Autor Thema: Generalmajor Dr.Otto Korfes am 30.November 1944 im Sender Freies Deutschland  (Gelesen 3601 mal)

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Generalmajor Dr. Otto Korfes am 30. November 1944 im Sender Freies Deutschland

Stalingrad - der dreifache Betrug

Ansage:   « Goebbels' Betrug um Stalingrad-damals und heute» darüber spricht nun Generalmajor Dr. Otto Korfes, Mitglied des Nationalkomitees «Freies Deutschland», ehemals Kommandeur der 295. Infanterie-Division in Stalingrad.

Von allen Leistungen der Goebbelspropaganda ist zweifellos die Schönfärberei die erstaunlichste. Goebbels bediente sich dieser Methode, solange er in Politik gemacht hat. Zur Meisterschaft hat er sie entwickelt seit den Tagen von Stalingrad. Auch heute ist sie das Mittel, mit dem er das deutsche Volk zum Kampf für die Existenz der hohen Parteiführung aufpeitscht. Das Beispiel der Berichterstattung über Stalingrad wollen wir uns darum ins Gedächtnis zurückrufen.

Am 23. November 1942 wurde die deutsche 6. Armee eingeschlossen. Sie konnte sich nur mit äußerster Anstrengung der Angriffe der weit überlegenen Russen erwehren. Von vornherein herrschte Mangel an Nahrungsmitteln, Munition und Treibstoff. Nach vier Wochen begann eine von Tag zu Tag wachsende Hungersnot. Anfang Januar 1943 stand fest, daß es für die 6. Armee keine Rettung mehr gab. Denn die Entsatzversuche mißglückten, und hinter uns stürzten die deutschen Fronten am Don und im Kaukasus unter den russischen Schlägen zusammen. Die zertrümmerten deutschen Truppen fluteten verfolgt und gejagt auf mehrere hundert Kilometer nach Westen zurück.

Das wußte die ganze Weltöffentlichkeit, auch Goebbels wußte es. Im deutschen Volk entstand sorgende Unruhe. Jetzt begann der erste Betrug. Goebbels und, im trauten Einverständnis mit ihm, das OKW schwiegen, oder wenn sie etwas verlauten ließen, schilderten sie die grauenvolle Lage in den rosigsten Farben. Wer die OKW-Berichte vom 23. November 1942 bis zum 15. Januar 1943 und die Schilderungen der deutschen Sender hörte, mußte zu dem Eindruck kommen, daß alle Dinge zum besten stünden. Es fiel kein Wort von der Einschließung, von der Isolierung der 6. Armee, 300 Kilometer rückwärts der russischen Front. Erst vom 16. Januar 1943 ab wurde die Öffentlichkeit tropfenweise auf die unentrinnbare Katastrophe vorbereitet. Als schon viele Zehntausende zugrunde gegangen waren, erfuhr das deutsche Volk im OKW-Bericht vom 18. Januar, daß die Truppen um Stalingrad «unter den schwierigsten Bedingungen zu kämpfen hätten». Aber dieses bescheidene Eingeständnis verschwand völlig unter den erlogenen Behauptungen von der erfolgreichen Abwehr aller russischen Angriffe.

In den letzten Januartagen ließ sich das unmittelbar bevorstehende grauenvolle Ende nicht mehr verheimlichen. Jetzt begann der zweite Betrug. Die deutschen Truppen, elende Trümmer, durch Hunger geschwächt, ohne schwere Waffen und ohne Munition, waren gerade noch fähig, mit dem Aufbieten der letzten Kräfte stumpf und apathisch den Widerstand hinzuschleppen. Um die Kämpfenden nahm das Massensterben seinen Fortgang. Unbestattet blieben die Toten liegen. Vor den dem Feuer ausgesetzten Lazaretten türmten sich die Haufen der im harten Frost erstarrten Leichen. Das Grauen und gräßlicher Jammer hatten ihren Einzug gehalten.

Was aber machte die Goebbelspropaganda aus dem durch Hitler verschuldeten Untergang von 250.000 deutscher Mannesjugend? Am 25.Januar meldete der OKW-Bericht: «In Stalingrad heftet die 6. Armee in heldenhaften und aufopfernden Kämpfen gegen erdrückende Übermacht unsterbliche Ehre an ihre Fahnen.» In den nächsten Tagen berichtete er von «heroischem Widerstand» -von «ungebrochenem Mut der Verteidiger»,-von «heldenhafter Verteidigung». Göring sprach von dem «Thermopylae»; der Befehl des OKW vom 3. Februar wob durch ein Heldenepos den Schleier des Vergessens um das nationalsozialistische Verbrechen, das in Stalingrad an hoffnungsfrohen, blühenden deutschen Männern verübt worden war.

Goebbels hat die haßerfüllten Flüche auf Hitler und seine Kumpane nicht hören können, mit denen die Verwundeten und Erschöpften gestorben sind. Man sagte uns tot, und Adolf Hitler sprach das zynische Wort: «Die Stalingrader haben für das deutsche Volk tot zu sein.» Sein Wille wäre beinahe in Erfüllung gegangen, denn nur wenige haben die Hölle überlebt. Aber diejenigen, die sich in Kriegsgefangenschaft von Stalingrad erholen konnten, standen auf gegen den Verderber des deutschen Reiches und des deutschen Volkes, leidenschaftlich und zornig als Ankläger und grimmige Feinde und begannen im Nationalkomitee «Freies Deutschland» und im Bunde Deutscher Offiziere den Kampf zum Sturze des zerstörerischen, nationalsozialistischen Systems.

Die Bewegung «Freies Deutschland» ist aus dem Grauen von Stalingrad erstanden. Sie wurde groß und stark und dem Nationalsozialismus gefährlich. Hitler und Himmler mußten öffentlich dagegen Stellung nehmen. Sie machten das genau so, wie sie es immer gemacht hatten, nämlich mit einem neuen Betrug. Zunächst wurde der vorher verherrlichte Heldenkampf umgefälscht in eine Folge angeblicher Verräterei der Truppen der Bundesgenossen, der Italiener, der Rumänen und der Ungarn, und damit Stalingrad des Nimbus des Heldentums entkleidet. Jetzt waren die Stalingradkämpfer nur noch unglückliche Opfer einer feigen, treulosen Handlung, und als sie bewiesen, daß sie am Leben waren und unbequem wurden, versuchte die Goebbels-Propaganda, den Weisungen Himmlers folgend, sie moralisch zu vernichten. Gestern die gepriesenen Helden, heute die gebrandmarkten Verräter: das ist Goebbels' Art. Thersites ist nicht nur unsterblich, er ist quicklebendig.

Unser Schicksal bei Stalingrad ist heute das Schicksal Deutschlands. Die 6. Armee ging in der eisigen Steppe, von jeder Hilfe verlassen, zugrunde. Das Deutschland Hitlers ist einsam und isoliert, es hat keine Freunde, keine Bundesgenossen mehr. Alle Völker der Welt stehen gegen Deutschland. Wenn das deutsche Volk unter diesem unüberwindlichen Druck zusammenbricht, will Adolf Hitler ihm, wie er am 8. November 1943 sagte, keine Träne nachweinen. Wie während der Kämpfe um Stalingrad, so ist Goebbels auch heute am Werk, das deutsche Volk zu betrügen und über seine wahre Lage hinwegzutäuschen, mit dem einzigen Zweck, deutsches Blut zur Rettung der Parteiführer zu vergießen. In Stalingrad sind wir zu Kämpfern gegen Hitler geworden. Das eingekesselte deutsche Volk muß, wenn es sich retten will, Hitlers Herrschaft zum Einsturz bringen.

Quelle-Stalingrad-eine deutsche Legende (J.Ebert)

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 04. Juli 2010, 12:24 von Adjutant »

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Ein General bricht sein Schweigen

Ein Bericht aus der Berliner Zeitung von 1995:

Bericht
mfg
Josef

« Letzte Änderung: Mo, 04. April 2011, 12:16 von md11 »

 


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