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Informationsecke 2.Weltkrieg 1939 - 1945 => Infos 2.Weltkrieg => Thema gestartet von: md11 in Mi, 03. Januar 2007, 23:12

Titel: Kriegsende in Franken 1945!
Beitrag von: md11 in Mi, 03. Januar 2007, 23:12
ZEITTAFEL UND ÜBERSICHTEN

2. Januar   Großangriff von 514 Lancasters und 7 Mosquitos auf Nürnberg. Sie werfen 1825 Tonnen Sprengbomben und 479 Tonnen Brandbomben größtenteils auf die Nürnberger Altstadt.

5. Februar   OKW-Befehl betreffs Sippenhaftung bei Wehrmachtsangehörigen, die in Kriegsgefangenschaft Landesverrat begehen.

15. Februar   Der Reichsminister der Justiz erläßt die Verordnung über die Errichtung von Standgerichten in feindbedrohten Reichsverteidigungsbezirken.

20. Februar   Großangriff auf Nürnberg von 1264 US-Bombern mit 438 Begleitjägern um die Mittagszeit.

21. Februar   Großangriff von 1205 US-Bombern auf Nürnberg mit 566 Begleitjägern um die Mittagszeit.
10. März   Der OB West GFM von Rundstedt wird abgesetzt; sein Nachfolger wird der bisherige OB-Südwest in Italien GFM Kesselring.

16. März   293 britische Bomber fliegen den letzten großen Nachtangriff auf Nürnberg. 24 Lancasters werden durch deutsche Nachtjäger abgeschossen.

16. März   236 britische Bomber zerstören in nur 17 Minuten die Würzburger Innenstadt.

19. März   Hitler erläßt den Befehl zur Ergreifung von ,,Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet", auch ,,Verbrannte-Erde-Befehl" oder ,,Nero-Befehl" genannt, der die Zerstörung sämtlicher Industrie-, Verkehrs- und Versorgungsanlagen vor dem Rückzug deutscher Truppen anordnet. Ausführungsbestimmungen des OKW vom 30. März und 4. April schwächen den Inhalt des Befehls ab.

22./23. März   In der Nacht überqueren 6 Bataillone der 5. US-Inf.Div. von General Pattons 3. Armee in Sturmbooten fast ungestört den Rhein bei Oppenheim und errichten auf rechtsrheinischem Gebiet einen starken Brükkenkopf. Schon am 23. April rollen Panzer über eine Pontonbrücke.

26.-27. März "Kommandounternehmen Hammelburg": Ein amerikanischer Kampfverband mit 294 Mann, 53 Panzern und Fahrzeugen der 4. US-Pz.Div. soll von Aschaffenburg aus das etwa 80 km hinter den deutschen Linien liegende Gefangenenlager Hammelburg erreichen. Damit wird Franken Kriegsschauplatz.

27. März   Übernahme des Frontabschnitts Hanau - Aschaffenburg - Miltenberg durch das LXXXII. A.K. unter Gen.d.Inf. Walter Hahm.

28, März   Das 157. Regiment der 45. US-Inf.Div. beginnt den Angriff auf Aschaffenburg, das vom Kampfkommandanten Major Emil Lamberth zäh verteidigt wird. Hinrichtung durch Erhängen des von einem Standgericht wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilten Leutnants Friedel Heymann.

30. März   (Karfreitag) Das Aschaffenburger Schloß brennt aus. Einnahme von Klingenberg und Miltenberg durch die Amerikaner.

31. März   US-Bomber werfen am Vormittag Brand- und Sprengbomben auf Rothenburg und zerstören einen Teil der Altstadt.

1. April   1. und 9. US-Army schließen die Heeresgruppe B unter GFM Model mit 21 Divisionen, d.h. etwa 325.000 Mann, im ,,Ruhrkessel" ein.

2. April   Proklamation des ,,Werwolfs".

3. April   RF-SS und OBdE Heinrich Himmler erläßt den ,,Flaggenbefehl", nach dem alle männlichen Bewohner eines Hauses, an dem die weiße Flagge gezeigt wird, ohne vorhergehende Verhandlung zu erschießen sind.
Auch das Öffnen von bereits geschlossenen Panzersperren, das Nichtantreten zum Volkssturm o. ä. werden mit ,,härtesten Maßnahmen" bedroht.

3. April   Kapitulation der ,,Festung Aschaffenburg" nach schweren Kämpfen um und in der Stadt.

4./5. April   Oberst Wolf verteidigt Würzburg gegen die Inf.Rgter. 222 und 232 der 42. US-Inf.Div.

5. April   Großangriff amerikanischer Bomber auf Nürnberg, besonders auf Haupt- und Rangierbahnhof.

6. April   Die Kampfgruppe A der 12. US-Pz.Div. erreicht Schweinfurt.

7. April   Nürnberg wird zum rückwärtigen Frontgebiet erklärt. Frauen, Kinder und ältere Personen werden aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

6.-8. April   Das von ortsfester Flak und Resten der Ersatztruppenteile verteidigte Schweinfurt wird von der Artillerie der 42. US-Inf.Div. heftig beschossen.

8. April   Das Gen.Kdo. LXXXII. A.K. zieht, entgegen dem Führerbefehl, die Stadt ,,bis zum letzten" zu verteidigen, seine Truppen aus Schweinfurt ab.

9. April   Gen.d.Inf. Lasch kapituliert nach tapferer Verteidigung von Königsberg in Ostpreußen. Er wird auf Hitlers Veranlassung in Abwesenheit zum Tode verurteilt, gegen seine Familie wird Sippenhaft verhängt.

9. April   Durch den Vorstoß des XV. US-Corps nördlich des Mains in den fast truppenleeren Raum zwischen der 1. und 7. Armee werden die deutschen Armeen praktisch in eine Nord- und eine Südgruppe geteilt. Das LXXXII. A.K., das die Verbindung zur 7. Armee verloren hat, wird der 1. Armee unterstellt und soll deren offene Nordflanke decken.

10. April   Neben Artilleriebeschuß erleidet Schweinfurt mehrere Bombenangriffe, die schwere Zerstörungen in der Stadt und an ihren Industrieanlagen anrichten.

10. April   GFM Kesselring, der OB-West, verlegt sein Hauptquartier in den Süden des praktisch schon zweigeteilten Deutschland.

11. April   Letzter Bombenangriff auf Nürnberg. 129 Halifax-Bomber zerstören bei diesem einzigen Tagesangriff der Royal Air Force den Nürnberger Rangierbahnhof.

11. April   Schweinfurt kapituliert.

12. April   OKW-Befehl fordert die Verteidigung aller deutschen Städte
,,bis zum äußersten".
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Mi, 03. Januar 2007, 23:33
12. April   Die Kampfgruppe A (Combat Command A) der 11. US-Pz.Div. nimmt Kronach ein.

13. April   Die gleiche Kampfgruppe nimmt Kulmbach ein.

13. April   Hollfeld und Bayreuth werden von Einheiten der 106.
Cavalry-Group eingenommen. Der Gauleiter des Gaues Bayreuth Fritz Wächtler hat sich am 12. April mit seinem Gaustab in die ,,Ausweichhauptstadt"

17. April   Die Straßenkämpfe in der Nürnberger Vorstadt beginnen nach heftigem Artilleriebeschuß.

17. April   Burgfarrnbach wird von Einheiten der 42. US-Inf.Div.
eingenommen. 17.-19. April   In Spalt halten sich der OB-West, GPM Kesselring, und der Kommandeur der 1. Armee, Gen.d.Inf. Pörtsch, mit ihren Stäben auf.

18. April   Ansbach wird fast kampflos von einer Kampfgruppe der 12. USPz.Div. besetzt, nachdem das XIII. SS-A.K. seine Truppen abgezogen hatte. Kurz vor der Besetzung war der Student Robert Limpert von einem Standgericht zum Tode verurteilt und gehenkt worden.

18. April   Der bis spätestens 23.30 Uhr von der Armee geplante Ausbruch der Nürnberger Verteidiger nach Süden wird vom OB-West auf Führerbefehl hin verboten. Da die Amerikaner tiefe Einbrüche in das Stadtgebiet erzielt haben, befiehlt der Kampfkommandant das Zurückgehen auf die innere Verteidigungslinie, d. h. auf die Stadtmauer.

19. April   Die Verteidiger ziehen aus Fürth ab; die Stadt wird vom Oberbürgermeister Häupler an die Amerikaner übergeben.

19. April   Der äußere Ring um Nürnberg wird von der 14. und 12. US-Pz.Div. im Raum Schwabach geschlossen.
In Nürnberg wird die Altstadt an der Stadtmauer verteidigt.

19. April   Amerikanische Einheiten besetzen das von deutschen Truppen geräumte Schwabach kampflos. Ein Dachdeckermeister hatte eine weiße Fahne auf dem Kirchturm gehißt, die Bevölkerung hatte die Panzersperren in der Stadt abgebaut.

20. April   Der Widerstand in der Nürnberger Altstadt bricht zusammen. Am Abend veranstaltet die 3. US-Inf.Div. eine erste Siegesfeier auf dem Hauptmarkt.
Gegen 23 Uhr erlischt der letzte Widerstand am Polizeipräsidium. 20. April   Roth wird ohne Kampf von amerikanischen Truppen besetzt. Der Kampfkommandant Oberst Steindorf hat eine Verteidigung der Stadt vermieden.

20. April    Offiziere des Stabes der Panzerkampfgruppe XIII und der Kampfgruppe Dirnagcl feiern in Spalt mit der örtlichen Parteiprominenz Hitlers 56. Geburtstag

22. April   Spalt wird kampflos von amerikanischen Truppen besetzt. In der Umgegend kommt es zu einzelnen Rückzugsgefechten, bei denen 11 Männer der 17. SS-Pz.Gren.Div. ,,Götz von Berlingen" und 12 SSMänner der Kampfgruppe Dirnagel ums Leben kommen.

23. April   Weißenburg wird von deutschen Truppen geräumt und an die Amerikaner übergeben. Beschuß durch deutsche Artillerie richtet Schäden in der Stadt an.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Mi, 03. Januar 2007, 23:36
Die zweite sicher nachweisbare Einheit ist das Jagdgeschwader 104,das auf den Flugplätzen in und um Nürnberg-Fürth stationiert war. Das Jagdgeschwader konnte wegen Treibstoffmangels nicht mehr eingesetzt werden. Es bestand zum großen Teil aus jungen kriegsfreiwilligen Reserveoffiziersbewerbern, die weder über eine infanteristische Ausbildung noch über Erfahrung im Erdkampf verfügten. Ein Gefechtsstand des Jagdgeschwaders 104 ist durch mehrere Zeugenaussagen belegt, und zwar im Logenhaus an der Hallerwiese. Zuerst wollte der Führer dieser Einheit seine Befehlsstätte im Luftschutzkeller des Pfarrhauses in der Lindengasse 32 (jetzt: Am Johannisfriedhof 32), in einem alten Stollen des früheren Schießhauses, einrichten. Damit waren allerdings die etwa 200 Anwohner, die in dem Keller Schutz fanden, nicht einverstanden und protestierten bei der Ortsgruppe der Partei, und zwar mit Erfolg. Die Fliegerinfanteristen richteten ihre Befehlsstelle dann im Logenhaus an der Hallerwiese ein und bildeten das Rückgrat der Verteidigung in Johannis.

Ein Zug lag in der Rollnerstraße an der Ringbahnlinie unter der Führung eines Leutnants.'" Ihre Bewaffnung bestand aus ausgebauten Bordkanonen und Bordmaschinengewehren. Sie kannten den Krieg noch nicht; daher war ihre Einsatzbereitschaft und ihre Kampfmoral sehr gut. Da sie aber weder an andauernden Artillerie- oder Granatwerferbeschuß gewöhnt noch mit Panzerbekämpfung vertraut waren und Nachrichtengerät ihnen völlig fehlte, war ihr Einsatz nur eingeschränkt wirksam. Die zugeteilten infanteristischen Berater hatten sich meist vor Kampfbeginn abgesetzt.

Außerordentlich präzise Angaben über die bei der Stadtverteidigung eingesetzten deutschen Verbände erfahren wir aus den Aussagen von Gefangenen, die von der US-Army aufgenommen wurden. So berichtet der ist Lt. der Nachrichtenkompanie (intelligence officer) Heinz Levy vom 15. Infanterieregiment der 3. Infanteriedivision, daß sein Regiment im Nordabschnitt Nürnbergs am 19. April neun Offiziere und 192 Unteroffiziere sowie Mannschaften gefangengenommen habe, von denen der größte Teil dem Jagdgeschwader 104, der Kampfgruppe Rienow - hier als Battle Group Reno bezeichnet - und den um und in Nürnberg stationierten Flakbatterien angehörte. Das Jagdgeschwader 104 sei für den Erdeinsatz in drei Kompanien zu je 150 Mann eingeteilt worden. Die gefangenen zwei Offiziere, 93 Unteroffiziere und Mannschaften gehörten der 1. Kompanie unter dem Hauptmann Gaede an. Am 20. April wurden von der gleichen Einheit ein Hauptmann und weitere Angehörige des Jagdgeschwaders 104 gefangen. Der Hauptmann gab an, daß etwa 500 Männer seines Geschwaders beim Einsatz beteiligt waren.

Zu den Nürnberg verteidigenden Einheiten gehörte auch die Kampfgruppe Rienow. Sie bestand aus Angehörigen der Jagdgeschwader 101 und 106 und war in Roth zusammengestellt worden; ihr Kommandeur war Major Rienow. Der in Nürnberg eingesetzte Teil dieser Kampfgruppe wird als Bataillon mit 10., 11. und 12. Kompanie bezeichnet. Die Stärke einer Kompanie betrug 120 bis 150 Mann. Chef der 12. Kompanie war Oberleutnant Kastner. Das Bataillon war mit Gewehren, Maschinenpistolen und 15 Maschinengewehren, die aus Flugzeugen ausgebaut worden waren, ausgerüstet. Die Amerikaner stellten fest, daß Mitglieder dieser Einheit, die früher zum Jagdgeschwader 106 gehörten, ,,unusually stubborn" gekämpft hätten und ,,even the enlisted men were much more secunty conscious than the average German has been in recent weeks. Die 10. Kompanie verteidigte Lohe. Dort gerieten vier Offiziere und 61 Mann am 17. April gegen 15.00 Uhr in Gefangenschaft. Insgesamt umfaßte die Kampfgruppe etwa 500 Mann.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: 3.generation in Do, 04. Januar 2007, 10:55
Morgen Josef,

ich bin so Frei und hänge Deinem hervoragenden Ausführungen ein paar Bilder über Nürnberg an.

1. Nürnberg vor den Bombadierungen
2. Liebfrauenkirche nach den Bombadierungen
3. Heilig Geist Spital, danach
4. Albrecht Dürer Haus, danach
5. Sankt Lorenz Kirche, danach
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: 3.generation in Do, 04. Januar 2007, 10:57
6. das Wahrzeichen, danach
7. Das Wahrzeichen aus einer anderen Perspektive
8. Ein Strassenblick auf Nürnberg

Hier noch eine Karte zum Angriffsweg der Alliierten im April 1945:

http://www.dean.usma.edu/history/web03/atlases/ww2%20europe/ww2%20europe%20pages/ww2%20europe%20map%2081.htm (http://www.dean.usma.edu/history/web03/atlases/ww2%20europe/ww2%20europe%20pages/ww2%20europe%20map%2081.htm)

Grüße
Manuel
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 19:13
Von mehreren Zeitzeugen werden auch Fallschirmjäger als Verteidiger Nürnbergs genannt.Gelegentlich taucht die Bezeichnung ,,Fallschirmjägerregiment Hermann Göring" auf."' Dies kann nicht zutreffen, denn ein solches Regiment hat es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben, sondern ein Fallschirmpanzerkorps Hermann Göring, dessen beide Divisionen an der Ostfront im Einsatz standen. Dagegen existierte tatsächlich ein Fallschirmjäger Ersatzbataillon, das in einem Barackenlager bei Buchenbühl stationiert war. Es könnte sich also bei den an der Verteidigung Nürnbergs beteiligten Fallschirmjägern um die letzten Angehörigen dieser Ersatzeinheit gehandelt haben. Es können nicht viele gewesen sein. Ein Angehöriger dieser Einheit, der mit den einsatzfähigen Männern etwa Mitte März im Rahmen der ,,LeuthenAktion" an die Westfront verlegt wurde, bestätigte, daß nur ein kleiner Rest der Männer in Buchenbühl zurückgeblieben war.

Allerdings liegt ein Armeebefehl vom 16. April vor, durch den elf Panzer V der II. Panzerabteilung ,,Hermann Göring" von Nürnberg nach Roth verbracht und der 17. SS-Panzergrenadierdivision für die Führung eines Gegenangriffs unterstellt werden sollten. 117 Wahrscheinlich handelte es sich um die Panzer, die von der MAN in buchstäblich letzter Minute fertiggestellt wurden. Es könnten sich also tatsächlich Angehörige des Fallschirmpanzerkorps m Nürnberg zur Abholung der Panzer befunden haben. Vielleicht blieben dann Männer dieses Fallschirmpanzerkorps, zur Stadtverteidigung m der Stadt. Sicherlich hat es sich aber nur um wenige Männer gehandelt.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 19:26
Eine rätselhafte Nachricht hat uns der G-2 Offizier der 45. Inf.Div. unter dem Datum vom 16. April überliefert: ,,The 766 Inf.Rgt., which is to become, or has already become, an organic regiment of the 719. Inf.Div. (Nurnberg defense) has been contacted for the past 48 hours. The regiment, originally 1000 men strong, has lost 300 men as PWs. Captured document shows the regiment's route of withdrawal to Nurnberg, where it is to take up defensive Position. "'98 Rätselhaft ist die Nachricht des Generalstabsoffiziers Feindaufklärung und Abwehr deswegen, weil die Division, in der es tatsächlich ein Gren.Rgt. 766 gab, als im ,,März 1945 in der Saarpfalz vernichtet" und für April ,,Verbleib unbekannt" gilt. Weder das für den Kampfabschnitt zuständige Generalkommando noch irgendeine andere Wehrmachtsdienststelle erwähnt diese ,,Geisterdivision". Auch in Nürnberg ist sie oder einer ihrer Verbände niemals aufgetaucht. Im Consolidated IPW Report der 45. Inf.Div. taucht am 16.04. in der nach deutschen Einheiten aufgeschlüsselten Liste das 766. Rgt. der 719. Inf.Div. mit 235 Gefangenen als die Einheit auf, die am meisten Angehörige durch Gefangennahme verloren hatte. Am 17.04. gingen wiederum 190 Mann des gleichen Regiments in Gefangenschaft. Vermutlich war das Regiment östlich an Nürnberg vorbeigezogen und von den schnell wiederum 190 Mann des gleichen Regiments in Gefangenschaft. Vermutlich war das Regiment östlich an Nürnberg vorbeigezogen und von den schnell
Vorrückenden Einheiten der 45.Inf.Div.überholt worden.Dabei gerieten große Teile des Regiments in Gefangenschaft.Zu den Verteidigern der Stadt kann die Einheit wohl kaum gezählt werden.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 20:28
Die einzige Kampftruppeneinheit, die dem Kampfkommandanten unterstand, waren Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision ,,Götz von Berlichingen". Diese Division war seit der Invasion in der Normandie im Juni 1944 in härteste Abwehrkämpfe verwickelt gewesen, in denen sie fast die Hälfte ihres Mannschaftsbestandes verloren hatte. Sie hatte die Hauptlast der Kämpfe im Saargebiet gegen die 3. US-Infanteriedivision und die 45. US-Infanteriedivision - die gleichen Divisionen, die ihr dann in Nürnberg gegenüberstanden - getragen, hatte dann den Westwall bei Zweibrücken verteidigt, sich zum Rhein zurückgekämpft und war bei der Verteidigung des Brückenkopfes bei Germersheim fast vollständig aufgerieben worden. Ihr Kommandeur, SS-Standartenführer Fritz Klingenberg, war am 23. März 1445 gefallen. Schon wenige Tage danach wurde die ,,Neugliederung" der Division durchgeführt, unter weitgehendem Wegfall aller nicht ,,lebensnotwendigen" Verbände, d. h. des Trosses, und unter weitgehender ,,Entmotorisierung"; den Meldern wurden Fahrräder zugeteilt. Obwohl etwa 5.000 Mann Ersatz zugeführt wurden, konnten die Regimenter jeweils nur mit einem bzw. zwei Bataillonen aufgestellt werden. In der Heimat ihres Namenspatrons, im Hohenloher Land, wurde der Division vom Kommandeur des XIII. Armeekorps bestätigt, daß sie ,,. . . in der Zeit vom 29.3. bis 14.4.45 an Neckar, jagst und Kocher standhaft und tapfer gekämpft. . ., die Hauptlast der Kämpfe getragen und wesentlichen Anteil an dem Abwehrerfolg des Korps hatte".

Am 13. April vermerkte das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht: ,,Von der 19. Armee wird die 17. SS-Division nach Nürnberg ... abgegeben. Leider sind die ersten Verlegungsbefehle nicht erhalten; der Befehl vom 14.4., 16.15 Uhr besagt, daß in Abänderung der bisherigen Befehle befohlen wird:

,,1. Feind über Höllfeld [richtig: Hollfeld] mit Panzern in Bayreuth eingedrungen, mit Panzerspitzen in Behringersmühle (3 km nordwestlich Pottenstein).

2. SS-Pz.Gr.Rgt. 38 erreicht mit Einbruch der Dunkelheit, antretend über Ansbach, Nürnberg,
 G r ä f e n b e r g (25 km nordöstlich Nürnberg). Das Regiment sichert nach seinem Eintreffen die von Pegnitz, Pottenstein und Ebermannstadt heranführenden Straßen. Kommandeur voraus zu Gen.Kdo. LXXXII. A.K., Gefechtsstand Streitberg (16 km nordöstlich Forchheim).

3. Das Regiment wird für Befehls- und Meldeübermittlung dem Gen.Kdo. LXXXII. A.K. unterstellt.

4. Eintreffen ist zu melden.

Wenn wir auch die vorhergehenden Befehle nicht kennen, so ist doch sicher, daß sie infolge des fluchtartigen Rückzugs der erschöpften Divisionen des LXXXII. A.K. nicht mehr ausführbar waren. Doch auch der abgeänderte Befehl erwies sich als nicht durchführbar. Noch bevor sich ein einziger Mann des Regiments in Bewegung gesetzt hatte, mußte das Generalkommando seinen Gefechtsstand unter Beschuß amerikanischer Panzer in Streitberg am Nachmittag des 14. April räumen und nach Thuisbrunn verlegen. Am folgenden Tag erließ die 1. Armee einen weiteren Befehl folgenden Inhalts, der nun die gesamte Division betreffen sollte:

,,17. SS-Panzergrenadierdivision erreicht im mot. Marsch den Raum Gräfenberg - Dornitz [richtig: Dormitz] - Heroldsberg - Simonshofen - Freiröttenbach. Div. wird mit ihrem Eintreffen LXXXII A.K. z.Zt. Gefechtsstand Thuisbrunn, später Kirchensittenbach unterstellt. Div. bereitet einen Angriff nach NO in Richtung Pegnitz oder nach NW in Richtung Forchheim vor. Einsatz nur mit Genehmigung der Armee. Es erübrigt sich fast festzustellen, daß auch dieser Befehl nicht auszuführen war. Am Abend des 15. April mußte das LXXXII. Armeekorps seinen Gefechtsstand in Kirchensittenbach aufgeben und nach Dietersberg verlegen. Die ersten Einheiten der 45. US-Infanteriedivision waren bereits kampflos in Lauf eingerückt. So waren alle Befehle von den Ereignissen überrollt worden. Die gesamte Verlegung der letzten Elitedivisionen war im Grunde sinnlos gewesen. Die Division wurde aufgesplittert, ihre Kampfkraft geschwächt.

Zwei Kompanien des Regiments 38 erreichten am 15. April als erste Einheiten Nürnberg und errichteten zusammen mit einem Zug der SS-Nachrichten-Ausbildungs- und Ersatz-Abteilung 1 aus der Nürnberger SS-Kaserne als Kampfgruppe unter dem Hauptsturmführer Wagner mit einigen Infanteriegeschützen bei Gräfenberg einen Sperriegel. Bereits wenig später hatten sie mit den Vorauseinheiten der 45. US-Infanteriedivision Feindberührung und wurden von den bei Heroldsberg nachgeführten Teilen des 2. Bataillons ihres Regiments durch die über Igensdorf nach Südosten vorstoßenden Amerikaner abgeschnitten. Diese Kampfgruppe, zu der im Laufe der nächsten Tage noch weitere versprengte Heeres- und RAD-Einheiten stießen, kämpfte sich nach Süden über Neuhaus, Hirschbach, Lauterhofen zurück und wurde später in Heideck dem neu aufgestellten Panzergrenadierregiment 38 eingegliedert. Diese Kampfgruppe schied also von vornherein für die Verteidigung Nürnbergs aus.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 20:32
In einem weiteren Befehl wurde dem Nürnberger Kampfkommandanten das eine der beiden Infanterieregimenter, über die die Division noch verfügte, das SS-Panzergrenadierregiment 38, unter seinem Kommandeur, dem SS-Obersturmbannführer Vinzenz Kaiser, unterstellt. Die Behauptung in der Divisionsgeschichte, daß ursprünglich das Regiment 37 für den Einsatz vorgesehen war, es aber noch in schwere Kämpfe am Kocher verwickelt gewesen sei, und daß es durch das Regiment 38, das sich bereits im Raum Crailsheim versammelt hatte, ersetzt worden sei, erscheint nicht zutreffend. Bei den Plänen zur Stadtverteidigung wurde bereits am 14. April das Regiment 38/Kaiser zur Besetzung einer Linie im Westen und Nordwesten der Stadt eingetragen, weil die Verteidigungspläne immer noch einen amerikanischen Angriff vom Westen her vorsahen.

Auch die Ausführung dieses Befehls scheint nur teilweise gelungen zu sein. Infolge von Transportschwierigkeiten gelangten nur Teile des 1. und 2. Bataillons dieses Regiments an ihren Bestimmungsort. Nach Aussagen von Gefangenen soll das Regiment auf dem Transport nach Nürnberg in Ansbach ,,reorganized" worden sein. Man kann wohl annehmen, daß damit eine Auffüllung der abgekämpften Einheiten durch Versprengte oder Luftwaffenangehörige gemeint ist. Ausdrücklich betont der vernehmende amerikanische Offizier, daß das Regiment nur mehr wenig mit dem zu tun habe, das der 3. US-Infanteriedivision vor einem Monat am Westwall gegenübergestanden habe. ,,Only a very small percentage of the men are left from the original 38 SS Armed Inf.Rgt., and most of the present men were stragglers pressed into this unit.`II
Im Verlauf des 15. April traf der größte Teil des 1. und 2. Bataillons des Regiments 38 in Nürnberg ein. Da Gräfenberg bereits in amerikanischer Hand war, bezog das 1. Bataillon nordöstlich von Erlenstegen im Bereich der Autobahn nach Erlangen, das . Bataillon in Heroldsberg und Kalchreuth Stellung; letzteres verfügte über einen Infanteriegeschützzug. Das 3. Bataillon war erst später im Raum Fürth eingetroffen und wurde der 352. Volksgrenadierdivision unterstellt. Es kämpfte im Raum Roßtal und Cadolzburg. Ein Teil des Bataillons muß aber in den Einschließungsring gelangt sein, denn einer der Toten des Regiments 38 ist der Adjutant des 3. Bataillons, der Untersturmführer Hans Zapatka, der am 18. April in der Bärenschanzstraße ums Leben kam.

Ganz sicher war auch ein weiterer Infanteriegeschützzug der ,,Götz" östlich der Stadt im Einsatz, der sich im Verlauf der Kämpfe bis in die Innenstadt zurückzog, aber wegen Munitionsknappheit nur wenig ausrichten konnte. Bei dem Versuch, noch am 19. April die Geschütze mit der letzten Munition zur Verteidigung des Gefechtsstandes des Reichsverteidigungskommissars Holz ins Polizeipräsidium zu verlegen, wurde der Führer dieser Einheit verwundet.

Am 17. April gelang es einer Nachrichteneinheit des Regiments, in die weitgehend eingeschlossene Stadt zu kommen und sich beim Regimentskommandeur zu melden. Er befahl den Männern, Ihre Fahrzeuge in einem südlichen Vorort abzustellen und dann zu Fuß in die Stadt zurückzukehren. Infolge des Vordringens der amerikanischen Verbände gelang es der Einheit nicht mehr, zu ihrem Regiment in die inzwischen fast vollständig eingeschlossene Stadt zu kommen.

Die beiden letzten Panzer der Division fuhren von Crailsheim in Richtung Nürnberg. In Ansbach wurde die Marschänderung in Richtung Schwabach befohlen. In der Nähe von Kammerstein war der letzte Treibstoff verbraucht. Da sie auch ohne Munition waren, sprengte die Mannschaft die beiden Panzer.

Der in Nürnberg eingeschlossene Teil des Panzergrenadierregiments 38 war die einzige kampferfahrene Einheit, die Nürnberg verteidigte. Ihre Kampfstärke dürfte weniger als 500 Mann betragen haben. Sie war durch ihren ständigen Einsatz in harten Kämpfen, durch die nächtliche Verlegung nach Nürnberg eigentlich am Ende ihrer physischen Kräfte. Trotzdem hat sie, zusammen mit den Angehörigen der Luftwaffe, die Hauptlast der Verteidigung getragen.

Schließlich wurde die gesamte 17. SS-Panzergrenadierdivision - ausgenommen Regiment 38 - dem LXXXII. Armeekorps unterstellt und kam im Raum südlich und südöstlich von Nürnberg zum Einsatz. Sie hat mit ihren schwachen Kräften und einigen unterstellten Einheiten wohl einen der letzten Angriffe im Südabschnitt der Westfront durchgeführt und weit überlegene amerikanische Einheiten zu örtlichen Rückwärtsbewegungen veranlaßt. Die Zerstörung Neumarkts gehört in diesen Zusammenhang.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 20:47
Am 23. April wurden die Kämpfe sogar im Wehrmachtsbericht erwähnt: ,,Südlich und südöstlich Nürnberg warfen Truppen des Heeres und der Waffen- SS vorgeprellte amerikanische Abteilungen [der 14. US-Panzerdivision, Anm. d. Verf.] zurück, nahmen die Stadt Neumarkt wieder und hielten sie gegen alle Angriffe.

Der Divisionskommandeur SS-Oberführer Bochmann beklagte sich am 23. April bei der Feldkommandostelle des Reichsführers SS in einem Fernschreiben: ,,Das gesamte SS-Pz.Gren.Rgt. 38 ist in Nürnberg geblieben, so daß die Division nur noch über das durch Kampfausfälle geschwächte SSPz.Gren.Rgt. 37 verfügte, mit dem es allein die Entscheidung suchenden Angriffe bei Nürnberg führte und die schweren Abwehrkämpfe der letzten Tage bestand. Die nur örtlichen Erfolge bei Nürnberg finden teilweise darin ihre Erklärungen. Trotz aller Anträge war der geschlossene Einsatz der gesamten Division und die Heranziehung aller zur Division gehörigen Gren.Teile nicht zu erreichen.

Die Nürnberger aber müssen froh darüber sein, daß nicht die ganze Division bei der Stadtverteidigung zum Einsatz gekommen ist. Wäre dies tatsächlich der Fall gewesen, dann hätte Nürnberg zu einem zweiten Breslau werden können.

Die Verlegung der 17. SS-Panzergrenadierdivision wurde deswegen so ausführlich dargestellt, weil sie nicht nur typisch für die Endphase des Krieges ist, sondern zugleich auch zeigt, wie schwierig es ist, über die Zahl der tatsächlich in Nürnberg kämpfenden Angehörigen einer Einheit eine Aussage zu machen. Die amerikanischen Berichte sprechen übrigens nur von einem Bataillon, die deutschen von dem Regiment 38; das ist kein Widerspruch, denn das Regiment hatte kaum noch Bataillonsstärke und war infolge der schwierigen Transportsituation nur mit Teilen in den Einschließungsring gelangt.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 04. Januar 2007, 21:13
Die Karte zeigt der drei US-Infanterieregimenter bzw.ihrer Bataillone der 3.US-Infanteriedivision gegen den Nordteil der Stadt Nürnberg.Der Weg der 45.US-Infanteriedivision und der 42.US-Infanteriedivision ist nur durch jeweils einen Pfeil angedeutet.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 05. Januar 2007, 21:28
Die große Anzahl von Flakbatterien, die in einem Umkreis mit einem Durchmesser von etwa 15 km um Nürnberg und Fürth stationiert waren, werden meist als das Rückgrat der Stadtverteidigung angesehen. Das ist allerdings nur sehr bedingt richtig. Tatsächlich besaßen die 8,8-cm und 10,5-cmBatterien eine enorme Feuerkraft und hätten den Angreifern schwere Schäden und Verluste zufügen können, wenn die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Erdeinsatz vorhanden gewesen wären. Aber eine ganze Reihe von Gründen sprach dagegen.

Zuerst muß die ungünstige Lage der meisten Batterien angeführt werden. Der Flakgürtel war ausschließlich nach lufttaktischen Gründen angelegt worden. Niemand hatte wohl je mit einem Erdeinsatz gegen Panzer und Infanterie gerechnet. So standen die Batterien - im Knoblauchsland auf freiem Feld, in Ziegelstein am Waldrand, in Maiach vom Reichswald umgeben - in einem so weiten Umkreis um die Stadt herum, daß sie in keiner Weise infanxeristisch gesichert werden konnten. Etliche Stellungen wurden nach verheerendem Artilleriebeschuß einfach von Panzern oder Sturmgeschützen überrollt. In nur ganz wenigen Fällen zogen sich Kampfgruppen auf die Flakstellungen zurück und verteidigten diese. Fast alle Geschütze waren überdies auf Betonsockel montiert, d. h. ortsfest. Die Geschütze mit Lafetten waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, schon vor Ende 1944 an die Ostfront abgegeben worden. Nur einige wenige Geschütze im Norden der Stadt konnten aus dem Raum Schniegling abgezogen und im Reichsparteitagsgelände eingesetzt werden. Die Flakgeschütze waren z. T. überholungsbedürftig; die Rohre waren ausgeleiert, was die Treffgenauigkeit erheblich minderte.

Die Flakstellungen waren durch neueste Luftbildaufklärung vom April 1945 den Amerikanern bekannt und wurden schon aus größerer Entfernung mit gut gezieltem Feuer der Feldartillerie- und Flakabteilungen der angreifenden Divisionen belegt.

Ein Zusammenwirken der Flak mit den infanteristisch eingesetzten Kräften hat so gut wie überhaupt nicht stattgefunden. Der Zeichner des Abschnittskommandeurs Südwest hat als einzige ,,schwere Waffen" zwei französische Beute-Pak-Geschütze mit je 20 Schuß Munition in seine Karten eingetragen, nicht aber die schweren oder leichten Flakeinheiten, die sich in diesem Abschnitt befanden .

Die meisten Flaksoldaten - Offiziere und Mannschaften - hatten vom Erdeinsatz keine Ahnung, wenn auch in den letzten Tagen versucht wurde, das fehlende Wissen zu vermitteln; die fehlende Erfahrung konnte das nicht ersetzen.

Welche Schwierigkeiten sich schon vor Kampfbeginn ergaben, zeigt eine Episode, die sich Anfang April ereignete, zu einem Zeitpunkt, an dem die amerikanischen Verbände im Raum Würzburg standen. Der Regimentskommandeur des Flakregiments Oberst Engelhard stellte fest, daß bei den Nürnberger Batterien kaum Karten von Nürnberg und Umgebung vorhanden waren.` Er beauftragte nun den Oberleutnant Ludwig Maier, den Chef der Poppenreuther Batterie, zur Bildstelle des Luftgaukommandos VII, die sich vermutlich in Biberach befand, zu fahren und von dort 50 Einsatzkarten 1 : 25.000 für den Raum Nürnberg zu beschaffen. Dazu wurde ihm der Wagen des Regimentskommandeurs zur Verfügung gestellt. Weil er bei der Luftgaubildstelle nicht genügend Karten erhalten konnte, holte er sich den Rest auf den teilweise zerstörten Flugplätzen in Laupheim, Leipheim, Neuburg a. d. Donau und Ingolstadt. Erst kurz vor Beginn der Kämpfe stand das dringend benötigte Kartenmaterial zur Verfügung.

Auch die personelle Situation der meisten Batterien war angespannt. Die Batterien Poppenreuth, Ronhof und Fischbach waren sogenannte ,,Ungarnbatterien", d. h. sie setzten sich jeweils aus etwa 35-40 deutschen Flaksoldaten und etwa 120 Ungarn zusammen. Die Flaksoldaten waren hauptsächlich an Kommando- und Funkmeßgeräten sowie als Geschützführer und Nachrichtenleute eingesetzt; die Ungarn bedienten die Geschütze. Die Kampfmoral der Ungarn wurde für die ersten Monate des Jahres 1945 von deutschen Offizieren als gut bezeichnet; sie sank aber nach der Einnahme Budapests und der Eroberung Ungarns durch sowjetische Truppen ganz erheblich. Sie verließen zum Teil ihre Stellungen und setzten sich nach Süden ab.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 05. Januar 2007, 21:36
Bei den meisten anderen Flakbatterien bestanden die Geschützbedienungen weitgehend aus russischen ,,Hilfswilligen", kurz ,,Hiwis" genannt. Sie wurden im allgemeinen von den Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten anständig behandelt. Der gemeinsame Dienst am Geschütz, die gleiche durchlebte Gefahr bei Luftangriffen schufen ein gewisses Gemeinschaftsgefühl zwischen Flaksoldaten, Luftwaffenhelfern und ,,Hiwis". Letztere erwiesen sich als zuverlässig bis zur Räumung der Stellungen. Es konnte tatsächlich kein einziger Fall von Widersetzlichkeit oder Befehlsverweigerung in Erfahrung gebracht werden.

Eine Reihe von Batterien war RAD-Flak, d. h. die Mannschaften bestanden größtenteils aus RAD-Männern der jüngsten Jahrgänge.` Gerade 15 Jahre alt war der jüngste von ihnen, der sein Leben verlor. Er gehörte zur Stellung ,,Lohe". Luftwaffenhelfer, d. h. ,,Schülersoldaten", gab es im April kaum noch in Nürnberger Stellungen. Man hatte sie vorher entlassen, dann z. T. zum RAD einberufen und wieder als Flaksoldaten eingesetzt. Diese RAD-Batterien unterstanden nicht Flakoffizieren, sondern RAD-Führern, die wohl stärker ideologisch geprägt waren und daher oft verbissen kämpften.

Eine weitere Schwierigkeit war die der Munitionsversorgung. Die Flak konnte für Luftziele nur Zeitzündermunition verwenden. Gegen angreifende Panzer waren jedoch Granaten mit Aufschlagzünder oder Panzergranaten nötig. Zwar erhielten in den letzten Tagen vor Kampfbeginn die meisten Batterien noch Panzergranaten - angeblich von einem Munitionszug, der am Rangierbahnhof ,,gefangen" war; aber es scheinen im Höchstfall 20 Granaten pro Geschütz gewesen zu sein.

Von einigen Batterien wissen wir, daß sie auf Kirchtürmen in der Umgebung Beobachtungsstellen (B-Stellen) einrichteten. Die anderen Batterien erhielten die Ziele vom Regiment oder der Untergruppe per Telefon oder über den Flaksender mitgeteilt. Obwohl einige Batterien ,,bis zur Selbstaufopferung kämpften", wie Major Flierl, der Fürther Kampfkommandant, feststellte, war der Reichsverteidigungskommissar Holz unzufrieden und meinte, die Flak habe teilweise versagt. Bei der Darstellung des Kampfverlaufs werden wir die Frage differenzierter beantworten.

Die Frage allerdings, wieviele Batterien mit wievielen einsatzfähigen Geschützen vorhanden waren, ist sehr schwierig zu beantworten. Der Abzug von Batterien an die Ostfront, die Zusammenfassung von Batterien zu Großbatterien, der Wechsel in günstiger gelegene Stellungen, die schweren Schäden und Verluste, die einige Batterien bei den letzten Großangriffen erlitten hatten, erschweren die Feststellung der genauen Zahl der feuerbereiten Geschütze.Die Nürnberger Flak bildete das Regiment 93, Flakgruppe Nürnberg, und war Teil der 21. Flak-Brigade."' Kommandeur des Regiments war bis zum 5. April Oberst Engelhard, sein Nachfolger war Major Stock.

Dem Regiment unterstand die schwere Flakabteilung 522 unter Major Siebert, Untergruppe Platnersberg, und die schwere Flakabteilung 682 (früher 633), Untergruppe Maiach.

Zur Untergruppe Platnersberg gehörten

Großbatterie Poppenreuth/Ronhof   12 x 8,8 cm

Großbatterie Almoshof/Lohe   18 x 8,8 cm

Batterie Ziegelstein   8 x 8,8 cm

Großbatterie Laufamholz   14 x 8,8 cm

Großbatterie Fischbach   18 x 8,8 cm

Zur Untergruppe Eibach gehörten:

Großbatterie Zollhaus   20 x 8,8 cm

Großbatterie Maiach   8 x 10,5 cm

Batterie Stein A, Zedernwäldchen   6 x 8,8 cm

Batterie Kreutles   6 x 8,8 cm

Großbatterie Höfen   15 x 8,8 cm
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 05. Januar 2007, 21:55
Die Stellungen Schusserplatz, Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) sowie Linde-Stadion waren anscheinend im April 1945 nicht mehr besetzt. Eine Batterie aus dem Raum Schniegling mit fünf Geschützen 8,8 cm wurde am 16. April 1945 direkt vor Beginn der Kämpfe abgezogen und in das Reichsparteitagsgelände verbracht. Außerdem befand sich noch in Schwand eine FlakBatterie mit fünf Geschützen russischer Herkunft. Sie wurde am 15. April nach Heroldsberg verlegt und ging im Angriff amerikanischer Panzer und Infanterie am 16. April unter. Insgesamt dürfte die Zahl der im Einsatz befindlichen schweren Flakgeschütze knapp etwa 135 betragen haben. Die meisten Batterien verfügten zusätzlich noch über ein oder zwei leichte Flakkanonen. Der Regimentsgefechtsstand lag in Schafhof. Mit Kampfbeginn verlegte Major Stock seinen Gefechtsstand in einen Bunker unter der Burg. Die gesamten Flak-Einheiten waren in einen Kampfabschnitt West unter Major Siebert und einen Kampfabschnitt Ost gegliedert.

Die Mannschaftsstärke der Flak dürfte etwa bei 3.500 gelegen haben; davon waren aber über die Hälfte Ungarn, die nach einer Vereinbarung mit der ungarischen Regierung nur für den Kampf gegen die Sowjetunion eingesetzt werden durften, und sowjetische ,,Hiwis", die nur als Munitionsträger und zu Schanzarbeiten verfügbar waren. Der Rest bestand aus blutjungen RAD-Männern ohne Ausbildung für den Erdkampf und ohne Fronterfahrung. Die wenigen hundert Flaksoldaten an den Kommando- und Funkmeßgeräten waren aus verständlichen Gründen weder geeignet noch willens, sich in letzter Minute ,,verheizen" zu lassen. Außerdem fehlte es an Infanteriewaffen, so daß auch ein infanteristischer Einsatz nicht möglich war.

Am 5. April fand eine Lagebesprechung der Batteriechefs aller im Raum Nürnberg stationierten Flakeinheiten statt, an der auch der ehemalige Kommandeur der in Stalingrad untergegangenen 9. Flakdivision als ,,Beauftragter des Führers für die Verteidigung deutscher Städte" anwesend war. In dieser Besprechung wurden die für den Erdeinsatz der Flak notwendigen Maßnahmen bekanntgegeben.

Nur etwa zehn Tage standen den Batteriechefs zur Verfügung, um die Vorbereitungen zu treffen. Es mußten die Splitterschutzwälle teilweise abgetragen werden, damit die Geschützrohre so weit gesenkt werden konnten, daß ein Direktbeschuß von Erdzielen möglich war. Es wurden Laufgräben, Schützengräben, Panzerdeckungslöcher innerhalb und um die Stellungen angelegt. Der Stützpunktkommandant Poppenreuth-Ronhof ließ zwei Beobachtungsstellen erkunden, eine für einen Feindangriff von Westen auf dem Kirchturm von Cadolzburg und eine für einen Angriff von Norden auf dem Kirchturm von Kalchreuth. Doch auch diese vom militärischen Standpunkt aus richtigen Maßnahmen hatten nur beschränkten Wert, da die B-Stellen nur über Telefonverbindung, nicht aber über Funkgeräte zur Feuerleitung verfügten. So konnte der Beobachter von Cadolzburg abziehen, als seine Verbindung zur Batterie unterbrochen wurde. Als sich die Infanterieeinheiten von Kalchreuth zurückzogen, mußte auch dieser Beobachter eiligst das Feld räumen. Hätte er über ein Funkgerät verfügt, dann hätte er weiterhin von einem rückwärtigen Punkt aus das Feuer seiner Batterien leiten, den feindlichen Angriff bekämpfen und den Rückzug der eigenen Verbände decken können.

Es soll hier keineswegs nach einem halben Jahrhundert aufgezeigt werden, was man hätte besser machen können, um den Krieg vielleicht noch um einige Tage zu verlängern; es soll nur an einigen Beispielen gezeigt werden, warum eine so gewaltige Artilleriekonzentration so geringe Wirkung zeitigte.

Der Generalstabsoffizier für Feindaufklärung der 45. Infanteriedivision schätzte nach Gefangenenaussagen und den Ergebnissen der Luftbildaufklärung die Zahl der schweren Flakgeschütze mit etwa 70 erheblich zu niedrig ein. Das mag zum Teil daran liegen, daß die Luftbilder falsch interpretiert wurden; z. B. wurden für Maiach drei Geschütze statt acht gezählt und für Zollhaus drei statt zwanzig.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 05. Januar 2007, 22:06
Flakstellungen um Nürnberg mit Einzeichnung der am 11.4.1945 vermutlich besetzten Batterien und der Zahl ihrer Geschütze.

Dargestellt sind die beim Kampf um Nürnberg noch besetzten Flakstellungen.Die Großbatterie Poppenreuth-auch als Stützpunkt Poppenreuth bezeichnet-umfaßt auch die Stellung Ronhof.Nicht eingezeichnete ist die bis zum 16.April besetzte Stellung Schniegling oder Wetzendorf,deren fünf 8,8 cm-Geschütze abgezogen und in das Reichsparteitagsgelände verlegt wurden.Ebenfalls nicht eingezeichnet ist die Flakbatterie,die am 16.April von Schwand nach Heroldsberg verlegt wurde und deren Angehörige,soweit sie nicht gefallen waren,fast vollzählig in Gefangenschaft gerieten.
Die Kampfgruppe verfügte über fünf russische 8,8 cm - und einige leichte Geschütze.
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Beitrag von: md11 in Sa, 06. Januar 2007, 16:46
Zur Verteidigung wurden selbstverständlich die Reste der in Nürnberg und Fürth stationierten Ersatztruppenteile eingesetzt. In der Artilleriekaserne Nürnberg lag das Artillerieersatzregiment 17, in der Infanteriekaserne das Infanterieersatzregiment 21 sowie eine Panzerjägereinheit; in Fürth war ebenfalls ein Infanterieersatzregiment untergebracht. Bei den Einheiten, von denen immer wieder bis zuletzt jeder nur einigermaßen verwendungsfähige Mann an die immer näherrückende Front abgestellt worden war, handelte es sich fast ausnahmslos um Verwundete oder Genesende, die noch in ärztlicher Behandlung standen, um Schwerkriegsbeschädigte oder um Soldaten, die ihre Einheiten nicht mehr erreichen konnten oder wollten, Soldaten, die von der Feldgendarmerie aufgegriffen worden waren oder die sich durch die Plakatanschläge mit ihrem drohenden Inhalt veranlaßt sahen, sich bei einem Ersatztruppenteil zu melden und so einem Standgerichtsverfahren zu entgehen. Die meisten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften verfügten über eine lange Fronterfahrung. Gerade dieser Personenkreis sah die Sinnlosigkeit dieses Kampfes wohl am deutlichsten. Die meisten von ihnen, die die langen Kriegsjahre mit einigermaßen heilen oder wieder geheilten Knochen überstanden hatten, wollten keineswegs noch bei der sinnlosen Kriegsverlängerung umkommen. Mancher von ihnen hat wohl nur auf eine gute Gelegenheit gewartet, den Krieg auf seine Weise zu beenden, und zog die Gefangenschaft dem ,,Heldentod fürs Vaterland" vor. Manche Einheit aber wurde doch noch in Kämpfe verwickelt. Dort, wo die Eigendynamik des Straßen- und Häuserkampfes dem einzelnen kaum mehr Entscheidungsmöglichkeiten überließ, kam es tatsächlich zu erbitterten Kämpfen und zur Zerstörung mehrerer amerikanischer Panzer.

Neben den Wehrmachtseinheiten gab es in Nürnberg noch eine Waffen-SS Nachrichten-Ersatz- und Ausbildungseinheit, über deren Stärke wir leider keine Nachrichten haben. Sie unterstand nicht dem Kommandeur im Wehrkreis XIII und wird in den Quellen kaum erwähnt. Wir wissen lediglich, daß sie unter der Führung des Sturmbannführers Weiß den südlichen Verteidigungsabschnitt zugewiesen erhielt. Anscheinend gelang es dieser Einheit, wenigstens zum Teil den Einschließungsring vor Ende der Kämpfe um die Innenstadt zu durchbrechen.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 06. Januar 2007, 16:56
An Scheinwerfern und Horchgeräten standen fast ausschließlich ,,Arbeitsmaiden", d. h. Angehörige des weiblichen Arbeitsdienstes. Sie waren in keiner Weise an den Kämpfen beteiligt. Das Communique 377 des Supreme Headquarters in Paris vom 20. April 1945 meldete, daß sich unter den 8.101 Kriegsgefangenen, die man innerhalb von 24 Stunden zwischen Heilbronn und Nürnberg gemacht hatte, drei Generäle, 150 Feuerwehrmänner und ,,a trainload of German women auxiliaries" befänden. Zu diesen ,,Wagenladungen" des weiblichen Wehrmachtsgefolges werden wohl auch die Arbeitsmaiden der Scheinwerferbatterien gehört haben, die nicht rechtzeitig Zivilkleidung angelegt hatten.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 06. Januar 2007, 17:07
1. Flak, einschließlich RAD-Flak,   etwa 3.500 Mann, davon ein großer Teil Ungarn und russische ,,Hiwis"

2. SS-Panzergrenadierregiment 38   400 Mann,

 3. Jagdgeschwader 104   etwa   500 Mann,

 4. Kampfgruppe Rienow   etwa   500 Mann,

 5. Sonstige Luftwaffenangehörige,
einschließlich Fallschirmjäger,   etwa   300 Mann,

 6. Reste der Infanterie- und Artillerieersatzeinheiten,
bei denen auch alle Versprengten usw.
eingegliedert waren   etwa   900 Mann,

7. SS-Nachrichten-Ausb. u. Ers. Abt. 1   etwa   200 Mann, ,

8. Volkssturm und Hitlerjugend-Panzervernichtungsbataillon
etwa   600 Mann,

9. Angehörige von verschiedenen Wehrmachtsdienststellen [Heimatpferdelazarett, Heeresbäckerei usw.]   etwa   600 Mann,

Gesamtzahl: etwa 7.500 Mann.

Wenn wir die Ausländer, d. h. Ungarn und ,,Hiwis" aus der Sowjetunion, abziehen, beträgt die Zahl der bei der Stadtverteidigung eingesetzten deutschen Soldaten etwa 5.000-6.000. Von diesen konnten sich etwa 1.000 Mann vor Beendigung der Kampfhandlungen durch den Ring der Belagerer nach Süden absetzen.

Oberst Cord von Hohe, der Führer der Panzerkampfgruppe XIII, meinte, als er von der Einsetzung Oberst Wolfs als Kampfkommandant erfuhr: ,,Er [Wolf] verfügt über eine bunte Speisekarte an Truppenteilen, vor allem auch der Luftwaffe, mit denen er diese Aufgabe niemals erfüllen kann.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 06. Januar 2007, 18:36
-Erlangen-eine Stadt wird gerettet(16.April 1945)
Am 9.April 1945 wurde Oberstleutnant Werner Lorleberg,ein im Ersten u.Zweiten Weltkrieg schwer verwundeter u.fronterfahrener Offizier,zum Kampfkommandanten ernannt.Sein Autrag war die Verteidigung der Stadt um jeden Preis.Darauf war er vereidigt worden.Dies erfuhr Prof.Dr.Wintz,der noch einmal versucht hatte,den Wehrkreisbefehlshaber Karl Weisenberger von der Unsinnigkeit der Verteidigung Erlangens zu überzeugen.
Am 12.April wurde erlangen der 352.Volksgrenadierdivision unterstellt.
Diese Division war völlig abgekämpft u.hatte vielleicht noch Bataillonsstärke,so daß sie keine Kräfte für die Verteidigung Erlangens abstellen konnte.Der Kampfkommandant blieb trotz der Unterstellung persönlich für die Verteidigung der Stadt verantwortlich u.mußte dem Führerbefehl vom 12.April gehorchen.Er hoffte wohl,daß zurückflutende Feldtruppeneinheiten in die Stadt kommen würden,mit denen dann eine Verteidigung möglich sei.Am Freitag,13.April,wurde Ritter von Schmidt auf Grund einer Denunziation verhaftet,nach Nürnberg gebracht und dort von einen Standgericht wegen Hochverrats zum Tode durch Strang verurteilt.Die Hinrichtung wurde auf Intervention des Stellvertetenden Gauleiters Holz vorläufig ausgesetzt.Am nächsten Tag wurde Holz vorgeführt,der ihn auf Grund der fürsprache hoher Persönlichkeiten auf Bewährung zur Verteidigung Erlangens entließ.Zu Fuß machte sich von Schmidt nach Erlangen auf u.erhielt wieder die Führung des Volkssturms im Norden Erlangens übertragen.
Die Nacht zum 16.April war unruhig.Der Artilleriebeschuß verstärkte sich durch die näher an die Stadt herangeführten Artillerieeinheiten u.richtete schwere Schäden an Erlanger Gebäuden an.
Noch war der Kampfkommandant entschlossen,die Stadt bis zum letzten zu verteidigen,obwohl ihm nur wenige Soldaten-Augenzeugen berichten von etwa 200-zur Verfügung standen.In den frühen Morgenstunden des 16. April 1945 rückten die amerikanische Vorauseinheiten zum Burgberg vor.Um diese Zeit rief der Stellvertretende Gauleiter Holz Lorleberg und den Oberbürgermeister an und teilte ihnen mit,daß eine SS-Division in Nürnberg zum Abmarsch nach Erlangen bereit stehe u.daß Erlangen unbedingt bis zu deren Eintreffen zu halten sei.Im Falle einer Übergabe würde er selbst den Kampfkommandanten u.den Oberbürgermeister an den Kandelabern vor dem Rathaus aufhängen.Gegen neun Uhr drangen die Amerikaner fast ohne Gegenwehr bis in die Rathsberger Straße vor und nahmen von einem Privathaus aus telefonische Verbindung mit Oberbürgermeister Ohly auf,sie forderten ihn auf ,die Stadt zu übergeben.Er sprach seine Bereitschaft dazu aus,sagte aber,daß nur der Kampfkommandant für den militärischen Widerstand zuständig sei.Der amerikanische Offizier stellte der Stadt ein Ultimatum von 20 Minuten.Sollte in dieser Zeit die Stadt nicht übergeben werden,so würde sie durch ein Bombergeschwader,das schon bereit stehe,vernichtet.Ohly beschwor am telefon den Kampfkommandanten in eindringlicher Weise,den Widerstand im Interesse der Zivilbevölkerung,besonders der Schwer-u.Schwerstverwundeten u.der Schwerkranken,einzustellen.Lorleberg kam eiligst zu Ohly ins Altstädter Rathaus,wo ihn der Bürgermeister nochmals den ohnehin sinnlosen Widerstand einzustellen.Seine Verpflichtung für die ihm anvertraute Stadt u.für seine Soldaten gab wohl den Ausschlag.Von dieser Minute der Entscheidung an tat er ohne Rücksicht auf seine Person zielbewußt u.entschieden alles,um Schaden von Menschen u.der Stadt abzuwenden.Drei Minuten vor Ablauf des Ultimatums,das inzwischen um 20 Minuten verlängert worden war,wurde mit dem amerikanischen Offizier telefonisch ein Treffen in der Spardorfer Straße vereinbart.Nach kurzer militärischer Begrüßung übergab der Kampfkommandant die Stadt.
Nach der Übergabe kehrte Lorleberg in die Stadt zurück und gab den ihm unterstellten Verbänden den Befehl,das Feuer einzustellen u.sich um 12.45 Uhr am Altstädter Rathaus zu sammeln.Fast alle Soldaten waren froh,daß für sie damit der Krieg zu Ende war.Nur eine Kampfgruppe in der Thalermühle weigerte sich,dem telefonisch durchgegebenen Befehl zu gehorchen.Lorleberg wußte,daß dies die getroffenen Vereinbarungen in frage stellte,und begab sich erneut zum amerikanischen Kommandeur,der ihm bedeutete,daß er so die Kapitulation nicht annehmen könne.Er drohte wieder,die Stadt durch Bomben u.Artillerie zu zerstören,falls der Widerstand nicht umgehend u.vollständig eigestellt werde.
Nun begann für Lorleberg der schwierigste u.zugleich der gefährlichste Teil seiner Mission.Ein SS-Führer u.etwa 120 Mann weigerten sich angeblich,den Kampf einzustellen.Wieder begleitete ihn polizeioberleutnant Fischer aus freien Stücken,ebenso fand sich ein Freiwilliger,der beide zur Thalermühle fuhr.Lorleberg ließ den Fahrer u.PKW an einer Gerberei in der Nähe der Mühle zurück u.ging mit Fischer den letzten Teil des Weges zu Fuß.An der Thalermühle stellte sich heraus,daß es sich bei den Durchhaltefanatikern nicht um einen SS-Offizier u.120 Mann handelte,sondern um einen jungen Leutnant der Wehrmacht und etwa 20 Soldaten.Lorleberg gab dem Führer der Kampfgruppe erneut den Befehl um den Widerstand einzustellen.Es kam zu einem heftigen Wortwechsel,in dem der Leutnant u.Angehörige der Kampfgruppe Lorleberg u.Fischer als Feiglinge und Verräter beschimpften und sich den Führerbefehl beriefen,der eine Kapitulation verbot."Schließlich warf der Leutnant Lorleberg einen Notizblock hin u. verlangte den Befehl schriftlich.Als dieser den Befehl ausgefertigt hatte,zeigte der Leutnant auf Fischer u.schrie:"Der soll auch unterschreiben!"Fischer unterschrieb.Dann verließen der Kampfkommandant u.sein Begleiter den Gefechtsstand.Vor dem Gefechtsstand sagte Lorleberg zu Fischer:"Rauchen wir zur Beruhigung eine Zigarette."Aber Fischer trieb ihn zur Eile.Er ging einige Schritte vor Lorleberg auf einem schmalen,von Büschen gesäumten Weg zum ludwigskanal.Noch bevor sie den Kanal erreicht hatten,fiel plötzlich ein Schuß.Fischer wandte sich um und sah Lorleberg am Boden liegen.Er sprang zu ihm u.konnte kein Lebenszeichen mehr erkennen.Fischer lief weiter in Richtung Kanal u.wurde von einem Pistolenschützen-sicher vom Mörder Lorlebergs-beschossen.Oberst Lorleberg war nicht sofort tot.Der Leutnant,ein Unteroffizier u.einige andere Angehörige der Kampfgruppe liefen zu dem am Boden liegenden u.sahen,daß dieser doch noch Lebenszeichen von sich gab.Der leutnant befahl einem Unteroffizier,dem Verwundeten den "Gnadenschuß"zu geben.Als dieser sich weigerte,setzte er seine Maschinenpistole auf die linke Brustseite Lorlebergs u.drückte zweimal ab.Der Leutnant stellte nach dem tode Lorlebergs den Angehörigen seiner Kampfgruppe frei,entweder in Zivil unterzutauchen oder in Richtung Süden zurückzuziehen.Als lorleberg bis zum Ablauf des Ultimatums um 13.55 Uhr nicht ins Rathaus zurückkam,begab sich Oberbürgermeister Ohly zum amerikanischen Kommandeur und äußerte die Berfürchtung,daß dem Kampfkommandanten etwas zugestoßen sein könnte.Er bat um Schonung der Stadt u.wollte für die Einstellung des Widerstandes die Garantie übernehmen.Lediglich an der Thalermühle werde noch Widerstand geleistet.Daraufhin beschoß amerikanische Artillerie diesen Bereich.Amerikanische Verbände rückten nun in die Stadt ein,ohne auf Widerstand zu stoßen.
Generalfeldmarschall Kesselring,der als Oberbefehlshaber West Lorlebergs höchster Vorgesetzter war,hat leider erst im Ruhestand dessen Verhalten indirekt gerechtfertigt,wenn er schon im Zusammenhang mit dem Kampf um Würzburg,als dort noch beachtliche Kräfte der Wehrmacht zur Verfügung standen ,schrieb,daß"dieser Kampf militärisch nicht zu verantworten war".Lorleberg hat schon am 16.April 1945 erkannt,was der Marschall erst Jahre nach dem Krieg einsehen wollte,und er hat das getan,was jener vorgibt,getan zu haben,nämlich sinnloses Blutvergießen und Zerstörung zu vermieden.Er hat Mut bewiesen,er hat sein Leben riskiert und es verloren.
Quelle:Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945 von Karl Kunze.
Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 12. Januar 2007, 22:09
Am 20.April 1945 war die Herrschaft der Nationalsozialisten in Nürnberg zu Ende: Amerikanische Truppen hatten das Stadtgebiet innerhalb von fünf Tagen unter ihre Kontrolle gebracht. Doch während die US-Soldaten ihre Siegesparade am Hauptmarkt abhielten, gab es noch letzte, verzweifelte Schießereien am Polizeipräsidium.


Es war eine Prestigeangelegenheit: Die US-Streitkräfte wollten rechtzeitig zu Hitlers 56. Geburtstag am 20. April die ,,Stadt der Reichsparteitage" eingenommen haben. Für sie war Nürnberg ein Symbol der Naziherrschaft. Die Verteidiger des einstigen ,,Reiches Schatzkästleins", das damals bereits schon vollkommen demoliert war, wollten dagegen nicht kapitulieren. Die vier Tage währenden Kämpfe wurden mit großer Härte geführt. Fast 1000 Menschen kamen ums Leben: 371 Zivilpersonen, 130 amerikanische Soldaten und mindestens 400 Angehörige der deutschen Truppen.

Für das sinnlose Blutopfer ist die nationalsozialistische Spitze Nürnbergs verantwortlich, insbesondere Oberbürgermeister Willy Liebel und der stellvertretende Gauleiter Karl Holz, der mit fanatischen Appellen den Widerstand so lange wie möglich aufrechterhalten wollte. Ein Funkspruch von Holz an Adolf Hitler macht dessen verbohrte, absolut engstirnige Haltung deutlich: ,,Mein Führer! Der Endkampf um die Stadt der Reichsparteitage beginnt. Die Soldaten schlagen sich tapfer und die Bevölkerung ist stolz und standhaft. Ich werde in dieser deutschesten aller Städte bleiben, kämpfen und fallen... Die nationalsozialistische Idee wird Sieger bleiben und alle Teufel überwinden."

Wie gefährlich das öffentliche Äußerns des Wunsches nach Frieden war, belegt unter anderem das Schicksal eines Nürnbergers: Er hatte am 20. April eine weiße Fahne in der Lorenzer Straße gehisst - dies war per Erlass vom 14. April verboten. Der Bürger wurde beim Heraushängen des weißen Tuches erschossen.

Die Amerikaner setzen eine gewaltige Streitmacht in Bewegung: Drei Infanteriedivisionen, zwei Panzerdivisionen und ein Panzeraufklärungsregiment - insgesamt 45 000 Soldaten - standen bereit, dazu Unterstützung aus der Luft. Auf der Gegenseite schätzten Fachleute die Zahl der Verteidiger auf etwa 6000 bis 7000 Personen. Die einzige Kampftruppeneinheit war aber ein SS-Regiment mit 500 Soldaten. Das übrige Aufgebot waren Jagdflieger und Personal der umliegenden Flugplätze, alte Flakschützen, die jüngsten Jahrgänge von Reichsarbeitsdienstmännern, Reste von Ersatztruppenteilen (meist Verwundete und Genesende), Volkssturm und Hitlerjugend, kurz: das letzte Aufgebot.

Rund um die Stadt waren 120 Flakgeschütze auf Betonsockeln montiert. Da die schwache Infanterie sie nicht sichern konnte, hatten sie nur einen geringen strategischen Wert. Rein zahlenmäßig betrachtet war es eine Frage der Zeit, bis der Widerstand der Deutschen gebrochen wurde. Dennoch beschreiben amerikanische Soldaten, wie schwierig es war, manche Häuserblocks einzunehmen und dass sie äußerst vorsichtig vorgehen mussten. Ein US-Kämpfer berichtet: ,,Es gibt auch die so genannten Vexier-Minen. Du kommst in eine Stube, und es liegt ein Revolver auf dem Tisch. Du hebst den Revolver auf und ziehst dabei an dem Draht, den Du nicht gesehen hast. Aber inzwischen hat es schon geknallt... Jedes Mittel ist recht. Jeder Trick wird angewendet."

Während die US-Army manche Stadtviertel wie die Rangierbahnhof Siedlung ohne einen Schuss abzugeben einnehmen konnte, rannte sie sich in anderen dagegen fest: An der Ringbahn bei Thon und zwischen Laufamholz und Mögeldorf kam es am 17. April zu   erbitterten   Gefechten.
Nach harten Kämpfen fiel Mögeldorf einen Tag später, dabei gingen etliche Häuser in Flammen auf. Im Süden war die Situation verworren: SS-Panzergrenadiere leisteten in vielen Häuserblöcken erbitterte Gegenwehr. Oft wurden bereits aufgegebene Straßenzüge zurückerobert und gingen anschließend wieder verloren.

Im Norden drangen die amerikanischen Einheiten relativ rasch bis zum Ring vor. Letztlich zog sich die Schlinge rund um die Altstadt von
Stunde zu Stunde stärker zusammen. Am 20.April fiel schließlich die Altstadt. Augenzeugen schildern ein erschütterndes Bild: ,,Die letzten Reste der Innenstadt brennen. Über allem - wie zwei Fackeln - die Türme von St. Sebald." In der Nähe der NS-Befehlszentrale, dem Palmenhofbunker, in den Ruinen des Polizeipräsidiums fanden die letzten Gefechte statt. Hier starben neben vielen anderen Oberbürgermeister Willy Liebel und der stellvertretende Karl Holz.
Quelle-Nürnberger Zeitung

Bild-Siegesparade der US-Soldaten in der Altstadt
Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 13. Januar 2007, 08:16
Vor 60 Jahren eröffneten die westalliierten Streitkräfte die größte Luftoffensive des Zweiten Weltkriegs. Unter dem Decknamen ,,Clarion" (Weckruf) zerstörten 10 000 Bomber Verkehrseinrichtungen in ganz Deutschland. Ziele dieser vernichtenden Angriffe waren am 22. und 23. Februar 1945 auch Ansbach, Neumarkt und Treuchtlingen.

ANSBACH/NEUMARKT - Der erste tödliche Schlag trifft am 22. Februar Ansbach. An diesem sonnigen Vorfrühlingstag heulen um 11.45 Uhr die Sirenen. Wie in anderen kleineren Städten flüchten nur wenige Ängstliche in die Luftschutzkeller, denn bisher hatten alle Luftangriffe vor allem den Großstädten und kriegswichtigen Industrieanlagen gegolten. Passanten beobachten neugierig die fast in Parade-Formation von Nordwesten her anfliegenden Bombergeschwader.

Der Bomberstrom scheint langsam zu versiegen, als eine Gruppe von Flugzeugen im Südosten plötzlich wendet und Kurs auf Ansbach nimmt. Die jungen Flakkanoniere am Bahnhof feuern mit ihren Zwillings- und Vierlingsflaks auf die anfliegenden Staffeln, was das Zeug hält.

Um 12.10 Uhr öffnen sich über dem Bahngelände von Ansbach die Bombenschächte und Hunderte von 250und 500-Kilo-Bomben hageln mit infernalischem Geheul in die Tiefe. Als die Flugzeuge nach 20 Minuten abdrehen, steht über dem Süden der Stadt eine riesige schwarze Rauchwand, aus der haushohe Flammen schlagen. Das ganze Bahnhofsgelände gleicht einer Mondlandschaft.

Schauriges Bild

Den Wehrmachtsangehörigen, Luftschutzhelfern, Feuerwehrleuten und Rotkreuzlern bietet sich ein schauriges Bild: Ganze Häuserreihen liegen in Trümmern, die Bahngleise ragen wie Streichhölzer aus dem Boden. Dazwischen liegen Leichen, stöhnende Verwundete und auch Kranke, denn auch das Krankenhaus ist beschädigt. Für die Einsatzkräfte beginnt ein Wettlauf mit dem Tod, als sie sich bemühen, die Verschütteten aus den Trümmern zu bergen. Die Hilfskräfte werkeln auch am folgenden Tag noch, als der deutschsprachige BBC-Sender eine Fortsetzung der Bombardements ankündigt. Tausende Ansbacher fliehen daraufhin schwer bepackt in nahe gelegene Felsenkeller oder benachbarte Dörfer.

Am 23. Februar um 10.30 Uhr taucht ein einzelnes US-Flugzeug über Ansbach auf und setzt Rauchzeichen für die nachfolgenden Bomberstaffeln. Die kommen eine Stunde später. Und wieder hagelt es. Sprengbomben schweren Kalibers. Sie treffen Bahnhof, Postamt und Hofgarten, pflügen sogar den Friedhof um und hinterlassen in den benachbarten Straßen eine Spur der Verwüstung.

Flucht in den Bunker

Fast zur gleichen Zeit ist Treuchtlingen an der Reihe. In der kleinen ,,Eisenbahnerstadt" an der Altmühl verlässt gerade ein Munitionszug den Bahnhof, als sich die erste Bomberwelle nähert. Gleichzeitig fährt ein Fronturlauber-Schnellzug ein. Als der erste Bomberpulk Ziel auf das Bahnhofsgelände nimmt, flüchten Soldaten und zivile Fahrgäste in die Unterführungen und in den Bahnhofsbunker.

Die Bomben der ersten Flugzeuggruppe zerpflügen hauptsächlich die Altmühlauen. Dafür trifft die zweite Angriffswelle umso gründlicher: 150 Sprengbomben detonieren im Bahngelände, zerschlagen die Bahnunterführungen und den Bunker und begraben Hunderte von Menschen unter den Trümmern. Kurz darauf verwüstet
eine dritte Gruppe US-Bomber Straßenzüge zwischen Bahnhof und dem Gasthaus zur Krone.

Die Hilfskräfte finden in den Unterführungen zum Teil nur noch im Tod zu Klumpen geballte Menschengruppen vor, die sie nur mit äußerster Kraft aus den Trümmern bergen können. Noch Jahre später werden Opfer dieses Bombenteppichs bei Ausgrabungsarbeiten entdeckt.

Um 11.20 Uhr erlebt auch Neumarkt sein erstes Bombendrama. Hier greifen 74 viermotorige US-Bomber vom Typ B 17 (Fliegende Festung) der 8. Luftflotte die Bahnanlagen und angrenzenden Industriebetriebe an. In drei Wellen werfen die Flugzeuge innerhalb von zwölf Minuten 845
Bomben mit je 250 Kilo Sprengsatz auf das Gelände zwischen Bahnhof, Galgenhügel und Ingolstädter Straße ab.

Sie treffen Bahnhof, Gleisanlagen, Expreßwerk, eine Holzfirma und bringen zwei Gaskessel der Stadtwerke zur Explosion: 3.000 Kubikmeter Wasser ergießen sich wie eine Sturzflut auf die angrenzenden Häuser. Die Bomben walzen auch Baracken von ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen nieder. Die schlimmste Tragödie spielt sich auf dem Bahnhofsvorplatz ab. Dort werden ungarische Flüchtlinge, deren Zug im Neumarkter Bahnhof steht, in einem Splittergraben verschüttet.
Die Rettungskräfte können die meisten der Verschütteten nicht mehr
lebend bergen. Da die rund 400 ungarischen Flüchtlinge nicht registriert waren, lässt sich die Zahl der Toten von Neumarkt nicht genau feststellen.

Die Bilanz der vier Angriffe vom 22. und 23. Februar 1945 auf die drei Städte: Über 1.600 Tote und mehr als 2.500 Verletzte. In Ansbach sterben 522 Menschen, in Treuchtlingen verlieren 586 Menschen ihr Leben, darunter 117 Einheimische. In Neumarkt finden etwa 500 Menschen ihr Grab, darunter 25 Stadtbewohner und deutsche Reichsbahn-Fahrgäste.
Einige Tage später kreist ein US-Aufklärer über Neumarkt, fotografiert die Schäden und meldet in einem ,,Geheimbericht" stolz: ,,Sehr gute Resultate".

Quelle-Nürnberger-Zeitung
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 27. Januar 2007, 20:52
In den Bunkern wohnt das Grauen

Wer das Bomben-Elend ganz erschauen will, muß in diesen Tagen durch die Bunker gehen. Es darf ihn nicht verdrießen, wenn er die 70 Stufen am Webersplatz hinabsteigen und wieder hochklettern und diese in die Oberschenkel gehende Prozedur am Paniersplatzbunker, in den Bunkern am Lorenzer Platz und am Laufer Tor wiederholen und schließlich auch die fünfzig Treppen im eiskalten Bierkeller der Tucherbrauerei an der Bayreuther Straße nehmen muß.

In diesem unterirdischen Nürnberg wohnt das Grauen. Hier fristen die Ausgebombten der letzten Großangriffe ihr nacktes Leben. Hier müssen sie wohnen, hausen, schlafen, essen. Sie sind zu Höhlenmenschen geworden. Vielfach in ganzen Familien, Frauen mit Kindern und Männern, die keine Beziehungen zum flachen Lande haben und es nicht übers Herz bringen, um Asyl bettelnd von Haus zu Haus zu gehen. Auch solche Nürnberger findet man hier, die die alte Heimat um keinen Preis der Welt verlassen, weil sie hier zu Hause und im Schatten der Lorenzkirche und der Kaiserburg aufgewachsen sind. Manche, die gerne fort wollen, dürfen auch nicht fort. Man läßt sie nicht weg, weil sie - wenn auch in untergeordneter Position - bei der wenigen Arbeit, die noch zu leisten ist, unentbehrlich sind.

Andere allerdings haben es leichter. Allabendlich schlurcht heimlich und lautlos eine lange Autokolonne aus der zerschlagenen, mißhandelten Stadt. Sie fährt in westlicher Richtung. In den schnittigen Wagen und Omnibussen sitzen die Potzöbersten. Sie haben keine Lust, ihr teures Leben im Bombenregen aufs Spiel zu setzen. In Schloß Schwarzenberg bei Oberscheinfeld steigen sie ab. Dort verbringen sie von Sirenengeheul und krepierenden Minen nicht gestörte Nächte. Die Bauern der am Fuße des Schloßberges liegenden Dörfer sprechen und klagen ganz offen darüber, daß man droben im Schloß trotz der Schwere der Zeit manchmal noch durchaus ,,zeitgemäße" Orgien feiert.

Daher die im Volksmund umgehende, mitten ins Schwarze treffende Wendung: ,,Das Auto des Gauleiters nähert sich dem Stadtgebiet - es ist mit baldiger Entwarnung zu rechnen... !"

Nicht einem einzigen frischen Gesicht begegnet man in den Bunkern. Man hört kein Lachen, sieht kein Lächeln. Freude und Frohsinn sind erstorben. Im Antlitz dieser Menschen spiegelt sich das Grauen. Ihre Züge sind zerfurcht - zerfurcht wie die Straßen und Plätze und Gassen der Altstadt und neuerdings auch der Vorstädte. Entsetzen, Furcht, Angst, Entbehrung, unsägliche Not und Sorge stehen in aller Augen geschrieben.

Es riecht nach Menschen in den Bunkern. Trotz Ventilation. Kein Wunder ... ! Seit Wochen sind diese Nürnberger nicht mehr aus den Kleidern gekommen. Sehr häufig tritt eine besondere Erscheinung auf: Der Schreck beim Sirenengeheul geht vielen nicht nur in die Ohren, sondern auch in die Hosen. Die Darmnerven vertragen es nicht mehr. Und die Bunkermenschen haben kaum ein zweites Hemd zum Wechseln, Körperpflege ist Luxus geworden. Wer kann heute noch ein Bad nehmen ... ? Wer hat soviel Holz oder Kohlen übrig? Wer hat überhaupt noch eine Badewanne ... ? Im Bunker lebende Frauen führen ihre Kinder jetzt in den ersten Märztagen hinunter zur Pegnitz, um ihnen wenigstens wieder einmal die Dreckkruste von der Haut ohne Seife wegschaben zu können. Gottlob, die vom Himmel lachende Sonne macht schon etwas warm... !

Diese Atmosphäre wirkt sich aus. Sie ist für viele nicht mehr tragbar. Immer wieder trägt man einen Toten die 70 Stufen hoch, erzählen die Bunkerwarte. Aber manch neuer Nürnberger erblickt auch hier unten das Licht der Welt. Und dort ... ! Das Ehepaar aus der ... straße hat sich in den fünf Dezennien seines Ehelebens wohl kaum jemals träumen lassen, daß es das Fest der ,,Goldenen Hochzeit" einmal viele Klafter tief unter dem Nürnberger Pflaster feiern werde ... !

Ober diese Goldene-Hochzeits-Feier brachte die Streicherzeitung sogar einen Bericht, in dem gesagt ist, daß dem jubelpaar kleine Geschenke überreicht wurden und daß sie mit ,,Heil Hitler" ihren Abschluß fand.

Angesichts der herrschenden Zustände wächst die Erbitterung zusehends. Die Volksseele kocht, aber sie läuft nicht über. Dem Gauleiter aber geht die Galle über. Noch immer spricht er vom unausbleiblichen Endsieg und von der sagenhaften kriegsentscheidenden Wunderwaffe. Daran glaubt keine alte Katze mehr.

Die Nürnberger lassen sich mit diesem Endsieg- und Wunderwaffenmärchen keinen Bären mehr aufbinden und sprechen es offen aus, daß es sich um nichts anderes handelt als um eine kriegsverlängernde Propaganda.   
In den letzten Tagen bogen draußen in Herrnhütte viele mit hohen Luftwaffen-Offizieren besetzte Autos von der Bayreuther in die Ziegelsteinstraße ab. Man spricht davon, daß in der Buchenbühler Barackenkaserne Görings Luftwaffenministerium Unterschlupf gefunden habe.

Quelle-"Ich sah wie Nürnberg unterging!(Tatsachenberichte)von F.Nadler

Bild-Ganz im Hintergrund erkennt man den Sinwellturm.Die Aufnahme zeigt den vorderen Spitalhof gegen Norden.

Grüße
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Sa, 27. Januar 2007, 21:58
Nürnberg ist vollkommen eingeschlossen. Die Städte Lauf und Altdorf wurden am 17. April von den Amerikanern kampflos besetzt, die - über die Autobahn kommend - am Tag vorher schon Leinburg und Fischbach eingenommen hatten. Doch in Neumarkt tobten erbitterte Kämpfe. Diese Stadt wechselte wiederholt den Besitzer und ging dabei in Schutt und Asche auf. Dabei kamen die Amerikaner vorübergehend in eine kritische Situation. Sie wurden wiederholt zurückgeschlagen.

In Oberferrieden gingen im Verlauf erbitterter Kämpfe 65 Häuser in Flammen auf. Auch in Ochenbruck leistete SS erbitterten Widerstand. Tiefflieger wurden eingesetzt und verwandelten die Ortschaft in ein Meer von Rauch und Flammen.

Auch in Burgthann gab es harte Kämpfe. Das untere Dorf verbrannte. Sechs Burgthanner verloren das Leben. Diese Ortschaft war am 16. April von den Amerikanern besetzt worden. Sie hatten beim Angriff die Panzersperren mit sechs Spähwagen zusammengewalzt. Dann befahlen sie dem Bürgermeister Andreas Fischer dafür zu sorgen, daß im Dorf vorhandene Waffen abgeliefert und weiße Fahnen gehißt werden. Der Befehl wurde vollzogen.

Anderntags besetzten Teile der SS-Division ,,Götz von Berlichingen" die Ortschaft wieder, deren Offiziere den Einzug der weißen Fahnen befahlen und erklärten, daß der Bürgermeister aufgehängt werde. Dieser verteidigte sich und brachte zum Ausdruck, daß es eine Schande sei, einen Mann aufzuhängen, der nur das Beste gewollt und seinen einzigen Sohn für das Vaterland geopfert habe. Der SS-Führer aber erwiderte, der Bürgermeister hätte das Dort verteidigen müssen, dann wäre er eines heldischen Todes gestorben, jetzt müsse er eines schändlichen Todes sterben. Fischer hauchte unter einem Bauch- und drei Kopfschüssen sein Leben aus.

Damit war also die grauenhafte Drohung des Gauleiters und Reichsverteidigungskommissars Karl Holz in unmittelbarer Nähe Nürnbergs in die Tat umgesetzt worden. Von der Propaganda aber wurden die militärisch eigentlich nichtssagenden kleinen Erfolge bei Neumarkt, Oberferrieden und Burgthann weidlich ausgenutzt. Es ging von Mund zu Mund, von Ohr zu Ohr: ,,SS-Divisionen sind von Neumarkt her im Anmarsch und werden mit Wunderwaffen Nürnberg entsetzen... " Und tatsächlich: In Nürnberg standen geländekundige Männer zur Verfügung, die den SS-Formationen die Wege zeigen sollten. Angesichts dieser Gerüchte sattelten viele Nürnberger, die ähnliches auf dem Kerbholz hatten wie der Bürgermeister von Burgthann, ihre Räder, um rechtzeitig abhauen zu können, falls der Entsatz Nürnbergs tatsächlich zur Wahrheit werden sollte.

(Anmerkung: Der für die Erschießung des Burgthanner Bürgermeisters verantwortliche SS-Obersturmbannführer Karl Heinz Müller aus Saarbrücken stand 1956 in Nürnberg vor Gericht und wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Bei der 1958 ebenfalls in Nürnberg durchgeführten Revisionsverhandlung wurde er freigesprochen. - Im Laufe dieser Verhandlung verriet eine ganz einfache Burgthanner Bäuerin, wie sie das Problem der weißen Fahnen" ganz einfach löste. Sie hängte weiße Windeln zum Fenster hinaus. Damit hatte sie den Anforderungen der Amerikaner entsprochen. Und als dann wieder die SS kam und den Einzug der weißen Fahnen anordnete, ließ die Frau unbekümmert die weißen Flecke vor dem Fenster hängen, mit dem Hinweis, daß das ja die Windeln ihres Säuglings seien. Weder "Ami" noch SS-ler merkten, daß sie von der listigen Bauersfrau an der Nase herumgeführt wurden.)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Mo, 05. Februar 2007, 20:30
Doch das, mit dem man nicht gerechnet hatte, wurde Ende Februar 1945 zur traurigen Wirklichkeit. Ansbach geriet als einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte Süddeutschlands unter den Bombenhagel und wurde Ziel des strategischen Luftkrieges. Dieser wurde vorwiegend mit schweren viermotorigen Bombergeschwadern geflogen, den sogenannten ,,Fliegenden Festungen", und stand im Gegensatz zum ,,taktischen Luftkrieg" in keinem direkten Zusammenhang mit den Aktionen des alliierten Landheeres.

Genau am Donnerstag, den 22.2.1945, zugleich 213. Geburtstag von George Washington, begannen die Alliierten unter dem Kennwort ,,Clarion" ihre gewaltige Luftoffensive gegen das deutsche Verkehrsnetz, wie man es in diesem Ausmaß bisher noch nicht erlebt hatte. Ungefähr 10.000 Bomber beteiligten sich insgesamt von Stützpunkten in Großbritannien, Frankreich, Belgien, Holland und Italien aus an dem Zerstörungswerk. Ansbach sollte bereits am 22.2.1945 angegriffen werden, obwohl der Hauptschlag gegen die nordbayerischen Bahnhöfe erst am 23.2.1945 erfolgte.

1. Bombenangriff

Es war um die Mittagszeit, als Voralarm in Ansbach gegeben wurde. Zu Beginn des Jahres 1945 war dies schon eine alltägliche Sache und hat so gut wie niemanden mehr in Aufregung versetzt. Beobachtete man doch schon jeden Tag die anglo-amerikanischen Bomber, die wie zur Parade über die Stadt flogen, um in Nürnberg, München und Augsburg ihre Ladung abzuwerfen. Einen Angriff auf Ansbach hielt man für ausgeschlossen. Der 22. Februar war ein Vorfrühlingstag wie im Bilderbuch. Am strahlend blauen Himmel glänzten die ,,Fliegenden Festungen" der US-Streitkräfte mit ihren Begleitjägern über sich wie Silberfische. Um 11.38 Uhr registrierte der vom örtlichen Luftschutz auf dem Herrieder Tor eingesetzte Beobachter die ersten Pulks Feindflugzeuge (ca. 12-18 Stück) über der Stadt. Gegen 11.40 Uhr rückten weitere starke Verbände an. Es war unschwer zu erkennen, dal3 sie ihre verderbenbringende Last noch nicht abgeladen hatten. Was auffiel war, dal3 sie außerordentlich niedrig flogen; kaum mehr als 2.500 Meter über dem Boden. Sie kamen nahezu alle aus Nordwest und flogen nach Südost in Richtung München. ,,Die fliegen herum, als wären sie hier zu Hause" hieß es unter der Bevölkerung gelegentlich. Inzwischen wurde gegen 11.45 Uhr Fliegeralarm gegeben; die Sirenen heulten von den Dächern. In dem Glauben, daß die Bomber ohnehin München oder Nürnberg anfliegen würden, gingen nur einige Leute in die Luftschutzkeller. Ein Bomberpulk nach dem anderen zog über Ansbach hinweg und plötzlich kehrte einer um und flog in enger Angriffsformation mit der Sonne im Rücken entlang der Bahnlinie.

Der Angriff wurde generell von Osten her geflogen, damit die Piloten durch die Sonne nicht geblendet wurden.

Dabei hatte Ansbacb noch Glück im Unglück, daß sich die Bahnlinie von Ost nach West erstreckte. Die Verbände konnten so ihre Bombenlast in Reihenwürfen ziemlich genau plazieren. Bei süd-nördlich verlaufender Bahnstrecke - wie z.B. in Kitzingen - wären die Zielgebiete sehr klein gewesen und die Stadt selbst in weit größerem Maße in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die Kanoniere mit der 2cm-Flak auf gepanzerten Güterwaggons - zumeist blutjunge Kerle - nahmen den ungleichen Kampf gegen die herannahenden Bomber auf; von der deutschen Luftabwehr war weit und breit nichts zu sehen. Bei den sich im Anflug befindenden Kampfmaschinen waren die Bombenklappen bereits geöffnet und die Uhr stand auf 12.10 Uhr, als die ersten Bomben fielen. Der Boden erbebte, das Krachen und Bersten war unvorstellbar. Die ersten Bomben fielen im Gebiet der Würzburger Vorstadt, im Schmetzer-Viertel und in der Nähe der Hindenburgkaserne. Etwas später dienten Krankenhaus, Fleischwerke Schafft, Güterbahnhof, Bekkenweiher, Bleidornkaserne und Schalkhausen als Angriffsziele. Danach erfolgten Einschläge in Steinersdorf, auf dem Bocksberg und am Bahngleis zwischen Ansbach und Wasserzell.

Im Archiv der 8. US-Luftflotte in Washington DC sind Planung und Verlauf des Angriffs auf Ansbach genauestens dokumentiert. Insgesamt beteiligten sich 143 Bomber mit vollständigem Jagdflieger-Geleit der 8. US-Luftflotte aus dem Verband der 3. US-Luftdivision. Der Angriff selbst verlief in 2 Wellen in einem Abstand von ca. 20 Minuten. Er dauerte genau von 12.13 Uhr bis 13.15 Uhr. Amerikanischen Berichten zufolge zählten ihre Beobachter während der 1. Welle fast -150 Explosionen bei 1680 abgeworfenen Bomben. Man hielt sogar genau fest, wo die einzelnen Explosionen gesichtet wurden. Dies liest sich dann so: ,,Bahnhof: Zwei Schwerpunkte, im ganzen mindestens 150 Explosionen 150 yards östlich, die sich nördlich und südlich des Bahnhofs ausdehnen, fünf Treffer auf den Schienen Lind mehrere Einschläge auf benachbarte fabrikähnliche Gebäude und Straßen". Danach war eine Aufzeichnung wegen der dichten Rauchentwicklung nicht mehr so präzise möglich. Primär waren sie auf Bahnhof und Schienenstränge gerichtet.

In einer Stunde war alles vorbei, Viele glaubten, es wären Stunden vergangen, als sie sich aus den Luftschutzkellern quälten. Was sich ihnen dann bot, war ein Bild des Schreckens. Der ganze Süden Ansbachs war eine schwarze Wand, dazwischen haushohe Flammen. Überall sah man enorme Rauchwolken zum Himmel aufsteigen. Bombenkrater taten sich auf, in denen ein Einfamilienhaus Platz gehabt hätte. Das Bahnhofsviertel glich einer Mondlandschaft. Durch zielsichere Bombenwürfe am westlichen und östlichen ,,Kopf" des Bahngeländes und auf die Brücken in und außerhalb der Stadt war die wichtige Nachschublinie Nürnberg-Crailsheim blokkiert. Es gab kein ,,Ein" noch ,,Aus" für die Unzahl an Vieh-, Munitions-, Militär-, Verpflegungs- und Güterzügen. Entlang der Bahnlinie war alles nahezu verwüstet. Etliche Menschen lagen tot auf der Straße: ein kleiner Säugling in blauem Strampelanzug, eine Frau mit dein Kochlöffel voll Teig noch in der Hand. Von den Flaksoldaten am Bahnhof war nichts mehr übrig; Sie Wurden von einem Volltreffer zerrissen. Unter den Blindgängern, die in den Straßen und Häusern herumlagen, fanden sich auch deutsche Beutebomben in der afrikabraunen Farbe.

Jetzt galt es, zu retten, was noch zu retten war. Feuerwehr, Rotes Kreuz, Luftschutz, Militär und Polizei rückten aus, um Verschüttete vor einem qualvollen Erstikkungstod zu bewahren. Die Geretteten wurden in den Keller der Luitpoldschule gebracht, der als Ausweichspital diente, weil auch das Krankenhaus einen schweren Treffer abbekommen hatte. Die Lösch- und Aufräumungsarbeiten sowie das Bergen der Verschütteten und das Versorgen der Verwundeten dauerten noch den Tag über und die ganze Nacht. Es wurde gearbeitet bis zum Umfallen. Was viele zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußten war, daß der schlimmste Angriff noch bevorstand.

Quelle-Stadt Ansbach (D.Fitz)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 09. Februar 2007, 19:56
2.Bombenangriff

Am Morgen des 23. Februar um 6 Uhr früh gab der BBC-London in deutscher Sprache die Bombadierungen vom Vortag bekannt. Es hieß, daß Bahnanlagen im nord-, mittel- und süddeutschen Raum mit großem Erfolg bombardiert wurden. In der langen Aufzählung der bekannten Knotenpunkte war namentlich auch Ansbach erwähnt. Die Meldung schloß mit den Worten: ,,Die Angriffe werden heute fortgesetzt". Es war wohl eines der wenigen Luftunternehmen, die vorher angekündigt wurden. Obwohl es sicher nicht allzu viele waren, die Feindsender abhörten und dafür Kopf und Kragen riskierten, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer. Auch die, die BBC nicht gehört hatten, wußten bald: Die Bomber kommen heute noch einmal und werden ganz Ansbach zerstören. Mag man dies interpretieren als eine aus humanitären Gründen erfolgte Warnung für die Bevölkerung oder als psychologische Kriegsführung der Alliierten mit dem Ziel, Schrecken zu verbreiten und das Chaos durch eine eventuelle Entvölkerung der Stadt noch größer zu machen. Dieselbe Frage stellt sich bei dem mysteriösen Ereignis ca. 1 Stunde vor dem 2. Bombenangriff auf Ansbach, als ein feindliches Flugzeug mit Kondensstreifen eine riesige ,,8" am tiefblauen Himmel ,,malte" und zudem durch Rauchbomben Markierungen in bestimmten Gebieten der Stadt setzte. Wenn auch vielleicht heute dies noch viele als weitere Warnung an die Einwohner deuteten - ,,Das soll Achtung heißen" hörte man überall - so ist doch wahrscheinlicher, daß es sich dabei um einen sogenannten ,,Pfadfinder" gehandelt hat, der Ansbach als Ziel markierte. Dies ist naheliegend, da die zu hunderten auf sogenannten Bomberstraßen in das Reichsgebiet einfliegenden Bomber dann genau wußten, welches Ziel sie anzusteuern hatten. Bei Nacht verwendete man als Zielmarkierung die sogenannten ,,Christbäume", die man von Ansbach aus oft bei Angriffen auf Nürnberg beobachten konnte. Tatsache ist jedenfalls, daß der, der nicht unbedingt zum Bleiben gezwungen war, die Stadt so schnell wie möglich verließ. Tausende zogen auch mit Sack und Pack in die Felsenkeller zwischen Ludwigshöhe und Nußbaumberg. Die Stadt glich einem Ameisenhaufen. Der größte Teil jedoch floh mit Handgepäck Lind Leiterwagen in die Wälder und Dörfer der Umgebung. Allen voran die Parteibonzen.

Die Brände entlang der Bahnlinie glommen noch, viele Tote lagen noch ungeborgen unter den Trümmerhaufen, als um 10.50 Uhr erneut Fliegeralarm ausgelöst wurde. Die ,,8", die immer noch deutlich über Ansbach auszumachen war, wies den 109 angreifenden Bombern den Weg.

Sie flogen von Südosten an und schwenkten dann schnurgerade in die Bahnlinie ein. Volle 30 Minuten lang - von 11.13 Uhr bis 11.46 Uhr - prasselten die silbrig blitzenden 250- und 500-Kilo-Sprengbomben auf Ansbach. Immer wieder flogen neue Verbände an, warfen zuerst Abwurfzeichen und danach Bomben. Dazwischen war Maschinengewehrfeuer zu hören und vereinzelt lieferten sich ,,eine Hand voll" deutsche Abfangjäger vom Typ FW und Me 109 an der Peripherie der Stadt Luftkämpfe mit den alliierten Maschinen. Die Begleitjäger waren meist sofort da und drängten die deutsche Luftwaffe schnellstens ab. Die Bomber zerpflügten den Bahnhof, den Hofgarten und große Teile des Stadtfriedhofs. Besonders zerbombt wurde die Bahnhofstraße. Das Postamt war nur noch ein Trümmerhaufen. Getroffen wurden auch Karlsplatz, Bischof-Meiser-Straße, Schalkhäuser Straße und das ,,Beamtenviertel".

Man mag sich kein Bild von der Verwüstung machen, die sich den in Ansbach gebliebenen Bewohnern beim Verlassen der Luftschutzkeller bot. Es waren zwar fast 500 Bomben weniger abgeworfen worden als am Vortag, doch trafen die anderen 1188 Sprengkörper aus amerikanischer Sicht wesentlich besser. Über dem Bahnhofsgelände befand sich eine riesige Rauchwolke. Überall loderten Brände. In diesem Gebiet zählte man allein 300 Bombentrichter. So furchtbar wie hier sah es nirgendwo aus. Vom Bahnhof war so gut wie nichts mehr da. Die hunderte von Waggons, die mit Lebensmitteln, Vieh, Waffen und Munition beladen waren, stellten ein Gewirr von Planken, glühendem Stahl und Eisen dar. Die Eisenbahnschienen hatten sich wie Haarspangen verbogen oder standen meterhoch in den Himmel. In den zerbombten sechs Splitterschutz- und Deckungsgräben kamen eine Vielzahl von Einheimischen und vielen anderen Reisenden ums Leben, für die der Bahnhof Ansbach im wahrsten Sinne des Wortes zur ,,Endstation" wurde. Das Befehlsstellwerk sowie der gesamte Gleisanlagenkomplex waren vernichtet, ca. 500 Güter- und Personenwagen unbrauchbar gemacht. Für die Instandsetzung wenigstens eines der ehemals insgesamt 18 Personenzug-, Güterzug-, Abstell- und Ladegleise sollte man schließlich eine ganze Woche benötigen. Von den Treppenaufgängen, Unterführungen und Bahnsteigen war überhaupt nichts mehr zu sehen. Ein Augenzeuge meinte hierzu: ,,Wer das nicht miterlebt hat, kann sich die Verheerungen nicht im mindesten vorstellen ( ... )

Personenwagen standen senkrecht in die Höhe ...
Güterwagen lagen schwerbeschädigt übereinander ...
Gleisstücke waren weit weg geflogen` . . . Eine Weiche war auf ein Haus in der Nähe geschleudert worden ...
vom Bahnhof keine Spur mehr . . ..

Nach Meinung von Experten hatte Ansbach nach Hamm in Westfalen den schwerstzerstörten Bahnhof ganz Deutschlands. Die Bahnhofstraße war vollkommen zerstört. Die Bomben waren bis zum Beckenweiher und zum Tonwerk gefallen. Alle Wohngebiete entlang der Gleisanlagen waren schwer getroffen. Die Industriebetriebe Oechsler, Schmetzer und Bächner sowie das Fränkische Überlandwerk erlitten Totalschäden. In den Kellern der komplett vernichteten Post kamen 17 Angestellte ums Leben. In der Kraterlandschaft des Hofgartens steckten wie Streichhölzer 15 Meter lange Eisenbahnschienen. Sie müssen mit ungeheurer Wucht mehr als hundert Meter durch die Luft geschleudert worden sein. Eine Zeitzeugin erzählte, daß die Leute, die dort Schutz suchten, regelrecht auf die Bäume ,,geflogen" sind. Am Heilig-Kreuz-Friedhof wurden halbverweste Leichen und Skelette aus ihren Gräbern gerissen. Sargtrümmer und Leichenteile lagen überall verstreut. Kränze und Schleifen fand man sogar in der Triesdorfer Straße. Es kursierte damals der Spruch, daß die Toten zweimal beerdigt wurden.

Die Altstadt und das Markgrafenschloß blieben zwar von den Bomben verschont, jedoch forderten die beiden Angriffe auch unter den geschichtlich bemerkenswerten Bauten der Residenzstadt Tribut. Teile der von Leopold Retty und Johann David Steingruber im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts geplanten und erbauten ,,Neuen Anlage" wurden erheblich getroffen. Totalverluste entstanden in der Karolinenstraße und Bischof-Meise-rStraße, deren Gebäudebestand noch in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts zurückreichte. Das Haus Nr. 6 am Karlsplatz, dem städtebaulichen Mittelpunkt der ,,Neuen Anlage" und Sitz der Kreisleitung, erlitt schwere Schäden. Jedoch konnte der Platz unter Wahrung der architektonischen Geschlossenheit wiederhergestellt werden. Die Zerstörung des Zocha-Schlößchens bedeutete den vielleicht größten Einzelverlust. Auch die Orangerie erlitt erhebliche Beschädigungen. Die 1724 angepflanzte Lindenallee im Hofgarten mußte zum Teil neu angelegt werden. Die beiden Rundtürme an der Südbegrenzung des Hofgartens (Ecke Bahnhofstraße/Bischof-Meiser-Straße und weiter unten in der Bahnhofstraße) aus dem frühen 16. Jahrhundert wurden vollständig vernichtet. Im Volksmund trugen sie die Bezeichnung ,,Runder Turm" oder ,,Dicker Turm" sowie ,,Hundsturm". Der Luitpoldbrunnen stand auch nicht mehr. Damit sind aber noch lange nicht alle Verluste und Schäden an historischen Bauten aufgezählt"'.

Die gesamte Strom-, Gas- und Wasserzufuhr war zunächst unterbrochen und blieb in den am stärksten betroffenen Stadtteilen auf Monate gesperrt. Die Zeitung hatte ihr Erscheinen vorübergehend eingestellt, auch der Radioapparat funktionierte nicht. Man war sozusagen von der Außenwelt total abgeschnitten. Und täglich überflogen neue Bomberschwärme die Stadt. Was vorher die schrillen Sirenen nicht fertigbrachten, vermochten jetzt ,,wehklagende Handsurren". Beim ersten Ton griff jeder zu seinem Handgepäck und verschwand im Bunker.

Die Verluste an Menschenleben waren diesmal nicht so groß wie am Vortag, als das Inferno unerwartet über Ansbach kam; diesmal war man gewarnt. Dennoch haben die beiden Bombenangriffe ganze Familien hinweggerafft. Am meisten kamen in der Bahnhofstraße 37, am Bahnhofsplatz 4, Crailsheimstraße 12, Kraußstraße 8 und Karolinenstraße 12 ums Leben. Allein in der Gneisenaustraße waren 18 Tote zu beklagen. Bombentote wurden insgesamt in folgenden Straßen registriert: Bahnhofstraße, Bahnhofsplatz, im Bahnhof selbst, Beckenweiherallee, Bischoffstraße, Charlottenstraße, Crailsheimstraße, Draisstral3e, Überlandwerk, Dombachstraße, Endresstraße, Falkenweg, Feuchtwanger Straße, Fischerstraße, Gneisenaustraße, Hardenbergstraßc, IleiligKreuz-Straße, im Hofgarten, Innere Oberhäuserstraße, Bischof-Meiser-Straße, Karolinenstraße, Knebelstraße, Kraußstraße, Markgrafenring, Oberhäuscrstraße, Quaststraße, Schalkhäuser Straße, Schenkstraße, Stahlstraße, Thomasstraße, Turnitzstraße. Darüberhinaus gab es noch verschiedene Fundorte mit zum Teil nicht identifizierten Leichen. Nach den Angaben eines Zeitzeugen sollen die Jagdbomber einen Tag später, am 24.2.1945, nochmals zurückgekommen sein und in der Gartenstadt Schaden angerichtet haben .
Quelle-Stadt Ansbach (D.Fitz)
Bild 1.Die ehemalige Faun-Werke an der Draisstraße

Bild 2.Die Oechsler Fabrik in der Bahnhofstraße
Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 09. Februar 2007, 20:29
Insgesamt wurden bei den beiden Luftangriffen ca. 3.000 Bomben geworfen, von denen lediglich 25 Blindgänger gewesen sein sollen. In der Mehrzahl wurden 250-Kilo-Bomben verwendet; es sollen aber auch 2-Tonnen-Bomben gefallen sein. Die traurige Bilanz am Ende waren 453 Tote; mindestens ebenso viele erlitten Verletzungen. Mehr als 1/4 der Bevölkerung wurde obadachlos. Unter den Opfern befanden sich neben den 410 Einheimischen auch Soldaten, Flüchtlinge, Durchreisende, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene (25 deutsche Soldaten, 17 Russen, 6 Polen, 6 Ungarn, 1 Jugoslawe, 1 Italiener, 6 Franzosen u. 2 Belgier). Auch fanden viele Saarländer, die nach Ansbach evakuiert worden waren, dabei den Tod.

Die Gebäudeschäden waren zuerst kaum zu überblicken. Von den insgesamt 2.845 Häusern der Stadt wurden 835 in Mitleidenschaft gezogen. 93 (3,2'%) wurden total zerstört, 67 (2,3 %) schwer und 675 (23,75 %) leicht beschädigt. Dies machte nahezu 30 % der Gesamtzahl an Ansbacher Wohngebäuden aus. Die Verwüstung wirkt um so eindringlicher, wenn man bedenkt, daß sie sich nicht auf die ganze Stadt erstreckte, sondern sich auf die entlang der Bahnlinien erbauten Straßenzüge konzentrierte. Zudem fielen rund 75 % der ohnehin kärglichen Industrie in Ansbach der Zerstörung zum Opfer.

Zur Bekämpfung der Brandherde und zu den Aufräumungsarbeiten waren in den kommenden Wochen rund 1.500 Mann in drei Schichten eingesetzt. Mit Riesenbaggern, Panzerwagen und Schweißtrupps wurde Tag und Nacht gearbeitet. Neben Bahnpersonal, Wehrmacht, Volkssturm und anderen Organisationen waren zusätzlich einige Hundertschaften an Häftlingen hinzugezogen worden, von denen mindestens 56 den Tod fanden. Auch die Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten forderten noch ihre Opfer.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 09. Februar 2007, 20:48
Von Würzburg-Uffenheim kommend rückte der rechte Flügel der 12. US-Panzerdivision und, zu diesem Verband gehörend, das 8. US-Infanterie-Regiment, heran. Der linke Flügel dieser Division durchbrach die dünnen deutschen Linien bei Neustadt/Aisch und hielt direkt auf Nürnberg zu, wo am 17. April im Stadtkern bereits heftige Straßenkämpfe tobten. Panzerkeile mit aufgesessener Infanterie der Kampfgruppe B der 12. US-Panzerdivision zweigten vor Nürnberg ab und nahmen am 17. April Heilsbronn ein, von wo man auf Ansbach vorrückte. Mit einem Vorstoß von Osten her hatte die Rezatstadt allerdings wahrhaftig nicht gerechnet, sondern mehr von Nord und West. Die deutsche Verteidigungslinie verlief daher ungefähr im Halbkreis von Kurzendorf im Südwesten bis zum Urlas im Nordosten. Der Osten der Stadt und der Süden als Hinterland sowieso war also ohne Verteidigung und gerade hier kam der Gegner mit seinen Hauptstreitkräften. Dadurch war die Verteidigung Ansbachs regelrecht aus den Angeln gehoben, jeder Widerstand war zwecklos geworden. Zeitlich aufeinander abgestimmt, griffen am 18. April die beiden Kampfgruppen (Combat Commands) B und R der 12. US-Panzerdivision von Norden und Osten an. Im Nordwesten drängte die 8. US-Infanteriedivision gegen den Stadtrand vor. Am 17. April hatten sich die amerikanischen Panzertruppen von Feuchtwangen her bis zum Geisengrund und von Röshof bis zum Weinberg der Stadtgrenze genähert. Nur zögernd bewegte sich der Gegner auf die ,,Festung Ansbach" zu. Als die Bewohner noch Proviant hamsterten, hatte sich der Feind schon bis zum Geisengrund, dem Zeilbergwald und dem äußeren Teil der Dombachstraße, auf der anderen Seite bis zum Wein- und Strüther Berg vorgearbeitet. Bereits in der Nacht und schließlich in den Morgenstunden des 18. April erschreckten vereinzelte Artillerie-Einschläge die Bewohner des Reuter-Viertels.

Von nahezu überall her hörte man in den Vormittagsstunden des Tages des Einmarsches Kampfhandlungen. Bei der Gneisenau-Kaserne war einige Stunden Gewehrfeuer zu vernehmen, in die Oberhäuserstraße wurde hineingeschossen, über den Zeilberg, wo die Amerikaner ebenfalls einbrachen, ist ein Panzer mit einer Panzerfaust beschädigt worden. Ein alter Ansbacher berichtet, wie sie in die Dombachstraße eingesickert sind. Sie postierten dort in einigen Häusern ihre Scharfschützen, die aus dem Fenster auf alles schossen, was sich bewegte. Ein Rekrut und ein Leutnant wurden getroffen. Der Leutnant trug eine Art Tagesreport mit sich, in dem es hieß: ,,Truppe ist übermüdet, abgekämpft und ausgehungert; sie ist nicht mehr vorwärtszubringen. Noch in den Mittagsstunden soll in der Jüdtstraße eine Frau dem Artilleriebeschuß zum Opfer gefallen sein.

Vor allem auf und um den Urlas und in der Gegend Hennenbach, Wengenstadt bis hinüber nach Wiedersbach wurde den Angriffen verbissener Widerstand geleistet. Im Besonderen waren es die Kämpfer der 2. Gebirgsdivision und die blutjungen Männer unter Kampfgruppenkommandant Major Nilclas. Dagegen wurden die US-Sturmeinheiten mit den Männern der ,,Besatzung Ansbach" leicht fertig.

Sie kamen größtenteils in Gefangenschaft, während Teile des Gebirgsjägerregiments 137 und das Alpenjäger-Regiment 1 versprengt wurden. Zum Großteil nur mit Infanteriewaffen ausgerüstet, konnte man es mit Artillerie und Panzerkanonen der Amerikaner kaum aufnehmen. Das XIII. SS-Armeekorps befahl schließlich den Rückzug nach Süden in Richtung des später noch schwer umkämpften Merkendorf. Dies war mit ziemlicher Sicherheit Ansbachs Rettung; die völlige Zerstörung blieb der Stadt in letzter Minute erspart. Nur vereinzelte kleine Gruppen, bewaffnet mit ,,Zimmerstutzen", einigen Maschinengewehren und Panzerfäusten blieben in der Stadt zurück. So gut sie eben mit der spärlichen Ausrüstung konnten, leisteten sie gegen die langsam überall einfallenden Amerikaner Widerstand.

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 15. Februar 2007, 17:18
Fürth wurde von der amerikanischen 42. Division mit 15.000 Mann angegeriffen.

Kampfkommandant der deutschen Truppen war Major Flierl, der eigentlich im Lazarett unter Obhut des Oberstabsarztes Dr. Gastreich liegen sollte, aber sich zur Durchführung der Verteidigung frei machte. Ihm zur Seite stand Major Sponholtz.

Flierl konnte über eine Artillerieersatzabteilung, zwei Bataillone des Infanterieersatzregiments 113, ein Bataillon Panzerjäger, das Bodenpersonal des Nachtjägergeschwaders Horst Wessel aus Unterschlauersbach (deren Maschinen nicht starten konnten, da der Flugplatz zerstört war), das Messerschmidtlehrgeschwader Fürth, eine Nachrichtenkompanie, eine Kompanie Volkssturm sowie einige Pioniere verfügen. Insgesamt etwas weniger als 2.000 Mann von höchst zweifelhaftem Einsatzwert.

Auch in Fürth war die Hauptstütze der Verteidigung der Flak-Ring, der um den Raum Nürnberg-Fürth gezogen war. Um den idealen Beobachtungsposten der alten Veste für den Feind zu zerstören, erbat Major Siebert vom Abschnitt West, (Kommandant der Flakstellungen) von Major Flierl Sprengstoff zur Sprengung des Turms der alten Veste. Flierl mußte jedoch feststellen, daß er selbst kein Gramm mehr besaß. Der gesamte Sprengstoff war verbraucht worden, um die Brücken in Fürth zur Sprengung vorzubereiten. Dann war er jedoch auf mysteriöse Weise verschwunden. In der Folge hatte Fürth - und vor allem die Flakbatterien - unter dem von der alten Veste geleiteten Artilleriefeuer der Amerikaner sehr zu leiden.

Major Flierl bestätigte, daß die "Flak in Höfen fast bis zur Selbstaufopferung" gekämpft habe, das Panzerjägerbataillon, das im Bereich Gaswerk Fürth in Reserve gehalten wurde, dagegen spurlos verschwunden - wohl auseinandergelaufen - sei.

Während überall in Fürth die Soldaten versuchten, mit dem Leben davonzukommen, wurde Cadolzburg von einer SS-Einheit so hart näckig verteidigt, daß es ihr zu verdanken ist, daß die Cadolzburger Burg in Flammen aufging.

Auch in Fürth beteiligte sich die Polizei nach Möglichkeit nicht an den Kämpfen. Als Major Flierl erfuhr, daß in den Beständen der Polizei noch 600 Karabiner vorrätig seien, versuchte er, den Kommandeur der Polizei, Major Bock von Wülfingen, zur Herausgabe derselben zu bewegen. Dieser konnte das jedoch bis zuletzt verhindern.

Am 18. April wurde die Lage in Fürth unhaltbar und Major Flierl beschloß, seine Truppen sich absetzen zu lassen.

Am Morgen des 19. um 2 Uhr früh löste der Kommandant seinen Gefechtsstand auf und marschierte allein Richtung Nürnberg davon. Da vom Fürther Widerstand die Haupttelefonleitung zerstört worden war, konnte er die kämpfenden Abteilungen in Fürth nicht davon informieren. Nur Major Sponholtz erhielt mündlich den Befehl, die letzten Reste der Truppe zu sammeln und nach Nürnberg auszubrechen.

Sponholtz marschierte mit allen erreichbaren Männern - gerade noch dreihundert - nach St. Leonhard. Dort erreichte ihn der Befehl, in die Innenstadt von Nürnberg zu Oberst Wolf vorzustoßen. Mit 60 Freiwilligen kam er unter der Führung eines 12-jährigen Buben bis zum Plärrer. Nach der Überquerung der Straße am Spittlertor mit vier Mann blieb das Gros der Gruppe inklusive dem Buben verschwunden. Nachdem Sponholtz noch im Spittlertorturm nach dem Weg gefragt hatte, meldete er sich mit den verbleibenden vier Mann im Palmenhofbunker als "Verstärkung aus Fürth". Oberst Wolf war sehr erstaunt.

Nachdem Flierl und Sponholtz Fürth verlassen hatten, übernahm es der Oberstabsarzt Doktor Gastreich, die Truppen zu informieren, daß der Kampf einzustellen sei. Mittags übergab OB Häupler die Stadt den Amerikanern, nachdem er bereits in Gewahrsam der Amerikaner war und Dr. Gastreich interveniert hatte. Dr. Häupler hatte noch starke Bedenken gegen eine Kapitulation, da seine Familie in Oberbayern war und er Sippenhaft für sie befürchtete, wenn er Fürth übergeben würde.

Während der Übergabeverhandlungen hißte Herr Gleixner bereits eine vorbereitete weiße Fahne am Rathaus.


Kurze Zeit darauf wurde Häupler von den Amerikanern verhaftet, da er die bekannten Nazis Sandreuther und SicherheitsDienst-Chef Link noch am 19.4. wieder in ihre Ämter eingesetzt hatte. In der Haft unternahm er einen Selbstmordversuch mit Veronal, starb dann aber später an Lungenentzündung.

Quelle- Die Befreiung (E.Ule)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 01. März 2007, 22:20
3.und 45.US-Infanteriedivision (11.-14.April 1945)

Am 10. April stand das amerikanische XV. Korps in der Rhön in Bereitschaft für den geplanten Vorstoß nach Südosten. Die 106. Cavalry Group, eine gepanzerte Aufklärungseinheit, fühlte in Richtung Bamberg und Coburg vor. Am folgenden Tag um 15 Uhr erreichte das Korps der Armeebefehl zum beschleunigten Vormarsch in Richtung Nürnberg. Die 3. Division rückte auf dem linken Flügel vor. Um das Tempo zu beschleunigen, wurden nachts Scheinwerfer eingesetzt. Aufklärungsflugzeuge erkundeten die Vormarschstraßen, Kampfbomber sicherten sie. Tiefflieger gaben ihre Informationen über Straßen, Brücken, Standpunkte und Bewegungen der gegnerischen Truppen per Funk an das Korps; sie leiteten auch Artilleriefeuer auf lohnende Ziele. Die deutsche Gegenwehr war außerordentlich gering. ,,The enemy forces were completely disorganized and occasional small arms fire presented the only opposition to the regiment, und an anderer Stelle: ,,The German retreat was so hasry that it was becoming more difficult each day for the Division to maintain contact with the enemy.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 01. März 2007, 22:32
Am 12. April erhielten die beiden Infanteriedivisionen den Befehl, die Stadt Bamberg einzunehmen, während die 106. Cavalry Group in Richtung der Autobahn Bayreuth-Nürnberg aufklären sollte.

Dem Kampfkommandanten von Bamberg standen nur die geringen Reste der dort stationierten Ausbildungs- und Ersatzeinheiten, die bereits mehrfach auf ,,Fronttaugliche durchgekämmt" waren, und Volkssturm zur Verfügung.
Eine wirkungsvolle Verteidigung war also ebenso sinnlos wie unmöglich. Es verdient hier festgehalten zu werden, daß die Führung des LXXXII. Armeekorps keine Kampftruppen in die Stadt schickte und somit wesentlich zur Schonung Bambergs beitrug. Der Chef des Generalstabs, Oberst i. G. Graf von Ingelheim, versicherte, daß immer versucht wurde, den Kampf so zu führen, daß deutsche Städte und Dörfer verschont blieben, selbst wenn hierbei ein militärischer Nachteil in Kauf genommen werden mußte. Die Kampfführung des Korps in Franken bestätigt seine Aussage.

Wie in allen Orten Frankens, so wuchs auch in Bamberg mit dem Näherrücken der Front die Besorgnis der Bevölkerung. Sollte die Stadt vielleicht das Schicksal Würzburgs oder Aschaffenburgs teilen und in erbitterten Straßenkämpfen in Schutt und Asche sinken? Bisher hatte doch ein gütiges Geschick die tausendjährige Kaiserstadt weitgehend von Kriegsschäden verschont. Sollte nun so kurz vor Kriegsende das Kleinod der mittelalterlichen und barocken Kunst, die Lazarettstadt mit einigen tausend Verwundeten, durch eine sinnlose Verteidigung zerstört werden? Ein Aufruf, unterzeichnet von Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Wächtler und dem Kommandeur im Wehrkreis XIII, General der Infanterie Weisenberger, schien die letzten Zweifel über das Schicksal der Stadt zu beseitigen: ,,Anglo-amerikanische Panzerspitzen sind in Teile unseres Wehrkreises XIII vorgedrungen. Nicht nur für Offiziere und Soldaten, sondern für die gesamte Bevölkerung kommen nun Stunden der Bewährung. Wir wollen den Feind nicht aufhalten, sondern ihn werfen und vernichten! Jeder kämpft bis zum letzten Atemzug. Jetzt ist jeder Hof eine Burg, jede Fabrik eine Festung, jedes Haus ein Bollwerk. Wir wollen uns nicht schämen müssen vor unseren Kindern.

Doch die hohlen Phrasen hatten längst ihre Wirkung verloren. Mutige Männer, der Chefarzt des Krankenhauses Dr. Lobenhoffer, der Leiter des Industrie- und Handelsgremiums Dr. Sturm und der Erzbischof wandten sich an den Kommandeur des Schutzbereiches Bamberg, Oberst Körner, der dann auch als Kampfkommandant eingesetzt wurde, und baten ihn dringend, Bamberg zur ,,offenen Stadt" zu erklären oder zumindest nicht zu verteidigen. Aber weder die beschwörenden Worte des Erzbischofs noch alle aufgeführten Vernunftgründe hatten Erfolg. Oberst Körner mußte ablehnen! Er war auch vor dem Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht vom 12. April 1945 über die ,,Verteidigung von Städten" als Kampfkommandant zur Verteidigung der Stadt ,,bis zum letzten" verpflichtet. Hätte er eine andere Absicht zu erkennen gegeben, so wäre er ein Fall für das Standgericht gewesen, und irgendein Fanatiker wäre sein Nachfolger geworden. Damit wäre wohl niemandem gedient gewesen."

Geistliche beider Kirchen suchten die Schonung der Stadt auch auf andere Weise zu erreichen. Sie wandten sich an den Höheren SS- und Polizeiführer Dr. Benno Martin in Nürnberg und baten ihn um Unterstützung. In der Nacht vom 2. auf 3. April 1945 trafen sich der Weihbischof Dr. Landgraf und
Oberbürgermeister Dr. Kempfler von Bayreuth mit Martin und einem SS-Standartenführer im Pfarrhaus des Dekans Weirather in Hollfeld. Von Martin war bekannt, daß er trotz seines hohen Rangs in der SS-Hierarchie kein Fanatiker war. Er hatte mehrfach Maßnahmen der Partei und ihrer Verbände abgemildert und auch von der Sippenhaft bedrohten Angehörigen der Familie Stauffenberg Unterstützung gewährt. Er schien der geeignete Mann zu sein, das Schicksal des bedrohten Bamberg zum Guten zu wenden. Man bat ihn, die Verteidigung der ,,Jura-Linie" und damit Kämpfe um Bamberg und Hollfeld, angeblich Hauptstützpunkte in dieser Linie, zu verhindern. Ein zweites, kaum geringeres Anliegen der Männer war es, zu verhindern, daß, wie geplant, die Munitionsfabrik Breitengüßbach gesprengt würde. Dies hätte für die ganze Umgebung eine Katastrophe zur Folge gehabt. Bereitwillig versprach Martin, alles in seiner Macht Stehende trotz der damit verbundenen Gefahren zu tun. Ob es aus menschlichem Mitgefühl heraus geschah, oder ob der Gedanke, daß ein solcher Einsatz seine SS-Zugehörigkeit und manchen dunklen Punkt in seiner Vergangenheit später in milderem Licht erscheinen lassen würde, ihn zu seiner Mitarbeit bewegte, bleibt dahingestellt. Was seine Aktivitäten in diesem Zusammenhang betrifft, sind wir übrigens auf seine eigenen Aussagen angewiesen: Von militärischer Seite wurde ihm die Schonung der Stadt nicht zugesichert, was nicht weiter verwunderlich ist, denn bei den Kommandeuren der Wehrmacht genoß der Höhere SS- und Polizeiführer ohnehin kein besonderes Ansehen, und es mußte Mißtrauen erregen, wenn der höchste SS-Führer im Wehrkreis für die Nichtverteidigung der Stadt plädierte. Gauleiter Wächtler konnte weder für noch gegen die Verteidigung etwas tun, denn er verfügte über keinerlei Machtmittel. Ebensowenig konnte die Kommandostelle des Reichsführers-SS und Chefs der Polizei in Salzburg etwas tun oder die Feldkommandostelle des Reichsführers-SS, an die Martin sich gewandt haben will. Zuständig war ausschließlich der Kommandeur des LXXXII. A.K., das sich dann durch den Raum Bamberg zurückzog. Oberstleutnant i. G. Graf von Ingelheim berichtete: ,,In Bamberg selbst befindet sich ein Kampfkommandant mit festen Weisungen des OKW ... Das Gen.Kdo. entschließt sich, die Stadt Bamberg, soweit es die Lage zuläßt, weitgehend aus den Kampfhandlungen herauszuhalten und sie nicht zu verteidigen. Es werden daher auch keine Kräfte des Korps in die Stadt geführt."
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Do, 01. März 2007, 22:37
So hat General d. Inf. Hahm, der Kommandeur des dort im Einsatz befindlichen Armeekorps, Bamberg nicht in seine Widerstandslinie einbezogen und damit zumindest größere Kampfhandlungen in Bamberg verhindert. Er hat ähnlich vorher in Schweinfurt und später in Nürnberg gehandelt. Es blieb ihm übrigens auch keine Wahl, denn er mußte sich bemühen, mit seinen abgekämpften Truppen möglichst schnell nach Süden auszuweichen, um nicht eingeschlossen und zerschlagen zu werden.

Für die Sprengung der Munitionsfabrik in Breitengüßbach war ebenfalls das Feldheer zuständig, denn es handelte sich um ein militärisches Objekt. Warum die Zerstörung eines so wichtigen Objekts unterblieb, läßt sich wohl kaum mehr mit Sicherheit feststellen. Es fällt schwer, unter Berücksichtigung der seinerzeitigen Befehlsverhältnisse zu glauben, daß Martin die Hand im Spiel hatte. Eher möchte man ein zufälliges oder absichtliches ,,Übersehen" des Sprengkommandos annehmen, bei dem vielleicht die Bevölkerung etwas mitgeholfen hat.

Opfer der weitverbreiteten ,,Sprengwut" wurden dagegen alle größeren Brücken Bambergs. Nach dem Krieg wurde erbittert darüber diskutiert, wer eigentlich dafür verantwortlich war. Die meisten Bamberger lasteten es dem Kampfkommandanten an; andere wollten wissen, daß ein Sprengkommando aus Berlin am Werke gewesen sei. Eine klare Antwort kann auch heute nicht gegeben werden. Bei dem damaligen Befehlschaos gab es keim deutlich abgegrenzten Zuständigkeiten. Eigentlich fiel die Brückensprengung in die Zuständigkeit des Feldheeres, also des LXXXII. A.K. Ihm unterstanden die Sprengkommandos. Daneben kann man aber auch eine Zuständigkeit des Kampfkommandanten annehmen, denn er war der direkte Befehlshaber im Bereich der Stadt. Sicherlich hätte er die Sprengung einiger Brücken verhindern können, wenn er auf die militärische Unverzichtbarkeit der Brücken für die Verteidigung der Stadt hingewiesen hätte. Viele dieser Brückensprengungen in der letzten Kriegsphase haben den deutschen Truppen auf ihrem Rückzug und noch viel mehr der Zivilbevölkerung geschadet als den Amerikanern auf ihrem Vormarsch.

Die Einnahme Bambergs ist, vom militärischen Standpunkt aus gesehen, belanglos. Am Nachmittag des 13. April griff das 180. Inf.Rgt. der 45. Inf.Div. von Hallstadt aus die Stadt an, während Teile des 15. Inf.Rgts. der 3. Infanteriedivision von Bischberg und Gaustadt her in die Stadt eindrangen. Der nur kläglich ausgerüstete Volkssturm war in Auflösung begriffen; die Kreisleitung hatte sich nach Süden abgesetzt und der Kampfkommandant verließ ebenfalls die Stadt. Lediglich einige in den Kasernen zurückgebliebene, bunt zusammengewürfelte Gruppen leisteten im Kasernenbereich und in der Stadt Widerstand. Dieses sinnlose Tun veranlaßte die US-Truppen dazu, Bamberg mit Artillerie und Panzern zu beschießen. Nach kurzen Gefechten gelang es dem kommissarischen Oberbürgermeister Dr. Böhm, die Stadt den Amerikanern förmlich zu übergeben. Den letzten Widerstand im Stadtzentrum brachen die Amerikaner am Morgen des 14. April.

Durch die Beschießung breiteten sich zahlreiche Brände aus. Die Feuerwehr leistete ihr Bestes; aber durch die Sprengung der Brücken war ihre Einsatzmöglichkeit eingeschränkt. Auch die zeitweise Gefangennahme von Feuerwehrmännern durch die Amerikaner verhinderte eine erfolgreiche Brandbekämpfung, so daß Bamberg in letzter Minute noch schlimme Schäden erlitt." 23 deutschen Soldaten und vier Zivilisten kostete der sinnlose letzte Akt des Krieges in Bamberg das Leben. Bei allem Unglück hatte Bamberg noch Glück. Eine Verteidigung im Sinne der geltenden Befehle war der Stadt erspart geblieben.

Die Einnahme Bambergs bedeutete für die US-Truppen nur eine geringe Verzögerung ihres Vormarsches auf Nürnberg. Da nur Teile der beiden Divisionen - von der 3. Inf.Div. lediglich ein Bataillon des 15. Regiments und von der 45. Inf.Div. das 180. Regiment - in Bamberg selbst eingesetzt waren, konnten die anderen Regimenter die Zone südwestlich bzw. östlich der Stadt ,,säubern".

Quelle-Kriegsende in Franken u.der Kampf um Nürnberg im April 1945 (K.Kunze)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 02. März 2007, 20:12
Noch während der Kämpfe in der Stadt Bamberg stießen die verbliebenen Teile der beiden Divisionen in breiter Front nach Süden bzw. Südosten vor. Das 157. und das 159. Regiment der 45. Division umgingen Bamberg im Norden und erreichten mit auf Panzern aufgesessener Infanterie die Wiesent bei Ebermannstadt. Dieser Vorstoß kam für die deutsche Führung höchst überraschend. Der Gefechtsstand des LXXXII. A.K., der erst am 13. April 1945 von Geisfeld nach Streitberg verlegt worden war, mußte in aller Eile am Nachmittag des 14. April nach Thuisbrunn und am folgenden Tag weiter nach Kirchensittenbach verlegt werden.

Die Brücken über die Wiesent waren unzerstört, so daß amerikanische Verbände sofort am Südufer des Flüßchens einen Brückenkopf errichten konnten. In der Nacht allerdings wurden die Amerikaner durch einen schwachen deutschen Gegenstoß wieder auf das Nordufer zurückgedrängt. Ein von Panzern unterstützter Gegenangriff am nächsten Morgen traf auf keinen Widerstand. Im Laufe des 15. April stieß die Division auf eine Gegenwehr, ... which varied from moderately strong to simply nonexistent, weiter nach Süden vor. Allerdings meldeten die amerikanischen Einheiten eine zunehmende Zahl von deutschen Luftangriffen gegen Marschkolonnen. Allein am 15. April zählten sie 13 Einsätze gegen die Marschkolonnen der 45. Division. ,,This was the largest amount of alt activiry encountered inside Germany!" Aber weder der gelegentliche Widerstand der deutschen Bodentruppen noch die Luftangriffe konnten den amerikanischen Vormarsch wesentlich verzögern. Dagegen behinderten - nach dem Bericht der 45. Division - vielmehr unzählige zerstörte deutsche Fahrzeuge, die amerikanische Flugzeuge und Artillerie getroffen hatten, den Vormarsch.

Die 45. Inf.Div. war auf ihrem gesamten Weg vom Main zur Pegnitz auf keinen ernsthaften Widerstand gestoßen. Sie War teilweise in ,,überholender Verfolgung" den abgekämpften Divisionen des LXXXII A.K. gefolgt und hatte zahlreiche Kriegsgefangene gemacht, so daß von den zwei Divisionen, der 36. VGD und der 416. Inf.Div., nur mehr schwache Kampfgruppen übrig geblieben waren. So konnte das Armeekorps weder Lauf verteidigen noch an der Pegnitz eine neue Widerstandslinie errichten, sondern mußte weiter nach Süden ausweichen, zumal der Vorstoß der 14. US-Pz.Div. mit einem Angriff in die linke ungeschützte Flanke oder sogar mit einer Umfassung drohte.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 02. März 2007, 20:40
Bei der Verteidigung Nürnbergs war der Stadt Lauf vom Reichsverteidigungskommissar Holz und vom Befehlshaber im Wehrkreis XIII, General Weisenberger, eine besondere Rolle zugedacht worden. Nachdem man auf deutscher Seite erkannt hatte, daß der feindliche Angriff auf Nürnberg nicht, wie man erwartet hatte, von Westen her erfolgte, sondern daß der Gegner beabsichtigte, die 1. deutsche Armee von ihrer kaum geschützten Nordflanke her aufzurollen und Nürnberg von Norden, Osten und Süden her einzuschließen, war Lauf mit seinen Pegnitzübergängen der letzte Ort, an dem man die Einschließung Nürnbergs wenn auch nicht verhindern, so doch wenigstens verzögern zu können glaubte. General Weisenberger ernannte daher am 14. April 1945 einen uns namentlich nicht bekannten Oberstleutnant vom Wehrbezirkskommando Nürnberg II in Hersbruck zum Kampfkommandanten von Lauf." Truppen konnte er ihm allerdings nicht zur Verfügung stellen. Die Laufer Volkssturmbataillone - meist kaum ausgebildete und nur schlecht bewaffnete Senioren - waren die gesamte Streitmacht. Auch die Verteidigungsvorbereitungen, die Volkssturm und Technische Nothilfe in den letzten Tagen getroffen hatten, waren geradezu lächerlich. Die alten Stadttore waren mit Balken verrammelt worden, und an einigen Straßen hatte man Panzersperren errichtet.

Am 14. April 1945 gegen vier Uhr morgens erschütterte eine gewaltige Detonation die Stadt: Ein Sprengkommando der Wehrmacht hatte die Autobahnbrücke über die Pegnitz gesprengt. Allerdings wurde der Uberbau der über elf Öffnungen führenden Fahrbahn nur über drei Öffnungen zerstört, so daß die Pioniere der 45. US-Inf.Div. später sehr schnell eine Behelfsbrücke errichten konnten, zumal sie bei der nahe gelegenen Firma Döring genügend geeignetes Baumaterial vorfanden. Am Vormittag des 15. April bereitete das Sprengkommando auch den zweiten Pegnitzübergang, die Brücke am Wenzelschloß, zur Sprengung vor. Über diese Brücke liefen auch alle Versorgungsleitungen - Gas, Wasser und Strom; ihre Zerstörung hätte für die Einwohner Laufs schlimme Folgen gehabt. So begaben sich der Erste Bürgermeister Oertel und der Kampfkommandant zu den Pionieren an der Brücke und erreichten nach längeren Verhandlungen unter Hinweis darauf, daß die Brücke für den Rückzug der eigenen Truppen unverzichtbar sei, daß zwar die Sprengladungen angebracht wurden, die Sprengung aber vorläufig unterblieb. Der Kampfkommandant übernahm die Verantwortung. Da das Sprengkommando einstweilen in der Stadt blieb, war die Brücke aber nur vorläufig gerettet.

Während die Verbände der 45. US-Inf.Div. zügig durch die Fränkische Schweiz in Richtung der Pegnitz zwischen Lauf und Hersbruck vorrückten, fand im Laufer Rathaus, in dem sich auch die Befehlsstelle des Volkssturms befand, die letzte Besprechung der Verantwortlichen statt. Teilnehmer waren Kreisleiter Walz, Bürgermeister Oertel, Polizeichef Wieland, der Führer des Volkssturms Poensgen und Oberst Hans Wendler, derzeit noch Kampfkommandant von Nürnberg. Wendler gehörte seit 1929 der NSDAP und später auch der SS an; er war aber keineswegs ein ,,Durchhaltefanatiker", sondern hatte sich das Mißfallen seines Vorgesetzten, des Generals Karl Weisenberger, zugezogen, weil er den Einsatz des Volkssturms als ,,militärischen Unsinn" bezeichnet hatte. Dies war wohl auch der Grund, warum Wendler wenige Stunden nach dieser Besprechung in Lauf als Kampfkommandant von Nürnberg durch Richard Wolf ersetzt wurde.

Kreisleiter Walz, wie Wendler früher Volksschullehrer in Lauf, ein im Grunde gläubiger Nationalsozialist, schwankte zwischen der Hoffnung auf die Wunderwaffen des Führers und der Erkenntnis, daß auch der Einsatz des Laufer Volkssturms keine Kriegswende mehr herbeiführen konnte. Er wies Wendler auf den geringen Wert der Panzersperren und den erbärmlichen Ausbildungs- und Ausrüstungsstand des Volkssturms hin und wohl auch auf die geringe Neigung der Männer, ihr Leben in den letzten Stunden des Krieges zu opfern; Oberst Wendler dagegen führte die Befehle der Wehrmachtsführung und des Reichsverteidigungskommissars ins Feld, nach denen die Stadt mit allen Kräften zu verteidigen sei. Während dieses Gesprächs bot sich den Beteiligten ein ,,erschütterndes Bild" unter den Fenstern des Dienstzimmers der Kreisleitung. ,,Hunderte deutscher Soldaten aller Waffengattungen zogen in voller Auflösung über den Marktplatz, Richtung Altdorfer Straße, darunter Teile motorisierter Einheiten mit intakten Panzerabwehrgeschützen. Den Kreisleiter packte, wie er später schrieb, ,,eine maßlose ehrliche Wut", und er sagte Wendler, ,,daß es angesichts dieser Auflösungserscheinungen dieser Teile der Wehrmacht nicht verantwortet werden könne, unsere alten, zumeist ausgedienten Volkssturmmänner mit ihren kümmerlichen Waffen zum Einsatz zu bringen". Außerdem war ihm bei allen Dienstbesprechungen der Gauleitung immer wieder gesagt worden, daß die Volkssturmkompanien lediglich zur Verstärkung und Reserve der die Hauptkampflinie bildenden Wehrmachtseinheiten dienen sollten. Plötzlich platzte ein Kradmelder in die Besprechung und meldete, daß feindliche Panzer bereits im Raum Lillinghof-Freiröttenbach stünden und daß keinerlei Widerstand geleistet werde. Sicherlich war Wendler ebenso wie Walz angesichts der Lage überzeugt, daß sinnvoller Widerstand nicht geleistet werden konnte. Aber Wendler wagte es nicht, dies auszusprechen. Bei der Verabschiedung sagte er lediglich: ,,Sehen Sie zu, was Sie machen können." Walz deutete die Worte so, daß er im rechten Augenblick die richtige Entscheidung treffen sollte, und daß auch Wendler eingesehen habe, daß eine Verteidigung Laufs weder sinnvoll noch möglich war.

Als sich der Kreisleiter nach Ende der Besprechung auf die Straße begab, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, wurde ihm mitgeteilt, daß die Amerikaner bereits an der Autobahn seien und versuchten, über die gesprengte, aber nur teilweise zerstörte Autobahnbrücke zu fahren. Etwa um die gleiche Zeit - gegen 16 Uhr - verkündeten heulende Sirenen in der Stadt ,,Feindalarm". Kurz vor Ankunft der ersten Panzer in Lauf schien das Sprengkommando doch noch die Wasserbrücke in der Altstadt zerstören zu wollen. Kreisleiter Walz versuchte nun, wie er später schrieb, dem Pionieroffizier die Sinnlosigkeit der Sprengung und die schlimmen Folgen für die Zivilbevölkerung vor Augen zu führen; dieser berief sich aber auf seinen Befehl. Nachdem Walz keine telefonische Verbindung zum stellvertretenden Generalkommando in Nürnberg bekommen hatte, will er dem Pionieroffizier erklärt haben, ,,daß er als politischer Leiter und Hoheitsträger des Kreises die volle Verantwortung und damit auch die Befehlsgewalt zu tragen und auszuüben habe.-' Er habe darauf dem Pionieroffizier den eindeutigen Befehl erteilt, die Brücke nicht zu sprengen. An dieser Darstellung sind Zweifel angebracht. Die Sprengkommandos unterstanden den Kampftruppen - hier also dem LXXXII. A.K. - und trugen die volle Verantwortung für die Erfüllung ihrer Aufträge. Ein Kreisleiter hätte dem verantwortlichen Führer eines Sprengkommandos weder einen anders lautenden Befehl erteilen noch ihm die Verantwortung abnehmen können. Neben dem Parteimann Walz wollen auch noch andere Bürger von Lauf die Brücke gerettet haben. Sicher haben mehrere Laufer den Angehörigen des Kommandos die schlimmen Folgen der Brückensprengung für die Stadt vor Augen geführt. Aber die Rettung der Brücke ist ausschließlich dem Pionieroberleutnant zu verdanken, der gegen seinen Auftrag gehandelt und damit Kopf und Kragen riskiert hat.

In der Zwischenzeit hatten sich die Ereignisse an der Autobahn östlich von Lauf überschlagen. Wohl war noch ein ,,Volkssturmbataillon" von etwa 100 Mann von der Stadt an die Autobahn ausgerückt. Ihr Führer Poensgen war ein besonnener Offizier aus dem Ersten Weltkrieg. Die Männer hatten wenig Lust, ihre Haut in letzter Minute zu Markte zu tragen. Die zurückweichenden deutschen Truppen mögen ihnen die Aussichtslosigkeit ihres Einsatzes drastisch verdeutlicht haben. Als der Strom der Zurückgehenden plötzlich abriß und Panzergeräusche immer näher kamen, entschlossen sich Führung und Mannschaft, ihren Kriegseinsatz noch vor Beginn zu beenden, und liefen, so schnell jeder konnte, im Schutze des Bahndamms in Richtung der heimatlichen Luftschutzkeller; ihre Waffen, sogar ihre Verpflegung und alles, was sie beim Laufen behinderte, warfen sie weg. Es war tatsächlich höchste Zeit, denn die ersten amerikanischen Panzer hatten, von der Autobahn kommend, die heutige B 14 erreicht. Ein Teil fuhr auf dieser in Richtung Lauf, ein anderer in Richtung Hersbruck. Nirgends wurde Widerstand geleistet. Nur in Altensittenbach handelte ein ,,Draufgänger" über den Kopf seines Bataillonsführers hinweg selbständig und schoß zwei amerikanische Panzer mit der Panzerfaust ab. Andere Panzer schossen daraufhin mehrere Bauernhöfe in Brand.

In Lauf selbst feuerten die eindringenden amerikanischen Panzer mit ihren Kanonen und mit Maschinengewehren auf die verrammelten Stadttore und auf die unbesetzten Panzersperren. Bei dem Beschuß einer Sperre in der Altdorfer Straße wurde der Heindel'sche Stadel getroffen. Die Feuerwehr konnte später den Brand löschen. Ein Zwischenfall auf der Staatsstraße 14 verlief glimpflich. Ein deutscher Offizier, der mit seinem PKW in Richtung Osten fuhr, sah sich plötzlich den feindlichen Panzerspitzen gegenüber. Er sprang geistesgegenwärtig aus seinem Fahrzeug und rettete sich in das nächste Haus. Die Amerikaner schossen sein Fahrzeug in Brand und nahmen ihn gefangen. Ein Läufer Schüler, der eine Stunde vorher noch als Volkssturmmann an der Autobahn gestanden hatte, leistete Dolmetscherdienste. Als die Panzer mit aufgesessener Infanterie an der Brauerei Arnold anhielten, verteilte deren Besitzer freigebig Flaschenbier an die amerikanischen Soldaten, die, wie Augenzeugen berichten, großen Durst hatten.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Fr, 02. März 2007, 20:46
Immer mehr Panzer, Kettenfahrzeuge, Jeeps und Lastwagen sammelten sich auf dem Marktplatz, der einem Heerlager glich. Ein Teil der Streitmacht überquerte die Pegnitz auf der Wasserbrücke und bildete einen Brückenkopf auf der linken Pegnitzseite. Damit hatte die 45. US-Inf.Div. nach einer Marschleistung von etwa 20-35 km, je nach Ausgangspunkt und Marschweg durch das schwierige Gelände der Fränkischen Schweiz, ihr Tagesziel erreicht. ,,Speerspitze" des Vormarsches in zwei durch Panzer unterstützten Kolonnen war das 1. Bataillon des 157. Regiments, das Lauf eingenommen hatte. Das 180. Regiment war als Divisionsreserve im Raum Pretzfeld, Rüsselbach, Weilersbach zurückgeblieben. Sein erneuter Einsatz war aber bereits vorgesehen. Das 179. Regiment hatte Forth und Kirchröttenbach eingenommen und bereitete nördlich von Lauf einen Angriff auf Nürnberg vor.

In Lauf selbst errichtete am nächsten Tag der Kommandeur der 45. USInf.Div. Major General Robert T. Frederick seinen Gefechtsstand. In Kotzenhof ging die schwere Artillerieabteilung der Division in Stellung. Die einzigen Gegenmaßnahmen waren vereinzelte Störangriffe durch deutsche Flugzeuge. Eine Me-109 wurde von der amerikanischen Flak getroffen und stürzte in Lauf ab. Ihr Pilot starb. Die Nürnberger Flak, vermutlich die Großbatterie Laufamholz, beschoß die amerikanischen Truppenansammlungen in und um Lauf; dabei wurden mehrere Zivilpersonen getötet.

Als Gefangenenzahl meldete allein die 45. Inf.Div. 1504. Zahlreiche Lastwagen, Munitionstransporter und acht 8,8-cm-Flakgeschütze wurden als zerstört oder erbeutet angegeben. Trotz der großen Entfernungen, die die amerikanischen Verbände zurücklegten, wurde großer Wert auf Sicherheit gelegt. Während nur ein Teil von ihnen - meist in Bataillonsstärke - auf den Straßen mit Panzern und Infanterie vorstieß, durchkämmten andere Teile die Wälder und sicherten die östliche offene Flanke.

Die amerikanischen Soldaten feierten den erfolgreichen Tag, und es floß reichlich Alkohol. In der Nacht ereignete sich dann ein abscheuliches Verbrechen. Gegen vier Uhr drangen einige betrunkene GIs in den Luftschutzkeller im Wenzelschloß ein und erschossen eine Frau, die sich gegen eine Vergewaltigung zur Wehr setzte. Da es sich um eine mit einem Laufer verheiratete Schwedin handelte, fand die Tat ein gerichtliches Nachspiel, das mit der Verurteilung des Schuldigen endete.

Sieben Jahre nach den Kriegsereignissen sandte der ehemalige Kreisleiter Walz an den Bürgermeister von Lauf einen Bericht über die Vorgänge bei der Einnahme der Stadt durch die Amerikaner, in dem er sich die Rettung Laufs vor der Zerstörung und besonders die Verhinderung der Brückensprengung zuschrieb.Sicherlich hätte die Stadt schlimme Schäden davongetragen, wenn sie verteidigt worden wäre. Aber es steht eindeutig fest, daß es nicht Walz war, der die Kämpfe verhinderte, obwohl ihn Oberst Wendler dazu sogar ermutigt hatte. Gehandelt haben die Führer des Volkssturms, die ihre Männer rechtzeitig nach Hause schickten. Der Kreisleiter hatte daran keinen Anteil; das erlösende Kommando hat er nicht gegeben. Ob ihn sein Treueid auf den Führer, die Angst vor dem Standgericht im Falle einer Wende der militärischen Lage oder Furcht vor Aktionen des Werwolfs gehindert haben, der Vernunft zu folgen, ist dabei gleichgültig. Und mit der unterbliebenen Sprengung der Wasserbrücke hat ein Offizier sein Leben aufs Spiel gesetzt, vielleicht weil er der Vernunft oder seinem Gewissen gehorchte, sicher nicht, weil ihm ein Amtsträger der Partei den Befehl erteilt hat.

Walz selbst verwahrte sich gegen den Vorwurf, er sei aus der Stadt geflohen, und betonte, daß er seine Kreisstadt in letzter Minute ,,wie befohlen" - das ist eindeutig falsch - verlassen habe, um einer schimpflichen Gefangenschaft zu entgehen und ,,als ehemaliger Kreisleiter unter dem Geschrei der Ausländermeute und des Pöbels verspottet und verhöhnt nicht auf dem Kühler eines ,rachehaßerfüllten CIC-Beamten' durch die Straßen der Stadt gefahren zu werden." Das ist verständlich. Anscheinend reichte ihm diese Begründung seiner Flucht nicht, denn er fuhr fort: ,,Ich hatte in diesem Augenblick auch nicht das Recht, allein über meine Person zu verfügen, - denn ich hatte wie jeder Kreisleiter nach der Besetzung und Einnahme der Kreisstadt noch einen wichtigen Sonderauftrag von der Parteikanzlei der NSDAP erhalten und durchzuführen." Die Erfüllung dieses ominösen Auftrags führte ihn an dieSüdfront zur Korpsgruppe Bork.

Zunächst aber meldete er im Morgengrauen von Altdorf aus telefonisch dem Stellvertretenden Gauleiter und Reichsverteidigunpkommissar Holz in Nürnberg, daß die Stadt Lauf ,,durch amerikanische Ubermacht" besetzt worden sei, wofür er trotz seiner Erklärungen ,,bitterste Vorwürfe" hinnehmen mußte. Eigentlich hätte ihn Holz vor das Standgericht zitieren müssen, denn in mehreren Führerbefehlen war klar ausgesprochen, daß jeder Deutsche, besonders aber jeder Amtsträger der Partei, seinen Posten bis zum letzten zu verteidigen habe. Der ,,Sonderauftrag der Parteikanzlei der NSDAP", auf den sich Walz beruft, ist eine ganz ,,faule Ausrede". Daß er sich noch lange nach dem Krieg darauf beruft, läßt sein damaliges Verhalten in keinem besseren Licht erscheinen. Daß er sein Leben retten wollte, ist verständlich. In Lauf gab es ein Arbeitslager mit 1300 Zivilarbeitern, die durch die Ankunft der Amerikaner befreit wurden; vielleicht befürchtete er als örtlicher Repräsentant des Regimes Ausschreitungen. Aber daß er einen höchsten Parteibefehl als Grund für seinen ruhmlosen Abzug vorschützte, kann nicht angehen.

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in Mo, 05. März 2007, 22:18
Kommandounternehmen "Rosebury"

Dieses Kommandounternehmen wird seltsamerweise im ,,Operation Report" der 3. US-Infanteriedivision überhaupt nicht erwähnt. In der 1947 veröffentlichten Geschichte der 3. Infanteriedivision wird es unvollständig und fehlerhaft dargestellt." Da uns der in Reundorf bei Pettstadt am 14. April vom Divisionskommandeur gegebene Befehl vorliegt, läßt sich der Ablauf des äußerst sorgfältig geplanten und in allen Einzelheiten vorbereiteten, am Ende aber doch nicht geglückten Unternehmens verfolgen." Ziel der Aktion war die Inbesitznahme von drei Brückenpaaren über Regnitz und Ludwigskanal im Raum Baiersdorf/Möhrendorf und die Errichtung eines Brückenkopfs ostwärts von Fluß und Kanal. Durch die Gewinnung der unzerstörten Brücken sollte die Division auf ihrem Marsch nach Nürnberg Zeit gewinnen.

Zwei Einheiten waren für dieses Unternehmen vorgesehen. Die erste sollte mit einem Eisenbahnzug, d. h. mit einer Diesellok und sechs Wagen, auf der Strecke Bamberg - Erlangen nach Baiersdorf fahren und Brücke um Brücke im Handstreich nehmen, eventuell angebrachte Sprengladungen unschädlich machen und die Übergänge sichern. Führer dieser kleinen Kampfgruppe war Oberleutnant Rosebury, nach dem das Unternehmen benannt war.
Teilnehmer waren ausschließlich Freiwillige, und zwar ein Offizier und je zehn Mann von jedem der drei Infanterieregimenter, ein Artillerie-Beobachtungstrupp, ein Funktrupp, drei Feuerwerker ("demolition men") und ein Mechaniker als Zugführer. Die Kampfgruppe sollte Gerät mitführen, um eventuell Reparaturen an den Geleisen vorzunehmen. An Waffen sollten sie Maschinengewehre, Panzerbekämpfungsmittel, Handgranaten und genügend Munition mitnehmen. Um fünf Uhr früh am 15. April sollte die Gruppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit losfahren. Sollte sie wegen Schäden an den Geleisen nicht über Forchheim hinaus fahren können, so sollte sie ihre Aufgabe im Fußmarsch erfüllen. Falls dies nicht möglich sei, sollte sie wenigstens die Straßenbrücke bei Kersbach sichern. Sollte die Gruppe auf ,,unüberwindliche Schwierigkeiten" stoßen, so sollte sie den Zug verlassen und sich in kleinen Gruppen zu den eigenen Linien zurückkämpfen. Artillerie- und Luftunterstützung wurden zugesagt.

Eine zweite Kampfgruppe unter der Führung von Oberleutnant Elliot - bestehend aus je einem Zug des Panzer-, Panzerzerstörer- und Sturmgeschützbataillons sowie je einer Gruppe Infanterie und Pioniere und einer Räumpanzermannschaft - sollte sich bei Höchstadt versammeln und zur gleichen Zeit wie die Eisenbahnkampfgruppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit, ohne Rücksicht auf ungesicherte Flanken, Baiersdorf erreichen und sich dort mit der Eisenbahnkampfgruppe vereinigen. Für den Funkverkehr wurde ein Code vereinbart, und Leuchtsignale wurden verabredet.

Der Plan, einen Stoßtrupp per Bahn loszuschicken, war sicher gut. Bei der völlig unübersichtlichen Lage würde wohl keine deutsche Einheit annehmen, daß die Amerikaner auf diese Weise im Kampfgebiet vorrückten. Die kleine Truppe konnte sich eigentlich ganz sicher fühlen. Und nennenswerte deutsche Kräfte waren nördlich Erlangens ohnehin nicht mehr zu vermuten.

Umso merkwürdiger ist es, daß die Eisenbahnkampfgruppe nicht, wie ursprünglich befohlen, bis Baiersdorf und Möhrendorf vorrückte und die Brücken sicherte, ja auch nicht das Ausweichziel, nämlich die Brücke bei Kersbach ansteuerte, sondern in Forchheim nahe dem Güterbahnhof in ,,a houseto-house-battle" Gefangene machte. Nach gründlichen Erkundungen kehrte die Kampfgruppe schließlich mit 75 Gefangenen und ,,much information for the intelligence section" ohne eigene Verluste mit ihrem seltsamen Zug zu ihrer Division zurück. Die Änderung des Kampfauftrags läßt sich aus verschiedenen Berichten erschließen. Im Laufe des Tages hatte ein deutsches Sprengkommando die Straßenbrücken bei Baiersdorf und Möhrendorf gesprengt, so daß das Unternehmen seinen ursprünglichen Auftrag nicht mehr erfüllen konnte. Die Division ließ daher das Vorhaben abbrechen, und die Kampfgruppe erhielt Forchheim als Ausweichziel angewiesen. Um 19 Uhr erreichte die andere Kampfgruppe mit Panzern und Sturmgeschützen den Raum Baiersdorf-Möhrendorf; zwei Stunden später wurden die Kräfte der Kampfgruppe sowie die Freiwilligen des ,,Eisenbahn-Kommandounternehmens" wieder zu ihren Einheiten zurückgeschickt. Von Verlusten wurde nichts berichtet. Beide Unternehmen aber zeigen, daß im Gesamtraum nördlich von Erlangen keine deutschen Kampftruppen mehr vorhanden waren, die den amerikanischen Vormarsch aufhalten oder auch nur verzögern konnten. Die versprengten oder zurückgebliebenen deutschen Soldaten ergaben sich meist willig in Kriegsgefangenschaft. Wenn in der Divisionsgeschichte der 3. Infanteriedivision von ,,the house-to-house-battle" in Forchheim berichtet wird, so ist das eine Aufwertung des an sich erfolglosen, aber auch ohne Verluste durchgeführten Unternehmens.

Während das Kommandounternehmen ,,Rosebury" zur Einnahme der Regnitz- und Kanalbrücken im Raum Baiersdorf und Möhrendorf ablief, befand sich der Hauptteil der Verbände der 3. Infanteriedivision zwischen Steigerwald und Regnitz etwa auf der Linie Mühlhausen - Pommersfelden - Sassanfahrt. Als der kleine Kampfverband den Raum Baiersdorf erreicht und gesichert hatte, wurden die übrigen Teile der Division nachgezogen. Der Großteil der Infanteriebataillone überquerte noch im Schutz der Dunkelheit auf Fußgängerbrücken bei Möhrendorf Fluß und Kanal, während Panzer, Artillerie und Fahrzeuge auf einer von Pionieren errichteten ,,Treadway-Bridge", einer Spurtafelbrücke, die Überschreitung ohne Gegenwehr bewerkstelligten. In den Vormittagsstunden standen die Kampfverbände der gesamten Division nördlich von Erlangen und ,,jumped off in the attack towards the City of Nuremberg". ,,Combat efficiency: Excellent, morale excellent", notierte der S-3 Officer Blaikie vom 7. Infanterieregiment. Erlangen schien ihm kaum der Erwähnung wert.

Der Regimentskommandeur des 7. Infanterieregiments verlegte seinen Gefechtsstand nach Bubenreuth. Die drei Regimenter bildeten einen breiten Fächer zwischen Erlangen und Forth; sie schoben sich mit dem Hauptteil ihrer Kräfte etwa zwischen dem Ludwigskanal und der Reichsstraße 2 auf Nürnberg zu. Schwache Kräfte besetzten den Raum Neunkirchen - Effeltrich bzw. durchkämmten Alterlangen, wo noch Reste von deutschen Einheiten zurückgeblieben waren. Östlich der Reichsstraße 2 hatte die Division Anschluß an die 45. Infanteriedivision, die bereits am 15. April über Gräfenberg in Schnaittach die Autobahn erreicht und kampflos Lauf besetzt hatte. Auf dem westlichen Flügel hatte sie Anschluß an die 42. Infanteriedivision, die beiderseits der Reichsstraße 8 auf Fürth und Nürnberg vorstieß. Nur als Kuriosität kann man die als ,,Kessler-Linie" bezeichnete deutsche Verteidigungslinie zwischen Erlangen über Dormitz nach Forth bezeichnen, die in den amerikanischen Operationsberichten erwähnt wird und in der dazugehörigen Karte eingezeichnet ist. Weder ein ,,Kessler" noch eine nach ihm benannte Linie findet sich in den deutschen Quellen.

Am Nachmittag des 15. April meldete das 30. Infanterieregiment, daß sich ein ,,Saboteur" ergeben habe. Er trug eine deutsche Wehrmachtsuniform und Tarnjacke. Nach seiner Aussage befanden sich neun weitere Saboteure im Abschnitt des Regiments. Er hatte englischen Sprengstoff bei sich. Sein Aufträg war, gegnerische Treibstofflager in Brand zu setzen und andere Schäden zu verursachen. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Am 15. und 16. April schossen die Feldartilleriebataillone der 3. Division dreimal ,,Propaganda" auf die deutschen Truppen, die sich in Richtung Erlangen zurückzogen; das 41. Feldartilleriebataillon feuerte 18 Schuß ,,special propaganda" ab, deren Inhalt nicht näher angegeben wurde, das 10. Feldartilleriebataillon die Warnung an die deutschen Soldaten, nicht Zivilkleidung anzulegen - "dont't change to civilian clothes" - und das 39. Feldartilleriebataillon 50 Schuß mit der Aufforderung zur Kapitulation: ,,Capitulate or be destroyed".

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 11. März 2007, 14:55
Der Kampf um Nürnberg hat einen hohen Blutzoll gefordert. Die Verluste der Wehrmacht werden auf 500 Tote und 500 schwer Verwundete geschätzt. Die genaue Zahl der Gefallenen aller deutschen Einheiten - von Wehrmacht und Waffen-SS über Reichsarbeitsdienst und Volkssturm bis hin zur Hitlerjugend - lässt sich bis auf den heutigen Tag nicht genau feststellen, weil die Amerikaner eine nicht bekannte Zahl von Toten aus dem Nürnberger Raum nach Bensheim an der Bergstraße überführt und dort mit Gefallenen aus anderen Gebieten bestattet haben.

In der Zivilbevölkerung waren mehr als 300 Todesopfer zu beklagen. In der Verlustliste der 7. US-Armee sind zwischen dem 16. und 20. April für die drei Infanteriedivisionen im Nürnberger Raum 142 Tote, 700 Verwundete und 800 Vermisste verzeichnet.

Viele Soldaten sind kurz vor Kriegsende auf geradezu tragische Weise ums Leben gekommen. So waren beispielsweise Einheiten der Luftwaffe im Bodenkampf eingesetzt, für den sie weder ausgebildet noch ausgerüstet waren.

Ein Beispiel ist das Schicksal eines Oberleutnants der Luftwaffe, der we
nige Stunden vor Ende der Kampfhandlungen im Haus Prinzregentenufer 7 sterben musste. Er hatte im Erdgeschoss Posten bezogen, um die Bewegungen auf dem Laufer Torgraben zu beobachten. Als er sich aus der Deckung wagte, wurde er von einem amerikanischen Scharfschützen aus dem gegenüberliegenden Haus Theodorstraße 1 erschossen. Der Offizier hatte zuvor 500 Feindflüge unversehrt überstanden. Er fand vorübergehend ein Grab im heutigen Garten der ,,Englischen Fräulein". Später ließ ihn seine Schwester exhumieren, um ihn in der Heimat bestatten zu lassen.

Bild- Das bittere Ende des Zweiten Weltkriegs in Nürnberg.In einer Anlage an der Kobergerstraße liegen fünf deutsche Soldaten begraben,aus den Fenstern der Häuser an der Reichstraße wehen weiße Fahnen.
Quelle-Jahr des Erinnerns (NN-Nachrichten)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 18. März 2007, 18:32
Siegesparade der Amerikaner an Adolf Hitlers Geburtstag

Die amerikanischen Truppen haben ihr großes Ziel erreicht: Am späten Nachmittag von Adolf Hitlers 56. Geburtstag halten sie ihre Siegesparade auf dem Hauptmarkt ab, der damit aufgehört hat, Adolf-Hitler-Platz(heute Hauptmarkt) zu heißen.

In einem Ruinenfeld, in dem nur der Schöne Brunnen in einem Betonmantel den Bombenhagel überstanden hat, ruft General John W. O'Daniel seinen Soldaten entgegen: ,,Wir stehen an der Stätte des letzten Bollwerks des NaziWiderstands in unserem Kampfabschnitt!" Danach nimmt er die Parade seiner Einheiten ab, bei der Panzer eine furchterregende Kulisse bilden.

Nach dem Vorbeimarsch wird das Sternenbanner an einem sechs Meter hohen Mast hochgezogen. Für die Amerikaner war Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage nicht nur von großer ideologischer Bedeutung, sie wollten zugleich verhindern, dass sich viele deutsche Soldaten nach Süden absetzen können, wo die NS-Propaganda ihnen immer wieder prophezeite, sich an der so genannten Alpenfestung festzurennen.

Als die Siegeszeremonie vorbei ist, wird das Sternenbanner auf Halbmast gesetzt - zu Ehren des verstorbenen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Zwei Soldaten mit geschultertem Gewehr halten die Ehrenwache.

Bei einer weiteren Siegesparade auf dem Zeppelinfeld sprengen vier' Tage später die US-Truppen das goldene Hakenkreuz im Lorbeerkranz über der Tribüne. Sie tilgten damit das Symbol der NS-Herrschaft.

Quelle- Jahr des Erinnerns (NN-Zeitung)

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 25. März 2007, 20:00
13.- 16.April 1945
Obersturmbannführer Eckehard Albert, Chef des Generalstabs des XIII. SS-Armeekorps, charakterisierte die Kämpfe in Franken so: ,,Die nun folgenden Kampftage ab 10.4.1945 standen unter dem Zeichen größerer, fast täglicher Absetzbewegungen, die trotz gegenteiligen OKW-Befehls notwendig waren, wollte man nicht in wenigen Tagen seine gesamten Kräfte sinnlos geopfert haben.

Auf dem gesamten über 100 km langen Abschnitt des Generalkommandos standen etwa 3.000-3.500 Mann drei kampfstarken amerikanischen Divisionen, der 42. Infanteriedivision, der 12. Panzerdivision und der 4. Infanteriedivision gegenüber; das war eine etwa 15fache Übermacht!

Südlich und südwestlich des Abschnitts des XIII. SS-Armeekorps leisteten die Divisionen des XIII. Armeekorps (Heer) Widerstand. Die 2. Gebirgsdivision kämpfte im Raum Heilbronn, die 17. SS-Panzergrenadierdivision an der Jagst im Lande ihres Namenspatrons ,,Götz von Berlichingen". Als die Stadt Crailsheim fast kampflos von den Amerikanern besetzt wurde, begann der für beide Seiten verlustreiche Kampf, bei dem die Stadt mehrfach den Besitzer wechselte und der mit der Zerstörung großer Teile der Stadt endete. Auch zahlreiche andere Orte mußten mehr oder weniger stark die Schrecken von Bomben, Artillerie- oder Panzer- und Tieffliegerbeschuß erleben. Brennende Dörfer, Verluste an Menschen, Vieh und Häusern kennzeichneten die Wege des amerikanischen Vormarsches.

Am 31. März 1945 richtete ein amerikanischer Luftangriff in Rothenburg ob der Tauber schwere Schäden an. Sicherlich galt er dem Befehlsstand des Befehlshabers im Wehrkreis XIII, General Weisenberger, der während seines kurzen ,,Fronteinsatzes" seinen Gefechtsstand im Hotel Eisenhut aufgeschlagen hatte. Den allgegenwärtigen amerikanischen Aufklärungsflugzeugen konnte dies nicht verborgen bleiben. Als General Weisenberger durch das XIII. SS-Armeekorps am 1. April abgelöst wurde, lehnte der Kommandierende General Simon die Übernahme des Gefechtsstandes in Rothenburg ab, um ,,die Amerikaner nicht zu Angriffen zu provozieren.

Er verlegte seinen Gefechtsstand zunächst nach Spielbach westlich Rothenburg, später nach Schillingsfürst und am 14. April nach Lichtenau östlich von Ansbach.

Rothenburg blieben glücklicherweise nach dem schlimmen Luftangriff weitere Zerstörungen erspart. In der Nähe allerdings ereignete sich der schreckliche Vorfall der ,,Männer von Brettheim": Zwei Bürger von Brettheim hatten einigen Hitlerjungen, die den Ort verteidigen wollten, die Panzerfäuste abgenommen und in den Weiher geworfen. Dies wurde Simon gemeldet, der ein Standgericht einberief, das die beiden Männer zum Tode verurteilen sollte. Weil sich der Bürgermeister und der Ortsgruppenleiter ,,schützend vor die Verräter stellten", wurden auch sie zum Tod durch den Strang verurteilt. Drei Männer wurden in Brettheim an einer Linde am Friedhofseingang gehenkt, einer konnte fliehen. Wenige Tage danach wurde der Ort, den SS-Männer verteidigten, durch Tiefflieger mit Phosphorbrandbomben und später durch Artilleriebeschuß fast völlig zerstört. Ebenso schlimm wie das schreckliche Ereignis ist wohl die Tatsache, daß diese Todesurteile durch die damalige ,,Rechtsordnung" durchaus gedeckt waren, daß sie nicht nur dem Geist, sondern auch dem Wortlaut der von Hitler, Himmler oder Bormann und der obersten Wehrmachtsführung gegebenen Befehle entsprachen.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 25. März 2007, 20:02
Während es dem XIII. SS-Armeekorps immer wieder gelang, wenigstens notdürftig den Frontzusammenhang südlich des Mains zu wahren, konnte es den Anschluß zur 7. Armee im Norden nicht herstellen. Das südlichste Korps dieser Armee, das LXXXII. Armeekorps, hatte die Verbindung zur Armee verloren und wurde am 9. April der 1. Armee unterstellt. Schon am 7. April kämpfte das Korps ,,ohne beiderseitigen Anschluß und offen in den tiefen Flanken. Einen Tag später umfaßten die Amerikaner die 256. VGD dieses Korps und zersprengten sie. Der Kommandeur und sein Stab galten als vermißt. Am 8. April erhielt das Korps ein Fernschreiben des Oberkommandos der Wehrmacht, das ,,ausdrücklich nochmals auf den Führerbefehl hinweist, Schweinfurt im Hinblick auf seine wichtigen unterirdischen Industrieanlagen bis zum letzten zu verteidigen. Das Generalkommando ignorierte diesen Befehl und zog alle Kräfte aus Schweinfurt ab, da eine ,,Verteidigung der Stadt angesichts der Feindlage unverantwortlich gewesen wäre und man wertvolle Kräfte aussichtslos" hätte opfern müssen. Immer wieder glich der Rückzug des abgekämpften LXXXII. Armeekorps einem Wettlauf mit den amerikanischen Truppen des XV. Korps nach Osten. ,,Überholende Verfolgung" nannte es der Chef des Generalstabs Graf v. Ingelheim.

Als sich am 12. April die amerikanischen Panzerspitzen bereits tief im Rücken des LXXXII. Armeekorps der Stadt Bayreuth näherten, standen dessen beide erschöpfte Divisionen, die 36. VGD und die 416. Infanteriedivision, etwa auf der Linie Baunach - Burgebrach. Nur eine schnelle Rücknahme der Truppen über den Main bzw. die Rednitz rettete sie vor der Einschließung durch die 3. und 45. US-Infanteriedivision.

Die 42. US-Inf.Div., die ,,Rainbow-Division", hatte nach mehrtägigem Artilleriebeschuß die Stadt Schweinfurt eingenommen. Noch waren am 13. April ihr 222. und 242. Regiment dabei, die Stadt auf versprengte deutsche Soldaten zu durchsuchen, da erreichte die Division der Befehl des XXI. US-Corps, in südöstlicher Richtung vorzustoßen und Fürth, das ,,westliche Drittel" der ,,Nazi shrine city of Nurnberg" anzugreifen und damit das XV. Corps bei der Eroberung Nürnbergs zu unterstützen. Die Eroberung sollte möglichst schnell vor sich gehen, um dem Gegner keine Zeit zu geben, eine erfolgreiche Verteidigung zu organisieren. Als Marschweg war die Reichsstraße 8 von Kitzingen nach Fürth vorgesehen.

Die Division überquerte den Main bei Nordheim, erreichte südöstlich von Kitzingen die heutige Bundesstraße 8 und bildete eine etwa 25 km breite Front mit dem 22. Regiment links und dem 232. Regiment rechts der Straße; das 242. Regiment fungierte als Divisionsreserve. Der rechte Flügel der Division hielt Kontakt mit Einheiten der 12. US-Panzerdivision; den linken Flügel sicherte die Aufklärungsabteilung, die durch motorisierte Spähtrupps Kontakt mit dem rechten Flügel der 3. Infanteriedivision hielt. Obwohl die Division keine Feindberührung hatte, sicherten vorauseilende Spähtrupps die auf Lastwagen und in Jeeps vorrückenden Infanteristen. Erst bei Neustadt an der Aisch trafen sie am 16. April erstmals auf deutschen Widerstand. ,,Here the enemy had decided to put up his fist to fight for the shrine city", vermuteten die ,,Rainbow-men".

Wesentlich schwieriger gestaltete sich der Vormarsch der rechten Nachbareinheit, der 12. US-Panzerdivision. Ihrem Gegner, der Panzerkampfgruppe XIII, war es immer wieder gelungen, wenigstens stützpunktartig eine Frontlinie aufzubauen. Diese Panzerkampfgruppe XIII wurde auch ,,Kampfgruppe Hobe" nach ihrem Kommandeur Oberstleutnant Cord von Hobe genannt. Hobe hatte erst am 7. April auf Befehl der 1. Armee diese aus Ersatztruppenteilen, Schulen, Lehrgängen und dem HJ-Panzervernichtungsbataillon Franken bestehende Einheit übernommen. Er bezeichnete sie als ausgesuchte Soldaten mit einem Kampfgeist, wie er am Ende dieses Krieges selten anzutreffen war. Die Gruppe kämpfte auf denl rechten Flügel des XIII. SS-Armeekorps. Obwohl sie zeitweise über etwa 60 Panzer verfügte, gelang es Hobe nie, diese wirkungsvoll zum Einsatz zu bringen. Feindliche Tiefflieger, Mangel an Treibstoff und Munition, das Fehlen von Werkstatteinheiten, mangelndes Zusammengehörigkeitsgefühl der bunt zusammengewürfelten Einheit, fehlende Nachrichtenmittel und sicher auch taktische Führungsfehler verhinderten einen wirkungsvollen Einsatz. Der größte Teil der Panzer mußte von den eigenen Besatzungen gesprengt werden.

Gruß
Josef
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 01. April 2007, 12:49
Hallo Matthias,
hab da was dazu gefunden!

Aufgrund der Initiative von Frank D. Horvay von der Militärregierung wurde schließlich vom Landgericht Ansbach auch im Fall Limpert ermittelt. Es kam zur Eröffnung eines Strafverfahrens gegen die Angeklagten Dr. Ernst Meyer (Kampfkommandant von Ansbach), Georg Hauenstein (Hauptmann der Schutzpolizei), Johann Zippold (Polizei-Oberleutnant) und Karl Wechsler (Revieroberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve). In der Anklageschrift hieß es: Meyer wird verdächtigt, ,,aus Mordlust oder sonst aus niedrigen Beweggründen am 18.4.1945 in Ansbach den Studenten Robert Limpert grausam getötet zu haben". Hauenstein und Zippold wurden verdächtigt, ,,den Angeklagten Meyer bei Begehen des Verbrechens des Mordes an Robert Limpert durch Rat oder Tat wissentlich Hilfe geleistet zu haben".

Meyer, damals unmittelbar nach seiner Bluttat aus der Stadt geflüchtet, geriet am 3.5.1945 in Traunstein in Kriegsgefangenschaft und befand sich anschließend vorübergehend in den Lagern Böhl, St. Avold und in Heilbronn, wo man ihn schließlich auch entdeckte. Von dort kam er am 16.10.1945 durch die amerikanische Militärpolizei zur Untersuchungshaft in das Gerichtsgefängnis Ansbach. Am 8.2.1946 brachte man ihn nach Dachau in ein Sonderlager für diejenigen Kriegsgefangenen, die dem amerikanischen Militärgericht (War Crimes) zur Überprüfung unterstanden. Hier stellte man fest, daß bei ihm das Gesetz Nr. 10 v. 20.12.1945 betreffend Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nicht anwendbar ist und übergab ihn deshalb dem Landgericht Ansbach zur weiteren Verhandlung. Daraufhin wurde Meyer am 27.8.1946 wieder ins Ansbacher Gefängnis überführt. Zur Behandlung der Spätfolgen einer Ruhrerkrankung nahm man ihn am 21.11.1946 in die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach auf. Bereits am 6.12.1946 für geheilt erklärt, blieb Meyer gemäß Rücksprache mit dem Direktor der Anstalt zwecks Beobachtung durch einen Psychiater bis zu seinem Verhandlungstermin dort.

Hauenstein, Zippold und Wechsler befanden sich seit dem 30.8.1945 in Untersuchungshaft im Ansbacher Landgerichtsgefängnis. Hauenstein war wegen Haftunfähigkeit am 5.4.1946 wieder auf freiem Fuß. Der Haftbefehl gegen die beiden anderen wurde am 28.5.1946 aufgehoben, da nach Überzeugung des Gerichts angesichts ,,der Persönlichkeit der Angeschuldigten und unter Berücksichtigung ihres Gesundheitszustandes" keine Fluchtgefahr bestand.

Die Ermittlungen liefen inzwischen auf vollen Touren und die Anklage lautete auf Mord (Meyer) bzw. auf Beihilfe zum Mord (Hauenstein und Zippold). Bei Meyer lag folgender Tatbestand vor: ,,Am 18. April 1945, unmittelbar vor dem Einmarsch der amerik. Truppen, verurteilte Dr. Meyer als Kampfkommandant von Ansbach den 18 Jahre alten Studenten Robert Limpert, der eine Telephonleitung der Wehrmacht zerschnitten und in Flugblättern zum Widerstand gegen die damalige Führung aufgefordert hatte, ohne ordnungsmässiges Verfahren zum Tode durch Erhängen und führte die Uollstrekekung auch sofort durch". Meyer gab bei seiner Vernehmung vom 26.-30.10.1945 folgendes zu Protokoll: ,,Für ,mich war kein Zweifel, daß ich hier den Mann gefasst hatte, der seit etwa 8 Tagen schon landesverräterische Anschläge in großer Zahl verbreitet hatte. ( ... ) Die Flugzettel bzw. Anschläge hatten starken Eindruck auf die Bevölkerung gemacht. Hier war - daran konnte für mich kein Zweifel mehr bestehen - der Täter gefunden. Während vorn in der Kampflinie zuletzt noch 2600    Mann braver Soldaten ihr Leben einsetzten zur Verteidigung der Heimat, hier fiel einer ihnen feige in den Rücken. Nun mußte ich handeln".

Hauenstein und Zippold wurde zur Last gelegt, sie hätten einen Tag vor dem Einmarsch der amerikanischen Besatzungsmacht als Beisitzer eines militärischen Stand   gerichts mitgewirkt, welches den Studenten Limpert wegen Beschädigung von Kabelleitungen der Deutschen Verteidigungstruppe zum Tode durch Erhängen verurteilt hat und keine Maßnahmen getroffen, um den Vollzug des Urteils zu verhindern. Zu seiner Verteidigung in punkto ,,Rechtmäßigkeit des Standgerichts" gab Hauenstein folgendes zu Protokoll: ,,Ich konnte ( . . . ) nicht wissen, daß diese Art der Verhandlung und Urteilsverkündung den geltenden Vorschriften über Standgerichtsverfahren nicht entsprach. ( ... ) Ich war der Meinung, daß Oberst Meyer das Verfahren richtig führte". Zippold meinte hierzu: ,,Von dem Verfahren war ich    überzeugt, daß es unbedingt richtig gewesen ist, für mich war es klar, dass es ein Standgericht war. Die Formen eines Standgerichts sind mir nicht bekannt gewesen. ( ... ) Es war das erste Standgericht an dem ich teilnahm". An Hauenstein als Chef der Schutzpolizei richtete sich ganz besonders der Vorwurf, keine Maßnahmen getroffen zu haben, um den Vollzug des Urteils zu verhindern.

Der Betroffene äußerte sich hierzu: ,,Für Limpert, um dessen Leben es ging, hätte ich mich erst recht eingesetzt, wenn es für mich nur die geringste Hoffnung gegeben hätte. Ich konnte ( ... ) nicht gegen den Kampfkommandanten angehen, der, wie erwiesen ist, keinem Einwand zugänglich war und vor allem einen Widerspruch nicht duldete. ( ... ) Ich habe mich nicht für befugt gehalten, in das Geschehen, also in den Vollzug des Erhängens, das Anbringen der Zettel an den Körper und das Hängenlassen der Leiche einzugreifen, weil Oberst Meyer selbst alle Anordnungen traf und es sich ausschliesslich um eine Sache der Wehrmacht handelte. Zippold rechnete es sich zudem besonders hoch an, daß er dem Delinquenten nach seiner Flucht dazu verholfen habe, ,,anständig" zu dem Haken zurückgeführt zu werden. Wörtlich sagte er: ,,Als sich seine Hilferufe immer mehr steigerten und schließlich in ein Wehgeschrei ausarteten, ging ich etwas näher hinzu. Nun beobachtete ich, daß Oberst Meyer den Limpert an seinen langen Scheitelhaaren zerrte, was ihm wahrscheinlich Schmerzen verursachte. Um das unwürdige ,an den Haarenziehen zu vermeiden, ging ich nun hin und nahm Limpert an seinem noch freien linken Arm, um ihn zusammen mit anderen Polizeibeamten in anständiger Weise zurückzuführen.
Titel: Kriegsende in Franken 1945
Beitrag von: md11 in So, 01. April 2007, 12:52
Der Verhandlungstermin vor dem Landgericht Ansbach war für die Zeit vom 10.-14.12.1946 festgesetzt. Schließlich verurteilte die Strafkammer am 14.12.1946 den Angeklagten Meyer wegen eines Verbrechens des Totschlags zu einer Zuchthausstrafe von 10 Jahren, Hauenstein wegen eines Verbrechens der Beihilfe des Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten und Zippold ebenfalls wegen Beihilfe zum Totschlag zu 1 Jahr Gefängnis. Den Angeklagten Wechsler, der von Hauenstein mit der Beschaffung des ,,Henkerstricks" beauftragt worden war, sprach man frei. Bei Meyer hat das Gericht die Anrechnung der U-Haft auf die Strafe abgelehnt, weil er sich dauernd in Haft der Besatzungsmacht befand. Statt dessen wurden Hauenstein 6 Monate und Zippold 8 Monate der verbüßten U-Haft auf die Gefängnisstrafe angerechnet.

Alle Beteiligten fochten das landgerichtliche Urteil durch Revision an. Im Fall Hauenstein konnte die Berufungsinstanz das Verfahren nicht mehr zur Entscheidung bringen, da er am 31.3.1947 einem Herzleiden erlag. Meyer und Zippold konnten laut Beschluß des Oberlandesgerichts Nürnberg vom 20.5.1947 erreichen, daß der Spruch vom 14.12.1946 aufgehoben und das Verfahren erneut aufgegriffen werden sollte. Allerdings wurde Meyers Antrag auf Anrechnung der U-Haft strikt abgelehnt. Daraufhin fällte die Strafkammer des Landgerichts Ansbach in ihrer Sitzung vom 28.8.1947 folgendes Urteil: Meyer wurde die vom 16.10.1945 bis 19.5.1947 verbüßte U-Haft auf die Strafe angerechnet; demnach wurde das Strafende auf den 16.10.1955 festgesetzt. Zippold wurde freigesprochen.

Meyer war bereits am 20.6.1947 wegen Herzschwäche ins Ansbacher Krankenhaus und 3 Tage später wegen eines Nervenzusammenbruches in die Heil- und Pflegeanstalt eingeliefert worden. Nach Mitteilung eines leitenden Arztes vom 15.10.1947 wurde der Verurteilte Meyer als haftfähig bezeichnet und noch am selben Tag in das Landgerichtsgefängnis zurückgebracht. Am 16.10.1947 um 17 Uhr übergab man ihn der Stadtpolizei Ansbach zur Überführung in die Strafanstalt Kaisheim bei Donauwörth.

Der Anwalt Meyers richtete am 24.5.1948 ein erstes Gnadengesuch an die Strafkammer. Hieraus ein Auszug: ,,Untadelige Führung in seinem bisherigen Leben, korrekter, verantwortungsbewußter, sittlich hochstehender und tief veranlagter Mensch. Strafe zu hart im Vergleich zu anderen Urteilen. Dem Dr. Meyer sei sein unerschütterliches Pflichtbewußtsein zum Verhängnis geworden. Seine Tragik sei es, daß er die damalige Gesamtlage infolge des ihm innewohnenden Charakterzuges der Treue und des Pflichtgefühls, sowie seiner vom soldatischen aus zu beurteilenden Vaterlandsliebe, nicht mit der nötigen Klarheit übersehen habe. Notlage der Familie. Schlechter Gesundheitszustand, außerordentlich schwerer Druck, den der Strafvollzug auf Dr. Meyer ausübe, sodaß er dem Wahnsinn zu verfallen drohe, nachdem er bereits einen Nervenzusammenbruch erlitten habe". Die Kammer hielt das Gesuch zu verfrüht, zumal auch der Vorstand der Strafanstalt Kaisheim nach einem Schreiben vom 8.2.1949 überaus negativ über Meyer urteilte: ,,Meyer macht sich immer mehr als recht schwieriger Gefangener bemerkbar, der die Maßnahmen des Strafvollzugs kritisiert und sich zum ausgesprochenen Querulanten entwickelt. ( ... ) Seiner Persönlichkeit nach ist er ein unbelehrbarer Fanatiker, der stur an seiner selbstherrlichen Auffassung über seine Verurteilung festhält. Durch die Tatsache, dass er jede Schuld ableugnet und sich als zu Unrecht verurteilt fühlen will, gerät er in schwere seelische Konflikte, die eine erhebliche Haftpsychose hervorrufen. ( ... ) Die verbüßte Strafzeit kann meines Erachtens noch nicht als ausreichende Sühne angesehen werden, ich spreche mich daher für Ablehnung des Gesuchs aus". Ein zweiter ,,Anlauf" Meyers vom 26.9.1950 scheiterte ebenfalls.

Trotz etlicher Leumundszeugen konnte eine Begnadigung erst Ende 1951 erreicht werden. Gemäß der Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz vom 28.11.1951 wurde mit Wirkung vom 20.12.1951 die weitere Vollstreckung der Freiheitsstrafe unter Bewilligung einer Bewährungsfrist bis 1.1.1955 ausgesetzt. Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft Freiburg vom 15.12.1954 war eine neuerliche Bestrafung nicht erfolgt. Die Reststrafe galt daher als erloschen.

Meyer war nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus am 19.12.1951 bis zum Herbst 1952 arbeitslos, obwohl er sich sofort nach seiner Rückkehr nachweislich um Arbeit bemüht hatte. Seine Einstellung scheiterte aber immer wieder aufgrund seiner Vorstrafe. Schließlich konnte er bei der Fa. Elektro-Gerätebau Blanc & Fischer in Oberderdingen/Württemberg in seinem Beruf als Physiker arbeiten.

Quelle-Geschichte Ansbachs (D.Fitz)

Gruß
Josef
Titel: Re:Kriegsende in Franken 1945!
Beitrag von: md11 in Mo, 18. Oktober 2010, 21:08
Als die US-Truppen im April 1945 in Nürnberg einmarschierten, verkrochen sich W. Maile und seine Familie in einem Luftschutzkeller. Vier Tage ertrugen sie den Kugelhagel über ihren Köpfen, bis die Wehrmacht endlich kapitulierte. Zur Überraschung waren die GIs freundlich - und verschenkten Kaugummi.


Die Amerikaner rückten immer näher an Nürnberg heran. Aschaffenburg hatte kapituliert und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Nürnberg erobert werden würde. Mein Bruder, meine Schwester und ich waren wieder zu Hause. Gegen Mitte April dachten wir ernsthaft daran, unser Haus zu verlassen und uns in der Umgebung des Vororts Laufamholz eine Felsenhöhle als bombensicheren Unterschlupf zu suchen.

Vater verwarf jedoch diese Lösung und wir beschlossen, im Privatbunker neben unserem Haus zu kampieren. Das Nachbarhaus war total abgebrannt. Die Bewohner waren entweder evakuiert worden oder geflüchtet. Niemand nutzte den Luftschutzkeller mehr. Dann kam der 17. April 1945, Mutters Geburtstag. Plötzlich heulten die Sirenen im minutenlangen Dauerton. Das war kein Fliegeralarm mehr, sondern Panzeralarm!

Wir verließen fluchtartig unser Haus und gingen in den Bunker - voller Angst und Ungewissheit. Nach einiger Zeit gesellte sich auch noch der Bahnhofsvorstand mit seiner Frau zu uns. Die amerikanischen Truppen hatten Nürnberg umzingelt: Etwa tausend Panzer, Geschütze und eine ganze Division standen vor den Toren der Stadt. Sie drangen von Norden und Osten vor und eroberten einige Vororte, darunter auch nach kurzen heftigen Kämpfen Laufamholz.

Angst vor aufgeschlitzten Bäuchen

Das Rasseln der Panzerketten, die stundenlang auf der Autobahn dröhnten, war fast unerträglich geworden. Plötzlich hörten wir einen Panzer und einige Jeeps in unserer Straße vorfahren. Wir wurden aus dem Bunker geholt. Mehrere Amerikaner in voller Kampfmontur standen vor uns. Mein Vater musste mit ihnen ins Haus gehen. Sie nahmen ihm seine Orden aus dem Ersten Weltkrieg ab und zerbrachen die Läufe von zwei Luftdruckgewehren, die uns Jungen gehörten.

Als ich aus dem Bunker wankte, stand plötzlich ein schwarzer GI vor mir. Ich erschrak furchtbar, denn in der Nazi-Hochschule hatte man uns beigebracht, dass die "Neger" den kleinen Kindern und Jugendlichen den Bauch aufschlitzen und das Herz herausreißen. Und nun dachte ich, uns würde dasselbe Schicksal blühen.

Aber das Gegenteil war der Fall, der Schwarze lächelte uns an und schenkte jedem einen Kaugummi! Uns fiel ein Stein vom Herzen!

Zwischen den Fronten

Die Amerikaner benahmen sich human und richteten im Haus kaum Schaden an. Dann kam eine größere Kampfeinheit mit Panzern und Artilleriegeschützen und grub sich etwa 200 Meter östlich unseres Hauses am Waldrand ein. Eine missliche Situation, denn 500 Meter in westlicher Richtung stand eine Deutsche Flakbatterie mit etwa zwölf Geschützen Kaliber 8,8 cm. Sie wurden hauptsächlich zur Flugzeugabwehr eingesetzt, dienten aber im Endkampf auch als Waffen gegen Panzer.

Hier amerikanische Artillerie, dort deutsche Geschütze - und wir waren mittendrin. Hätten sie aufeinander geschossen, wäre Laufamholz unweigerlich total zerstört worden, wobei die "Amis" natürlich auch noch auf ihre unbegrenzte Luftüberlegenheit zurückgegriffen hätten.
Dann das große Glück! Die Flakbesatzung, meistens einige ältere Soldaten und sonst junge Volkssturmsoldaten kaum älter als 16 Jahre, flüchteten - sprengten vorher jedoch noch die Geschützverschlüsse.

Das war unsere Rettung, denn es gab keine Gegenwehr mehr. Die amerikanische Artillerie schoss über unser Haus Richtung Stadtzentrum und wir verkrochen uns wieder im Bunker. Plötzlich machte das Gerücht die Runde, dass es in der verlassenen Flakstellung noch reichlich Lebensmittel und Schuhe gab.

Hakenkreuz gesprengt

Meine Schwester und mein Bruder rannten noch während des amerikanischen Beschusses unter höchster Lebensgefahr zur Flakstellung und kamen beladen mit köstlichen Lebensmitteln wie Hartwürsten, Speck, Konserven und mit Wehrmachtsstiefeln zurück. Währenddessen saß ich mit meinem Vater und meiner Mutter nur noch zitternd und heulend im Bunker.

Die Wehrmacht verteidigte die Stadt der Reichsparteitage, die nicht mehr als ein Schutthaufen war, noch vier Tage lang. Der Stadtkommandant Karl Holz hatte Hitler in seinem letzten Funkspruch nach Berlin versprochen, "die deutscheste aller Städte" bis zum letzten Atemzuge zu verteidigen. Er fiel dann als einer der Letzten im Kampf im Polizeihauptquartier am 20. April 1945.

An diesem Tag, dem Geburtstag Hitlers, sprengten die Amerikaner das riesige Hakenkreuz auf der Ehrentribüne des Zeppelinfeldes in Nürnberg. Dieses Bild ging um die ganze Welt! Für uns war damit der Wahn dieses Weltkriegs auch symbolisch beendet. Möge Gott verhüten, dass jemals wieder so eine schreckliche Zeit über Deutschland und die Welt hereinbricht!
Quelle:Der Spiegel März 2010
Titel: Re: Kriegsende in Franken 1945!
Beitrag von: md11 in So, 01. Juli 2012, 08:23
67 Jahre nach Kriegsende
Soldat in der Rednitz entdeckt

hier der Artikel dazu (Quelle:Bild vom 29.06.2012