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Eisernes Kreuz (EK) nach 1914

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Hubert:
Das Eiserne Kreuz 1914

Die Kriegserklärung an Rußland und Frankreich im  August 1914 wurde vom Volk mit Jubel aufgenommen, die Bereitschaft,das Vaterland zu verteidigen erfaßte wie ein Schüttelfieber alle Gesellschaftsschichten. Niemand konnte und wollte sich vorstellen  ( "...Weihnachten sind wir wieder Zuhause " ) , daß nur vier Jahre später dem Kaiserreich und den Bundesstaaten die monarchistischen Totenglocken läuten würden.
Wieder wurde der Bestand der Nation beschworen, wieder war der Kampf heilig und die Zeit eisern,wieder war es verdienstvoll, den Feind entschlossen zu werfen . " Jeder Schuß ein Russ" , "jeder Stoß ein Franzos", "jeder Tritt ein Britt" so führte kein Weg daran vorbei , daß Kaiser Wilhelm II. am 5.8.1914 nach 1870 zum zweiten Mal das Eiserne Kreuz erneuerte.
Nichts anderes galt nun mehr als die Waffentat.Eine Begeisterung, die wir heute nur schwer nachvollziehen können, spiegelt anschaulich dieser Text aus dem " Militär-Wochenblatt " Nr.105/1914 :
" Glückwunsch der Armee an die Kaiserliche Marine
Auch England wider uns ! Hätte uns Albion nicht den Fehdehandschuh hingeworfen, würde die Kaiserliche Marine, während die Armee in schwerem Kampf nach zwei Fronten stehen muß, zitternd vor Ungeduld gefragt haben : " Und wir? "Die Antwortauf diese Frage ist jetzt gelöst. Unsere Marine geht mit dem mächtigstem Gegner zur See, den die Welt bisher kannte , zum Tanze.
Während die alte Armee eine lange , glorreiche Geschichte in dicken Bänden zu verzeichnen hat,ist von der jungen kaiserlichen Marine bisher nur das Vorwort geschrieben, das einzelne glänzende Waffentaten enthält.
Jetzt aber schlägt sie das Handbuch auf und setzt an, in ihm ihre Taten mit eisernen Griffel niederzuschreiben, die brave " Augsburg " hat das erste Kapitel begonnen.
Daß die Flagge nur sinken , aber niemals niedergeholt werden kann, weiß jeder Deutsche ! Die Armee ist stolz auf ihre junge Schwester im Hinblick auf die kommenden Tage!
Die Einleitung der Erneuerungsurkunde für das Eiserne Kreuz verknüpft geschickt die "... ernste Lage des teuren Vaterlandes " mit der ".. dankbaren Erinnerung an die Heldentaten der Vorfahren."
1813 war es zentrales Anliegen, die Freiheit der Nation und damit die Freiheit des Einzelnen zu erringen,
1870 , bei der ersten Erneuerung des Eisernen Kreuzes, ist es die Verteidigung ,der einst errungenen  Freiheit , die Ehre eine selbstständige Nation zu sein und auch zu bleiben.
1914, bei der zweiten Erneuerung wird durch die Formulierung eines " aufgezwungenen Krieges " suggeriert, daß eine historische Kontinuität 1813-1870-1914 besteht und die ehemals erkämpfte Einheit des Reiches wehrhaft zu verteidigen ist ( " Lieb Vaterland magst ruhig sein , fest steht die Wacht am Rhein " ).
Im Vorfeld der Erneuerung mußte formell das Kgl.preußische Staatsministerium um Einverständnis ersucht werden, was am 2.8.1914 geschah. Der damalige Kriegsminister General der Infanterie von Falkenhayn, beauftragte von König Wilhelm II. , erbittet vom Präsidenten des Staatsministeriums auf dem Dienstweg die Zustimmung zur erneuten Stiftung des Eisernen Kreuzes. Der als " geheim " und " sehr eilig " abgewickelte Vorgang ist verbunden mit einem Statutenentwurf, der sich im Wesentlichen mit dem Bestimmungen von 1870 deckt, jedoch ein Eisernes Kreuz für Heimatverdienste ausschließt. Das Nichtkämpferband habe, so die Begründung 1870/71 zu erheblichen Schwirigkeiten in der Bemessung der Verdienste auserhalb des Kriegsschauplatzes geführt und sei folglich zu unterlassen.Die Erneuerungsurkunde schließt sich der Auffassung nicht an : es gibt ein Eisernes Kreuz am weißen Band mit schwarzer Einfassung, zudem wird in der Präambel der Kreis der Berechtigten erweitert. Neben den Statuten erweist sich auch die formale Gestaltung des Eisernen Kreuzes als eisern. Es wird nichts geändert, lediglich auf der Vorderseite wird anstatt " 1870" die Jahreszahl " 1814" eingefügt.
Eingedengt der hohen Zahl von nahezu 13 Millionen deutschen Heeresangehörigen konnte die 1813 und 1870 geübte Praxis der Verleihung durch den König von Preußen, dokumentiert durch die eigenhändige Unterzeichnung der Verleihungsurkunden, nicht beibehalten werden. So weist der Souverän am 2.9.1914 den Chef des Militärkabinetts Frhr. von Lynker an , daß die Kommandierenden Generale daß Recht hätten, in seinem Namen innerhalb ihres Befehlsbereiches Tapferkeitstaten mit dem Eisernen Kreuz auszuzeichnen. Das galt auch für Formationen und Verbände , die dem jeweiligem General nur zeitweilig unterstellt waren. Der damit verbundene immaterielle Verlust an Ansehen war den Verantwortlichen durchaus bewußt. So wollte Wilhelm II. die 1.Klasse des Eisernen Kreuzes vom Vorschlag bis zur Verleihung selbst in der Hand behalten.
Auch eine Übertragung der Verleihungsverfahrens vom Heer auf die Marine , des Kaisers liebstes Kind, scheiterte an dessen Einsprüchen.
In den Akten des Marinekabinetts befindet sich ein Schreiben vom 14.9.1914 an den Chef der Heeresflotte, in dem der Kaiser und König sich die Entscheidung über die Verleihung des Eisernes Kreuzes schon deswegen vorbehält, weil Kampfhandlungen bei der Marine unter andersgearteten Umständen stattfinden, als militärische Aktionen beim Heer.Beide Vorsätze wurden im Verlauf des Krieges umgestoßen.



Grüße Hubert

Hubert:
Die Inflation des Eisernen Kreuzes 1914


Ab 15.11.1914 konnten durch die Oberbefehlshaber der Auszeichnungen an Zivilbeamte, die nicht der Armee zugehörig waren, in Vorschlag gebracht werden.
Der Verzicht des Königs auf sein Verleihungsrecht für die 2. Klasse gleich zu Beginn des Krieges leitete die Entwertung des Eisernen Kreuzes ein, denn allzu großzügig verfuhr die befugten Militärs mit ihrem Vorschlagsrecht und das böse Wort vom " Kasinokreuz " machte, teilweise zu Recht , die Runde, Hütte schreibt : " Es konnte dem Eisernen Kreuz nur zum Schaden gereichen, wenn Armee-Ober-Kommandos und Generalkommandos die erste Klasse nicht nur an Generalstabsoffiziere und Adjutanten, sondern an sämtliche Offiziere dieser Stäbe, an Ordonanz-, Nachrichten-und sogar Verpflegungs-Offiziere, ferner an die zum Stabe gehörigen Sanitätsoffiziere und Indendanturbeamten verliehen."
So kamen Nichtkombattanten aus der Feldbäckerei, Postschafner, Streckenwärter, Bahnofsvorstände und Chausse-Aufsteher an das Eiserne Kreuz, ausführlich und exemplarisch beklagt in einem Schraben des Chefs des Militärkabinetts vom 25.1.1916 an das Oberkommando der 9. Armee. Da die zweifelhaften Verleihungen sich zu einer wahren Flut entwickelten, wurde per vertraulichen Rundschreiben für den Dienstgebrauch ermahnt, das Antragsrecht für die Auszeichnung streng nach den Statuten vorzunehmen- vergebens. Weitere Vorhaltungen folgten am 15.7.1917 und am 3.2.1918 .
Von den annähernd 13 Millionen Heeresangehörigen erhielten 1914-1918 nach den meisten statistischen Quellen 5.196 Millionen Kriegsteilnehmer das Eiserne Kreuz 2. Klasse, was einer Chanse von 1:2,5 für den Erwerb der Auszeichnung entspricht.In den Kriegen von 1813 und 1870 lag die Chance bei etwa 1:20.
Da bis 31.5.1924 nochmals fast 200 000 Eiserne Kreuze 2. Klasse und 55 000 der 1.Klasse hinzukamen , beläuft sich die Endzahl auf ca. 5,4 Millionen Kreuze!
Die Verleihungshäufigkeit nahm mit der Dauer der Kämpfe zu , vornehmlich um der Kriegsmüdigkeit entgegenzuwirken. Waren die ersten Eisernen Kreuze 1914 noch eine bejubelte Ehre, wurden sie schon 1915 durch die hohen Verleihungszahlen diskreditiert. Deutlich zeigte sich , daß das Ehrenzeichen den veränderten Bedingungen eines Weltkrieges , in dem die Einzelleistung meist auf dem kombinierten Masseneinsatz von Mensch und Material beruhte, nicht angepaßt war. Die erbrachte Einzelleistung konnte vielfach selbst durch das Eiserne Kreuz 1. Klasse nicht adäquat gewürdigt werden, da die Entwertung schon zu weit fortgeschritten war. Die Zahlen, nach einer Erhebung durch die General-Ordens-Kommission, sprechen eine deutliche Sprache:

1.Verleihungsabschnitt
5.8.1914-30.4.1915
5            Großkreuze
7810       Eiserne Kreuze 1.Klasse
360 000  Eiserne Kreuze 2.Klasse
( hier ist die Chance mit 1:36 für den Erwerb der 2.Klasse noch hervorragend gewährt )

2. Verleihungsabschnitt
1.5.1916-20.9.1916
29 000      Eiserne Kreuze 1.Klasse
1 327 000 Eiserne Kreuze 2.Klasse
( jetzt ist die Chance nur noch 1:7,7 für den Erwerb des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, anders ausgedrückt , schon dreimal häufiger als 1870)

3. Verleihungsabschnitt
21.9.1916-4.6.1917
12 790      Eiserne Kreuze 1.Klasse
513 000    Eiserne Kreuze 2.Klasse
( die Chance liegt nun bei 1:5,9 für den Erhalt der 2.Klasse).



Grüße Hubert

Hubert:
Auch die prozentualen Steigerungsraten machen das Dilemma deutlich :
1914/15 plus 371 % zu 1916 und plus 164 % zu 1917 beim Eisernen Kreuz 1.Klasse,1914/15 plus 368 % zu 1916 und plus 142 % zu 1917 beim Eisernen Kreuz 2. Klasse.
Was wurde gegen die Entwertung getan?.Preußen verlieh seinen Pour le Mérite und den königlichen Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern am schwarz/weißen Bande des Eisernen Kreuzes und behielt beide Orden den Offizieren vor. Im Ansehen standen sie über dem Eisernen Kreuz 1. Klasse, weil man nicht den Fehler einer Massenvergabe machte.
Hausorden von Hohenzollern :
1914/18 = 8300 Verleihungen,d.h.,die Chance für den Erwerb lag bei 1:40
Pour le Mérite :
1914/18 = 687 Verleihungen,d.h., die Chance für den Erwerb lag bei 1:474
Pour le Mérite mit Eichenlaub :
1914/18 = 121 Verleihungen,d.h., die Chance für den Erwerb lag bei 1:2694.
Die Chancenberechnung geht von 326 000 Frontoffizieren aus, nicht eingerechnet 39 000 Offiziere des Medizinalwesens, einschließlich der Veterinäre.
Für preußische Manschaftsdienstgrade lag die Steigerung über das Eiserne Kreuz 1.Klasse hinaus im Goldenen Militär-Verdienst-Kreuz, verbunden mit einer lebenslangen Ehrenzulage von 9 Reichsmark monatlich. Verliehen wurde es als höchster deutscher Kriegsorden des Weltkriegs für Unteroffiziere und Manschaften ab Oktober 1916: 1773 mal, Geeb,KirchnerThieman sprechen von 1763 Auszeichnungen. Gemäß unserer Berechnungen ergibt sich für das Goldene Militär-Verdienst-Kreuz eine Chance von 1:7332 . Das sehr seltene Ehrenzeichen, treffend Pour le Mérite für Unteroffiziere genannt, hat jedoch nie die Populärität des Pour le Mérite auch nur annähernd erreichen können.
Zur allgemeinen Abwertung des Eisernen Kreuzes trug ebenfalls bei, daß nahezu alle Bundesstaaten ihre eigenen Orden weiter verliehen, zudem gab es zahlreiche Parallelstiftungen , die nach den Statut und "...äußeren Umriß" dem Eisernen Kreuz sehr ähnlich waren.Die Einmaligkeit der Auszeichnung,1813 das bestimmende Merkmal für das Ansehen, war dahin.Bei den Parallelstiftungen berechtigte der Besitz einer oder beider Klassen des Eisernen Kreuzes in einer Art Automatismus zur Verleihung des jeweiligen bundesstaatlichen Ehrenzeichens, unabhängig von einem erneuten Verdienst.So Verzichteten diese Auszeichnungen von vornherein auf ihre Eigenständigkeit, sie wurden bayerische,sachsen-coburgische,württembergische usw. Sekundärauszeichnungen zum Eisernen Kreuz. Die stark förderalistische Struktur des Deutschen Reiches ist dafür ebenso verantwortlich wie die Dauer des Krieges, die für wiederholte ( Tapferkeits ) Taten einerseits , und für die allgemeine Würdigung der langen Kriegsteilnahme andererseits , Belohnungsinstrumente benötigte.
Es gab keinen anderen Ausweg als die Auszeichnungen in ihrem Wert zu staffeln, bzw. neue für diese Ansprüche zu schaffen. Insbesondere die  Kriegsverdienstkreuze der einzelnen Bundesländer von Anhalt bis Württemberg sind nichts anderes als Pseudo-EK´s.Selbst die bei Ehrungen äußerst zurückhaltenden Freien Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck einigten sich auf ein gemeinsames Hanseatenkreuz.

Die Praxis von Zusatzdekorationen führte dazu, daß die Nichtpreußen gegenüber den Preußen, bei vorausgesetzt gleichen Verdiensten, mehr Ehrenzeichen bekamen.


Grüße Hubert 

Hubert:
Erweiterungen und Ergänzungen

Kriegsverlauf und Bündnisverpflichtungen gleichermaßen hatten es nötig gemacht, vom seit 1813 befolgten Grundsatz , das Eiserne Kreuz nicht an Ausländer zu verleihen ( Ausnahmen sind bekannt ) , aufzuheben.Seit 16.3.1915 konnte  "....in geeigneten Fällen (die Verleihung) auch auf Angehörige der Verbündeten Mächte" erweitert werden. Angewandt wurde die Möglichkeit vorallem bei österreich-ungarischen, bulgarischen und türkischen Verbündeten. Diese wiederum verliehen den deutschen Heeresangehörigen kompatible, d.h. in etwa gleichwertige, Auszeichnungen.
Österreich verlieh den Militär-Maria-Theresien-Orden (Großkreuz an Kaiser Wilhelm II.,den Zar von Bulgarien, den König von Sachsen , den König von Bayern, Prinz Leopold von Bayern, an die Generalfeldmarschälle v. Hindenburg und Mackensen sowie einige Bundesfürsten ) ,auch das Militärverdienstkreuz, sogar mit Brillianten, und die Militär-Verdienstmedaillie"Signum Laudis" .Dazu kam 1915 die 3.Klasse der Tapferkeitsmedaillie.
Bulgarien verlieh den Tapferkeitsorden, den Militär-Verdienstorden, ersteren mit der sogennanten Kriegsdekoration.
Die Türkei verlieh die Imtiaz-Madaillie, die Liakat-Medaillie, ab 1915 mit der Säbelspange, und die Kriegsmedaillie,besser Bekannt als "Eiserner Halbmond".
Für die meisten fremden Orden und Ehrenzeichen war für die Dauer des Krieges keine Ausnahmegenehmigung erforderlich, seit dem 15.8.1914 waren die Beliehenen per Erlaß vom Ansuchen um eine Trageerlaubnis befreit.
Am 16.3.1915 wurde die Verleihung des Eisernen Kreuzes 2.Klasse insofern erweitert,daß nunmehr auch für Verdienste in der Heimat das Kriegsband vergeben werden konnte "...aufgrund besonderer militärischer Verdienste ". Punkt 2 Ziffer 2 der Statuten hatte nun folgenden Wortlaut:
" Die zweite Klasse wird an einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung im Knopfloch getragen, sofern es für Verdienste auf dem Kriegsschauplatz verliehen wird. Für daheim erworbenes Verdienst wird es am weißen Bande mit schwarzer Einfassung verliehen, soweit nicht auf Grund besonderer militärischer Verdienste die Verleihung am schwarzen Bande mit weißer Einfassung erfolgt."
Die erweiterte Deklarierung ergab sich aus Unstimmigkeiten in der Praxis des Verleihungsalltags,die Zuordnung "militärisches" und "kriegswichtiges" Verdienst war jedenfalls nicht immer eindeutig. So folgten am 12.7.1915 die entgültigen Grundsätze.Danach war das Eiserne Kreuz am schwarzen Bande mit weißer Einfassung ausschließlich militärischen Verdiensten vorbehalten. Das Eiserne Kreuz am Nichtkämpferband wurde bestimmt für ".......hervorragende mit dem Kriege in Zusammenhang stehende Verdienste auf militärischem , politischem oder wirtschaftlichem Gebiet sowie auf dem Gebiet der Gesetzgebung, der Verwaltung oder der Kriegswohlfartspflege ":
Als "hervorragend" sah man Verdienste in leitender Position,durch organisatorische Talente oder ungewöhnliche Einzelhandlungen an. Gelegentliches Versuchen,ein übergeordnetes eigenständiges Ehrenzeichen für Heimatverdienste zu stiften , stimmte Kaiser Wilhelm II. nicht zu , vermutlich standen dem die fortgeschrittenen Verleihungen am Nichtkämpferband-bis Kriegsende immerhin ca. 13 000-entgegen, denn all jene, denen " Ersatzorden" gegeben hätten, wären sich benachteiligt vorgekommen.
Der Wortlaut der Grundsätze vom 12.7.1915 war nicht geeignet, alle Verwirrungen zu bereinigen. Am 20.10.1916 tagte das Kgl.Staatsministerium über offensichtliche Mißstände bei den Verleihungen des Eisernen Kreuzes.Das Protokoll sah u.a. zur Abhilfe vor:
-die Statuten zu ändern ( abgelehnt,um die historische Gleichstellung seit den Statuten von 1813 nicht zu gefährden)
-Verleihung durch andere Instanzen ( abgelehnt, denn das hätte bedeutet, den Oberbefehlshabern der Armee die entsprechenden Befugnisse zu entziehen),
-Ersatz durch andere bestehende Auszeichnungen,
-Neustiftung eines Verdienstkreuzes oder
-Schaffung von "Kriegsbändern" für bestehende Friedensauszeichnungen.
Man war zwar reformwillig, aber nicht reformfähig, alle Bemühungen scheiterten am Einspruch König Wilhelm II.Stattdessen schritt die Inflation weiter fort, wohl auch weil nach einer Allerhöchsten Kabinetts-Ordre vom 18.5.1917 die Zivilbeamten der Heeresverwaltung nun auch noch Militärbeamte "....infolge der Zugehörigkeit zu einer militärischen Abteilung " wurden. Das 1918 gestiftete preußische Verdienstkreuz für Kriegshilfe , eigentlich für diesen Personenkreis gedacht, konnte es in der Wertschätzung trotz allem mit dem Eisernen Kreuz nicht aufnehmen, es bleibt unbeliebt und entlastete das Eiserne Kreuz nicht.Im Gegenteil; die Ministerien wetteiferten untereinander, wer die meisten Träger des Eisernen Kreuzes ( am Schreibtisch!) zu verzeichnen hatte.



Grüße Hubert

Hubert:
Die Wiederholungsspange

Am 4.6.1915 erging die Verordnung,daß  " Die Inhaber des Eisernen Kreuzes 2.Klasse von 1870/71 ,die sich im jetzigen Kriege auf dem Kriegsschauplatz oder in der Heimat besondere Verdienste erwerben, erhalten als Auszeichnung eine auf dem Bande des Eisernen Kreuzes über dem silbernen Eichenlaub zu tragende silberne Spange, auf der ein verkleinertes Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl 1914 angebracht ist ".
Diese Zusatzauszeichnung lößte das Verfahren aus dem 70er Krieg ab, die ( erneuerte) Verleihung eines Eisernen Kreuzes 2.Klasse in einem darauffolgenden Krieg als Anrecht auf die Verleihung der 1.Klasse zu werten, wie dies beispielsweise bei dem greisen General Steinmetz der Fall war. Für die Spange sprachen weder ein zu erwartender erhöhter Handlungsbedarf noch die Befürchtung, die Eisernen Kreuze weiter zu inflationieren. Zwischen den Kriegen 1813 und 1870 lagen 53 Jahre, zwischen denen von 1870 und 1914 lagen 44 Jahre, das alleine machte erneute Beleihungen von Trägern des Eisernen Kreuzes eher zur Ausnahme. Zum Zeitpunkt der AKO vom 4.6.1915 waren bereits ca. 380-400 000 Eiserne Kreuze 2.Klasse im Umlauf, was an wiederholten Verleihungen hätte hinzukommen können, wäre unerheblich gewesen.Vielmehr ist davon auszugehen, daß es sich bei der Spange um eine besondere Würdigung des Träger handeln sollte, anknüpfend an den alten unvergänglichen Glanz der früheren Eisernen Kreuze.
Bis November 1915 wurden 659 Spangen " 1914 " verliehen, die Vergabe der Spange ging von der General-Ordens-Kommission aus, gemäß des Schreibens dieser Dienststelle an den Vizepräsidenten des Staatsministeriums vom 16.11.1915 . Damit ist die Behauptung, daß die Spange selbst beschaft werden mußten, widerlegt. Im gleichen Schriftwechsel zwischen den Beteiligten ist am 11.10.1917 von 859 silbernen Spangen die Rede.
Offen bleibt die Frage, was im Wiederholungsfall bis 1915 verliehen wurde?.Ein zweites Kreuz der 2.Klasse oder die 1.Klasse, da die zweite ja schon vorhanden war?




Grüße Hubert

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