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Titel: Regensburg und Pollenried in Flammen
Beitrag von: Hubert in Mi, 29. April 2015, 12:30

Aus der MZ vom 22.April 2015

Grüße Hubert

Regensburg und Pollenried in Flammen

Beim Einmarsch der US-Streitkräfte kam es zu einem Feuergefecht bei Nittendorf. Bilanz: Fünf Tote und ein ausgebranntes Dorf.

Pollenried.Nachdem sich die Kriegslage im Jahr 1944 von einem Angriffs- in einen Verteidigungskrieg gewandelt hatte und die alliierten Truppen auf Regensburg zu rückten, verging fast kein Tag ohne Alarm in der Großgemeinde Nittendorf. Über die Volksempfänger wurde vor Bombenangriffen gewarnt. Seit dem März 1945 war ein ständiges Zurückweichen der deutschen Truppen als Kennzeichen des Einmarsches der Amerikaner deutlich zu erkennen.

Besonders im Nittendorfer Bereich waren SS-Truppen zur Verteidigung stationiert. Vor allem vom Penker Tal aus sollten die Truppen operieren und den Amerikanern den Weg in Richtung Regensburg verbauen. Dabei kam es unter anderen in Pollenried am 23. April 1945 zu harten Kämpfen. Pollenried war für die amerikanischen Truppen, verglichen mit den übrigen Ortschaften rund um Nittendorf, am schwierigsten einzunehmen.
Zermürbender Artilleriebeschuss

Laut einem amerikanischen Militärbericht, den der ehemalige Nittendorfer Ortsheimatpfleger und jetzige Altbürgermeister Max Knott ausgewertet hat, schien es fast so, dass die deutsche Truppen eine starke Verteidigungslinie zwischen Pollenried, Deuerling und Heimberg aufgebaut hatten. Die Abwehr bestand aus verteidigten Straßensperren, Handfeuerwaffen, Minen und automatischen Waffen. Außerdem waren 88 Millimeter Flakkanonen in die Verteidigungslinie miteinbezogen. Auch im Labertal stand eine derartige Kanone, wobei rund 100 Meter vom Haus Werdenfels entfernt, die Munition dafür gelagert wurde.

Es entwickelte sich ein mehrstündiges Feuergefecht, das die US-Streitkräfte nach zermürbendem Beschuss durch Artilleriefeuer für sich entschieden und bei dem laut den Recherchen von Knott fünf Soldaten der Wehrmacht ums Leben kamen. In dem amerikanischen Militärbericht hatte es geheißen, dass viele Feinde bei der ,,Schlacht um Pollenried" getötet worden seien. Die fünf deutschen Soldaten gehörten der 416. Infanterie-Division an. Einer der Gefallenen, Josef Klein, wurde auf Wunsch seiner Angehörigen im Friedhof Undorf bestattet.

Aufseiten der Bevölkerung gab es in Pollenried keine Opfer zu beklagen, allerdings wurden zahlreiche Häuser durch den Beschuss größtenteils zerstört oder in Brand geschossen. Ein Augenzeuge aus Undorf berichtete, dass die ganze Nacht das Feuer über dem Ort loderte und am nächsten Tag der Rauch noch weithin zu sehen war.

Der weitere Durchmarsch der Amerikaner, die mit vielen Panzern, Geschützen und Nachschubfahrzeugen die Dörfer der Großgemeinde durchzogen und sich teils einrichteten, beeindruckte die Bevölkerung. Die US-Streitkräfte brachten ihre Kanonen ,immer wieder von Tieffliegern unterstützt, auf der Brunnwiese, am Hohen Rain und am ,,Pimper" in Richtung Regensburg gerichtet, in Stellung.

,,Der Stab des US-Korps richtete sind in Nittendorf ein", berichtet Max Knott. Sogar General George S. Patten soll im Simbeck-Stadel gesehen worden sein. Auf Befehl der alliierten Truppen musste der ,,Kalteis-Schorsch" mit der Amtsglocke im Dorf bekanntgeben, dass alle Bürger noch am selben Tag ihre Häuser in Richtung Westen verlassen müssten. Eilig wurde alles zusammengepackt und die Bevölkerung verließ mit Pferde-, Ochsen- oder Handleiterwagen die Orte.
Ausgangszeiten festgelegt

Als nach einigen Tagen die Bürger wieder nach Hause durften, war die Freude zunächst groß. Doch was die Nittendorfer vorfanden, war ein heilloses Durcheinander. Nicht nur schmutzige Wohnungen, auch frei laufende Tiere, geplünderte Vorratskammern sowie fehlende Kleidung und Schmuck waren an der Tagesordnung, erzählt Knott. Dennoch lebten die zurückgekehrten Bürger mit den Amerikanern einige Tage friedlich zusammen. Besonders die Kinder hatten die GI's ins Herz geschlossen und beschenkten sie mit Schokolade und Keksen sowie den noch nicht so bekannten Bananen und Orangen sowie Kaugummis.

Die Amerikaner, die nun, die Herrschaft über die Großgemeinde übernommen hatten, legten Ausgangszeiten fest. Ausnahmen bestanden nur für Landwirte. Oftmals wurde dieses Verbot jedoch umgangen, in dem man sich mit einer Sense auf dem Rücken zum gewünschten Ziel aufmachte und so die Soldaten täuschte.

,,In der Nachkriegszeit, nachdem die meisten Gefangenen aus den Lagern zurückgekehrt waren, war die Angst vor Plünderungen groß", erinnert sich eine Seniorin aus Schönhofen. ,,Der Schwarzhandel blühte und die Stoderer tauschten wertvollen Gegenstände gegen Naturalien ein."