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Gedenktafeln/-stätten, Soldatenfriedhöfe, Museen, Beratungsstellen, Personensuche => Gedenkstätten und Museen => Deutschland> => Thema gestartet von: md11 in Fr, 12. Mai 2006, 22:09

Titel: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Fr, 12. Mai 2006, 22:09
Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände:
Ausstellung"Faszination und Gewalt
Im November 2001 wurde das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände eröffnet,das zum Verbund der museen der stadt nürnberg gehört.Eine zeitgemäß ausgestattete und ganzjährig geöffnete Ausstellung bietet einen Schlüssel zum Verständnis der Reichsparteitage in Nürnberg und ihrer Funktion innerhalb des NS-Staates.Den Schwerpunkt bilden dabei die Reichsparteitage sowie das in Nürnberg von den Nationalsozialisten in Gang gesetzte Bauprogamm.
www.museen.nuerberg.de (http://www.museen.nuernberg.de)
Gruß
Josef
Titel: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Mi, 24. Mai 2006, 20:12
Hallo!
Eröffnung des Informationssystems auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände 25.Mai 2006,11.00-16.00 Uhr
Mit einem umfassenden Informationssystem auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände bietet die stadt Nürnberg allen Besuchern dieses historischen Areals als Möglichkeit,sich vor Ort mit den NS-Parteitagen auseinander zu setzen.Große Tafeln an 23 Stellen auf dem 380 Hektar großen Areal informieren mit deutsch/englischen Texten,Bildern und Plänen über Geschiche und Beteutung der Propagandainszenierungen der Nationalsozialisten in Nürnberg.
Die Informationseinheiten bestehen aus drei Meter hohen und 1,25 Meter breiten Edelstahltafeln,die je nach Fülle der Informationen in ihrer Anzahl zusammensetzbar sind u.leicht gekippt zueinander stehen.Auf den Tafeln finden sich Erklärungen u.Hinweise zur Geschichte des jeweiligen Ortes vor 1933,zur Nutzung zwischen 1933 und 1945 und zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.An einigen Standorten können Besucherinnen u.Besucher durch Glasfenster,auf denen die historische Situation beschrieben ist,einen Blick auf die heutige Örtlichkeit werfen,So überlagern sich Geschichte und Gegenwart im Auge des Betrachters.http://www.dokumentationszentrum-nuernberg.de/ (http://www.dokumentationszentrum-nuernberg.de/)
Gruß
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Di, 29. Mai 2007, 20:06
Hallo,
hab es ganz verpasst!Die goldenen 20er und danach (Sonntag,20.Mai 2007)

Gruß
Josef
Titel: Re: Effektive Dienstleister des NS-Völkermords
Beitrag von: md11 in So, 24. Juni 2007, 21:15
Den ,,Technikern der Endlösung" ist eine Sonderausstellung im Dokumentationszentrum Reichparteitagsgelände gewidmet. Es geht dabei um die Erfurter Firma Topf & Söhne, die der SS die Verbrennungsöfen für Konzentrationslager lieferte. Dies geschah keineswegs auf Druck des NS-Regimes, im Gegenteil, die Ingenieure des Großuntemehmens zeigten sich bei der Mittäterschaft am Völkermord von sich aus äußerst engagiert und einfallsreich.

,,Nichts zeigt die Perversion des Berufsalltags drastischer als Bau, Montage und Wartung dieser Anlagen", sagte Hans-Christian Täubrich, Leiter des Doku-Zentrums. Mit der Schau werde eine Antwort auf die Frage gegeben, wie Menschen den verbrecherischen Zielen eines Regimes zuarbeiten, ohne dies selbst als verbrecherisch zu empfinden.

Diese Verschränkung eines ganz normalen Arbeitsalltags dieser Zeit mit dem mörderischen SS-System mache die Schau zu einer,, einzigartigen, aber auch oft irritierenden Geschichte" sagte Rikola-Gunnar Lüttgenau, zuständiger Kurator und stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und MittelbauDora. Besucher würden mit der Anfrage an sich selbst konfrontiert: ,,Was hätte ich als Mitarbeiter einer solchen Firma getan?"

Damals sahen die Verantwortlichen nicht den geringsten Grund, ein großes Geheimnis daraus zu machen, für welche Zwecke sie die Anlagen produzierten. Dabei waren sie weder fanatische Nationalsozialisten noch besonders radikale Antisemiten. Topf & Söhne zog nicht einmal einen besonders hohen Gewinn aus dem KZ-Geschäft, das nur etwa zwei Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte. Ohne jede Skrupel wirkte das Unternehmen mit seinen etwa tausend Mitarbeitern an dem staatlich gewollten Völkermord mit. Sie verstanden sich als effektive Dienstleister, die ihren ganzen Ehrgeiz in die Überwindung technischer Probleme bei der Leichenbeseitigung legten. Voller Stolz meldete die Firma noch 1942 einen vierstöckigen ,,kontinuierlich arbeitenden Leichen-Verbrennungsofen für Massenbetrieb" zum Patent an. Gebaut wurde dieses Monstrum nie.

Die Ausstellung wird am heutigen Freitag, 1. Juni, um 19 Uhr mit einem Vortrag von Lüttgenau im Doku-Zentrum eröffnet. Am Samstag, 2. Juni,
14 Uhr, findet eine erste Führung statt. Bis 31. Oktober gibt es noch neun weitere. Zum Begleitprogramm gehören mehrere Vorträge und eine Fortbildung für Lehrer am 12. Juni (Anmeldung unter 09 11/2 3156 66).
Quelle-Nürnberger Nachrichten 01.07.2007

Gruß
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in So, 28. Oktober 2007, 17:59
Hallo ,
hier dazu paar Bilder von der Ausstellung:"Techniker der Endlösung" der Firma Topf & Söhne in Erfurt.Die Ausstellungsstücke wurden vom KZ-Auschwitz und Buchenwald für das Dokumentationszentrum Nürnberg zur Verfügung gestellt.
Bilder:Teile von den Verbrennungsöfen und Dokumente (Schriftverkehr).

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Mo, 29. Oktober 2007, 09:43
Hallo an Alle,
ich besuche sehr viele Vorträge des Dokumentationszentrums hier in Nürnberg.Und so habe ich Gestern auch bei diesem Vortrag teilgenommen.Der Vortrag war sehr interessant,man sieht was damals alles so passiert ist hier in Nürnberg und in der Umgebung!

Menschenhaare zu Filz - Die Spur nach Roth. Anmerkungen zur industriellen Verwertung von KZ-Opfern und einer Filzfabrik in Mittelfranken

Vortrag von Peter Zinke
Ort:     Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Datum:     Sonntag, 28. Oktober 2007, 15 Uhr

Akribisch wurde das Hab und Gut der Opfer des industriellen Massenmordes in den Konzentrationslagern wiederverwertet. Selbst die Leichen wurden ausgebeutet. bekannt ist das Einschmelzen von Zahngold der Opfer zu Goldbarren und die Verarbeitung von Haaren. Die Firma Alex Zink in Roth, Fabrik für Filzerzeugnisse, erhielt Menschenhaar aus Konzentrationslagern zur Weiterverarbeitung zu kriegswichtigen Produkten. Peter Zinke vom "Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts" legt die möglichen Motive dieser Zusammenarbeit mit der SS dar und hinterfragt die Aufarbeitung der Firmengeschichte nach 1945 kritisch.

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 10:25
Weitere Infos dazu:

Die Haare der KZ-Opfer (http://www.nurinst.org/nurinst_org/proj_haare.htm)

Gruß
Michael
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 10:31
Die Firmen, an die Menschenhaar zum Preis von 50 Pfennig/Kg und Zahngold geliefert wurde:

    * Firma Held, Friedland ( Verarbeitung von Menschenhaar )
    * Fabrik für Filzerzeugnisse Alex Zink in Roth bei Nürnberg ( Verarbeitung von Menschenhaar )
    * Färberei AG Forst in der Lausitz ( Verarbeitung von Menschenhaar )
    * Filzfabrik in Katscher ( Verarbeitung von Menschenhaar )
    * Bremer Wollkämmerei (Verarbeitung von Menschenhaar)
    * Degussa (Zahngold)

Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Asdfj/A-Nebenlager)

Die Verflechtung der Sklavenarbeit mit wirtschaftlichen Vorteilen für deutsche Unternehmen sollte als solche klar benannt werden:

    * Die IG Farbenindustrie (KZ Monowitz - Buna-Werke)
    * Deutsche Gasrußwerke Gmbh
    * Energie-Versorgung Oberschlesien AG (u. a. Neu-Dachs in Jaworzno)
    * Erdöl Raffinerie GmbH
    * Fürstengrube GmbH
    * Fürstlich Plessische Bergwerks AG
    * Hermann-Göring-Werke (u. a. Charlottegrube in Rydu?towe)
    * Königs- und Bismarckhütte AG (u. a. Fa. Berghütte-OSMAG und Ost-Maschinenbau, Laurahütte, Sosnowitz)
    * Oberschlesischen Hydrierwerke Hydrierwerke AG, Blechhammer
    * Ostdeutsche Baustoffwerke GmbH (SS-Betrieb des WSHA Amtsgruppe W - Wirtschaftliche Unternehmungen) - Goleschauer Portland Zement AG
    * Ota Schlesische Schuhwerke - früher "Bata"
    * Reichsbahn (Reichsbahnausbesserungswerk)
    * Schlesische Feinweberei AG, Neustadt Oberschlesien/Prudnik (PL)
    * Siemens-Schuckert-Werke
    * Vereinigte Oberschlesische Hüttenwerke AG, (Hütte "Donnersmark")
    * Zieleniewski-Maschinen und Waggonbau GmbH, Kraków
    * Vacuum Oil Company

Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Asdfj/A-Nebenlager)

Gruß
Michael

Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 10:33
  January 4, 1943:
The SS administrative office instructs all concentration-camp commandants to send human hair taken from Jewish women to the firm of Alex Zink, Filzfabrik AG at Roth, Germany, near Nuremberg, for processing.

Quelle: The Holocaust Chronicle (http://www.holocaustchronicle.org/StaticPages/411.html)

Gruß
Michael
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 10:37
Zitat.....Leider sei der Name Roth auch mit einer anderen grausamen Tatsache aus der Zeit der industriellen Verwertung von ermordeten Juden verbunden, nämlich der Verwertung von jüdischen Haaren aus verschiedenen Vernichtungslagern wie Auschwitz. In der dortigen Gedenkstätte könne man eine Transportliste mit mehreren Haarlieferungen an die Rother Alex-Zink-Filzfabrik einsehen.....

Quelle: Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung (http://www.cronheim.de/aktuelles_unterseiten/nov2006/gedenk_roth.htm)

Gruß
Michael
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 10:56
Hier noch ein *.pdf Datei des Museumskurier Roth in dem die Filzfabrik in Roth (ziemlich weit unten im Text) auch kurz erwähnt wird.
Die ehemalige Filzfabrik, so lese ich es heraus, ist mittlerweile abgerissen, sie war in der Münchener Strasse 31 in Roth ansässig.

Hier der Link (http://www.fabrikmuseum-roth.de/infomaterial/0041205.pdf)

Gruß
Michael
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: zirkulon in Mo, 29. Oktober 2007, 11:00
Hier noch ein *.pdf Datei des Museumskurier Roth in dem die Filzfabrik in Roth (ziemlich weit unten im Text) auch kurz erwähnt wird.
Die ehemalige Filzfabrik, so lese ich es heraus, ist mittlerweile abgerissen, sie war in der Münchener Strasse 31 in Roth ansässig.

Hier der Link (http://www.fabrikmuseum-roth.de/infomaterial/0041205.pdf)

Gruß
Michael
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Mi, 21. November 2007, 20:15
Hallo an Alle,
hier wieder eine Ausstellung mit dem Titel:"Grösste Härte"
Verbrechen der Wehrmacht in Polen September/Oktober 1939
Habe dazu paar Bilder gemacht von der Aufstellung.

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Mi, 21. November 2007, 20:17
Teil 2.
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Di, 27. November 2007, 19:49
Über den Umgang mit NS-Bauten:Sehenswerte Fotos im Dokuzentrum Nürnberg

Hitlers ,,Adlerhorst", das ,,Kraft-durch-Freude"-Seebad Prora, das Berliner Olympiastadion: der Nationalsozialismus hat in ganz Deutschland architektonische Spuren hinterlassen. Der Hamburger Dokumentarfotograf Ralf Meyer hat die teils monumentalen, teils banalen Bauten und ihre heutige Nutzung in eindrucksvollen Bildern festgehalten, die ab morgen im Nürnberger Dokumentationszentrum zu sehen sind.

Fast jeder Nürnberger kann wohl die lange, teils engagierte, teils quälende Debatte wiedergeben, die die Stadt seit 1945 über den Umgang mit den steinernen Überbleibseln des Nazi-Regimes führte. Das Dokuzentrum ist das gelungene, wenn auch späte Ergebnis dieser Auseinandersetzung, weitere, etwa über die Renovierung der bröckelnden Steintribüne, werden folgen.

Natürlich ist Nürnberg auch Thema in Ralf Meyers quer durch Deutschland führenden Foto-Reise. Motorsport-Fans auf der Steintribüne, davor eine Blaskapelle, darüber das Banner ,,Fröhliche Eiszeit". Die Beteiligten und die Nürnberger haben sich längst an den Anblick gewöhnt, für den auswärtigen Betrachter hat die Jubelszene voller deutscher Fahnen einen unangenehmen Beigeschmack.

Ehrenmal für die Marine
,,Im Vergleich mit anderen gehen die Nürnberger ziemlich rustikal mit dem Nazi-Erbe um", meint Ralf Meyer nach seiner subjektiv ausgewählten Bestandsaufnahme. Das Dokumentationszentrum nimmt er ausdrücklich aus. Und seine Foto-Recherche hat ihm auch klar gemacht: ,,Man muss all diese Bauten auf jeden Fall erhalten, denn wenn demnächst keine Zeitzeugen mehr leben, wäre das Thema Nationalsozialismus nur noch über Medien vermittelbar. Und das reicht nicht."

Ausgangspunkt für Meyers Projekt war ein Marine-Ehrenmal bei Kiel, wo Schulklassen vor einem Weltkriegs-U-Boot posierten. Heldenverehrung und Geschichtsbewusstsein fließen hier unreflektiert ineinander.

In Meyers Bildern überwiegen die Beispiele für die mehr oder weniger bewusste Profanisierung der Nazi-Bauten: Ästhetisch genauso misslungen wie das trutzige Gauforum in Weimar ist das dort eingebaute Einkaufszentrum mit kitschigen Gips-Fassaden; durchaus eindrucksvoll dürfte dagegen eine Übernachtung in der Jugendherberge sein, die heute im Haus der SS-Wachleute am Rand des KZ Ravensbrück untergebracht ist. In einem Braunschweiger NS-Wohnbunker logiert jetzt ein Nagelstudio, in Görings Villa ein Kindergarten, in der ehemaligen NSDAP-Eliteschule in Sonthofen trainieren Bundeswehrsoldaten. Erstaunlich ist, wie viele Wandbilder in ,,Blut- und Boden"-Ästhetik noch viele Gebäude schmücken.

Das Raketen-Entwicklungszentrum Penemünde - heute Museum - hat Meyer ebenso dokumentiert wie das frühere ,,Reichsluftfahrtministerium", eines der geschichtsträchtigsten NS-Gebäude in Berlin. In Görings Leitstelle waren später DDR-Ministerien untergebracht, von denen noch Wandgemälde in sozialistischem Realismus zeugen. Nach der Wende zog die Treuhandanstalt ein, heute residiert hier der Bundesfinanzminister. Meyers durchdachte Annäherung an die gebaute Geschichte ist in ihrer geradlinigen Ästhetik nicht nur gelungene Aufklärung, sondern auch einach gute Fotografie. Beides macht die Ausstellung unbedingt sehenswert.   

i Ralf Meyer:   Architektonische Nachhut". Dokumentationszentrum, Bayernstr. 110, bis 17. 2. 2008, Mo.-Fr. 9-18 Uhr, Sa./ So. 10-18 Uhr. Der gleichnamige Bildband ist im Kerber Verlag Bielefeld erschienen (29 Euro).

Quelle-Nürnberger Nachrichten 16.11.2007

Bild:Die Musikhochschule in München,ursrünglich entworfen und genutzt als Führerbau der NSDAP

mfg
Josef

Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Sa, 19. April 2008, 20:56
-BilderLast-

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Sa, 26. April 2008, 22:00
hier noch was dazu über die Ausstellung "BilderLast"

NÜRNBERG - Die Macht der Bilder im anbrechenden Medienzeitalter war den Nazis wohl bekannt. Schon lange bevor sie die Propagandistin Leni Riefenstahl in ihre Dienste nahmen, ließen sie Schritt für Schritt dokumentieren, wie das braune Regime erst Deutschland und dann die Welt unterjochen wollte. Foto-Material in Hülle und Fülle, das im Nürnberger Dokumentationszentrum monströs anwächst. Ein mit Neonröhren von unten angeleuchteter Laufsteg führt in der gewaltigen Backsteinhalle durch diese ,,BilderLast", aufgetürmt zu spitzen Hügeln.

Franken im Nationalsozialismus, das will die Schau vermitteln, war nicht anders als jede andere Region in Deutschland. Nur wird dies jetzt erstmals in geballter Form anschaulich gemacht: ,,Man glaubt, den Wahnsinn zu erkennen, der zu allem geführt hat", sagt Hans-Christian Täubrich, Leiter des Doku-Zentrums, dem es darauf ankommt, die Gleichzeitigkeit der Ereignisse an den verschiedenen Orten zu zeigen. Was in Nürnberg geschah, passierte auch in Würzburg, Schweinfurt, Hof oder Coburg.

,,Von Bayreuth ging's 1933 zum Beispiel direkt nach Dachau", erklärt Täubrich, man könne das in der verdichteten Chronologie sehr krass erfahren. Tatsächlich sind die Bilderberge erdrückend, auch wenn sie in klarer Aufteilung zehn verschiedene Themenbereiche präsentieren. Die Optik verschiebt sich beim Rundgang, auf Augenhöhe erscheinen die bekannten Ansichten des Alltags in einem Terror-Regime. Je weiter sich der Blick nach oben richtet, umso mehr erschließen sich die Zusammenhänge.

Die großformatigen Fotos fügen sich zu einem Panorama, das dem aufgeklärten Besucher gewiss nicht neu ist. Auch kann man immer wieder darüber streiten, wie weit modische Inszenierungen, die den Sehgewohnheiten medienverwöhnter Menschen des 21. Jahrhunderts entsprechen, den Horror der Hitlerei verharmlosen. Und doch ist hier etwas geleistet worden, was über den historischen Befund hinausreicht. Die bombastisch aufbereitete Konfrontation mit der braunen ,,Bewegung" in einer ganzen Region samt ihren desaströsen Folgen bestätigt exakt die Banalität, die nach Hannah Arendt dem Bösen anhaftet.

Eckart Dietzfelbinger, Täubrichs wissenschaftlicher Mitarbeiter und beredter Wegbereiter für das Nürnberger Konzept ,,auf neuestem Sachstand", ist über Land gereist. Er hat in Archiven geforscht, Sammlungen durchstöbert und Heimatpfleger getroffen, die gern Unterlagen beisteuerten. Überall tauchen die gleichen Motive auf, ,,man kann sehen, dass es schematisch ablief", sagt Dietzfelbinger. Synagogenbrände, SS-Aufmärsche, Bücherverbrennungen und Juden-Deportationen, zwölf Jahre Gleichschaltung in jeder Hinsicht.

Partei und Staat
In der Retrospektive entwickelten die Ausstellungsmacher wesentliche Themenbereiche mit den ,,maßgeblichen Erscheinungen des Nationalsozialismus", wie die Historiker es ngnnen. Praktisch geht es um Partei und Staat, um Ausgrenzung und Antisemitismus, die Pogrome 1938, den Krieg und die Kirchen. Deren Haltung, beugt Dietzfelbinger vor, könne man in dreißig Zeilen Erklärung natürlich nicht differenziert und kritisch auffächern. Es wird aber vor jedem Bilderberg noch einmal eine Übersichtstafel geben, die den Text zum Foto liefert.

So erfährt man etwas über wenig bekannte Strippenzieher in NS-Rathäusern und Behörden. Beim Thema Euthanasie findet die Ausstellung zu einem besonders trügerisch-beklemmenden Format. Die Heil- und Pflegeanstalten von Bruckberg oder Erlangen, Schloss Werneck oder Lohr am Main - teils idyllisch als Postkartenmotiv vorhanden - waren in Hitlers berüchtigte ,,Aktion T4" zur Ermordung geistig und körperlich behinderter Patienten eingebunden. Plötzlich rückt der Schatten einer verheerenden Vergangenheit sehr nah.

,,Mental waren Hunderttausende 'Deutsche dem System treu", meint Dietzfelbinger. ,,In Franken blieb nur Eichstätt ein gallisches Dorf, dort konnten die Nazis das katholische Milieu nicht knacken." Die Mischung aus aktiver und passiver Loyalität bleibt dennoch evident: Gauleiter Streicher tätschelt in Nürnberg ein strahlendes BDM-Mädel, in Bamberg marschiert eine Horde mit dem Transparent: ,,Was der Jude glaubt, ist einerlei, in der Rasse liegt die Schweinerei«.

Angesichts überquellender Forschung zum ,,Dritten Reich" und TV-Sendungen am laufenden Band meint man, alles zu wissen, alles zu kennen. Man müsse aber immer wieder bei null anfangen, sagt der Chef des Doku-Zentrums. Denn welchen Wissensstand hat zum Beispiel eine durchgeschleuste Schulklasse? Die ,,BilderLast" wiegt schwer. Sie ist auf andere Regionen Deutschlands übertragbar und könnte Vorbildcharakter haben.
Quelle:Nürnberger Nachrichten 16.04.2008

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Sa, 28. Februar 2009, 19:10
Anita Lasker-Wallfisch,die Cellistin von Auschwitz,sprach im Doku-Zentrum (Zeitungsausschnitt Nürnberger-Nachrichten 12.02.09)
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Mi, 09. Dezember 2009, 18:55
Eine Neue Austellung:

Das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln 1933-1937. Ein Volk dankt seinem Verführer.

21. November 2009 bis 14. März 2010
Ausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Vordergründig ein fest des Landvolkes, bildete das 1933 geschaffene Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln in Wahrheit die Kulisse für die Selbstinszenierung des NS-Regimes. Es diente der Einschwörung der bäuerlichen Bevölkerung auf die Ziele des Nationalsozialismus und damit der Vorbereitung auf den Krieg.

Die Ausstellung zeigt ein eindrucksvolles Beispiel für die Verführungsgewalt des NS-Regimes, die - wie die Reichsparteitage in Nürnberg - eine besondere Ausdrucksform gewaltorientierter Politik war.


,,Faszination und Gewalt", ,,Verführung und Zwang" sind Schlüsselbegriffe, mit denen das Doppelgesicht des ,,Dritten Reichs" landläufig beschrieben wird. Lebensbereichen mit relativer Normalität und einer propagandistisch geschönten Wirklichkeit standen die brutale Verfolgung von Minderheiten und monströse Massenverbrechen gegenüber. Zwang und Gewalt gehörten allerdings bis in die ersten Kriegsjahre nicht zu den persönlichen Alltagserfahrungen durchschnittlicher Bürger. Dagegen wurden die Menschen häufig mit dem inszenierten ,,schönen Schein" des ,,Dritten Reiches" konfrontiert – beispielsweise auf den Reichsparteitagen in Nürnberg und dem Reichserntedankfest auf dem Bückeberg. Solche Veranstaltungen waren im System der Nationalsozialisten unverzichtbar. Auf ihnen festigte sich die so genannte Volksgemeinschaft, auf ihnen wurde der ,,Führer-Mythos" installiert. Die Massenfeste vermittelten ein intensives Gemeinschaftserlebnis, sie stimulierten die Sinne und lähmten den Verstand.
Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln waren – neben den Reichsparteitagen in Nürnberg – die größte Massenveranstaltung des Nationalsozialismus. Das Fest wurde am 1. Oktober 1933 zum ersten Mal gefeiert. Bis 1937 strömten alljährlich am Sonntag nach Michaelis, dem Tag des kirchlichen Erntedankfests, Hunderttausende von Bauern aus allen Teilen des Reiches in ihren Trachten auf den von Albert Speer gestalteten Festplatz. Das kirchliche Erntedankfest sollte durch diese Feiern abgelöst werden. Hitlers Rede wurde im Rundfunk übertragen und war auch auf den regionalen Erntedankfesten zu hören, die gleichzeitig in allen Gauen begangen wurden. 1938 wurde das Fest kurzfristig wegen der ,,Sudetenkrise" abgesagt, während des Krieges fanden die Feierlichkeiten – wie auch die Reichsparteitage – nicht mehr statt.
Vordergründig ein Fest des Landvolkes, der deutschen ,,Stämme" und Landschaften und ihres Brauchtums, bildete die Veranstaltung am Bückeberg in Wahrheit die Kulisse für die Selbstinszenierung des NS-Regimes. Das Reichserntedankfest diente der Einschwörung der bäuerlichen Bevölkerung auf die Ziele des Nationalsozialismus und damit der Vorbereitung auf den Krieg. Militärische Übungen waren ein fester Bestandteil, die Massenveranstaltung ließ die Logistik von Transport und Verpflegung für den Ernstfall proben.
Quelle:Doku-Zentrum Nürnberg

mfg
Josef
Titel: Re:Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Sa, 18. September 2010, 12:42
wieder eine neue Ausstellung:

Das Gleis. Die Logistik des Rassenwahns.

Eine Ausstellung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände und der Gedenkstätten Auschwitz-Birkenau, Bełżec, Majdanek, Treblinka, Sobibór und Chełmnie

19. Mai bis 31. Oktober 2010

Als offiziellen Beitrag zum 175. Jubiläum der deutschen Eisenbahn zeigt das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ab Mai 2010 die Ausstellung "Das Gleis". Damit soll der Blickwinkel auf das folgenschwerste Kapitel deutscher Eisenbahngeschichte gelenkt werden. Das Projekt selbst wird in einer bislang einzigartigen Kooperation mit den genannten Gedenkstätten in Polen durchgeführt.

Der Vernichtungskrieg im Osten ermöglichte es den Nationalsozialisten, weitab vom Deutschen Reich ihre mörderische Rassenpolitik an fabrikmäßigen Vernichtungsstätten in die Tat umzusetzen, die durch das Transportsystem Eisenbahn erschlossen wurden. Die Schienen an der Rampe des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, über die Züge Hunderttausende Menschen zur Endstation ihres Lebens brachten, gelten heute als das Symbol schlechthin für die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten.

Nürnberg und Auschwitz - die Stadt, in der 1935 die "Rassengesetze" verkündet wurden und das topografische Sinnbild für den Holocaust - sind durch ein Schienennetz verbunden, über das die Deportationszüge aus fast ganz Europa rollten. Sie sind Ausgangs- und Zielort für die Erinnerung. Metapher hierfür soll eine Gleisinstallation im Dokumentationszentrum sein, deren imaginäre Schienen direkt auf den projizierten Torbau von Auschwitz-Birkenau treffen. Aktuelle Bilder einer Direktübertragung aus den Gedenkstätten in Polen bringen heute eine Entfernung zum Verschwinden, die im "Dritten Reich" der Verschleierung des Mordens diente.

Neben der Gleisinstallation wird in ausgesuchten Ausstellungseinheiten die Rolle der Eisenbahn im Holocaust erklärt. Ein ausgewähltes Begleitprogramm an Filmen, Vorträgen, Diskussionen und Führungen ergänzt die Installation. Ebenfalls wichtiger Bestandteil der deutsch-polnischen Kooperation ist ein geplanter Austausch von Multiplikatoren zur Intensivierung einer gemeinsamen Geschichtsarbeit.

hier gibt es mehr über die Ausstellung:

Ausstellung (http://www.das-gleis-nuernberg.de/)

mfg
Josef
Titel: Re: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Beitrag von: md11 in Sa, 29. Dezember 2012, 17:20
Die Spielemacher
J.W. Spear und Söhne - Geschichte einer Spielefabrik

Vortrag von Dr. Helmut Schwarz

Ort:Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Datum:Dienstag, 5. März 2013, 18.30 Uhr

Aus dem 1879 in Fürth gegründeten Import- und Exportgeschäft Spear entwickelte sich die Firma J.W. Spear & Söhne zum größten deutschen Spielehersteller, die ab 1931 sogar Produktionsstätten in England unterhielt. Ab dem Geschäftsjahr 1934/35 konnte das Unternehmen jedoch wegen des antisemitischen Drucks nicht mehr profitabel arbeiten. 1938 mussten die beiden Firmeninhaber Hermann und Richard Spear die Firma verkaufen, wobei nicht einmal der festgesetzte minimale Kaufpreis ausgezahlt wurde. Während Richard Spear und seine Familie in England Zuflucht fanden, blieben sein Bruder und andere Familienangehörige in Nürnberg zurück, bis eine Auswanderung nicht mehr möglich war. Hermann Spear wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Trotz dieser leidvollen Erfahrungen bauten die Spears nach dem Krieg ihr restituiertes Unternehmen in Nürnberg wieder auf und produzierten bis in die 1980er Jahre hinein erfolgreich Spiele für den internationalen Markt.

Helmut Schwarz, Leiter des Spielzeugmuseums in Nürnberg, zeichnet in seinem Vortrag ein anschauliches Bild eines Kapitels der internationalen Spielegeschichte, das eng verwoben ist mit einem deutsch-jüdischen Familienschicksal.

Info:Hermann Spear wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er am 10. Juli 1943 getötet wurde.

mehr dazu über die Spielfabrik hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Spear-Spiele (http://de.wikipedia.org/wiki/Spear-Spiele)

mfg
Josef