Gestaltung von Kriegsgräberstätten

Begonnen von Thomas, Sa, 12. Januar 2013, 11:10

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Thomas

Ich habe letztens wieder Bücher vom Volksbund bekommen. Da habe ich noch eins gefunden, das ich schon einige Zeit rumstehen habe. So nun möchte ich das Buch kurz Vorstellen:

Gestaltung von Kriegsgräberstätten Hinweise und Richtlinien
Herausgegeben vom Volksbund - Text und Zusammenstellung Dr. Werner Lindner

Der Beitrag soll keine Buchvorstellung sein! Es soll als Anregung sein die Grabstellen anders zu betrachten.
Vielleicht gibt auch jemand hier seine Eindrücke von Kriegsgräberstätten mit besondere Bebauung, oder Besonderheit ab.

Das Buch gibt die Richtlinien zur Gestaltung und Instandsetzung von Kriegsgräberstätten vor.
Ca. 1950-60 erschien, im Buch selbst keine Angabe, das Buch gibt es für ca. 10 T€uro im Netz zu Kaufen.
Das Buch ist in folgenden Punkten gegliedert:

Die Anlage der Ehrenfriedhöfe
A) Die Platzwahl
B) Der Belegungsplan
C) Planung und Gestaltung
D) Die Ausführung im einzelnen
D,a) Umwehrung
D,b) Wege und Plätze
D,c) Einzelgrab, Grabreihe, Grabfeld
D,d) Weiteres zur Bepflanzung
D,e) Das Grabzeichen
D,f) Die Schriften
D,g) Das Monument

Desweiteren sind etliche Bilder und Zeichnungen verschiedener Grabstätten abgebildet.

Zum Schluß Zusammenfassung:
Ein Ehrenfriedhof soll bei aller bescheidenheit und Sparsamkeit der aufgewendeten Mittel und Formen ein Kunstwerk sein. Seine Eigenart ergibt sich aus den jeweiligen sachlichen Voraussetzungen: der Größe der Anlage, des genutzten Geländes sowie seiner sonstigen Besonderheiten. Der Entwurf muß gut, klar, schlicht und bis in die letzte Einzelheit wohldurchdacht sein. Werkstoff- und handwerksgerecht ist er durchzuführen. mit der Gewähr eines dauerhaften Bestandes Nur wer sein ganzes, wirkliches Können einsetzt, sich bewährt und den tifen Sinn der Aufgabe erfaßt hat, darf mit solchen Werken beauftragt werden. das Volk, das seine Kriegstoten bleibend geehrt wissen will, hat ein Recht auf Forderung.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Thomas

#1
Zur Gestaltung der Kriegsgräber des zweiten Weltkrieges in Berlin

In Berlin wurden und werden die Kriegsgräberstätten einheitlich mit sogenannten Kissensteine umgestaltet.
Die Felder werden in seperaten Grabfeldern zusammen getragen und in Reihen angelegt. Auf einigen Friedhöfen sind noch viele Grabsteine verteielt oder noch an privaten Grabstellen. Diese werden nach und nach in einer Anlage je Friedhof umgebettet. Hierbei werden die Namen, Geburts und Todesdatum soweit vorhanden angegeben. Dienstränge werden nicht mehr aufgefüht. Dazu werden dan die Kissensteine vom Volksbund an die Friedhöfe ausgeliefert, welche diese dan verteilen oder sofort umbetten. Auch die Berliner Umgebung wurde schon mit den Steinen umgesteltet, beispielweise Halbe.
Die Steine sind in zwei ähnlichen Formen zu finden.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Thomas

#2
Zur Gestaltung der Kriegsgräber des ersten Weltkrieges in Berlin

Für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden meist aufwendige Grabsteine angefertigt. Die Kriegsgräberstätten waren zentral auf den Friedhöfen angelegt. Auch heute sind viele der Grabanlage noch zu finden, jedoch werden auch diese nach und nach mit den Kissensteinen ausgetauscht. Teilweise sind die alten Gräber durch die Witterung stark angegriffen und werden oft ausgetauscht statt gesäubert. Meist werden diese zu einer Anlage zusammen mit den Kriegstoten des zweiten Weltkrieges umgebettet. Auch hier wird dann auf einige Angeben verzichtet. Anfangs wurde bei den Toten des ersten Weltrkrieges, auch der Dienstrang mit angegeben. Durch die Anpassung der anderen gräber werden nur noch die Namen, Todes und Geburtsdaten angegeben.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Hubert


Grüß dich Thomas

Danke für deinen interessanten Beitrag über das Buch zur gestalltung der Soldatenfriedhöfe.
Schade finde ich das die Dienstrangangaben der gefallenen des Ersten Weltkriegs verschwinden bei einer Renovierung der bestehenden Grabzeichen. Bei der Vielzahl der Soldatenfriedhöfe die sich in Deutschland befinden soll der "Pflegeaufwand" relativ mit geringen Mitteln zu bewerkstelligen sein.
Alles kostet eine menge Geld, auch das erhalten solcher Mahnmale.

Grüße Hubert
MORTUI VIVENTES OBLIGANT "Die Toten verpflichten die Lebenden"

Thomas

#4
Der Friedhof in Berlin Heiligensee, hier hatte ich mal das Gefühl auf einer Kriegsgräberstätte zu sein die mich zum Nachdenken anregt. Vom Hauptweg aus geht der Blick zu einem großem Steinkreuz, vorbei an einigen Steingruppen. Erst führte mich ein gepflasterter weg zu diesem Steinkreuz. Oben war, mit Blick über das Gräberfeld ein Inschrift angebracht:

Hier ruhen Ausländische und Deutsche Staatsangehörige, im Zweiten Weltkriege 1939-1945 Verloren sie ihr Leben.
Ihnen zu Ehren wurde dieses Mal errichtet.


Die ruhe des Friedhofes und den Blick in die weite der Anlage, da bekommt man schonmal Gänsehaut. Die Steingruppen waren Symbolisch für die Kriegstoten errichtet, eine Steingruppe stand für eine Nation. Frankreich - Belgien - Niederländer und Deutsche ruhen hier. Erst später fand ich heraus, das hier ca. 1500 Unbekannte Kriegstote begraben sind. Der Anblick ist wirklich eindrucksvoll, was ich sonst kaum sagen kann in Berlin.


Weiteres auf Denkfried.de
http://www.denkfried.de/wp/?page_id=23310

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Thomas

Eine private Gedenkstätte

Bericht aus der Zeitschrift - Der Freiwillige, Heft 5/6, Mai/Juni 2010

All denen die keinen Grabstein bekommen haben

Text:

Am 30. April 2010 wurde auf einem Privatgelände im Land Brandenburg die abgebildetet Gedenkstätte errichtet und und mit einer kleinen Feier eingeweiht. Wie kam es dazu und aus was besteht sie?
Seit längerem ist zu beobachten, daß eine öffentliche Würdigung der im Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten erschwert, wenn nicht sogar unterbunden wird. Dieser Umstand ist für viele Menschen nicht hinnehmbar. So wurde anläßlich des Volkstrauertages 2009 von Gleichgesinnten die Idee entwickelt, eine private Stätte zum Gedenken an die Gefallenen zu schaffen. Als Vorbild wurde aus mehreren historischen Fotos von Gräbern eine Aufnahme aus Rußland ausgesucht.

Im Original war das Kreuz und die Schriftplatte aus Birkenholz. Um einer schnellen Verwitterung vorzubeugen, ist es aus schlesischen Sandstein gefertigt, wobei es dem Äußeren von Birken sehr gut nachgestaltet wurde. Die weitere Gestaltung der Anlage ist bewußt mit Holz und Findlingen ausgeführt worden. Durch die Einbettung in einem kleinen Hang mit Birkenbewuchs wirkt sie naturverbunden und nicht künstlich. Die Anlage wurde von allen Einweihungsgästen als würdig und gut gelungen eingeschätzt.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Ulla

Hallo Thomas,

feine Sache von Dir das hier zu zeigen und feine Sache für die Leute die das gemacht haben.
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

Hubert


Feine Idee......
Könnte man bestimmt wo anders auch einführen, doch weit gefehlt mit der Gedenkkultur für Deutsche gefallene Soldaten.

Gott sei Dank wird man wo anders eines besseren Belehrt !!!
Solch eine Einstellung vermisse ich schon lange.

Grüße Hubert
MORTUI VIVENTES OBLIGANT "Die Toten verpflichten die Lebenden"

Thomas

So hier ein weiteres Beispiel von der Umgestaltung der Kriegsgräberstätten. Heute an meinem freien Tag besuchte ich den Friedhof in Berlin Schmargendorf.

Teil 1 zur Neugestaltung finde ich eher Schade.

Die Anlage war vorher gepflegt die Gräber waren nicht nur "Stumme" Steine. Jedoch waren die alten Grabsteine der Natur zum Opfer gefallen und einige Namen kaum lesbar. So konnte ich heute mit dem Friedhof abschließen! Da ich nun alle Namen übernehmen konnte.

Die Bilder zeigen den Unterschied, ich habe hier ein Grab genommen was damals gut zu erkennen gewesen ist. Die Anlage fand ich vorher schöner mit dem Mittelweg und den Grabsteinen.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Thomas


Teil 2 zur Neugestaltung finde ich Positiv.

Da es auf dem Friedhof viele verstreute Kriegsgräber gab, finde ich es jetzt Besser. 2012 gab es noch 5 kleine Anlagen und verteilte Gräber. Jetzt gibt es drei Grabfelder welche neu hergerichtet wurden. Teilweise zusammen getragen und viele von privaten Familiengräbern zur Kriegsgräberstätte Umgebettet.

Hier ist nur Schade das nun die Gräber nicht mehr auf dem Efeu sind sondern, direkt auf der Erde. Ein Feld wurde als Sammelgrab neu hergerichtet, wobei ein Holzkreuz verschwand.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant