Autor Thema: Operation Pegasus  (Gelesen 2045 mal)

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Operation Pegasus
« am: Sa, 29. September 2007, 21:56 »
Es war „keine Entlastung im Sinne einer Rettung, sondern Entlastung im Sinne eines erneuten Kampfes mit dem Ziel der Vernichtung des Feindes mit beweglichen Operationen". Soweit General William C. Westmoreland. Und das war sein Ernst. Zwei Tage vor Beginn der Operation Pegasus hatten die Marines in Khe Sanh ihre erste Offensive eingeleitet. Die Bravo-Kompanie ging hinaus, um den Hinterhalt an Leutnant Jacques zu rächen. Seine 25 gefallenen Leute lagen schon seit mehr als einem Monat außerhalb des Drahtverhaus.

Seit dem Fall dieser Männer war es um die Stimmung bei den Bravo-Ledernacken schlecht bestellt. Über 50 waren jetzt insgesamt gefallen und 135 verwundet. Aber keiner der Überlebenden hatte Mister Charles gesehen. Die Kampfmoral der Marines wäre dahin, wenn man diese Serie nicht stoppen konnte.

Einen Monat lang war die Aktion bis ins letzte Detail geplant worden. Ein beweglicher doppelter Feuerschutz der Artillerie, Mörser und Kampfbomber sollte die Marines auf jedem Meter zum Ziel begleiten. Am 30. März um 8 Uhr kletterten die Männer der Bravo-Kompanie aus ihren Unterständen und marschierten im Schutze des dicken Nebels los. 75 Meter vor ihnen und zu beiden Seiten warfen die Salven der Artilleriegeschosse einen schützenden Wall roter Erde auf. Vier Leichtgeschütze feuerten auf die NVA-Stellungen. Die Marines brachten ihre Bajonette an. Als sie auf die Bunkerlinie des Feindes zukamen, bildete das Artilleriefeuer einen Vorhang, der die NVA von Verstärkungen abschneiden sollte. Doch dann war das Glück der Marines zu Ende. Der Nebel hob sich und das feindliche Mörserfeuer kam rein.
Einer der ersten Schüsse traf die Kompanieführungsgruppe und tötete den Funker und die vorderen Beobachter. Hauptmann Pipes wurde von einem Splitter getroffen, der in seiner Brust 5 cm neben dem Herzen steckte. Aber er trieb seine Männer weiter nach vorn.

Das mystische Pferd

Die Marines schwärmten in die Gräben aus. Sie hielten die Verteidiger mit automatischem Feuer nieder, schmissen Flammenwerfer, Granaten oder Taschenladungen in die Gräben. Der Racheakt dauerte drei Stunden, bis die NVA-Gräben für 115 Feinde zum Grab wurden. Die vor einem Monat gefallenen Marines der Patrouille wurden geborgen - ihre Brieftaschen, Uhren, Ringe und „Hundemarken" waren noch am Mann - und die Ehre des Korps war wiederhergestellt.

Aber die Marines waren weiterhin sauer. Sie hatten Khe Sanh nie verteidigen wollen. Dann waren sie kritisiert worden, es nicht erfolgreich zu tun. Westmoreland hatte diese Lage genutzt und dem Korps einen Heeresgeneral als Kommandeur vor die Nase gesetzt, ihre Tragflächenflugzeuge der Air Force unterstellt. Und jetzt, da der Feind in den Schlamm gedrückt war, sollte so ein mystisches fliegendes Pferd sie retten.

Bei jeder Planungssitzung für Pegasus machte der Marine-Kommandeur General Robert E. Cushman Jr. seine Position deutlich: „Ich möchte keine Verknüpfung von Rettung und Brechung der Belagerung durch Kräfte von außen." Aber die Heeresoffiziere waren von Führung und Taktik der Marines schockiert. Westys neuer Heereskommandeur, Generalleutnant William B. Rosson, meinte einfach, die Marines hätten ihre Truppen nicht ausreichend auf diese Art von Krieg vorbereitet.

Ratten, Schutt und Schotter

Generalleutnant John J. Tolson, der Kommandeur der 1. Luftaufklärer, der zur Diskussion von Pegasus in den belagerten Stützpunkt flog, sah die Lage der Marines und ihre Moral klarer: „Khe Sanh war für mich der bedrückendste Ort, den ich je gesehen habe. Es war ein niederschmetternder Anblick voll Schutt, Blindgänger und zerstörter Ausrüstung. Die Soldaten führten mehr das Leben von Ratten als von menschlichen Wesen." Die US-Marine stand in den Augen der Öffentlichkeit vor einem Chaos.

Als am 1. April die 1. Luftaufklärer ihren „Froschsprung" zu neuen Absetzplätzen auf halber Strecke an der Route Nr. 9 machten, war dies ein gut geplantes Schauspiel. General Tolson wußte, daß dort kein Widerstand war. Er hatte die Feindlageberichte gelesen. Statt der NVA gab es dort um so mehr Kameraleute und Reporter. Sobald der Fototermin vorbei war, trudelten die Luftaufklärer gemütlich die Straße entlang - Pioniere von Heer, Navy und den Marines gingen voraus, um fast fünf Kilometer Straße auszubessern, vier Brücken herzurichten und 12 Ausweichstellen aufzubauen.

Doch verlief der Vormarsch auf der Route Nr. 9 nicht ganz ohne Vorkommnisse. Als die Luftaufklärer sich Khe Sanh näherten, gerieten die Absetzplätze unter Artillerie- und Mörserfeuer. Die NVA versuchte Höhe 471 zurückzugewinnen und konnte nur durch eine riesige Artilleriesperre mit Luftunterstützung davon abgehalten werden. Sie band das 2. Bataillon der 7. Luftaufklärer einen Tag lang und startete eine letzte Aktion auf ein altes französisches Fort, das auf halber Strecke zwischen dem belagerten Stützpunkt und dem Ort Khe Sanh lag. Frische Truppen griffen ein, und der Widerstand zerbröckelte. General Tolson konnte es kaum erwarten, seine Division nützlicher einzusetzen.

Keine Forellen mehr

Als die Luftaufklärer den Ort Khe Sanh erreichten, fanden sie Schotter, Leichen und Krater. Diei Kaffeeplantagen auf den früher grünen Hügeln ' waren zu rötlichem Staub zerbombt worden. Vor der Belagerung war die Gegend von Khe Sanh eine himmlische Gegend mit Wäldern voller Wild und Bächen voller Forellen. Jetzt gab es weder Bäume, Wild, Forellen noch Bäche. Khe Sanh war zu einer Mondlandschaft geworden.

Am 8. April beendeten die Luftaufklärer ihre Säuberung an der Route Nr. 9 und trafen sich mit den Marines des belagerten Stützpunkts. Die Ledernacken lächelten tapfer in die Fernsehkameras, aber die meisten zuckten gleichgültig die Schultern. Der Stolz der Marines wurde noch weiter verletzt, denn ein AKVN-Fallschirmjägerbataillon erreichte Khe Sanh in Kompaniestärke. Aber jetzt brauchten die Marines keine Entlastung mehr. Am 9. April hörte der Beschuß auf. Und eine Woche später beschloß die NVA das Ende der Belagerung.

Unter neuer Leitung

Für die Marines aber kam es noch schlimmer. Schneidige junge Soldaten der Luftaufklärer nagelten Schilder an die Bunker der Marines. Auf ihnen stand: „Khe Sanh - Unter neuer Leitung: Delta Komp. 2/7 Aufkl."

Zwei Monate später wurde die Garnison in Khe Sanh abgerissen und an die nun sichere Route Nr. 9 zurückverlegt - wo die Marines sie schon immer haben wollte. Nun mußte man nur noch auf der „Fünf-Uhr-Revue" in Saigon der Presse erklären, warum Khe Sanh aufgegeben worden war, obwohl es doch ein so wichtiger strategischer Ort war.

General Westmoreland konnte sich auf den Rasen des Weißen Hauses stellen und stolz erklären: Sieg in Khe Sanh. Es war seine letzte große Schlacht. Zwei Monate später kam er nach Hause zurück.

Bild 1:Weitere Verstärkung kommt zur Höhe Timothy im Rahmen der Operation Pegasus.

Bild 2:Blick von der Höhe Timothy zum Stützpunkt Khe Sanh

Bild 3:Ein Soldat der Luftaufklärer mit seiner M60-Munition

Gruß
Josef

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Re: Operation Pegasus
« Antwort #1 am: Sa, 29. September 2007, 22:06 »
Entlastung von Khe Sanh


Die Entlastungsaktion für Khe Sanh begann am 1. April 1968 um 8 Uhr. Unter dem Kodenamen Pegasus gingen die Männer des 2. Bataillons der 1. Marines und des 2. Bataillons der 3. Marines beiderseits der Route Nr. 9 von Ca Lu nach Westen vor. In der Zwischenzeit beschossen die 1. Luftaufklärer die Höhen der Umgebung.

Anfangs lief die Operation sehr glatt. Am späten l. April führte die 3. Brigade der Luftaufklärer Angriffe durch, um die Absetzplätze nördlich und südlich der Route Nr. 9 auf halbem Wege zwischen Ca Lu und Khe Sanh zu sichern. Zu dieser Zeit stießen die Marines am Boden vor, gefolgt von Instandsetzungstrupps der Pioniere und den Seabees.

Nach einer Pause sicherte die 2. Brigade weitere Absetzplätze, noch näher am eingeschlossenen Stützpunkt. Am 4. April nahmen Männer des 1. Bataillons der 9. Marines die das Khe Sanh Tal überblickende Höhe 471. Zuerst sah es aus, als sei die NVA einfach verschwunden.

Aber am 5. April wollten Teile des 66. NVA Regiments die Höhe 471 zurückerobern. Sie konnten nur nach einem offenen Gefecht besiegt werden, wobei die Marines wieder auf ihren Vorteil der Artillerie- und Luftunterstützung zurückgreifen mußten. Ein ähnliches Gefecht führten die 5. Aufklärer südlich von Khe Sanh am 6. April - diese Stellung wurde nach einem Tag harter Gefechte vom 2. Bataillon genommen. Die Verbindung zu den Verteidigern von Khe Sanh war inzwischen wiederhergestellt. Als die Pioniere die Straße zum Stützpunkt repariert hatten, war die Belagerung auch offiziell beendet.

Gruß
Josef

 


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