 am: So, 14. Oktober 2007, 19:18 »
Rußland, den 19.1.43   
Lieber Onkel Willi!

Helmut ist tot! Gestern habe ich es von einem Kameraden erfahren, der mit ihm zusammen im Schützenloch gelegen hat. Das ist das Leben hier in Rußland! Eine feindliche Kugel, Brustschuß und ein junges hoffnungsvolles Leben ist ausgelöscht. Man hat nicht einmal Gelegenheit gehabt, ihn aus dem feindlichen Feuer herauszuholen, und wenig später waren die Russen in den Stellungen.

Ich erzähle Dir das alles im Vertrauen, lieber Onkel; Du darfst seinen Eltern noch keine Mitteilung davon machen. Wie mag seine Mutter die Nachricht nur aufnehmen?! Er hat bestimmt eine gute Mutter, der Helmut. Er selbst war ja auch so ein lieber Kerl, so offen und ehrlich und kameradschaftlich und fromm; und er verlor niemals den Mut; schon auf der Fahrt hierher sprach er oft von einem glücklichen Wiedersehen mit seinen Eltern in der Heimat.

Ob diese Zeilen überkommen, weiß ich nicht genau. Denn wir sitzen hier ja im Kessel, wie ich Dir schon geschrieben habe. Neuerdings geht hier die Parole um, daß unsere Gruppen von außen durchzubrechen versuchen. Hoffentlich klappt das; dann wird es schon alles gutgehen. Ich hoffe auf jeden Fall immer noch, und mag es im Augenblick noch so schlimm um uns stehen.
Nun, lieber Onkel, empfange die innigsten Grüße von Deinem Neffen Heinrich. Auch schöne Grüße an Tante Lisbeth und Bernhard

mfg
Josef

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #15 am: So, 18. November 2007, 18:28 »
Hallo,
hab hier eine interessante Seite gefunden,Private Fotos und Feldpostbriefe aus Stalingrad von Ekkehard Johlen


Siehe hier

mfg
Josef




« Letzte Änderung: So, 18. November 2007, 18:38 von md11 »

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #16 am: Fr, 28. Dezember 2007, 19:59 »
»Wir wissen nun, was sich um uns ereignet...«

Aus einem Brief von Kurt Reuber, geboren am 26. Mai 1906 in Kassel, gestorben im Januar 1944 in russischer Kriegsgefangenschaft

In der Festung Stalingrad, 3. Dezember 1942
Zur äußeren Lage: Wir hocken zusammen in einigen Erdlöchern einer Steppenschlucht. Notdürftigst eingegraben und eingerichtet. Dreck und Lehm. Aus nichts wird etwas gemacht. Kaum Holz zum Bunkern. Mäßige Feuerstellen. Wasser von weither geholt, sehr knapp. Verpflegung noch zum Sattwerden. Ringsherum triste Landschaft in großer Monotonie und Melancholie. Winterwetter mit wechselnder Kälte. Schnee, Sturm, Prost, plötzlich Schlackwetter. Bekleidung gut: Wattehose, Pelzweste, Filzstiefel und mein unbezahlbarer Pelz, in dieser Lage mein bestes Stück. Seit Urlaub Kleidung nicht mehr vom Leib. Läuse. Mäuse nachts übers Gesicht. Sand rieselt in der Höhle aufs Lager. Ringsum Schlachtengetöse. Wir haben gute Deckung und haben uns gut verschanzt. Aufgesparte Reste werden geteilt. –

Festung Stalingrad, 29. Dezember 1942
Was liegt alles hinter uns - jene ersten Tage, in denen keiner ein und aus wußte, Angriff auf Angriff, von allen Seiten, Granaten, Panzer, Maschinengewehre, die furchtbare Stalinorgel, Bomben und alle Waffen, und alles Auge in Auge. - Aber die Kraft wächst mit der Gegenkraft. Man wird auch an den Zustand gewöhnt. Das Krachen läßt nicht mehr so sehr aufschrecken, man weiß sich in dieser Lage zu benehmen. Man hat das Notwendige zu seiner Sicherheit getan und läßt sich ruhig in seinem Bunker den Sand über den Kopf regnen und arbeitet oder liest oder unterhält sich weiter ... Die Transportflugzeuge schaffen Tag und Nacht. Was heißt Hunger? Man kann mit wenigem und noch wenigerem auskommen. Die Lage der Kranken und Verwundeten ist wieder erträglich, ich habe wieder Medikamente.

Festung .Stalingrad, 6.Januanr 1943
Stündliches Warten auf Abruf. In diesem Hangen und Würgen ist es mir doch gelungen, Dir ein Bild von mir zu zeichnen. Vielleicht siehst Du es ihm an, unter welchen Umständen es entstanden ist, teils tags, teils nachts, zwischen ärztlicher Arbeit, Schlachtenlärm, Bomben, Schneesturm, Deckungsnehmen und allem Durcheinander - und bei meiner Schau der inneren und äußeren Dinge. h wollte noch weiterarbeiten. Da plötzlich Abruf, Abbruch der Arbeit. Junkers-Flugzeuge sind gekommen, der Kommandeur nimmt die Sachen mit. W. schreibt heute von einem Kessel, der nur noch nach oben offen ist. ,Ja, nach oben, innere und äußere Rettung!

Stalingrad, 7. Januar 1943
Kaum eine irdische Hoffnung mehr, den sicheren Tod vor Augen oder ein Schrecken ohne Ende in Gefangenschaft, irgendwo in, Raum aller Unbarmherzigkeit. - Wir wissen nun, was sich um uns ereignet hat. Anfängliche Hoffnung auf eine baldige Wende hat sich zerschlagen, wir wissen, daß wir noch lange aushalten müssen. Soweit es menschenmöglich ist, ist es mir bisher gelungen,innerlich aufrecht zu bleiben und nicht drohenden Verzweiflungsdanken zu verfallen. - Wir haben uns tief in die Erde eingegraben, die wir so unendlich lieben. Alles andere weiß ich im ewigen Schicksalswillen eingeschlossen. Du ahnst nicht, was diese dunkelste Zeit für ein Menschenleben bedeutet, diese Prüfungen müssen sich segnend an uns auswirken.

Quelle:Der zweite Weltkrieg in Bildern u.Dokumenten (1965)

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #17 am: Di, 11. März 2008, 21:07 »
Aus dem letzten Feldpostbrief des Hauptmanns Hahn von der Korpsnachrichten-Abteilung 60.

...Bitte traue und weine nicht um mich,wenn Du dieses,mein letztes Lebenszeichen erhältst.Ich stehe hier draußen auf verlorenem Posten in der Schicksalsstadt Stalingrad.Seit Monaten eingeschlossen,werden wir morgen zum letzten Kampf Mann gegen Mann antreten,und ich bin sehr stolz bei diesem einzigartigen Heldenepos der Geschichte als deutscher Offizier teilhaben zu dürfen.Ich verabschiede mich also von Dir,die Du mir immer eine liebende Kameradin warst....

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #18 am: Fr, 15. Februar 2019, 22:45 »

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Re: Letzte Briefe aus Stalingrad
« Antwort #19 am: Fr, 15. Februar 2019, 22:49 »
Seinen letzten Brief aus Stalingrad schrieb Gustav Ambrunn kurz vor dem Jahreswechsel 1942/43, am 30. Dezember.

https://www.mittelbayerische.de/region/cham-nachrichten/die-letzten-zeilen-aus-stalingrad-20909-art1204894.html

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