Autor Thema: Eisernes Kreuz (EK) vor 1914  (Gelesen 90046 mal)

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Eisernes Kreuz (EK) vor 1914
« am: So, 13. September 2009, 21:12 »
Das Eiserne Kreuz war ursprünglich ein preußische Kriegsauszeichnung. Sie wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 10.März 1813 gestiftet.
Es wurde an Anlehnung eines schwarzen Tatzenkreuzes mit verbreiternden Balkenenden auf einem weißen Mantel, wie es die Deutschritter seit dem 14.Jahrhundert trugen, entworfen.
Friedrich Wilhelm III. hat die Form selbst entworfen, die Ausführung nahm Karl Friedrich Schinkel vor.
Der Orden war aus einfachem schwarzen, mit Silber eingefassten Gusseisen.
Das Eiserne Kreuz trug im unteren Kreuzarm die Stiftungsdaten 1813, 1870, 1914 und 1939.
1813 zierten im oberen Kreuzarm die Initialien des Königs, in der Mitte das Eichenlaub.
1870 und 1814 waren dann die Initialien von Wilhelm I. und Wilhelm II. bzw. die preußische Königskrone eingraviert.

1939 rückte die ursprüngliche Gestaltung der Vorderseite auf die Rückseite. In der Mitte ist nun das Hakenkreuz angebracht.


Von 1813 bis 1918 unterschied man 3 Stufen.
Eisernes Kreuz 2.Klasse (EKII) mit schwarz-weißem Band
Eisernes Kreuz 1.Klasse (EKI) als Steckkreuz
Großkreuz des Eisernen Kreuzes als Halsband

Die preußischen Generalfeldmarschalle Blücher und Hindenburg erhielten für ihre Verdienste eine nicht vorgesehene Stufe des Eisernen Kreuzes. Er hatte die Form eines goldenen achtstrahligen Sternes.
Da nur 2 Personen diesen Orden erhielten, sprach man von einem "Blücherstern" bzw."Hindenburgstern".
Der "Blücherstern" wurde bei einem Brand auf Schloß Krieblowitz (ein Dorf im Kreis Breslau) unwiederbringlich vernichtet.
Der "Hindenburgstern" verschwand kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem Preußischen Armeemuseum und gilt seitdem als verschollen.



---kann gern fortgesetzt werden -------

Wichtige Quelle
« Letzte Änderung: Mo, 18. April 2022, 07:18 von kka67 »
Gruß Ulla

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #1 am: Di, 15. September 2009, 01:10 »
Die Stiftung des Eisernen Kreuzes von 1813 ist vordergründig die Schaffung eines Kriegsehrenzeichens für Tapferkeit.Eingebettet in das historische
Geschehen und die existenzielle Bedrohung des königreiches Preusens kommt ihm jedoch als Fanal eine für den Aufbruch eine größere Bedeutung zu .
Die Geschichtsschreibung hadert oft mit dem Stifter König Friedrich Willhelm III.Sie findet,daß in drängenden Situationen dessen vorsichtige Nüchternheit , sein zögerliches , abgesichertes und sehr umfassendes Ausloten des Gegebenheiten dem Wollen und der Tatkraft seiner Mitarbeiter als Lähmung und Hemmnis entgegensteht .Das ihm unterstellte Verdrängen von Motivationen begünstigt die Darstellung eines Monarchen , der inmitten seines Volkes
isoliert ist und dem die Nähe zur geistigen Führungsschicht fehlt .
Betrachtet man die Stiftung ohne diese Emutionen ,gemäß der Aktenlage ,zeigt sich eines klar: der Gedanke zu diesem Ehrenzeichen,die Wahl der Form und des Materials ,ist sein geschichtlicher Beitrag .Niemals wieder und niemals anderswo hat ein Symbol , bei der Stiftung nur für den einen,den Befreiungskrieg,gedacht,unmittelbar eine staatspolitische so integrierende Kraft ausgestrahlt und behalten!Die herausragende Manifestation und Kraft des Eisernen Kreuzes läßt sich allein schon an der Erneuerung der Jahre 1870,1914 und 1939,wenn auch unter verändertern Vorzeichen,ablesen.Dabei darf nicht vergessen werden ,daß die Feldzüge von 1864 und 1866 diese Auszeichnung nicht kannten,weil die politischen Ansprüche dafür nicht vorhanden waren bzw. nicht genügten .
Drei Landschaften und drei Personenkreise symbolisieren die stufenweise Befreiung von der drückenden napoleonischen Herrschaft im Jahre 1813.Erste Landschaft ist Ostpreusen ,und verkörpert in den historischen Größen Heinrich Friedrich Karl Frhr.von und zu Stein (1757-1813),General Gerhard Johann David von Scharnhorst (1755-1913) und General der Infanterie Johann David York , späterer Graf von Wartenburg ( 1759-1831).In der ostpreußischen Hauptstadt  Königsberg, Schauplatz der Krönung des ersten Preußenkönigs von 1701,organisiert sich die "Rebellion für Preußen" zu einem Zeitpunkt ,da der König ,gebunden an das Amt und seine Verträge ,den Willen des Volkes (noch ) nicht vollziehen Kann.


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #2 am: Mi, 16. September 2009, 00:24 »
Die zweite Landschaft ist die jüngste preußische Provinz-Schlesien.Erobert unter Friedrich dem Großen wird deren Hauptstadt Breslau Schauplatz wiedergewonnener monarchistischer Handlungsfreiheit: der Freiheitskampf und die Erneuerung des Staates beginnt.
Dreh-und Angelpunkt des Geschehens aber bleibt als dritte Ortsbennenung Berlin.Dort entstand der geistige Nährboden,vornehmlich in den Hörsälen der 1810 gegründeten Friedrich-Wilhelm-Universität.Das geistige Berlin sammelte sich um das Pult Johann Gottlieb Fichtes ( 1762-1814).Seine idealistische
Philosophie ,sein Ruf nach geistiger Erneuerung durch eine allgemeine Nationalerziehung (" Reden an die deutsche Nation " von 1807/08) war im Nachhall ebenso gegenwärtig wie Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) als pädagogischer Politiker oder politischer Pädagoge,der 1811 zur Volkserhebung gegen Frankreich aufrief und die "Wehrertüchtigung" propagierte.Den Ernst seiner gemeinschaftsbewußten Auffassung unterstrich er persönlich durch Eintritt und Kampf im Lützow´schen Freikorps.Das war neu: die deutsche Jugend wurde ohne Rücksicht auf ihr ständiges Herkommen in einer echten sozial-patriotischen Gemeinschaft vereint .Begeisterung und Zulauf waren entsprechend.Und da war Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher ( 1768-1834),Theologe,Mitbegründer der Berliner Universität und Geistlicher .Er predigte die "praktische" Frömmigkeit,in deren Mittelpunkt der geschichtlich erfolgte Erlösungsprozeß Christi steht,der über Mitgliedschaft in der Gemeinde für den Einzelnen wirksam wird.Auf dieser Grundlage ließ sich trefflich predigen und aktuell die zum Kampf ausrückenden Truppen segnen.Nicht zuletzt finden die Gebrüder Grimm ( Jakob 1785-1863 und Wilhelm 1786-1859) in Berlin ein geistige Zuhause.


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #3 am: Fr, 18. September 2009, 01:43 »
Nach außen betrieb die Regierung,militärisch angepaßt und diplomatisch servil,Erfüllungspolitik gegenüber Napoleon und es gab ,keiner sollte das übersehen ,ein Berlin,in dem noch immer die Enkel jener Zögerer lebten,die einst Friedrich dem Großen während des 7-jährigen Krieges zu verlassen drohten,Steuern verweigerten und den Taler vor den Adler stellten.Da war bis in die geistige Welt der Stadt ein fatales Desintresse an politischen Fragen,an elementaren vaterländischen Bewustsein,das einen Heinrich von Kleist in den Bankrott seiner "Berliner Abendblätter" trieb und letztlich Mitschuld an seinem Freitod trägt.
und der König?
"Offiziell" mißbilligt er die Geschehnisse von Tauroggen und die daraus resultierenden Folgen in Königsberg,denn:"offiziell" steht er auf der Seite von Napoleon.So wirkt er reaktionär,wenig zupackend ,wenig sympatisch.Handhabte er nicht Staat und Krone wie der Prinzipal eines Handelshauses? Das Volk sah ihn so Offizielle Verlautbarungen und angekündigte Maßnahmen gegen General York geben dieser Betrachtungsweise nach aussen hin recht.Immer liest es sich so,als hätte man den König bei den onehin schmalen Entscheidungen geradezu überlisten und zwingen müssen.Auch das Ausweichen nach Breslau läßt sich so interpretieren.Ein nahezu unbekanntes Dokument,bisher in keinem Buch zu finden,spricht jedoch eine etwas andere Sprache . Friedrich Wilhelm III.hat die sogenannte "Flucht" nach Breslau keineswegs als solche angesehen,sondern sie im Gegenteil  sorgfälltig erwogen und detailgenau vorbereitet.Das Datum seines Ausweichens nach Schlesien wird bis zum Tag der Abreise sorgsam gehütet.Dem Leiter der Berliner Kadettenanstalt teilte er sich aber bereits am 20.1.1813 mit.Das alles ,nachdem die Spenersche Zeitung Nr.8 vom 19.1.1813 über die Stellungnahme des Königs zum "Abfall" des General York,seine Absetzung sowie über die Nichtanerkennung der Vereinbarung von Taurogen auffälig und exemplarisch Berichtet.

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #4 am: Di, 22. September 2009, 21:00 »
In Kenntnis des Schreibens vom 20.1.1813 fällt es nicht schwer,den Wiederholten mündlichen Versicherungen Kaiser Wilhelm I.zu glauben,sein Vater hätte
von Anfang an mit den bewegenden Kräften York und Stein,von Tauroggen bis Königsberg,sympathisiert.Es gibt noch einen anderen,wenn auch nicht im Schluß anerkannten Historischen Beweis-die enge Verbundenheit Friedrich Willhelm III,zur Haltung der Königin Luise.Denn: als der König am 10.3.1813 das Eiserne Kreuz stiftete , verlieh er die erste Prägung  " im Gedanken " seiner verewigten Gattin.Wie ernst es ihm damit war , bewies er nach Friedensschluß.Er lies die Erstausfertigung des Kreuzes in den steinernen Sockel der Marmorbüste der Königin Luise im Schloßpark von Hohenzieritz ( ihrem Sterbeort ) einmauern.Auf die Gedenktafel lies er schreiben : " Wer du auch sein magst,in dessen Hand dieses kalte Metall einst gelangen wird ,so wird es dein Gemüt bewegen und dein Herz mit einem glühenden Strome von heiliger Liebe und Ehrfurcht erfüllen ; denn du hast es dann empfunden,was Luise und Friedrich Wilhelm war ! Würdig zu bezeichnen eine große Zeit und mit leuchtenden Beispiel ihr voranzugehen ."

Kehren wir zu unserem dreiteiligen Modell zurück :
-den Aufbruch für Preußen und den König in die Befreiung vollzieht die alte Provinz Ostpreußen mit der Krönungsstadt Königsberg,-in Berlin,auf der Weltbüne,wird das diplomatische Doppelspiel gewagt und vollzogen ,Erfüllungspolitik nach außen,Organisation der Volkserhebung nach innen,-und als die Würfel wunschgemäß gefallen sind ,der König die Freiheit des Handelns wiedergewonnen hat ,ist es der Beitrag der Provinz Schlesiens,die geschichtliche Wende von Breslau kumulierten die von London bis Petersburg zersplitterten Kräfte.General Gerhard Johann David von Scharbhorst ( 1755-1813) kam,in der festen Erwartung,daß sich nun seine langgehegten Pläne der Erneuerung und Umwertung des preusischen Soldatentums vollziehen könnten.In glücklicher Übereinstimmung mit der Politik  Stein,Hardenberg und Humbold sowie den Militärs Gneisenau und Boyen verfochte er eine Modernisierung der strategie der Menschenführung und zielte auf ein taktisch bewegliches und vaterländisches geprägtes Volksheer ab.Zurückdrängung der Privilegien des Adels ,Aufhebung der Prügelstrafe in der Armee,Abschaffung des Werbesystems mit gepreßten Rekruten , vor allem aber eine Verordnung über die allgemeine Wehrpflicht ,umreißen Wunsch und Erfüllung dieses Programms.


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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #5 am: Sa, 26. September 2009, 20:46 »
(bei Groß-Gorschen,der Auftaktschlacht der Befreiungskriege am 2.Mai 1813,nach der 456,nach anderen Quellen 469 Eiserne Kreuze verliehen wurden,erlitt Scharnhorst eine Verwundung am Fuß und starb in Prag an Wundbrand seiner nicht ausgeheilten Verwundung auf der Reise nach Wien,wo er Österreich für ein Bündniss gegen Napoleon gewinnen wollte.)
Da war August Wilhelm Anton Graf Neidhart von Gneisenau (1760-1831),umglänzt vom Ruhm der standhaften Verteidigung Kolbergs,das er 1807 als Festungskommandant mit dem Bürgerpatrioten Joachim Nettelbeck bis zum Frieden von Tilsit hielt.Eigens aus London angereist ,propagierte er uneingeschränkt den Volkskrieg gegen Napoleon und wurde 1813 nach Scharnhorst`s Tod  Generalstabschef (Generalquartiermeister) Blücher`s (1742-1819).Der,aktiver Freimaurer,war schon aus humanitären Gründen für eine Militärreform und harmonierte von daher grundsätzlich mit Gneisenau .
Der alte Haudegen " Marschall Vorwärts",in vielen Schlachten erprobt ,aber mehr ein intuitiver Taktiker,trinkfreudig,undiplomatisch,ja ein starrer Polterkopp,war mit dem gesonnenen Gneisenau besonders gut bedient.Der wuste den Feueratem des Aufbruchs zu bewahren,ohne ihn unkontrolliert ausbrechen zu lassen.Er trug das "portionierte Feuer" in den Stab hinein und schuf ein ideologisch geschlossenes Offizierskorps.Beide, seit 1813 an der Spitze der Schlesischen Armee,zwangen Napoleon ihre Gangart auf,bis Blücher schlieslich in Paris eintritt.
Auch Karl August Fürst von Hardenberg ( 1750-1822),wiederum als Staatskanzler eingesetzt,trift mit dem König in Breslau ein und  nutzt die französische Katastrophe  im Osten sowie die Konvention von Taurrogen (1812) für eine Neuordnung der Koalitionspolitik zugunsten Preußens und seiner Befreiungsbestreben.Er ist das politische "Stehaufmänchen" seiner Zeit,denn schon zweimal hatte ihn Friedrich Willhelm III. auf dringende diplomatische Vorhaltungen von seiten Napoleons entlassen müssen.


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« Letzte Änderung: Sa, 26. September 2009, 20:49 von Hubert »
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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #6 am: Fr, 02. Oktober 2009, 20:20 »
Dieser zähe König,so wenig spontan ,so oft falsch interpretiert von seiner unmittelbaren Umgebung ,hatte, und das doch wohl zufällig,in Breslau um sich vereinigt,was in den Augen des Volkes nichts anderes sein konnte als ein politischer Märtyrerkranz.Vorausahnend sorgte er, nach innen wie nach außen,für den überspringenden Funken .Fichte,der Rektor der Berliner Universität,strahlte mit seinem Grundsatz "..........von der Freiheit des Einzelnen durch die Freiheit der Gemeinschaft " geistig bis nach Breslau aus und der volkstümlichste Lehrer der schlesischen Jugend,Prof.Steffens,begeisterte sie alle,vom Studenten bis zum letzten Schusterjungen.Was braucht man für eine nationale Erhebung? Das waren Vorspiele,die Voraussetzungen schufen.Niemand kann mehr sagen,der Monarch hat nicht die Fäden gezogen,wengleich viele das gesehen haben.So rafft sich der König auf,steht im rechten Augenblick vor dem Volk und gibt der allgemeinen Begeisterung die gewünschte Richtung.Wo er einerseits ungestümes Drängen kupiert,beflügelt er andererseits die Zögernden.Er vermag das nicht so sehr mit der Kraft der Persönlichkeit,als vielmehr durch die Verpflichtung an das königliche Amt.Die Ereignisse bezwingen "König Zögerlich " ,Ernst Moritz Arndt ( 1769-1860),der Dichter und Historiker der Freiheitskriege,Privatsekretär des Freiherr von Stein,spricht in seinem Aufruf an die Deutschen im Februar 1813 erstmal alle an.Sein "Der Gott,der Eisen wachsen ließ......" kündigt zugleich seine Intervention für die Führungsrolle Preußens in Deutschland an.Am 3.Februar 1813 hatte der König,von Scharnhorst gedrängt,die Verordnug zur Bildung von freiwilligen Jägerkorps erlassen-getraut hat er der eigenen Courage als geborener Skeptiker keineswegs.
Was sagt er?
"Freiwilliger Aufruf,ganz gute Sache,aber keiner Kommt!" Das war der Kommentar zur ersten eigenen Staatsmänischen Entscheidung in Breslau.
Dennoch : in nur fünf Wochen reift die Breslauer Atmosphäre des Aufbruchs soweit,um den König am 17.3.1813 zu stiftung des Eisernen Kreuzes zu
bestimmen ( zurückdatiert auf den 10.3.) und zugleich das Landwehrgesetz zu unterzeichnen..Noch am gleichen Tag setzt der Monarch seine Unterschrift unter den Aufruf " An Mein Volk".Das ist wie ein Dammbruch-womöglich auch im Herzen des Königs.Zeitgenössisch und überliefert: " Der König rief,und alle,alle kamen..."."Das Volk stand auf,der Sturm brach los!" Die Proklamation "An Mein Volk" ist Ausdruck und Höhepunkt der inneren Umwandlung Preußens nach der napolionischen Katastrophe.Ein Bündniss entsteht,geschlossen zwischen Regierung und Volk,der Begriff Nation gewinnt Gestalt.

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #7 am: So, 04. Oktober 2009, 21:00 »
Die Vereinigung von königlicher Staatstradition und dem erwachtem Selbstbewustsein,der Kraft des Volkes ,bedeutet einen Schulterschluß,wie er zeitgenössisch kaum enger bestand .Durch schöpferische Theologen,Philosophen und Staatsdenker wie Immanuel Kant ( 1724-1804),Johann Gottfried Herder (1744-1803) und Georg Friedrich Wilhelm Hegel ( 1770-1831),wie Berthold Georg Niebuhr (1776-1831) und Friedrich Karl von Savigny (1779-1861) aber auch Wilhelm von Humboldt waren Denkmodelle vorgelegt worden ,die zeitlich mit dem Zusammenbruch der Politik eines veralteten Staatswesens gleichsam als Rettungstaten anzusehen waren.Ein neues geschichtliches Prinzip gewinnt Raum .Nahezu verbissen wird es durchgesetzt von zwei Staatsmännern,zum einen dem Freiherr von Stein mit seinen Gesetzen zur Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauernschaft,durch die Städteordnung sowie durch ein einheitliches ( zentrales) Staatsministerium,besetzt mit Fachministern.Zum anderen durch die Hardenberg`sche Neuordnung der Steuern und Finanzen,verbunden mit der Einführung der Gewerbefreiheit.
So ist das Eiserne Kreuz eingebettet in den Prozeß der Verwandlung nach der Niederlage von Jena und Auerstädt im Jahre 1806.Das Vaterland , nunmehr durchgängig auch als solches empfunden ,war in Not .Der König als Representant geschichtlicher Mächte bündelte die erwachenden Kräfte des Volkes zu dessen und zu seiner Rettung .Vieles in diesen Tagen war oder wurde zum Symbol,das Eiserne Kreuz vielleicht am augenfälligsten.Ludwig van Beethoven widmete seine III.Symphonie,die Eroica zunächst Napoleon,der als Träger der französischen Revolution erschien.Bei der maßlos übersteigerten (Selbst-) Krönung des Kaisers 1804 zerriß er das Titelblatt .Am Schluß des großartigen symphonischen Schaffens von Beethoven steht die "Neunte",ausklingend in Schillers Ode "An die Freude".Diese Symphonie aber trägt die Widmung an den König von Preußen-Friedrich Willhelm III.

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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #8 am: Mo, 05. Oktober 2009, 23:51 »
Der indirekte Einfluß des Deutschen Ordens auf die Entstehung des Eisernen Kreuzes

Die Ursprünge von Gestalt und Aussehen des Eisernen Kreuzes liegen nicht in der Zeit der Befreiungskriege,sie reichen bis in die Zeit der Kreuzzüge zurück.
Im Jahre 1190,während des dritten Kreuzzuges,gründeten Bermer und Lübecker Bürger bei der Stadt Akkon im Heiligen Land ein Feldspital.Herzog Friedrich von Schwaben nahm sich bald darauf dieser Stiftung an .Es entstand nach der Einnahme der Stadt ein Hospital ,betreut von einer Krankenpflegergemeinschaft.1191 wurde die Gemeinschaft von Papst Clemens II.bestätigt und 1198 in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt,welcher 1199 durch Papst Innozenz III.bestätigt wurde.Dem Deutschen Orden wurde die Templerregeln gegeben,und was die Krankenpflege betraf,hatte er die Johanniterregeln zu befolgen.Als Name entwickelte sich " Hospital St.Mariens der Deutschen zu Jerusalem".Zu Anfang des 13 Jahrhunderts beschwerte sich der Templer-Orden bei Papst Innozenz III.darüber,das die Mitglieder des Deutschen Ordens weiße Mäntel trügen.Die Templer vertraten die Auffassung daß sie das alleinige Recht hätten,weiße Mäntel zu tragen .Bereits1128 war ihnen auf der Synode von Troyes das weiße Gewand des Zisterzienserordens zugewiesen und ihre von Bernhard von Clairvaux redigierte Regel bestätigt worden. 1146 fügte Papst Eugen dem Mantel ein auf der Brust zu tragendes rotes Kreuz hinzu.
Seit wan nun die Mitglieder des Deutschen Ordens einen weißen Mantel trugen,läßt sich nicht eindeutig feststellen.Nach einem Bericht des Jakob von Vitry,Bischofs von Akkon um 1215,sollen bereits die Brüder eines bereits 1187 untergegangenen deutschen Spitals in Jerusalem weiße Mäntel getragen haben,um nicht mit den Templern verwechselt zu werden.
Der belgische Mönch Iperius datiert um 1280 die Annahme des weißen Mantels auf das Jahr 1127.Beide Behauptungen sind jedoch nicht nachweisbar ."Der Bericht über die Anfänge des Deutschen Ordens",entstanden nach Augenzeugenberichten und in latainischer und deutscher Fassung erhalten,schildern unter anderem,wie der Orden 1198 in einem geistlichen Ritterorden umgewandelt worden war.Demzufolge hatte der Großmeister des Templer-Ordens dem ersten neuaufgenommenen Ritterbruder des Deutschen Ordens,Heinrich von Kirchein,den weißen Mantel der Templer verliehen.Der weiße Mantel sollte fortan das Abzeichen der Ritterbrüder des Deutschen Ordens sein.

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« Letzte Änderung: Mo, 05. Oktober 2009, 23:59 von Hubert »
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Re: Eisernes Kreuz (EK)
« Antwort #9 am: Mi, 07. Oktober 2009, 01:47 »
Die Templer hingegen legten 1210 in ihrer Beschwerde an Papst Innozenz dar,daß die Ritter des Deutschen Ordens neuerdings begonnen hätten,weiße Mäntel zu tragen ( was darauf schließen läßt ,daß sie dies zuvor nicht getan haben).
Papst Innozenz der III.verbot daraufhin den Rittern des Deutschen Ordens das Tragen von weißen Mänteln.Kaiser Friedrich der II.bat anläßlich seiner Krönung Papst Honorius III. um die Gewährung des weißen Mantels für den Deutschen Orden,was dieser 1221schließlich genemigte.In der Ordensregel wurde nun entgültig festgelegt ,daß das Gewand der Ritter fortan ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz sein sollte.
Die Templer legten zwar gegen diese Entscheidung Wiederspruch ein,konnten aber nichts mehr ausrichten.1230 verbot ihnen Papst Gregor IX.entgültig,sich über die Mäntel des Deutschen Ordens zu beschweren.Damit fand der sogenannte Mantelstreit sein Ende.
Bei dem Kreuz,daß auf dem Ordensmantel aufgelegt wurde,handelte es sich ursprünglich um ein "latainisches Kreuz" mit ungleichen Balken.Auf Münzen vom Beginn des vierzehnten Jahrhunderts findet sich eine richtungsweisende Veränderung der Kreuzform.Der Querbalken rutscht zur Mitte hin und die Balkenenden verbreiten sich .Dieses neue "Tatzenkreuz" findet sich auch später in mehr oder geschweifter Form auf den Mänteln wieder .Es kann gewissermaßen als Urform des Eisernen Kreuzes angesehen werden.Diese Form des Kreuzes hat sich auf den Ordensmänteln im wesentlichen  bis heute erhalten.Seit Anfang des 16.Jahrhunderts kam bei der bürgerlichen Tracht das Tragen eines schwarzen Rockes auf,eine Modeerscheinung ,die auch von den Ordensrittern übernommen wurde.Auf diesem schwarzen Rock konnte das schwarze Ordenskreuz nicht mehr sichtbar angebracht werden.Die Ritter behalfen sich,indem sie ein schwarzes Metallkreuz mit weißem oder silbernen Rand an einem Band um den Hals trugen.Diese Neuerung wurde 1531 vom Hochmeister Walter von Cronberg untersagt,ein Verbot,das nicht von allen Rittern befolgt wurde.Es scheint überhaupt eine gewisse Willkühr bei der Gestalltung der Ordenstracht durch die Ritter gegeben zu haben.Erst Erzherzog Maximilian von Österreich,Hochmeister von 1590 bis 1618,verfügte eine neue Ordnung der Insignien und Kleidung.Er erlaubte den Rittern das Tragen eines goldenen,schwarz und weiß emaillierten Halskreuzes,und bestimmte weiterhin,daß das Mantelkreuz künftig aus schwarzem Atlas und mit "einem weißen silbernen Schnürlein" eingefaßt sein sollte.1741 wurde ein auf der linken Brustseite  des Rockes zu tragendes Kreuz in Form und Farbe des Mantelkreuzes ,jedoch nur ein Drittel so groß ,bestehend aus Atlas mit einem silbernen gestickten Rand eingeführt.Im wesentlichen haben sich die Insignien bis heute so erhalten.

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