Autor Thema: Fahnenjunkerschule in Dresden  (Gelesen 604 mal)

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Offline Ulla

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Fahnenjunkerschule in Dresden
« am: Di, 08. Mai 2007, 20:01 »
Geschult für ein kurzes Leben an der Front
- Auch in Dresden wurden 1942 Fahnenjunker ausgebildet -

Schon kurze Zeit nach dem Überfall Hitler-Deutschland auf die UdSSR am 22.Juni 1941 mußte das Oberkommando des Heeres (OKH) bestürzt die überaus schweren eigenen Verluste zur Kenntnis nehmen.
Trotz aller Führungsschwächen kämpfte die zurückweichende Rote Armee erbittert und aufopferungsvoll.
Insbesondere bereiteten die großen Offiziersverluste dem Generalstab des Heeres wachsende Sorgen. Noch im Herbst 1941 fehlten immer mehr Zugführer und Kompaniechefs der Infanterie. Im zweiten Halbjahr 1944 erhöhten sich die monatlichen Offiziersverluste auf 10.000 Mann.
Nur vorübergehend konnte sich das OKH behelfen, indem es frontbewährte Unteroffiziere mit Abitur ohne jeglichen Schulbesuch zum Leutnant befördern ließ. Die einzige Infanterieschule des Heeres in Döberitz war nicht annähernd in der Lage, den gewaltig steigenden Bedarf der Front an jungen Infanterie-Offizieren zu decken. Es sollte sich nun als schwerer Fehler erweisen, daß das OKH in Erwartung kurzer, siegreicher Feldzüge die 5 Kriegsschulen des Heeres, darunter die Dresdner, bei der Mobilmachung im August 1939 geschlossen hatte, um das zahlreiche Lehrpersonal als Stamm für neu aufzustellende Divisionen zu nutzen.
Als sich in der Schlacht vor Moskau Anfang Dezember 1941 abzeichnete, daß der Blitzkrieg im Osten endgültig gescheitet war und nun ein langer Krieg in Aussicht stand, befahl das OKH am 15. Dezember 1941 die Wiedereröffnung oder Neugründung mehrerer Offiziersschulen. Zu ihnen gehörten zehn Fahnenjunkerschulen der Infanterie, die die enormen Verluste bei der stärksten Waffengattung ersetzen sollten.

Die Nr.1 dieser neuen Lehrstätten bildete die Dresnder Fahnenjunkerschule der Infanterie, die am 26.Februar 1942 den Lehrbetrieb aufnahm. Wie an allen Schulen, so dauerte auch an der Dresdner Fahnenjunkerschule, vorerst "Schule für Offiziersanwärter der Infanterie" benannt, die Ausbildung drei Monate.  Neu war, daß nunmehr die Lehroffiziere, zumeist Genesende, wie auch die Offiziersanwärter, Unteroffiziere und Feldwebel, Kriegserfahrung besaßen. Denn Bidingung für den Besuch der Schulen waren sechs oder, falls schon einmal verwundet drei Monate Fronteinsatz. Noch wurde von den Fahnenjunkern der Besitz des Abiturs verlangt, was sich erst durch einen Befehl Hitlers vom 16.Oktober 1942 ändern sollte. Mit demselben Befahl wurde auch die Wahl zum Offizier im Truppenteil abgeschafft. In der Folgezeit konnte somit eine beachtliche Zahl von Offiziersanwärtern aus Arbeiterfamilien auch die Leutnantsschulterstücke erwerben.
Trotz der harten Ausbildung kamen die Fahnenjunker, die in der Regel aus Sachsen, Thüringen, oder aus den Sudetengebieten stammten, gern auf die Dresdner Schule. Fern aller Gefahren des Krieges waren sie ihren Angehörigen nahe. Viele der jungen Soldaten - Durchschnittsalter 19 Jahre - nutzten auch sehr gern die noch immer großen <kulturellen Angebote der bis zum Februar 1945 nahezu unzerstörten Großstadt Dresden.
Auch das damalige Sächsische Heeresmuseum mit seinen Beutewaffen-Ausstellungen wurde regelmäßig besucht. Ohne wahrheitsgemäße Informationen über die tatsächliche militärische Lage zweifelten weder die Fahnenjunker noch ihre wenig älteren Lehroffiziere am schließlichen "Endsieg Großdeutschland". Aber angesichts der sich häufenden schweren Niederlagen aund Rückzüge der Wehrmacht 1943/44 hielt es die Nazi-Führung für dringend geboten, das gesamte Offizierskorps und gerade auch die Offiziersanwärter intensiver im faschistischen Geiste zu erziehen.
Auch der Dresdner Schule wurde so die Aufgabe gestellt, Nachwuchs für das Offizierskorps zu schaffen, "der auch politisch geschult als Offiziere des Führers mit zum Endsieg helfen wird". Zusätzlich fanden hier die Lehrgänge für die "Nationalsozialistischen Führungsoffizier" aller Offiziersschulen statt. Vor ihnen wie vor dem Lehrkörper und den Offiziersanwärtern der Dresdner Schule sprachen solche prominenten Nazis wie der SA-Stabschef Wilhelm Schepmann, der NS-Chef-Ideologe Alfred Rosenberg und Propagandaminister Dr.Joseph Goebbels. Sie alle versuchten durchaus nicht ohne Wirkung, Siegesgewißheit zu verbreiten und den "Glauben an den Führer" zu stärken. Etwa 3500 Oberfähnriche oder gleich zum Leutnant beförderte junge Infanterieoffiziere zogen so optimistisch von Dresden aus an die Front. Zu ihnen zählte auch der spätere FDP-Politiker Wolfgang Mischnick. Als Kommandeure der Schule wirkten nacheinander die Generale Wilhelm Thomas, Heinrich Kreipe und Erich Hassenstein.

Im Februar 1945 wurden der Lehrbetrieb eingestellt und die Fahnenjunker in rasch formierten "Führernachwuchs-Regimentern" an die Ostfront geschickt.
Nur wenige von ihnen überlebten.

(Quelle: SZ v.4.2.94 v. Dr. Hermann Rahne)

Ulla
« Letzte Änderung: Fr, 02. Juli 2010, 00:11 von Ulla »
Gruß Ulla

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Offline Hantsch

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Re: Fahnenjunkerschule in Dresden
« Antwort #1 am: Di, 08. Januar 2008, 11:31 »
Nur zur kurzen Info die Offiziersschule befindet sich wieder in DD

MkG Michael
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