Die große Schlachtsüdlich Charkow war nicht die einzigeVernichtungsschlacht vordem Beginn der deutschen Sommeroffensive 1942. Denn der Frontbogen von Isjum, um den sie sich entzündete, war nicht der einzige Pfahl im Fleische der deutschen Angreifer.
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Unten im Süden hielten die Russen seit Januar den Ostteil der Krim, die Halbinsel Kertsch, und nach wie vor Sewastopol. Über Kertsch führte einer der Wege in den Kaukasus - das war den Deutschen so klar wie Stalin.
Und deshalb hatte Stalin dort drei Armeen stationiert, die Kertsch an der schmalsten Stelle, der nur 18 Kilometer breiten Landenge von Parpatsch verteidigten -10 000 Mann pro Kilometer, auf jeden Meter 10. Und nicht nur das: quer durch die Landenge hatten die Russen einen zehn Meter breiten und fünf Meter tiefen Panzergraben ausgehoben, davor Minenfelder, dahinter riesige Drahthindernisse, ausgebaute Verteidigungsstellungen.
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Eine ungleiche Ausgangslage: Mansteins 11. Armee gegen drei sowjetische Armeen in einer geradezu idealen Verteidigungsstellung. Aber Manstein wäre nicht Manstein gewesen, wenn ihm dafür nichts eingefallen wäre. Zum einen greift er nicht dort an, wo sich - im Nordteil der Frontein günstiger Flankenstoß anbietet, den die Russen auch erwarten, weshalb sie dort die Masse von zwei Armeen bereitgestellt haben.
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Nein, Manstein greift am Südende des Panzergrabens an, wo er scheinbar am schwersten zu überwinden ist. Und um den entscheidenden ersten Schritt auf die andere Seite des Grabens zu gewinnen, hat er auch einen ausgefallenen Weg gefunden.
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In der Nacht zum 8. Mai klettern am Schwarzmeerstrand östlich von Feodosia Infanteristen und Pioniere von der 132. Infanteriedivision in einige Dutzend Sturmboote. Nur leises Waffenklappern ist zu hören, dann ebenso leises Plätschern: die Sturmboote paddeln gemächlich auf See hinaus, treiben langsam ostwärts, warten. 3 Uhr 15. Der Feuerschlag, der den Angriff einleitet, bricht los. Mörser, Werferbatterien, schwere Haubitzen, dazu Stukas hämmern auf die russischen Befestigungen ein; die Russen schießen aus allen Rohren Sperrfeuer. In dem Höllenlärm geht das Geräusch der schweren Sturmbootmotoren, die nun angelassen werden, völlig unter.
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Mit Höchstfahrt jagen die Boote auf die Stelle zu, wo der riesige Panzergraben ins Meer mündet. Der Graben gleicht an dieser Stelle einem Kanal, ist ein ganzes Ende landeinwärts mit Wasser gefüllt - kein Problem für die flachgehenden Sturmboote. Sie fahren einfach hinein, ran feindliche Ufer. Im Herausspringen ins feuern die Männer aus der Hüfte Maschinenpistolen, sind mit wenigen en schon im ersten russischen Graben.Die Rotarmisten glauben Gespenster zu sehen, sind verwirrt, verstehen :, wo plötzlich die Deutschen herkommen, werden rasch überwältigt. Die Überraschung ist gelungen, ein erster er Brückenkopf auf der russischen Seite der Verteidigungsstellung gewonnen.
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Auch sonst geht Mansteins Plan auf. Inneralb eines Tages gelingt der Durchbruch im Süden, die Spitzen der 22. Panzerdivision können rasch ostwärts stoßen, nach Norden eindrehen. Sie erreichten nach 2 Tagen, am 11. Mai, das Meer, damit ist zunächst einmal eine sowjetische Armee eingekesselt. Den anderen ergeht es nicht besser: konsequent vereitelt Manstein alle Versuche der Russen,das Meer aufs Festland zu entkommen. 18 Tagen sind alle drei Sowjetarmeen vernichtet, 169.198 Gefangene gemacht, 7 Geschütze und 284 Panzer erbeutet oder vernichtet.
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Ein paar Tage nach diesem eindrucksvollen Sieg von 6 deutschen und 3 rumänischen Divisionen über drei sowjetische Armeen steht General von Manstein auf m Hügel östlich der Stadt Kertsch, sozusagen am östlichsten Punkt der ganzen Krim. Es ist ein klarer Morgen, deutlich ist das nur 15 Kilometer entfernte andere Ufer der Meerenge zu erkennen, die Tamanhalbinsel. Von dort führt der Weg hinunter zum Kaukasus, zu Stalins ÖIquellen. Doch noch kann Mansteins 11 .Armee diesen Weg nicht gehen. Noch in ihrem Rücken ein feindliches Bollwerk, die intakte Festung Sewastopol, deren Hafen als Operationsbasis für sowjetische Seestreitkräfte eine ständige Bedrohung darstellt, vor allem für Operationen er östlichen Schwarzmeerküste. Und deshalb muß Sewastopol fallen, die stärkste Festung der Welt.
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In letzten Wochen des Jahres 1941 - Mitte November bis Ende Dezember hatte sie dem erbittertsten deutschen Ansturm standgehalten.
Keine neue Erfahrung für Stadt und Festung. Nicht ganz 90 Jahre war es her, daß im sogenannten Krimkrieg-ein französisch-englisch-türkisches Expeditionskorps gegen ihre Mauern und Festungswerke anrannte, ein ganzes Jahr lang, unter entsetzlichen Verlusten, ehe die Festung endlich fiel.
Seither waren unter den alten Befestigungswerken riesige moderne Bunkersysteme entstanden, von denen allenfalls lachen, schwer gepanzerten Drehkuppeln zu sehen waren, aus denen vom bis zum 30,5 cm-Schiffsgeschütz en aller Art drohten und mit überschneidenden Schußbereichen den Zugang zur Festung wirkungsvoll versperrten.
Wie wirkungsvoll, das hatte Mansteins Armee leidvoll erfahren. Manstein hatte aus dem ersten, vergeblichen Ansturm die Erkenntnis gewonnen, daß die übliche, relativ kurze Artillerie-Vorbereitung nicht ausreichte, eine Festung dieses Formats sturmreif zu schießen. Noch einmal war er nicht bereit, seine Männer gegen fast unbeschädigte, in ihrer Funktion kaum gestörte Festungswerke zu schicken; diesmal sollten sie eine bessere Vorbereitung, eine bessere Chance haben. Das bedeutete: noch während Mansteins 11. Armee im Frühjahr die Osthälfte der Krim freikämpfte, wurde vor Sewastopol eins der größten Artillerie-Aufgebote des II. Weltkriegs in Stellung gebracht.
Es waren schließlich 1300 Rohre aller Kaliber, die am 3. Juni rings um Sewastopol losbrüllten, und dazu die Stukas und Schlachtflieger des VIII. Fliegerkorps unter General von Richthofen.
Das kennzeichnet den Unterschied zur üblichen Feuervorbereitung. Nicht einige Stunden, sondern fünf Tage lang sollten Artillerie und Luftwaffe die Festung buchstäblich zertrommeln, ehe der eigentliche Angriff begann.
Und was war alles aufgeboten! Da waren zwei Werferregimenter, einundzwanzig ' Batterien mit 576 Rohren, auf engstem Raum in Feuerstellung, darunter schwerste Werfer mit Spreng- und Flammölgranaten der Kaliber 28 und 32 cm. 324 Stück der infernalisch heulenden Raketengeschosse feuerten diese Batterien als Salve in wenigen Sekunden ab, auf eng begrenzte Ziele der Festung.
Die Wirkung so geballten Werfereinsatzes ist fürchterlich - nicht so sehr wegen der Splitterwirkung oder der Durchschlagskraft, sondern durch die Druckwelle. Sechsunddreißig gleichzeitig auf ein paar Quadratmetern krepierende Werfergranaten, das ist die Salve einer Batterie, lassen in ziemlichem Umkreis Ohrgänge und Blutgefäße zerplatzen. Hinzu kommt die demoralisierende Wirkung der jaulenden Ungeheuer mit Flammenschweif, der sich übrigens - beim russischen Gegenstück. der ,,Stalinorgel" - auch die deutschenTruppen nur selten entziehen konnten.
Doch nicht nur Werfer, Haubitzen und i Stukas hüllten die Festung in einen Feuerorkan, auch die Dinosaurier der Artillerie waren herangeholt worden. Da waren zunächst einige Exemplare des ,,Gamma-Mörsers". Das war eine Neuauflage der aus dem Ersten Weltkrieg berühmten ,,Dicken Berta", ein bulliges Ungetüm mit einem knapp sieben Meter langen, trotzdem dick wirkenden Rohr, aus dem 42 cm dicke und tonnenschwere (1020 kg) Granaten verschossen wurden, etwa 14 Kilometer weit. 235 Mann wurden benötigt, um so ein Monstrum zu bedienen. Dabei war dieser Riese noch das kleinste der Supergeschütze, die vom 3. bis 8. Mai auf Sewastopol einhämmerten. Das nächstgrößere Artillerie-Ungetüm war ein 60 cm-Mörser, abwechselnd ,,Karl" oder ,,Thor" benannt. Aus dem dicken Stummelrohr- immerhin fünf Meter lang - dieses Festungsbrechers wurden über 2 Tonnen schwere Betongranaten verschossen, die auch dickste Betondecken durchschlugen.
Aber auch ,,Thor" war noch klein gegen ,,Dora", das schwerste Geschütz des letzten Krieges. Diese 80 cm-Kanone war ein sogenanntes Eisenbahngeschütz, auf Straßen war ein solches Monstrum nicht zu transportieren. In sechzig Spezialwaggons mußte die Superkanone zerlegt zum Einsatzort transportiert werden, und dort reichte dann auch ein normales Gleis nicht mehr, als Bettung brauchte der Gigant zwei Doppelgleise. Er brauchte noch mehr, unter anderem zum Schutz zwei komplette Flakabteilungen. Alles in allem waren mit der Riesenkanone 4120 Mann beschäftigt, kommandiert von einem Generalmajor.
,,Dora" verschoß aus ihrem 32,5 m langen Rohr entweder 4,8 Tonnen schwere Sprenggranaten oder 7,1 Tonnen schwere Panzergranaten, die leichteren flogen 47, die schwereren 38 Kilometer weit. So eine Panzergranate war nebst Kartusche knapp 8 Meter lang, etwas länger also, als ein zweistöckiges Haus hoch ist.
Ein Schnellfeuergeschütz war ,,Dora" bei diesen Ausmaßen nicht gerade, die maximale Feuergeschwindigkeit betrug drei Schuß pro Stunde-von einem vernünftigen Verhältnis zwischen Aufwand und militärischem Nutzen konnte man da kaum noch sprechen. Allerdings gelang ,,Dora", diesem Riesenspielzeug über ehrgeiziger Kanonenbauer und Artilleristen vor Sewastopol ein bemerkenswerter Glückstreffer: eine der 7-Tonnen-Granaten schlug in ein großes Munitionslager, das die Russen 30 Meter unter der Erde angelegt hatten und gegen jegliche Artillerie-Einwirkung geschützt wähnten.
Wirksamer aber als diese überdimensionalen Festungsknacker war auch vor Sewastopol eine vergleichsweise kleine Kanone, die man mit Fug und Recht als die eigentliche Wunderwaffe des letzten Krieges bezeichnen kann: die 8,8 cm-Flak. Diese Kanone, ursprünglich dazu bestimmt, hochfliegende Bomber - bis ca. 10 000 m - zu bekämpfen, hatte sich schon zu Beginn des Krieges, und ' erst recht seit Beginn des Rußlandfeldzuges als eine auch im Erdkampf unschlagbare Mehrzweckwaffe erwiesen: ob es ' darum ging, Erd- und Betonbunker zu knacken, oder darum, die schweren Russenpanzer der Typen KW 1, KW 2 und T 34 zu durchlöchern (an die die Pak nur anklopfen konnte) - immer war es die 8,8-Flak, die das schaffte. Sie konnte das durch eine extrem hohe Geschwindigkeit, mit der ihre Geschosse das Rohr verließen.
Das bedeutete zweierlei: auf den ersten 1000 Metern flogen die Granaten der 8,8 praktisch geradeaus, notfalls konnte man auf diese Entfernung und darunter einfach durchs Rohr richten. Das ermöglichte supergenaues Punktfeuer auf kleinste Ziele. Zum anderen verlieh die enorme Rasanz den relativ kleinen Granaten eine weitaus größere Durchschlagkraft als sie schwerere, aber eben langsamer fliegende Kaliber hatten.
Auch da, wo die sogar überschweren Mörser nur Beulen in die Panzerkuppeln der russischen Forts schlugen, half die 8,8 sie schoß auf die Lagerkränze der Drehkuppeln, ein nur Zentimeter breites Ziel, und traf.
Fünf Tage lang tobte der Feuerorkan über Sewastopol, aber richtig sturmreif war die Festung auch danach noch nicht: immer noch schlug den nun stürmenden Infanteriedivisionen rasendes Abwehrfeuer entgegen, immer noch mußten jeder Bunker, jede Feldstellung, jedes MG-Nest einzeln , genommen werden. Die Verluste waren dabei so hoch, daß beispielsweise die dezimierte 132. Infanterie-Division aus der Front gezogen werden mußte. Zudem machte sich nach etwa 10 Tagen Munitionsmangel lästig bemerkbar, mehrere Divisionskommandeure rieten, den Angriff vorerst abzubrechen.
Doch das tut Manstein nicht, er weiß, daß Verstärkungen unterwegs sind, daß er den Druck nicht mindern darf, und so befiehlt er, am 17. Juni, abermals Generalangriff an der ganzen Nordfront der Festung.
Dort beherrscht noch immer das riesige Sperrfort ,,Maxim Gorki I" mit seinen 30,5 cm-Schiffsgeschützen in drehbaren Panzerkuppeln das Gelände. Der fast meterdicke Panzerstahl trotzt jeglichem Beschluß, auch die 8,8 hilft da nicht.
Schließlich gelingt es, in ziemlicher Nähe zwei 35,5 cm-Mörser in Stellung zu bringen. Deren Betongranaten bleiben wirkungslos. Doch sie haben noch andere, sogenannte ,,Spezial-Röchling-Granaten." Diese 1000 kg-Brocken krepieren erst, wenn sie tief in die Panzerung eingedrungen sind. Drei Salven mit diesen ,,Röchlings"-dann meldet der Beobachter: ,,Panzerkuppel aus dem Lager gehoben!"
Der letzte Funkspruch
,,Maxim Gorkis" stärkste Waffe schweigt, und das Infanterie-Regiment 213 stürmt. Die Russen im Fort geben nicht auf. Sie machen Ausfälle, schießen aus Luftschächten, Scharten und anderen Öffnungen. Pioniere schleppen Sprengmunition, Flammöl, Nebelkerzen heran, sprengen. Nichts, die Russen schießen immer noch. Erneute Sprengung. Endlich, ein Loch klafft in der Bunkerwand! Doch auch das ist noch nicht das Ende des Kampfes. Jede Abteilung der gewaltigen Anlage, die über eigenes Kraftwerk, Wasserversorgung, Lazarett usw. verfügt, ist mit schweren Stahltüren abgeschottet. Jede einzelne muß aufgesprengt werden, und durch den Qualm dieser Detonation bellen immer noch die MPs der sich verzweifelt wehrenden Besatzung.
Die Funksprüche aus der Zentrale des Forts sind überliefert. Der vorletzte-nach stundenlangem Kampf im Innern der Anlage-lautet: ,,Wir sind noch 46 Mann. Die Deutschen hämmern an die Panzertüren und fordern uns zur Übergabe auf. Zweimal haben wir die Luke geöffnet und geschossen. Jetzt geht das nicht mehr." Eine halbe Stunde später dann: ,,Jetzt sind wir noch 22. Wir bereiten die Sprengung der Zentrale vor. Dies ist der letzte Funkspruch. Lebt wohl!" Gleich darauf dröhnt durch das Fort die Explosion, die den Kampf beendet. Von der rund 1000köpfigen Besatzung des Forts werden nur 40 Schwerverwundete lebend aufgefunden.
So wird Fort auf Fort, Bunker um Bunker j genommen, ausgeschaltet - einen ganzen Monat lang. Endlich, am 3. Juli, er; lischt der Widerstand, Sewastopol ist gefallen.
Gruß
Josef
Bild 1.Karte vom Festungsgürtel um die Hafenstadt Sewastopol.Die Forts nördlich der Sewernaja-Bucht leisteten den zähesten Widerstand.
Bild 2.Pioniere auf der Panzerkuppel von Fort "Maxim Gorki"
Bild 3.Dieser Zwillingsturm vomn "Maxim Gorki" wurde durch eine schwere Fliegerbombe auseinandergerissen.Die Geschützrohre zeigen die Spuren zahlreicher Artillerietreffer.
Bild 4.Fliegerbomben und Flak haben den alten Teil eines Forts zerstört.Auf den Trümmern stehen noch die russischen Flakgeschütze.
mfg
Josef
Die Verfolgungsrichtungen der deutschen Armeekorps sind:
LIV.AK: Sewastopol.
XXX.AK: Simferopol und Durchstoß durch das Jaila-Gebirge.
XXXXII.AK: Feodosia und die Halbinsel Kertsch.
Verfolgen wir nun zunächst den Weg des LIV.Armeekorps:
Die Hauptaufgabe - überholende Verfolgung auf Sewastopol - fällt der Brigade Ziegler zu. Ihr Auftrag wird im Korpsbefehl vom 27.10. klar umrissen. Darin heißt es:
"Das LIV.Armeekorps stößt mit Brigade Ziegler (und rum.schn. Rgt.) westlich der Straße Ishun - Simferopol nach Süden vor, um - Simferopol westlich umgehend - an den Alma-Abschnitt zu gelangen und dem Feind vor seiner Front den Rückzug zu verlegen. Mit 50. und 132.ID geht das Korps in Richtung Süden zur Verfolgung vor, um seine Hauptkräfte noch möglichst vor dem Gebirge zu stellen."
Am 28.10. bringt der Flankenstoß der AA 22 die russ.Verteidigung vor der 50.ID zum Einsturz. Am 29. 10, jagen bereits die mot.Einheiten der Brigade Ziegler durch die Krimsteppe nach Süden. Am Abend erreicht die Spitze Bijuk Kaban, 40 km vor den nachdrängenden Fußverbänden des LIV. Armeekorps.
Die in Richtung Sewastopol und Kertsch ausweichenden russ. Verbände treten nach Auflösung des Oberkommandos Krim (Gen.Oberst Kusnetzow) unter neue Oberbefehle; die auf Kertsch ausweichenden Verbände der 51.Armee unter Generalleutnant P.I.Batow, die in Richtung Sewastopol zurückgehenden Verbände (Verteidigungsabschnitt Sewastopol) unter Führung des Oberbefehlshabers der Schwarzmeerflotte, Vizeadmiral Oktjabrskij, dem als Landbefehlshaber Generalmajor Petrow, als Befehlshaber der Küstensicherung Generalmajor Morgunow und als Befehlshaber der Luftsicherung Generalmajor Ostrjakow unterstellt werden.
Auf Beschluß des Kriegsrates der Schwarzmeerflotte werden am 29.10. das Linienschiff 'Pariskaja Kommuna', der Kreuzer 'Molotow', der Flottillenführer 'Taschkent' und der Zerstörer 'Soobrazitelnyj' von Sewastopol nach Kaukasushäfen verlegt. Unter dem Chef des Stabes der Schwarzmeerflotte, Kapitän 1.Ranges B.A.Andrejew, wird ein Kriegsschiffverband gebildet, der mit seiner Schiffsartillerie die russ.Landtruppen unterstützen soll.
Am 30.10. jagen Kradschützen und mot.Einheiten der Brigade Ziegler - dem LIV.AK weit voraus - weiter nach Süden. Hptm. Gollob schreibt an diesem Tage in sein Tagebuch: "Die Russen entwetzen, man kann Freund und Feind aus der Luft kaum unterscheiden."
In der Abendmeldung der LIV.AK an die 11.Armee heißt es: "In der Nacht zum 30.10. hatte sich der Feind vor der Front des Korps abgesetzt. Eupatoria wurde zu Wasser und zu Lande geräumt. Vormittags noch Transporte auf der Bahnlinie nach Simferopol."
Diese Eisenbahntransporte werden bald unterbunden.Seit den frühen Morgenstunden fahren die Kradschützen der 1. und 2.Schwadron der AA 22 als Spitze der Brigade Ziegler nach Süden. Der Auftrag lautet: "Sperrung der Eisenbahnlinie Eupatoria – Simferopol!" über diesen Vorstoß schreibt der Chef der 4./AA 22, Oltn. Schreiber:
"Unsere Vierte fährt im Gros der Vorhut. Zufrieden hocken wir auf unseren Krädern, froh, daß es zügig vorwärts geht. Nur selten stoßen wir auf ein Dorf, fast jedes hat eine Anzahl deutscher Bewohner, die uns zujubeln und Melonen und Dickmilch reichen. Dann nimmt uns wieder die Steppe auf. Weit in der Ferne leuchtet das Schwarze Meer. An einer großen Bucht ist Eupatoria zu erkennen. Eine Qualmwolke liegt über der Stadt - dort haben unsere Bomber ihre Ziele gefunden. Die Spitze erreicht die Eisenbahnlinie Eupatoria - Simferopol und hält. Das Gros schließt auf. Pioniere kommen heran, um die Schienen zur Sprengung vorzubereiten. Bei ihrer Arbeit rollt noch aus Eupatoria ein Transportzug heran. Die Sprengladungen versagen. Schnell schieben die Pioniere eine herumstehende Lore quer über die Schienen und gehen in Deckung. Der Zug dampft weiter und zertrümmert die Lore. Rotarmisten schießen aus den Waggonfenstern. Auch unsere Maschinengewehre nehmen den Feuerkampf auf.
Dann ist eine Achtacht heran und schießt - Treffer in den Kessel! Der Zug hält. Einzelne Rotarmisten wehren sich, andere suchen das Weite. Eine weitere Flakgranate trifft einen Munitionswagen. Mit einer ungeheuren Explosion fliegt der Zug in die Luft. Wir haben einen Toten und drei Verwundete."
Das war am Vormittag! Um 13 Uhr meldet die Brigade Ziegler über Funk an das Armeekorps: "Krassnyj und Nowo Tschebutarka gegen schwachen Feindwiderstand genommen. Straße Eupatoria - Simferopol gesperrt." Als rechte Flankensicherung fahrend, nimmt danach die 2./AA 22 Temesh bei Saki im Häuserkampf gegen russ.Marine-Infanterie. Am Abend steht die Schwadron bei Bulganak, weitere Teile der Brigade Ziegler schließen auf. Die 2./AA 22 hat 4 Gefallene und 4 Verwundete. An diesem Tage sind 90 km kämpfend zurückgelegt worden.
Im Armeebefehl für den 31.10. heißt es: "LIV.AK schneidet Hauptkräfte des Feindes von Sewastopol ab. Der schnelle Verband Ziegler ist hierzu zum Alma- und Katscha-Abschnitt an der Straße nach Simferopol vorzuführen. Er hat Almaund Katschabrücke in Besitz zu nehmen... Korps stößt mit Masse, starker rechter Flügel, Simferopol umgehend, bis Bachtschissaraj und Alma-Übergang südwestlich Simferopol nach. Teilkräfte sind später über den Belbek-Übergang bei Belbek vorzuführen. Auf den Hafen Eupatoria Teilkräfte an-setzen. Pi.Bt1.50.ID wird zur Besetzung Westzipfel Krim durch Armee vorgeführt."
Indessen marschieren die Fußtruppen des LIV.AK in Gewaltmärschen hinter der Brigade Ziegler nach Süden. Alle verfügbaren Fahrzeuge - zu Kolonnen zusammengeßt - ziehen Teile der 50. und 132.ID im Pendelverkehr nach.
Am Morgen des 31.10. rollen noch 5 russ.LKW auf die um Bulganak sichernden Teile der AA 22 zu. Pak nimmt die herankommenden Fahrzeuge unter Feuer. Sie gehören zu einer Nachhut. Rotarmisten springen ab und gehen in Stellung. Der Zug des Wachtmeisters Domann von der 4./AA 22 greift über die Straße hinweg an. Es wird ein blutiges Gefecht, das der Kradschützenzug mit 6 Toten bezahlt, darunter Wachtmeister Domann. Auf Befehl des Schwadronschefs, Oltn. Specht, löst sich die Schwadron vom Feind, um sich dem begonnenen Vormarsch der Brigade Ziegler anzuschließen.
Um 11.52 Uhr funkt Ziegler an das LIV.AK: "Nach Kampf. bei Ulan Eli - Temesch - Nowo Tschebotarka - Kontugan und Bulganak aus gewonnenem Brückenkopf wieder angetreten. Brigadestab und Stab AA 22 in Bulganak. Rum.schn.Rgt.Korne in Kontugan - Nowo Tschebotarka. 750 Gefangene."
Auf einem beherrschenden Höhenzug nordwestlich von Alma bezieht die Brigade Ziegler erneut Stellung. Ein Zug der AA 22, ein Zug Pioniere, ein Sturmgeschütz der1./Stu.Gesch. Abt.190 und der 3.Zug der 3./Pz.Jg.Abt.150 (50.ID) stoßen überraschend in den Ort Alma hinein und erbeuten einen abfahrbereiten Eisenbahnzug. Weiter vorstoßend kommt diese Kampfgruppe bis nahe an die Hauptstraße heran, auf der noch zahlreiche Einzelfahrzeuge und Kolonnen der Russen in Richtung Sewastopol fahren. Oberst Ziegler schiebt weitere Kräfte nach, die unweit der Hauptstraße in Stellung gehen.
Lodernde, brennende Fahrzeuge, MG-Feuer auf in die Büsche flüchtende Rotarmisten.
Die Russen müssen eine schlechte Nachrichtenübermittlung haben, denn eine Kolonne nach der anderen fährt ins Verderben. Um 15.20 Uhr funkt Ziegler an das Korps: "Straße und Bahn Simferopol - Sewastopol bei Alma gesperrt. Ein Panzerzug in Brand geschossen und mehrere große LKW-Kolonnen zerstört."
Am 31.10., als die Brigade Ziegler bereits nach Sewastopol greift, ist die Festung keineswegs verteidigungsbereit. Zerschlagene und versprengte Truppenteile der Sowjets strömen auf allen Zufahrtswegen nach Sewastopol und die Brigade Ziegler ist zu schwach, um alle zu sperren.
Am rechten Flügel des LIV.AK hetzt die Radfahr-Abteilung der 132.ID unter Hptm.Kirschner über die westliche Krimsteppe. Am 31.10., um 12 Uhr, ist sie in Eupatoria. Sicherungen bleiben zurück, das Gros fährt weiter. Um 14 Uhr wird Saki erreicht. Am Abend meldet die Abteilung an das Korps: "Linie bis Eupatoria - Saki - Straße nach Simferopol - südlich Sarabus feindfrei."
Am 1.November stößt die Brigade Ziegler weiter vor. Ziele sind Bachtschissaraj und die Gewinnung von Brückenköpfen über die Alma und Katscha.
Spitzefährt Ltn.Büchtungs 1./AA 22. Dahinter folgen die 2./AA 22 und das Gros der Brigade. Überall säumen den Straßenrand zerschossene und ausgebrannte LKW und Bespannfahrzeuge. Büchtings Erste nimmt die Alma-Brücke und fährt weiter. Vor Bachtschissaraj stößt die Spitze auf eingegrabenen Feind.
"Absitzen!"
Die Erste geht in Stellung. Die Kräder brummen zurück. Oberleutnant von Laers Zwote schließt auf und sitzt ab.
Dann ist schon der Vorhutführer, Rittmeister Bock, heran. Kurze Orientierung und Einweisung. Die 1./AA 22 greift rechts, die 2. links der Hauptstraße Bachtschissaraj an.
Doch dieses Mal geht es nicht so glatt. Russische MarineInfanterie - von Sewastopol vorgeworfen - und aufgefangene Rückzugsverbände sperren den Zugang zur Stadt, und ein plötzlicher Wolkenbruch macht im Nu alle Wege zu Schlammstrecken.
Die Schwadronen arbeiten sich langsam in die Stadt hinein. Der Zug des Wachtmeisters Sieverling von der 1./AA 22 erobert einen Straßenbunker und hat zwei Gefallene und fünf Verwundete. Bei der Zwoten wird Oltn. von Laer, Ltn. von Spankeren und Wachtmeister Scheele verwundet, doch der Sturm durch die Stadt geht weiter.
Die beiden Spitzenschwadronen der AA 22 dringen noch bis Asis vor und sichern an der Straßengabel südlich von Bachtschissaraj. Aufschließende Kräfte der Brigade Ziegler säubern die Stadt und lösen die Spitzenschwadronen an der Brücke ab.
Am Abend des 1.11. meldet das LIV.AK an die Armee: "Die Verfolgung wurde fortgesetzt. Brigade Ziegler nahm nach hartem Kampf Bachtschissaraj und gewann einen Brückenkopf bei Asis... 132.ID am späten Nachmittag mit AA vorn, über Katscha bei Ak Schejen. Aufklärung zur Küste vorgetrieben. VA 50.ID am Mittag in Bulganak, mit Teilen im Vorgehen nach Süden... Durch Wetterlage Straßenverhältnisse sehr verschlechtert."
Am 1.11. erobert das XXX.AK mit der VA der 72.ID Simferopol.
Am 2.11. greift die Brigade Ziegler - ohne AA 22 - den Feind auf dem Höhengelände südwestlich von Bachtschissaraj an. Die herangezogene AA 132 ist maßgeblich beteiligt. Gegen Mittag erschüttert ein Stukaangriff die russ.Verteidigung auf den Höhen südlich der Katscha. Im Angriff wird ein Brückenkopf gewonnen. Teile stoßen weiter nach Süden vor, um an der Hauptstraße bei Kabarta einen Brückenkopf über den Belbek zu gewinnen. Die Armee beabsichtigt entlang der nach Süden verlaufenden Straße die Festung auch im Süden einzuschließen.
Indessen liegt die AA 22 in Bachtschissaraj in Ruhe. Hier treffen die deutschen Soldaten auf den Orient. Ein Märchen aus 1001 Nacht nimmt Gestalt an. Überall Gärten und Anlagen mit herrlichen Obstbäumen, Weinstöcken und gepflegten Kulturen. Bachtschissaraj trägt den tatarischen Namen 'Tal der Gärten' zu Recht.
Am Morgen des 2.11. ist die Säuberung von Simferopol durch die 72.ID (XXX.AK) abgeschlossen. Sicherungen der Regimenter 266 und 105 schieben sich auf den Gebirgsstraßen in Richtung Jalta vor. Die russ.157.Schtz.Div. wird angewiesen, diesen Stoß im Raum Albat abzufangen.
Am 3.11. weist das LIV.AK seine Verbände an, den Belbektibergang bei Duwankoj zu erzwingen und gegen den Tschornaja-Abschnitt so weit wie möglich vorzustoßen. Die Fußtruppen ziehen in Gewaltmärschen nach. Den schwachen deutschen Spitzen gelingt es nicht, die Tagesziele zu erreichen. In der Abendmeldung des LIV.AK an die 11.Armee heißt es: "Der Vormarsch des Korps gegen den Belbek-Abschnitt hat heute starke Verzögerungen erlitten durch schwere Bergwege, die durch Regen noch unpassierbarer wurden. Gegenangriffe bis Bataillonsstärke an verschiedenen Stellen, besonders gegen den rechten Flügel der 132. ID... Infanterie kämpft sich gegen den Belbek-Abschnitt vor."
Links vom LIV.AK hat die 72.ID als rechte Flügeldivision des XXX.AK mit gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Von Simferopol aufbrechend, werden IR 105 und 266, sowie die Voraus-Abteilungen Martens und Pretz im Raum Mangusch - Schury - Beschuj durch entkommende Teile der 157., 25. und 95.Schützendivision aufgehalten. Die VA Pretz (22.ID) wird bei Sably und Beschuj in verlustreiche Kämpfe verwickelt. Erst als die in Bachtschissaraj alarmierte 4./AA 22 zu Hilfe kommt, weichen die Russen.
Am 4.11. wird der Angriff des LIV.AK bis zum Belbek vorgetragen. Im Armeebefehl für den 5.11. heißt es: "LIV.AK stößt nach Überwinden des Belbek-Abschnittes sofort bis Höhengelände Mekensia - Berg El Burun nach und setzt sodann das Vorgehen auf die obere Tschornoja und auf das Höhengelände von Kamary fort. Deckung der rechten Flanke (zur Küste) durch Teilkräfte bis zum Eintreffen einer Division (22.ID). Brigade Ziegler ist, sobald in der Front entbehrlich, über Eni Sala - Alupta - Straßenkreuz Bajdary in Richtung Sewastopol anzusetzen. Für linken Flügel des Korps kommt es darauf an, durch schnelles Erreichen von Schury (50.ID) das Entkommen der russ.25. und 95.Schützendivision zu verhindern."
Während die 132.ID nach Südwesten in das nördliche Festungsgebiet eindringen soll, hat die 50.ID den Auftrag, am linken Flügel des LIV.AK auf die obere Tachornoja vorzustoßen und mit der - nach Säuberung des Raumes um Jalta - nach Westen einzudrehenden 72.ID die Verbindung im Raum Kamary herzustellen. Hierdurch soll den nach Sewastopol ausweichenden Feindkräften der Weg verlegt und die Festung auch im Süden eingeschlossen werden. Doch der verbissene Kampf der Reste der 25., 95. und 157.Schtz.Division im Berggelände 30 km südlich von Simferopol verhindert den schnellen Vorstoß des rechten Flügels des XXX.Armeekorps auf Jalta und hält die Regimenter 105 und 266 auch am 4.November auf.
Am 5.11. wird das IR 47 (22.ID) dem LIV.AK zum Schutz der rechten Flanke unterstellt. Die 132.ID gewinnt weiter Boden in Richtung Mekensia, doch hat der rechte Flügel gleichzeitig heftige Gegenangriffe abzuwehren. Die 50.ID besetzt mit dem IR 121 die Höhe 278, nördlich von Tscherkes-Kermen. Das IR 122 erreicht Jucharij Karales. Bei Albat steht der rechte Flügel des XXX.AK. Um dem hier eingesetzten IR 105 das Vorgehen auf Jalta zu erleichtern, wird die Brigade Ziegler vorübergehend dem XXX.AK unterstellt. Die AA 22 wird zur Umfassung angesetzt, um den vor IR 105 stehenden Feind zu schlagen. Die als Spitze fahrende 4./AA 22 unter O1tn.Specht, dem späteren Ordonnanzoffizier von Mansteins, muß bald umkehren. Schwierige Gebirgswege machen den Vorstoß der Brigade Ziegler unmöglich. Der Angriff soll am 6.11. wiederholt werden. Dazu aus der Geschichte der AA 22:
"Am 6.11. verzögert sich unser Antreten. Erst um die Mittagszeit geht es über Bachtschissaraj auf der Straße nach Jalta vorwärts. Durch Wald, richtigen Wald mit Buchen und Kiefern. Vorbei an schmalen Felswänden und tiefen Schluchten. Bald haben wir die Nachhut des Feindes eingeholt. Ein kurzes Feuergefecht - Sprengung. Polternd wird die Serpentinenstraße in die Tiefe gerissen, und als die Rauch- und Qualmwolke verschwunden ist, gähnt vor uns ein riesiger Abgrund. Wir kommen wieder nicht weiter und müssen umkehren. Am nächsten Tag sollen wir es zu Fuß versuchen, doch der Auftrag wird dann zurückgezogen."
Im KTB des LIV.AK heißt es unter dem 6.11.: "Unter sehr großen Marschleistungen, bedingt durch zum Teil wegloses und durch Regen aufgeweichtes Gelände, wurde der Angriff des Korps weiter in das Gebirge vorgetragen, bis an den äußeren Verteidigungsring von Sewastopol." Und am 711. heißt es dann: ". . keine wesentlichen Fortschritte." Damit ist der Angriff auf die Festung Sewastopol aus der Bewegung heraus gescheitert. Die 50.ID ringt ab 6.11. um Tscherkes Kermen und um das Höhengelände südlich davon. Erst nach tagelangen Kämpfen fallen Schuly und Uppa. Dann gibt es auf dem Höhengelände von Werch Tschorgun kein Weiterkommen. Das angestrebte Ziel Kamary, und die dortige Verbindung mit der auf der Küstenstraße herankommenden 72.ID wird trotz vieler Bemühungen nicht erreicht. Es bleibt eine Lücke von 10 km. Zuletzt versucht es Leutnant Buff mit einem Stoßtrupp der 4./IR 122, aber alle Schlüsselpunkte im Berggelände sind von den Russen besetzt.
Am 7.11. wird die Brigade Ziegler aufgelöst. Die AA 22 bleibt noch dem XXX.AK unterstellt.
Am 8.11. muB auch die 132.ID im Raum Mekensia zur Verteidigung übergehen, um heftige Gegenangriffe abzuwehren. Die 50.11) kämpft beiderseits der Straße nach Kamary im Raum Tscherkes Kermen. Der Armeebefehl vom 8.11. strahlt jedoch noch Optimismus aus. Darin heißt es: "Teile der bisherigen Küstenarmee (18 km lange bespannte und Kraftwagen-Kolonne mit einzelnen Kompanien und Bataillonen) am 8.11. vormittags im Marsch auf Straße Alupta-Baijdary. Gegen Angriffsfront LIV.AK beiderseits der Straße Sjuren-Balaklawa (50.ID) leistet der Gegner frontal zähen Widerstand und versucht durch Gegenangriffe gegen Westflanke des Korps das Vorgehen aufzuhalten... Die 11.Armee erkämpft die Ausgangsstellungen zum Angriff auf Sewastopol.
Aufgaben: LIV.AK wehrt bis zum Eintreffen der 22.ID Angriffe auf Nordflügel ab und schafft Voraussetzungen, später mit Masse 132.ID in westlicher, bzw. nordwestlicher Richtung zum Gegenangriff vorzugehen, um Feind nördlich der Sewernaja-Bucht noch außerhalb seiner vorbereiteten Stellungen zu fassen. Aufgabe der 50.ID ist es, im Zusammenwirken mit der 72.ID, bei Kamary starke Teile des Feindes abzuschneiden... Spätere Unterstellung der 50.ID unter XXX.AK ist beabsichtigt. XXX.AK hat 22.ID und verstärkte VA von Boddien dem LIV.AK beschleunigt zuzuführen." In der Zwischenzeit hat nämlich die 22.ID am linken Flügel des X7IX.Armeekorps über das Jaila-Gebirge die Südküste erreicht und von russ.Kräften gesäubert. Nun wird die 22.ID zum Einsatz am Westflügel des LIV.AK gebracht, während die 72.ID aus dem Raum Jalta nach Westen eindreht, um sich dem Angriff auf Sewastopol anzuschließen.
Am 9.11. meldet das die Westflanke des LIV.AK deckende rum.schn.Rgt.Korne: "Aufklärung nördlich Katscha-Abschnitt keinen Feind festgestellt. Nur um Mamaschaj fdl. Brückenkopf von 3-4 km Tiefe nördlich der Katacha."
Die ersten Vorauskräfte der VA von Boddien nehmen Verbindung mit den Rumänen und der 132.ID auf. Am rechten Flügel der 132.ID wird das eintreffende IR 47 eingesetzt.
Quelle-Kampf um die Krim 1941-1944 (W.Tieke)
Gruß
Josef
Josef hast Du eine Auflistung der Einheiten die sich am 25.4.1942 auf der Krim aufgehalten haben... ich habe hier einen namen bekommen ...
Walter Zaunick geb. 20.5.1916 gef. 25.4.1942 sinfernopol
Hallo Michael,
schön daß Du wieder da bist!Ich werd mich kümmern heut Abend noch über die Einheiten !
Grüße
Josef
Drei Onkel von mir sind nicht zurückgekehrt. Hier das "Wiedersehen" meiner Cousine Christa mit ihrem Vater, den sie nur einmal im Leben noch als Baby gesehen hat. Er liegt nun bei Gontscharnoye.
(http://img396.imageshack.us/img396/9067/weedirkimmenkh2.th.gif) (http://img396.imageshack.us/my.php?image=weedirkimmenkh2.gif)
Gruß,
Arnold
Danke Dir josef ich schau heute abend noch ma rein oder morgen denne... Muß Grill anzünden ...
LG Micha
Hallo Arnold,
hast vielleicht auch paar Bilder über diesen Friedhof!
Wäre Dir sehr Dankbar.
Grüße
Josef
Sorry,
habe ich nicht. Es ist einer dieser VDK-Sammelfriedhöfe, die jetzt angelegt werden. Vielleicht hilft der VDK?
Gruß,
Arnold
Hallo Michael,
Dem Korps wurden für die Operation am Südflügel der Krim die 28.Jäg.Division,50.I.D.,132.I.D. und 170.I.D. zur Verfügung gestellt sowie die 22.I.D.
Das XXXXII.A.K.(General d.Infanterie Mattenklott) hatte mit der angeschlagenen 46.I.D.,der neu hinzugeführten 4.Geb.Division und dem VII. rumänischen AK.(zwei Infanteriedivisionen) den Nordteil der Halbinsel zu decken und die sowjetischen Truppen durch frontale Angriffe zu binden.
Hier noch eine Karte dazu vom September-Dezember 1941
Quelle-Kampf um die Krim 1941-1944 (W.Tieke)
hier gehts weiter mit einen Auszug vom 2.3.1942
Am 2.3, berichtet das KTB des XXXXII.AK: "Nur ein größerer Feindangriff in Divisionsstärke zwischen Bahn und Korpetsch, der liegen bleibt... Vor Division Sander verhielt sich der Feind ruhig." Das ist die letzte auslaufende Welle des russ.Großangriffs. In vier Tagen des Großkampfes hat allein die 46.ID 38 Angriffe abgeschlagen und dabei 41 Panzer vernichtet. Die Gesamtverluste der 51.Armee betragen ca.4.000 Tote und 66 Panzer.
In dieser Zeit ist auch die russ.44.Armee im Südabschnitt nicht untätig geblieben. In einem vom Generalkommando herausgegebenen Bericht über die Stellungskämpfe des XXX.AK vom 20.1. - 7.5.1942 heißt es:
"Die Stellungen des XXX.AK wurden gegenüber den bis 2.3. währenden Angriffen von 3 Schützendivisionen (63.Geb.-, 404. und 157.Schützen-Division), die von etwa 60 Panzern, 22 Batterien aller Kaliber und starken Luftstreitkräften unterstützt wurden, von einer einzigen deutschen Division (132.ID) gehalten. Unter blutigen Verlusten für den Feind wurden alle Angriffe abgewiesen."
Deutscherseits besteht laut KTB XXXXII.AK vom 5.3. die Absicht, "zunächst den vorspringenden Bogen am Siwasch wieder zurückzuerobern und die Höhen zwischen den Höhen 28,2 - 19,8 - Siwaschküste wieder in Besitz zu nehmen. Am Siwasch sollen Teile der rum.8.Kav.Brigade und die 6./"Brandenburg" den Feind fesseln. Die 46.ID soll mit Unterstützung von 2 Batterien der Stu.Gesch.Abt.197 die Höhe 28,2 und Tulumtschak zurückerobern. Division Sander mit Unterstützung von drei Sturmgeschützen soll gleichzeitig nach Osten angreifen und die Höhe 19,8 nehmen." Der geplante Angriff wird mehrmals verschoben.
Die 41.Sowjet-Armee trifft neu auf der Halbinsel Kertsch ein. Die angeschlagenen Verbände der 51.Armee werden aufgefüllt. Bis Mitte März stehen 13 Schtz.Divisionen, 1.Kav.Division und 3 Schützen- und 4 Panzer-Brigaden unter Befehl der 44., 47. und 51.Armee zum erneuten Großangriff bereit.
Der auf den 11.3. angesetzte Angriff des XXXXII.AK zur Wiedergewinnung der alten HKL muß wegen Regen um 48 Stunden verschoben werden. In dieser Zeit beginnt der 2.russ. Großangriff mit dem vorläufigen Ziel, den deutschen Frontbogen bei Kiet zu zertrümmern.
Am Morgen des 13.März liegt schwerstes Artilleriefeuer auf den Stellungen des XXXXII.AK. Gegen 7.30 Uhr greifen russ.Schützenverbände entlang des Siwasch die Gruppe Daniel an. Zwei Wellen werden zu Boden gezwungen. Dann wird ein fdl.Funkspruch aufgefangen: "Panzer antreten" Sofort wird ein Zug der 1./Stu.Gesch.Abt.'97 hinter dem linken Flügel der Gruppe Hitzfeld herangezogen. Bevor die Sturmgeschütze ihre Bereitstellung erreichen, greifen 30 Feindpanzer die Höhe 25,3 an und werfen das I./IR 213 zurück. Die Sowjets drehen nach Süden und Südwesten ein, um die deutsche Front aufzurollen. In dieser Situation sind die deutschen Sturmgeschütze da und schießen 5 fdl. Panzer ab. Im Gegenstoß wird der größte Teil der deutschen HKL wieder erreicht und gehalten.
Auch bei der Gruppe Daniel toben die Kämpfe. Hier wollen die Russen nördlich von Kiet vorbei und dann nach Süden einschwenken. Das in Seit Assan in Korpsreserve stehende II./IR 72 kommt heran, mit dessen Hilfe die Front bei Kiet gehalten wird. Im Abschnitt Hitzfeld/Daniel werden 24 fdl.Panzer abgeschossen. Das IR 72 wird zum Schutz von Appak Dshankoj und der nach Westen führenden Bahnlinie eingesetzt.
Die 46.ID behauptet in schweren Kämpfen die Höhe 26,7, nördlich von Wladislawowka.
Am 14.3. setzen die Sowjets ihre Angriffe fort. Wieder geht es um Kiet. Diese Front wird von der Gruppe Daniel gehalten. Daraufhin verlagert sich der Schwerpunkt zur Gruppe Hitzfeld. Sie erhält durch die neu eintreffende und zum 1.Mal im Einsatz stehende Sturmgeschütz-Abteilung 249 starken Rückhalt. Ostwärts Seit Assan entbrennen heftige Kämpfe. Der mit Panzerunterstützung vorgetragene russ. Angriff wird von der Stu.Gesch.Abt.249, unter Führung von Oberstleutnant Schäff, zusammengeschossen. Hierbei wird der Chef der 3.Bttr., Oltn.Buchholz, schwer verwundet. Besonders erfolgreich ist der Sturmgeschützzug des Ltn.Spielmann am linken Flügel der Gruppe Hitzfeld (I./IR 213), der 9 russ.Panzer abschießt.
Im Abschnitt der 46.ID wird die Höhe 26,7 gehalten. Korpetsch geht an die Russen verloren. Nun ist Lwows Falschmeldung nach Moskau doch noch revidiert worden. In diese Kämpfe greift dann auch noch der Sturmgeschützzug Spielmann erfolgreich ein.
Um den Nordflügel des XXXXII.Armeekorps zu verstärken, werden die AA 22 (Maj.von Mannstein), die 2./Stu.Gesch.Abt.249 und 5 schwere Pak der Pz.Jg.Abt.28 in den Raum Appak Dshankoj - Seit Assan herangezogen.
Trotz massierter Artillerie- und Luftwaffenunterstützung gewinnen die Russen am 15.3. keinen Boden. Bei den Kämpfen fallen der Führer des III./IR 213, O1tn.Schauer, und der Chef der 2./Stu.Gesch.Abt.249, Oltn. Nottebrock. In der Nacht zum 16.3. wird die AA 22 in den Raum Kiet verlegt, um die stark mitgenommene Gruppe Daniel zu stützen. Die 2./Stu.Gesch.Abt.249, nunmehr unter Oltn.Engelke, tritt zur 46.Infanteriedivision.
Die 4./AA 22 wird der Gruppe Daniel unterstellt. Auf dem Gefechtsstand Daniel in Kiet wird der Schwadronschef, Oltn.Schreiber, eingewiesen. Die 4./AA 22 soll gleichzeitig mit der Ablösung einer Fronteinheit einen begrenzten Vorstoß unternehmen, um die HKL am Siwaschausläufer zu verbessern. Der Vorstoß, frühzeitig vom Feind erkannt, mißlingt. Ihren Hauptauftrag, Ablösung der Infanterie auf dem Höhengelände ostwärts Biet, kann die Schwadron nicht mehr erfüllen. Der Schwadronschef bricht den nächtlichen Kampf ab und befiehlt den Rückzug in die Vorpostenstellung der Infanterie. Dann sammelt die Schwadron in Kiet und löst danach die Infanterie wie vorgesehen ab. Beim Nachtgefecht hat die 4./AA 22 17 Gefallene und 45 Verwundete. Unter den Gefallenen ist Ltn.Wilfried von Stumm.
Am 16.3. erfolgen Teilangriffe gegen die Division Sander. Die neu eingeschobene AA 22 wehrt ostwärts von Kiet mehrere Feindangriffe ab.
Südwestlich von Tulumtschak wird eine russ.Panzerbereitstellung von deutschen Stuka bekämpft. Die Panzer greifen jedoch die 46.ID an. Schwerpunkt ist wieder die Höhe 26,7.In den ersten 4 Tagen des Großkampfes werden im Abschnitt des XXXXII.Armeekorps 136 russ.Panzer abgeschossen.
Auch am 17. und 18.3. liegt der Schwerpunkt bei der 46.ID. Bis zum 18.3. wehrt diese Division den Ansturm von 5 Schützendivisionen und 2 Schützen- und 5 Panzer-Brigaden ab. Insgesamt 138 Angriffe in Bataillons- bis Regimentsstärke. 126 Panzerwracks und ca. 10.000 russ.Gefallene liegen vor dem Abschnitt der fränkisch-sudetendeutschen 46.Infanteriedivision. Aber auch die eignen Verluste sind hoch.
Am 19.3. greift die 83.Schützenbrigade mit Unterstützung der 40.Panzerbrigade (40 Panzer) die Höhe 26,7 an. Dabei werden 15 Panzer durch deutsche Artillerie, Sturmgeschütze und Pak abgeschossen. Der letzte Angriff, die letzte Welle des russ.Großangriffs, bricht zusammen und läuft aus.
Tulumtschak, Korpetsch, Kiet und die Höhen 25,3, 26,7 und 28,2 sind Namen, die die hier eingesetzten und überlebenden deutschen und russischen Soldaten nie vergessen werden.
Während der Kämpfe im Nordteil der Parpatschfront hat das im Süden stehende XXX.AK zahlreiche Entlastungsangriffe der 44.Armee abgewehrt. In einer vom Armeekorps herausgegebenen Zusammenfassung heißt es:
"Unerschütterlich hat die 132.ID gegen den Ansturm von drei durch etwa 60 leichte und mittlere Panzer und 28 Batterien unterstützte fdl.Divisionen die Stellungen gehalten und die Angriffe unter blutigen Verlusten für den Feind abgewehrt. 3'I Panzer wurden vor dem Abschnitt des Korps abgeschossen." Diese Angriffe gegen die 132.ID wurden durch vorbeilaufende Einheiten der Schwarzmeerflotte unterstützt.
Bei der 11.Armee treffen Truppenverstärkungen ein. Nach dem Zusammenbruch der russ.Großangriffe beabsichtigt das AOK 11, nunmehr durch Gegenangriff die Frontbeule bei Kiet einzudrücken und die Parpatsch-Stellung in der gesamten Länge wiederzugewinnen.
Um welche Truppen handelt es sich?
Im Sommer und Herbst 1941 begann die Neuaufstellung der 22. und 23.Panzerdivision (PD) in Frankreich unter großen Materialschwierigkeiten. Die 22.PD wurde mit tschechischen Panzern (38 To.) ausgerüstet. Die Aufstellung wurde vom Wehrkreis XII, Wiesbaden, durchgeführt. Die Stämme kamen von verschiedenen Regimentern und wurden durch Auffüllung zu neuen Regimentern formiert. Die 22.PD setzt sich nun aus dem Panzerregiment 204, den Schützenregimentern 129 und 140 (ab Herbst 1942 Panzergrenadierregimenter), dem Panzer-Artillerieregiment 140, dem Kradschützenbataillon 24, dem Pz.Pionierbataillon 50 und den Divisionseinheiten mit der Nr. 140 zusammen.
Auf Grund der fortdauernden "Stalinoffensive" auf der Krim, hatte das AOK 11. die Zuführung einer schnellen Division als Reserve vom OKH gefordert und erreicht, daß die 22.PanzerDivision aus Frankreich der 11.Armee zugeführt wurde. Die Transporte liefen im Februar/März 1942 an und trafen nach und nach auf der Krim ein.
Obwohl die 22.PD Mitte März noch nicht vollzählig auf der Krim versammelt ist, und noch keine größeren Verbandsübungen durchführen konnte, soll sie - entgegen der Auffassung des Divisionskommandeurs Generalmajor von Apell - sofort zum Gegenangriff eingesetzt werden. Der für den 19.3. vorgesehene Angriff wird auf den 20.3. verschoben. Der Plan sieht vor:
22.l.D. stößt aus dem Frontvorsprung der 46.ID bei 26,7 zwischen Korpetsch und Tulumtschak nach Norden und erobert - die Höhe 19,8.
46.I.D nimmt im Anschluß an 22.P.D.Korpetsch und Höhe 28,2.Division Sander greift mit Gruppe Hitzfeld unter Ausnutzung des Angriffs der 22.PD Tulumtschak an, nimmt es in Besitz und stößt nach Norden durch.
Über den Angriff der 22.PD liegt vom Kdr. des I./Pz.Gr.Rgt. 129, Hptm. Sauer-Nordendorf folgender Bericht vor (Zeitschrift ALTE KAMERADEN, März 1975):
"Am 19. März am Nachmittag erfolgt die Erkundung durch die Kompanieführer. In der Nacht geht es bei dichtem Nebel
nach vorn. Die 46.ID hat keine ortskundigen Führer gestellt. Trotzdem erreichen stärkere Teile der beiden Angriffsgruppen den Bereitstellungsraum. Über ein Drittel der Truppe hat sich verlaufen.
Am 20.3., um 4.45 Uhr treten die SPW-Gruppe mit einigen Panzern und im Anschluß daran die vorhandenen Teile der Regimenter 129 und 140 zu Fuß zum Angriff an. Der Nebel ist äußerst dicht, die Truppe reißt auseinander. Plötzlich hebt sich der Nebel, weit vor uns liegt die Höhe 28,2, um uns ist deckungsloses Gelände mit gefrorenem Boden.
Zuerst setzt Flankenfeuer ein und kurz darauf schwerstes, konzentriertes Sperrfeuer. Keine Deckung! Keine Möglichkeit, die Truppe zu verschieben. Vor uns sind die gut eingebauten MG-Nester und Granatwerfer der Russen.
Die SPW-Gruppe ist weit rechts bis zum Panzergraben gelangt (Anmerkung des Verfassers: Der Panzergraben ist von der deutschen Aufklärung nicht erfaßt worden) und kann noch eine fdl.Bereitstellung zerschlagen, wird dann aber abgeschmiert. Bittre Verluste von SPW und Panzern sind das Ergebnis. Die Panzergrenadiere liegen im gut eingesehenen Sperrfeuerraum des Gegners, jede Bewegung wird mit Artillerielagen verhindert.
Die eigene Artillerie schweigt vollkommen. Die der Division ist erst im Anmarsch, die der 46.ID und des Korps fallen wegen Munitionsmangel aus. Eine Unterstützung aus den hinter uns liegenden Infanterielinien fehlt ebenfalls.
So liegen wir Stunden schutzlos auf der Pläne. Die Verluste steigen rapide. Erst in der Dunkelheit können wir uns vom Feind lösen und die eigene Linie wieder erreichen. Über ein Drittel der Stärke der Kampftruppe betragen die Verluste, besonders stark an Führern und Unterführern."
General von Manstein schreibt hierzu in seinem Buch "Verlorene Siege": "Der Angriff mißlang. Es zeigte sich, daß es ein Fehler des AOK war, diese neu aufgestellte 22.P.D. ohne vorherige Erprobung und Übungen im Verbande in einen Großkampf zu werfen. Während hier ihr Angriff, obwohl er auf ein verhältnismäßig enges Ziel begrenzt war, scheiterte, hat die 22.PD wenige Wochen später, nachdem sie Verbandsübungen durchgeführt hatte, die auf sie gesetzten Erwartungen voll erfüllt."
In der Nacht zum 21.3. werden umfangreiche Umgruppierungen durchgeführt. Erste Teile der neu eintreffenden schlesischen 28.leichten Division lösen stark mitgenommene Bataillone ab; so das Jägerregiment 83 das IR 213, das Korpsreserve wird.
Das fränkische IR 213 hat entscheidenden Anteil an der Meisterung der Krise im Norden der Parpatschfront. Vom 17.2.-21.3.1942 betragen die Ausfälle des ohnehin schwachen Regimentes 697 Soldaten. Im Abschnitt des Regiments schoß der Sturmgeschützzug des Ltn.Spielmann 49 russ.Panzer ab. Spielmann wurde hierfür mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Die 22.PD wird in das rückwärtige Frontgebiet verlegt, um in Verbandsübungen die volle Einsatzbereitschaft zu erlangen.
Der deutsche Wehrmachtsbericht vom 21.3.1942 meldet u.a.: "Die fränkische 46.ID hat seit Anfang Februar zahlreiche Angriffe weit überlegener Kräfte unter hohen blutigen Verlusten für den Feind abgewehrt und in 11 Tagen 162 Panzer vernichtet." Schon vorher hieß es in einem Tagesbefehl der Heeresgruppe Süd an die 46.ID: "Ich spreche der 46.I.D. für die seit Januar hervorragenden Leistungen bei den Abwehrkämpfen in der Landenge von Parpatsch meine ganz besondere Anerkennung aus und sehe entsprechenden Vorschlägen für Beförderungen und Auszeichnungen entgegen. - v.Bock, Generalfeldmarschall." - Die 46.I.D.war damit voll rehabilitiert. Ihre Ehre hatte sie ohnehin nie verloren.
Der 20.3. brachte dem XXXXII.Ag mit 53 Offizieren und 1359 Unteroffizieren und Mannschaften die höchsten Verluste während der Abwehrschlachten in der Parpatsch-Enge.
Am 26.3. erfolgt noch ein erfolgloser Angriff von 4 russ. Divisionen. Auch die russ.Verbände sind ausgeblutet.
Anfang April stehen beim XXXXII.A.K. auf 24,5 km Frontbreite noch 7870 Kämpfer mit 1080 Mann in Reserve, dazu 111 Rohre Artillerie. Die 46.ID wird am 5.4. vollständig von der 28. le.Division abgelöst.
Am 9.4.erfolgt ein neuer Großangriff der Sowjets,dieses Mal mit Schwerpunkt beim XXX.AK.8 Schützendivisionen und 4.Pz.Brigaden stürmen unter starker Artillerie-und Luftwaffenunterstützung bis zum 12.4.erfolglos an.Gefangene sagen aus,dass das Tagesziel für den 9.4.Feodosia gewesen
sei. Allein die 132.ID wehrte den Ansturm von 4 Schtz.Divisionen und 2 Pz.Brigaden ab und vernichtete 53 Panzer.
Im Abschnitt des XXXXII.AK beginnt der Angriff am 9.4. um 5 Uhr mit Zerstörungsfeuer auf die Stellungen der 28.1e. Division. Der Schwerpunkt ist bei Koj Assan. Um 6.30 Uhr stürmt die russ.Infanterie mit Unterstützung von 160 Panzern. Ein Einbruch wird wieder geschlossen, durchgebrochene Panzer im Hinterland vernichtet. Neue fdl.Bereitstellungen werden am Nachmittag von der Artillerie und der Luftwaffe zerschlagen. Die Artillerie des XXXXII.AK verfeuert an diesem Tage 30.000 Granaten. 46 fdl.Panzer werden abgeschossen.
Nach einem ruhigen 10.April rennen die Sowjets am 11.4. noch einmal erfolglos gegen die deutsche Front an.
Trotz Niederlagen und vergeblicher Opfer hält die sowjet. Führung an ihrem Offensivplan fest. Von Kaukasien kommen die 156. und 271.Schtz.Division heran. Die Artillerie vor dem XXX.AK wird auf 37 Batterien verstärkt. Am 1.Mai soll ein neuer Großangriff losbrechen, der jedoch in Erwartung eines deutschen Gegenangriffs unterbleibt. Am 6.5. treffen Teile der 40.Kav.Division aus Sewastopol in Kertsch ein. Allen weiteren Angriffsabsichten kommt jedoch der deutsche Großangriff am 8.Mai 1942 zuvor.
Nach einer Aufstellung des XXX.AK verloren die Russen während der dreieinhalbmonatigen Kämpfe:
an gesamter Front: / vor XXX.AK:
Gefangene rund 4000 / 1225
Panzer 497 / 130
Geschütze 12 / 3
Pak 7 / 2
MG und Granatwerfer 157 / 32
"In heldenhaften Kämpfen gegen eine erdrückende Übermacht und gegen eine noch nie dagewesene Massierung von Panzern wurde der Plan zur Zurückeroberung der Krim endgültig zerschlagen und somit die Vorbedingungen für den ersten deutschen Großangriff im Frühjahr 1942 geschaffen."
In der Zusammenfassung des XXX.AK heißt es weiter, daß die Gründe, warum der von russ.Seite vorgesehene neue Angriff am 1.5. ausgeblieben ist, nicht bekannt sind. Spätere Gefangenenvernehmungen geben darüber Auskunft: Nach dem alle russ.Kertschverbände im April 1942 zur "Krimfront" zusammengeschlossen worden sind, soll am 11. oder 12.Mai 1942 der 5. russ.Großangriff beginnen. Abermals wird der Schwerpunkt in den Frontsack von Kiet verlegt und hier die 51. und 47.Armee konzentriert. Und gerade diese Truppenmassierung im Norden der Parpatschfront veranlaßten das AOK 11 zu einem genialen Plan, der die Abschnürung und Einschließung dieser Kräfte zum Ziele hat. Im AOK 11 laufen die Planungen für "Trappenjagd" zur Wiedereroberung der Halbinsel Kertsch auf vollen Touren.
Quelle-Kampf um die Krim 1941-1944 (W.Tieke)
Grüße
Josef
Danke Dir Josef war sehr ausführlich ... ich werd mal sehen das eine Anfrage zu Wast geht.. muß nur noch einverständnisserklärungen zusammen holen.
LG Michael
Hier eine Karte zum Kampfverlauf Unternehmen "Störfang" (Kampf um Sewastopol vom 7.6.-4.7.1942)
Der sowjetische großangriff auf die Krim und der Rückzug der deutschen Truppen auf die Festung Sewastopol 8.-16.April 1944
Im Zuge einer Umbesetzung der Heeresgruppenkommandos an der Ostfront wurde am 30.März 1944 auch der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A,Generalfeldmarschall v.Kleist,abgelöst und durch Generaloberst Schörner ersetzt.Neuer Chef des Generalstabes der Heersgruppe wurde anstelle von Generalleutnant Röttiger Generalmajor Wenck. Schörner und Wenck trafen am 3. April beim Heeresgruppenstab in Galatz ein und übernahmen die Führung derHeeresgruppe A, die mit Wirkung vom 7. April 0.00 Uhr in,, Heeresgruppe Südukraine" umbenannt wurde. Um die Interessen des rumänischen Koalitionspartners gebührend zu berücksichtigen, wurden auf Vorschlag Marschall Antonescus der Heeresgruppe in Rumänien die Armeegruppe Dumitrescu (bestehend aus der rumänischen 3. Armee und der deutschen 6. Armee) an der Dnjestr-Front und die Armeegruppe Wöhler (bestehend aus der deutschen 8. Armee und der rumänischen 4. Armee) an der Front zwischen Dnjestr und Karpathen unterstellt .Die 13. Armee auf der Krim unterstand wie bisher direkt der Heeresgruppe.Dieser oblag nunmehr die doppelte Aufgabe, den Durchbruch der Roten Armee in das rumänische Kernland, besonders das Olgebiet von Ploesti, zu verhindern und wie bisher - trotz der verschärften Versorgungslage seit der Räumung Odessas am 10. April - die Halbinsel Krim zu halten. Wesentlich erschwert wurde diese Aufgabe durch die britisch-amerikanische Luftoffensive, die sich seit dem 4. April mit wachsender Stärke gegen das rumänische Ölgebiet, die Transportwege in Rumänien und Ungarn und den Schiffsverkehr auf der Donau richtete und nicht nur die Treibstoffversorgung Deutschlands bedrohte, sondern auch den Nachschub für die Heeresgruppe Südukraine und damit die 13. Armee auf der Krim erheblich beeinträchtigte.
Trotz diesen in den Anfängen bereits erkennbaren neuen Schwierigkeiten für seine gesamte Heeresgruppe meldete Schörner nach einem ersten kurzen Besuch auf der Krim am 7. April 21.35 Uhr leichtfertig und verantwortungslos, ohne jeden Einblick in die wirkliche Lage der 17. Armee, an den Chef des Gen,St.d.H., ,,daß dort alles in bester Ordnung sei. Nach seiner Überzeugung sei die Verteidigung auf der Krim auch auf längere Zeit gewährleistet. Die Verteidigung könne seines Erachtens im Gegensatz zu der teilweise vertretenen Auffassung auch offensiv geführt werden, wenn im Augenblick die Frage auch nicht praktisch sei. Er werde später darüber melden. Während Schörner diese optimistische, auf Grund einer sehr oberflächlichen Orientierung gewonnene Ansicht gegenüber dem Chef des Gen. St.d.H. vertrat, waren auf der Krim selbst bereits die ersten Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Offensive erkennbar. Am späten Nachmittag des 7. April hatten am Siwasch-Brückenkopf sowjetische Kräfte in einer Stärke von 7-8 Bataillonen die Stellungen der 10. rum. I.D. angegriffen, während gleichzeitig lebhafter Verkehr über die vernebelten Siwasch-Übergänge beobachtet wurde. Bei der regen Fliegertätigkeit wurden an diesem Tage 20 sowjetische Flugzeuge durch deutsche Jäger, 9 durch Flak abgeschossen.
Am 8. April 9.00 Uhr traten daraufhin die Verbände der 4. Ukrainischen Front (2. sowjetische Garde-Armee und 51. sowjetische Armee) unter Marschall Tolbuchin nach starker Artillerievorbereitung mit weit überlegenen Kräften (2 Panzerkorps, 18 Infanteriedivisionen) gegen die gesamte Siwasch-Front sowie die Perekop-Enge am Tatarenwall zum Großangriff an und erzielten bereits am ersten Tage im Bereich der 10. rum. I.D. tiefe Einbrüche. Während die 336. I.D. an der Westseite der Siwasch-Front alle Angriffe abwehren konnte, gelang den Sowjets bei der 50. I.D. an der Perekop-Front eine Erweiterung des seit November 1943 bestehenden Einbruchs der Front am Tatarengraben in 7 km Breite und 2 km Tiefe in Richtung auf Armjansk. Am Abend des 8. April befand sich jedoch die 50. I.D., verstärkt durch einen Verband der 111. I.D., der der 50. I.D. als Reserve diente, sowie durch die Flakabteilung 86, im Gegenangriff.
Umso bedrohlicher wurde die Lage am folgenden Tage bei der 10. rum. I.D., so daß das AOK 17 am Abend dieses Tages (9. April) melden mußte, daß die 10. rum.I.D. ,,weitgehend zerschlagen und überall in schnellem Zurückgehen nach Süden" begriffen sei. Hier bahnte sich der entscheidende sowjetische Durchbruch an, während die 19. rum. I.D. an der Tschongary-Halbinsel und auf der Landzunge Arabat sowjetische Angriffe geringer Stärke abwies und die 336. I.D. erneut einen Abwehrerfolg erzielte, Sie ging dann aber mit Rücksicht auf die Entwicklung an den Nachbarfronten zurück, und auch die 50. I.D. mußte vom XXXXIX. (Geb.) A.K. in der Nacht zum 10. April auf den Ishun-Riegel zurückgenommen werden. In dieser gut ausgebauten Stellung hatte die Division endlich Reserven frei; doch konnte daraus kein unmittelbarer Nutzen mehr gezogen werden, da die Sowjets schon auf Dschankoj und Voinka, also in den Rücken des Ishun-Riegels, vorstießen. Die Krise entwickelte sich rasch in so bedrohlicher Weise, weil das AOK die Armeereserve, die Masse der 111.I. D., von der Nordfront auf die Halbinsel Kertsch zur Ablösung der 98. I.D. gefahren hatte. So standen die Reserven bei Kertsch und in der Parpatsch-Enge, als der sowjetische Angriff im Nordabschnitt losbrach. Auf Anforderung der Heeresgruppe teilte der Chef des Stabes des I. Fliegerkorps um 11.15 Uhr mit, daß zusätzlich auf die Krim 1 Jagdgruppe, 1 Stukagruppe und 1 Schlachtfliegergruppe gelegt werden sollten. An diesem zweiten Tage der Offensive wurden 14 sowjetische Flugzeuge und 11 Panzer vernichtet.
In einem Ferngespräch mit Generalmajor Wenck am 9. A p r i l um 11. 15 Uhr äußerte der Chef des Gen.St.d.H., Generaloberst Zeitzler, seine Sorge über die Entwicklung auf der Krim, nachdem Wenck gemeldet hatte, daß die Kampfkraft der Rumänen nicht mehr groß sei. Wenck versicherte zwar, daß die 17. Armee genügend Munition und auch ,,gewisse Reserven" habe, doch seien die Menschen ,,sehr knapp", da in der letzten Zeit ,,wenig nach drüben" gebracht werden konnte.
Fortsetzung folgt
Um 16 Uhr traf beim Stab der Heeresgruppe ein Schreiben Generaloberst Jaeneckes ein, das über den Ernst der Lage keinen Zweifel ließ. Es werde ,,alles versucht werden, den Durchbruch der Russen in den freien Raum zu verhindern", es müsse aber damit gerechnet werden, ,,daß der Zeitpunkt nahe sein kann, in dem von einer Stunde zur anderen der Rückzug auf Sewastopol befohlen werden muß, um die Vernichtung der ganzen Armee zu verhindern".
Er beantrage da - her, ,,sich damit einverstanden zu erklären, daß die vorbereitenden Maßnahmen (Vorwarnung ,,Adler") von ihm getroffen würden, und ihm die Vollmacht zu geben, im letztmöglichen Augenblick den Rückzug auf Sewastopol zu befehlen.
Generaloberst Schörner rief daraufhin um 19.00 Uhr den Chef des Gen.St.d.H. an, schilderte die Lage und bat, den OB der 17. Armee die erbetene Freiheit der Operationsführung zu geben, ,,Wenn die erbetene Ermächtigung gegeben werde, bedeute das die Räumung der Krim. Trotzdem werde sie erteilt werden müssen." Der OB der 17. Armee und sein Chef des Generalstabes seien ,,durchaus optimistische und aktivistische Persönlichkeiten, die die Gewähr dafür böten, daß sie keinen vorzeitigen Entschluß faßten. Er habe von beiden vorgestern den besten Eindruck gehabt. Der Angriff sei völlig überraschend gekommen. Es sei der Großangriff gegen die Krim... Deshalb schlage er ,,in voller Bedeutung der Angelegenheit" vor, ,,dem Armeeführer, der die Verhältnisse auf das genaueste kenne, die erbetene Freiheit der Operationsführung zu erteilen.
Trotz dieser eindeutigen Befürwortung des Antrages der 17. Armee durch Schörner, der das uneingeschränkte Vertrauen Hitlers besaß und daher im allgemeinen - im Gegensatz zu den meisten Generalen - mit seinen Vorschlägen bei ihm durchdrang, lehnte dieser in einem direkten Ferngespräch mit Schörner um 23.05 Uhr die Handlungsfreiheit für die 17. Armee ab. Zur Überprüfung der Lage wolle er am nächsten Tage Zeitzler nach Galatz schicken.
Die sich überstürzende Entwicklung an der Nordfront der Krim ging jedoch über den Willen Hitlers hinweg. Am folgenden Tage (10. April) gelang den Sowjets der Durchbruch aus der Tomaschewka-Enge in den freien Raum der Krim. Die 10. rum. I.D, flutete in völliger Auflösung nach Süden. Sowjetische Panzer näherten sich der Bahnlinie Dschankoj-Perekop und bedrohten damit den Ishun-Abschnitt in der tiefen Flanke, während ein weiter östlich vorgehender sowjetischer Panzerverband am 11. April mittags in Dschankoj selbst, den wichtigsten Verbindungs- und Nachschubknotenpunkt an der Nordfront, eindrang. Damit war der Studie ,,Adler" vollends die Grundlage entzogen. Nur ein beschleunigter, risikovoller Rückzug auf Sewastopol konnte die 13. Armee von der Vernichtung bewahren.
Als sich am Vormittag des 10. April diese Gefahr abzeichnete, meldete Jaenecke um 10.00 Uhr der Heeresgruppe, daß e r aus eigener Verantwortung das Unternehmen ,,Adler" ,,mit dem heutigen Tage" anlaufen lasse, daß das V.A.K. in die Parpatsch-Stellung und die 19. rum. I.D. von der Tschongary-Halbinsel zurückgenommen würden, während die Gruppe Konrad (XXXXIX. [Geb.] A.K.) die Nordfront ,,unter allen Umständen bis zum 12. April abends" halten müsse.
Denn es kam entscheidend darauf an, diesen Abschnitt wenigstens einigermaßen so lange zu halten, bis das V. A.K. von der Kertschfront aus das 240 km entfernte Festungsgelände von Sewastopol erreicht hatte. Schörner billigte den Entschluß des AOK 17, der die Armee vor der völligen Vernichtung im Großraum der Krim bewahrte.
In der Besprechung zwischen Zeitzler und Schörner von 11.30 bis 13.00 Uhr, zu der ursprünglich auch Oberst i. G. Ritter v. Xylander, der Chef des Generalstabes der 17. Armee, auf Wunsch Zeitzlers hinzugezogen werden sollte, der jedoch die Teilnahme mit der Begründung ablehnte, daß ,,die augenblickliche Lage der Armee seine Abwesenheit nicht zulasse", bezeichneten sowohl Schörner als auch sein Chef des Generalstabes, Generalmajor Wenck, den Entschluß Jaeneckes für richtig und notwendig. Hitler, den Zeitzler darauf anrief, erklärte sich - nach wie vor in seinem Wunschdenken befangen, zu einem Zeitpunkt, als die Entscheidung auf der Krim tatsächlich längst gefallen war - ,,nach langer Erörterung" damit einverstanden, daß die Vorbereitungen getroffen werden", betonte aber ausdrücklich, ,,daß die Nordfront nicht nur bis zum 12. April, sondern überhaupt gehalten werden müsse".
Dieses wiederholte Hitler in einem Ferngespräch an die Heeresgruppe um 15.30 Uhr und in einem späteren Fernschreiben noch einmal. Er gab darin ,,seinem Erstaunen über die Entwicklung der Lage an der Nordfront Ausdruck und bemängelte, daß die 17. Armee nicht unverzüglich die Verlegung von Teilen der Sturmgeschützbrigade 191 an die Nordfront befohlen habe". Um 21.30 Uhr gab die Heeresgruppe der 17. Armee, dem ASM, der Luftflotte 4 und dem I. Fliegerkorps von der Entscheidung Hitlers Kenntnis, ,,daß die Nordfront der Krim mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu halten ist, daß die Kertschfront ab 10. April abends beginnend in die Parpatsch-Stellung zurückzunehmen ist und daß Vorbereitungen zu ,,Adler" anlaufen können. Währenddessen schwankte Hitler, beeindruckt durch die Darlegungen des von seinem Besuch bei der Heeresgruppe zurückgekehrten Chefs des Gen.St.d.H, und durch die Meldung Schörners, daß Marschall Antonescu mit der Räumung der Krim ,,durchaus einverstanden sei", vorübergehend, ob er die Räumung verbieten oder doch freigeben solle. Um 23.50 Uhr teilte Zeitzler Schörner mit, daß die Entscheidung ,,bis morgen" vertagt worden sei.
Der dramatische Tagesablauf des 11. April führte indessen zu einem offenen Ausbruch der - latent schon seit Oktober 1943 schwelenden - seit den ersten Meldungen von den Erfolgen der sowjetischen Offensive hervorgetretenen V e r trauenskrise zwischen Hitler und dem OKH einerseits und dem AOK 17, das von der Heeresgruppe weitgehend gedeckt wurde, andererseits. Die Vertrauenskrise erweiterte sich in den folgenden Wochen schließlich zum offenen Bruch zwischen Hitler und Generaloberst Jaenecke.
In einem in der Nacht zum 11. April eingehenden Funkspruch meldete die 17. Armee der Heeresgruppe, ,,daß sie zur Bereinigung des Einbruchsraumes an der Nordfront nicht mehr in der Lage sei". Die dort eingesetzten Kräfte seien zerschlagen worden und kämen für einen Gegenangriff nicht mehr in Frage. Um 12.30 Uhr erhielt die Heeresgruppe einen weiteren Funkspruch von der Armee, ,,daß der Russe nach Überwalzung des Gebirgsjägerregiments Krim mit seinen Panzerspitzen bereits um 9.00 Uhr 15 km westlich Dschankoj stand und d a ß daher der Befehl zur Zurücknahme der Armee in großen Sprüngen in die Gneisenaulinie gegeben wurde. Diese Rückzugsbewegung war der einzige noch mögliche operative Gegenzug, nachdem die Schlacht an der Perekop-Enge und am Siwasch verloren war.
Die ,,Gneisenau-Stellung" war eine Feldbefestigung, die nur dann Wert hatte, wenn sie rechtzeitig, planmäßig und ausreichend besetzt wurde. Sie war wertlos, wenn der Gegner bereits das Gesetz des Handelns besaß. Die Befehle, die das XXXXIX. (Geb.) A.K. erhielt, kamen für die Truppe zu spät. Denn sie wurden erst dann gegeben oder genehmigt, wenn der Gegner sie bereits erzwungen hatte.
Bei dem Zurückkämpfen war es ein Glück für die Truppe, daß der Kommandierende General, General d. Geb.Tr. Konrad, vorausschauend auf eigene Verantwortung schon früher die Gedankengänge für eine solche Operation koordiniert hatte. Infolgedessen konnte mit Stichworten geführt werden, die zwischen dem Korps, den Divisionen und den Regimentern vereinbart waren. Die Fernmeldeverbindungen waren weitgehend zerstört.
Die am 11. April um 13.15 Uhr an die Operationsabteilung des Gen.St.d.H. weitergegebene Meldung des AOK 13 von 12.30 Uhr führte zu einer scharfen Reaktion des Chefs des Gen.St.d.H. Um 19.20 Uhr rief Generaloberst Zeitzler ,,sehr erregt" bei der Heeresgruppe an und erklärte dem Ia der Heeresgruppe, Oberstleutnant i, G. v. Trotha, daß das befohlene Zurückgehen auf die Gneisenau- Stellung ,,bewußter Ungehorsam gegen den Befehl des Führers sei. Gestern abend habe er genau befohlen, was die Heeresgruppe bzw. die Armee dürfe, und sich selbst alle weiteren Maßnahmen vorbehalten". Schörner solle nach Rückkehr von seinem Frontbesuch bei der 6. Armee am Dnjestr sofort beim OKH anrufen. ,,So könne nicht geführt werden. Wenn irgendwo 20 Panzer erschienen, könne nicht eine ganze Armee zurückgehen, Der Führerbefehl bleibe aufrechterhalten." Zwanzig Minuten später befahl der Chef der Operationsabteilung des Gen.St.d.H., Generalleutnant Heusinger, Schörner solle veranlassen, daß die eingeleiteten Maßnahmen rückgängig gemacht würden. Trotha erwiderte, ,,daß beides schon geschehen sei", und äußerte, ,,daß nach seiner persönlichen Auffassung es kein Ungehorsam sei, wenn der OB der 13. Armee den Befehl zum Zurückgehen auf die Gneisenau-Stellung gegeben habe. Die 17. Armee habe selbst das größte Interesse daran, so lange wie möglich vorn zu halten, wenn sie einigermaßen vernünftig nach Sewastopol zurückkommen wolle. Daher werde die Kampflage so sein, daß die Armee gar keine andere Entscheidung habe fassen können. Um 18.00 Uhr gab der von der Front zurückgekehrte OB der Heeresgruppe, Generaloberst Schörner, dem Chef des Gen.St.d.H. ein Bild von der Lage auf der Krim: Die Nordfront sei in zwei Teile gespalten. Eine Schließung sei nach der Zerschlagung der herangeführten Reserven, darunter insbesondere des Gebirgsjägerregiments Krim, nicht mehr möglich. Auf Anforderung Zeitzlers sandte daraufhin Schörner um 20.30 Uhr ein Fernschreiben an das OKH, das den formellen Antrag enthielt, die Nordfront der Krim zurückzunehmen.
Um 21.50 Uhr rief Zeitzler nochmals an und erklärte Schörner, Hitler mache Jaenecke den Vorwurf, ,,daß er die Nerven verloren habe". Schörner betonte demgegenüber, daß dies nicht zutreffe. Er bat Zeitzler, sich dafür einzusetzen, daß Jaenecke das Vertrauen Hitlers behalte, und legte dringend nahe, ,,den Feind nicht weiter das Gesetz des Handelns diktieren zu lassen. Wenn die Entscheidung nicht sofort falle, bedeute das nicht eine Verzögerung, sondern könne zur Vernichtung der 17. Armee führen.
Jetzt endlich rang Hitler sich auf Zeitzlers Vorstellungen hin zu einem - halben - Entschluß durch. Um 22.45 Uhr teilte Heusinger Schörner mit, daß Hitler den Antrag der Heeresgruppe auf Ausweichen in den Raum von Sewastopol genehmigt habe. Der Abtransport der Masse der nicht mehr benötigten deutschen und rumänischen Versorgungstruppen und rückwärtigen Dienste sowie der Verwundeten, d. h. aller nunmehr im engen Festungsbereich überflüssigen Truppen, konnte eingeleitet werden.General der Panzertruppen Henrici wurde als ,,Führer des Festlandsstabes Krim" in Rumänien eingesetzt, um die auf dem Festland eintreffenden Teile der 17. Armee im Auffangraum um Buzau zu sammeln und unterzubringen. All dies war natürlich kein echter ,,Entschluß" Hitlers, der führungsmäßig von Bedeutung gewesen wäre. Es war eine nachträgliche Sanktionierung von Realitäten, die die Sowjets und das von ihrem Angriff bestimmte Handeln verantwortungsbewußter deutscher Befehlshaber an der Front geschaffen hatten, die dabei um Kopf und Kragen spielten. So wurde General der Geb.Tr. Konrad, der Kommandierende General des XXXXIX. (Geb.) A.K., am 10. April von Hitler seines Postens enthoben, was jedoch zunächst keine unmittelbare Auswirkung hatte, da Konrad sein Korps weiterführte. Unklar blieb aber, ob der Rückzug auf Sewastopol der Beginn der allgemeinen Räumung der Krim sei oder ob die Festung Sewastopol gehalten werden sollte.
In Erkenntnis der Bedeutung Konstanzas als einzigem verbliebenen Aufnahmehafen bei der Räumung der Krim griff indessen die sowjetische Luftwaffe am 11. April abends diesen wichtigsten Stützpunkt mit stärkeren Kräften an. Eine Fortführung dieser Angriffe - sie wurden nur noch am 17. und 18. April wiederholt - hätte die Durchführung des Abtransports über See entscheidend beeinträchtigt, wenn nicht unmöglich gemacht. Sie unterblieb jedoch trotz der Gewinnung günstiger Flugplätze auf der Krim.
Der Entschluß Hitlers, Sewastopol ,,auf die Dauer" zu halten, und der Rückzug der deutschen Truppen auf die Festung
Am 12. April mittags fiel die schwerwiegendste Entscheidung auf deutscher Seite: Generalleutnant Heusinger teilte um 14.15 Uhr dem Chef des Gen.St, der Heeresgruppe, Generalmajor Wenck, den Befehl Hitlers mit, ,, daß Sewastopol auf die Dauer zu halten ist und daher keine Kampftruppen abzutransportieren sind". Am 13. April 0.25 Uhr traf der Führerbefehl im Wortlaut bei der Heeresgruppe ein, Er besagte, ,,daß Sewastopol so lange wie möglich zu halten und deswegen an Menschen und Material nur das abzutransportieren sei, was zur Durchführung der Verteidigung nicht unbedingt notwendig sei". Die Heeresgruppe solle melden, in welcher Linie die Verteidigung geführt werde.
In einem Schreiben an den Chef des Gen.St.d.H. um 0.45 Uhr stellte die Heeresgruppe dazu eindeutig fest, ,,daß nach ihrer Auffassung die eingeleitete Absetzbewegung den Beginn der Räumung der Krim bedeute ... Es sei noch nicht zu übersehen, welche Kräfte endgültig zur Verteidigung von Sewastopol zur Verfügung stünden." Wesentlich für die Heeresgruppe sei die Bedrohung von Konstanza und der anderen Schwarzmeerhäfen unabhängig von Sewastopol, was starke eigene Kräfte, auch von Luftwaffe und Kriegsmarine, binde. ,,Die Kräfte der Kriegsmarine seien im übrigen im Hinblick auf die zu erwartenden Ausfälle nicht ausreichend. Endlich würden die Kräfte der 17. Armee dringend auf dem Festland gebraucht. Ziel des Feindes sei die Erkämpfung des Balkanraumes. Die Kräfte der Heeresgruppe, die das verhindern sollten, seien außerordentlich schwach, und die Divisionen der 17. Armee seien, da mit einer Zuführung namhafter neuer Kräfte nicht zu rechnen sei, die einzige Kraftreserve der Heeresgruppe. Dies letzte Argument war allerdings insofern sehr fragwürdig, als die abgekämpften, z. T. zerschlagenen Kampfgruppen der 17. Armee - von ,,Divisionen" konnte keine Rede mehr sein - keine wirkliche Heeresgruppenreserve darstellten.
In einem Gespräch mit Generalmajor Wenck um 10.50 Uhr erklärte Generaloberst Zeitzler, daß er die Auffassung der Heeresgruppe teile, daß Sewastopol nicht auf die Dauer gehalten werden könne. ,,Im Augenblick sei das aber beim Führer nicht zu erreichen." Der Befehl zur Durchführung des Unternehmens ,,Adler" müsse daher von der Heeresgruppe aufgegeben werden. Die Kriegsmarine sei aber verständigt worden, daß sie so viel fahren solle, wie nur irgend gehe. Wenck erwiderte, daß Sewastopol auch bei Durchführung von ,,Adler" etwa drei Wochen gehalten werde, daher könne die Frage später entschieden werden.
Auf der Krim selbst hatte sich indessen die Lage in immer bedrohlicherer Weise entwickelt. Während die 19. rum. I.D. am 12. April auf dem Marsch nach Süden ostwärts der Bahnlinie Dschankoj - Simferopol begriffen war, stand die Gruppe Konrad, die noch am Abend des 11. April weit im Norden bei Nowo Iwanowka gekämpft hatte und damit in ihrer tiefen rechten Flanke von Dschankoj aus bedroht wurde, mit ihren zusammengeschmolzenen Kräften am 12. und 13. April in der ,,Gneisenau"-Stellung, die jedoch den vordringenden sowjetischen Panzerverbänden nur unter dem Einsatz von Luftwaffenkräften und Flakeinheiten vorübergehend Halt gebot.
Der Kommandierende General des I. Fliegerkorps, Generalleutnant Deichmann, der am 12. April auf seinem Korpsgefechtsstand in Focsani in Rumänien die Nachricht vom Durchbruch erhalten hatte, ordnete die beschleunigte Überführung von Munition zur Panzerbekämpfung an, die mangels Lufttransportverbänden von Kampfgruppen des K.G. 27 nach der Krim geflogen wurde, und begab sich sofort selbst nach Sarabus auf die Krim. In der Erkenntnis, daß es unbedingt darauf ankam, den Panzervorstoß der Sowjets zu verzögern, entschloß er sich, vorübergehend selbst die Führung zu übernehmen, hielt eine Gruppe des K.G. 27, die gerade Munition gebracht hatte, an, ließ sie mit Bomben beladen und im Tiefflug die sowjetischen Panzer angreifen. Die dadurch erzielten erheblichen Erfolgels (Abschuß von 23 sowjetischen Panzern mit Sicherheit, von 21 weiteren mit Wahrscheinlichkeit) verzögerten den Vormarsch für einige - entscheidende - Stunden.
Am 13. April mittags standen die Sowjets jedoch in Simferopol, aus dem heraus der Gefechtsstand des AOK 13 am Vortage nach Sewastopol verlegt worden war. Eine bewußt in Sarabus stehengebliebene, aus zusammengewürfelten Einheiten (darunter Flak) bestehende, mit dem Sonderauftrag zur Verteidigung des Flugplatzes organisierte Kampfgruppe unter Generalleutnant Sixt konnte sich in der folgenden Nacht zur Masse der Gruppe Konrad durchschlagen.
Die bisher nicht angegriffene Gruppe Allmendinger (V. A.K.), die sich am Abend des 10. April planmäßig und anfangs ohne Feinddruck aus ihren Stellungen an der Kertschfront gelöst hatte - die sowjetische Küstenarmee drängte erst später (ab 11. April) nach und verwickelte besonders die 98. I.D. in verlustreiche Kämpfe -, setzte sich in der Nacht vom 12./13. April aus der Parpatsch-Stellung ab, ging aber nicht, wie ursprünglich in der Studie ,,Adler" vorgesehen, auf der Straße Feodosia - Simferopol zurück, sondern drehte mit Rücksicht auf die Feindlage im Raum Sarabus - Simferopol mit der Masse ihrer Kräfte aus dem Raum hart westlich Stary Krim auf Sudak ab, während schwache Teile die Küstenstraße Feodosia - Sudak benutzten. Die sowjetischen Partisanenverbände im Jaila-Gebirge, die den ganzen Winter über ohne durchschlagenden Erfolg vom I. rum. Geb. Korps bekämpft worden waren, erwiesen sich im Gegensatz zu den deutschen Befürchtungen als keine allzu ernste Gefahr für das zurückmarschierende V. A.K., verzögerten jedoch den Rückmarsch aus dem Raum Sudak in Richtung Jalta ebenso wie die schlechten Straßenverhältnisse. Zur Beschleunigung der Rückzugsbewegung wurden daher Teile des Korps (etwa 10 000 Mann) von Aluschta, Sudak und auch von der offenen Steilküste mittels schnell geschlagener behelfsmäßiger Landungsbrücken auf MFP der 1. L.-Flottille unter Kptlt. Giele nach Balaklawa und Sewastopol gebracht, der Seetransport dabei durch Fahrzeuge der 3. A.-Träger-Flottille geschützt. Währenddessen landete am 13. April die sowjetische Schwarzmeerflotte mit Unterstützung von Kreuzern und Zerstörern stärkere Verbände der ,,Küstenarmee" an der bereits geräumten Küste bei Feodosia.
Von einem Frontbesuch auf der Krim am 12. April berichtete Schörner am gleichen Tage um 20.00 Uhr dem Chef des Gen.St.d.H.: ,,Er habe den Eindruck, daß der OB der 17. Armee hart und der Situation durchaus gewachsen sei. Dagegen sei die Haltung einzelner Truppenteile und Truppenführer nicht so, wie es sein solle ... Fast alle Verwundeten seien von der Krim abtransportiert worden. Der Lufttransport verdiene besondere Anerkennung. Am folgenden Tage (13. April) abends gab Zeitzler Schörner gegenüber offen seiner Befürchtung Ausdruck, ,,daß der Russe mit seinen Panzern schneller in Sewastopol sei als wir". In der Tat war dies die größte Sorge von Armee und Heeresgruppe an den beiden folgenden Tagen.
Am 14. April erreichten jedoch die vordersten Teile der Gruppe Allmendinger (V. A.K.) Sewastopol, während das Gros noch in der Gegend von Aluschta stand.
Das nach Sewastopol hineingezogene I. rum. Geb. Korps übernahm zunächst die Verteidigungsstellungen an der für das V. A.K. vorgesehenen Ostfront der Festung. Die Masse der Gruppe Konrad (XXXXIX. [Geb.] A.K.) gelangte mit 50. I.D., 336. I.D. und Teilen der 111. I.D. sowie der gesamten schweren Artillerie des Korps (der einzigen, die es dann in Sewastopol gab) am 14. April in den Nordteil der Festung, nachdem die zum Durchbruch ansetzenden sowjetischen Panzer bei Bachtschissarai durch einen Sperrverband des Festungskommandanten von Sewastopol, Oberst Beetz, mit Unterstützung von Schlachtfliegerverbänden abgewiesen worden waren, wodurch 12 entscheidende Stunden für das Einrücken in die Festung gewonnen wurden. Hierbei erzielte der gleiche Flakzug, der bereits Ende Oktober 1943 am Tatarengraben entscheidend eingegriffen hatte, einen erneuten großen Abschußerfolg. Die sowjetischen Panzer, die frontal den von Simferopol nach Bachtschissarai zurückgehenden deutschen Truppen folgten und so auf den deutschen Sperrverband ,,aufliefen", hätten bei Umfassungsmanövern den Weg nach Sewastopol frei gefunden. Die 50. LD. erreichte planmäßig und kämpfend, dabei mehrmals Einschließungen des Gegners kampfgruppenweise durchbrechend, die befohlene Stellung im Ostteil der ,,Festung". Ein Plan des XXXXIX. (Geb.) A.K., Teile der Division mit sich bei Eupatria einigeln zu lassen und dann über See nach Sewastopol zu kommen, wurde von der Division abgelehnt, da sie sich durchaus in der Lage fühlte, sich zurückzukämpfen.
Das rumänische Kavalleriekorps war inzwischen fast vollständig, die 10. rum. I.D. mit etwa 4 500 Mann, von der 19. rum. I.D. allerdings nur eine geringe Zahl von Versprengten in Sewastopol eingetroffen. Auch am 15. April scheiterten die Versuche der Sowjets, gleichzeitig mit den eigenen Truppen nach Sewastopol einzudringen. Die Gruppe Allmendinger erreichte mit ihrer Masse, jedoch ohne schwere Waffen, den Festungsraum. Am 16. April trafen die letzten Teile der 13. Armee in Sewastopol ein. Der Rückzug, der am 16. April mit der Räumung des Hafens Balaklawa abgeschlossen wurde, war trotz härtester Kämpfe und unter erheblichen Verlusten besonders an den eigentlichen Kampfverbänden, d. h. an Infanterie, durch Aufbietung aller Kräfte gelungen!
Das AOK 17 gab daher am 16. April folgende Abendmeldung an die Heeresgruppe: ,,Die Armee hat mit allen Teilen Sewastopol erreicht und steht dort abwehrbereit. Das Hereinführen in die Festung, das nach dem Durchbruch des in Stärke und Beweglichkeit weit überlegenen und mit über 500 Panzern angreifenden Feindes in den freien Raum der Krim unvermeidlich war, gelang gerade noch rechtzeitig vor der einen Einbruch in Sewastopol anstrebenden Verfolgung. Die Divisionen der Armee haben Unerhörtes in Gefecht und Marsch geleistet. 30 % der Artillerie und knapp ein Viertel der Panzerabwehr kamen in die Festung. Der Feind ist im Aufschließen mit den 3 herangeführten Angriffsarmeen. Sofortiges Zuführen personellen und erheblichen materiellen Ersatzes für die angeschlagenen Divisionen ist dringend erforderlich. Die Armee wurde in vorbildlichster Weise von den anderen Wehrmachtteilen unterstützt. Der Einsatzstab des I. Fliegerkorps hat in 2390 Einsätzen den Durchbruch des Feindes entscheidend verzögert, die 9. Flak-Division im Einsatz gegen Luftziele und in der Panzerabwehr Vorzügliches geleistet. Der Seekommandant Krim hat durch den rücksichtslosen Einsatz von MFP eine 10 000 Mann starke Gruppe des V. A.K. und Teile ihrer Waffen und Geräte von der Südküste nach der Festung überführt. Abgeschossen wurden: 464 Panzer, 232 Flugzeuge des Feindes. Das V. A.K. ist mit den letzten Teilen in die Festung eingerückt und im Einrichten im südlichen Abschnitt der Landfront. Vor dem XXXXIX. (Geb.) A.K. zeigte sich sehr .dichte Bereitstellung des Feindes. Am Mittag begonnene, bis 20.00 Uhr fortgesetzte Angriffe des Feindes bis zu Regimentsstärke wurden unter Abschuß von 6 Panzern abgewehrt."
Es besteht kein Zweifel, daß das Gelingen dieser Operation - wenn auch unter wesentlicher Materialeinbuße - möglich wurde, weil die sowjetische Führung aller Wehrmachtteile die ihr gebotene Chance, die 17. Armee vor Erreichen des Festungsraumes von Sewastopol zu vernichten, nicht wahrnahm. Weder kam es zu der von deutscher Seite befürchteten Landung an der Südküste - sie begann erst am 13. April bei Feodosia, nachdem das V. A.K. bereits in Sicherheit war! -, noch konzentrierte sich die sowjetische Luftwaffe an den entscheidenden Tagen auf die Bekämpfung der dicht gedrängten deutsch-rumänischen Kolonnen, die auf den beiden Straßen von Simferopol und am Südrand des Jaila-Gebirges an der Küste entlang nach Sewastopol hineinströmten, ganz abgesehen davon, daß die sowjetische Schwarzmeerflotte außer einem etwas verstärkten U-Booteinsatz die deutschen Nachschubtransporte von Konstanza nach Sewastopol ungestört ließ. Auch bei den Landoperationen ließen die Sowjets jegliche Kühnheit vermissen. Nachdem der Durchstoß auf Dschankoj gelungen war, hätte das Schicksal der Gruppe Konrad in der Steppe der nordwestlichen Krim besiegelt werden können. Die Sowjets zogen allerdings einen Teil ihrer Angriffsverbände schon frühzeitig wieder von der Krim ab. Daß es nicht zu der Katastrophe in der Krimsteppe kam, lag entscheidend an dem tapferen Einsatz der deutschen und rumänischen Soldaten sowie der ,,Hilfswilligen" und an der Tatsache, daß die verantwortlichen Befehlshaber trotz der nachträglichen ,,Entschlüsse" Hitlers ihre Befehle operativ und taktisch vernünftig und rechtzeitig gaben. Die Truppe wußte, daß, wenn die Sowjets in Dschankoj waren, es nur eines gab: Rückzug und Festklammern bei Sewastopol. Das war der Motor, der die verzweifelte Lage immer wieder - und sei es nur um Stunden - meistern half. Daß die Soldaten ,,ihre" Krim kannten und wußten, worum es ging, war vor allem das Verdienst von General d. Geb.Tr. Konrad.
Die Gesamtgefechtsstärke der 17. Armee war indessen nach dem Rückzug auf Sewastopol auf 19.591 Mann (9 231 deutsche, 10 360 rumänische Soldaten) abgesunken. An Waffen waren noch vorhanden: 666 MG, 54 Granatwerfer, 35 schwere Pak, 84 leichte Feldhaubitzen, 85 schwere Feldhaubitzen, 12 Werfer, 24 Marinegeschütze. Die deutschen Verluste umfaßten 13 131 Mann (davon 1 253 Gefallene, 4 125 Verwundete, 6 986 Vermißte, 763 Kranke), die rumänischen insgesamt 17 652 Mann. Die Verpflegungsstärke der 17. Armee, die am 9. April 235 000 Mann betragen hatte, war bis zum 18. April auf 124 233 Mann zurück gegangen (davon waren 78 000 Deutsche, 46 000 Rumänen). Bis zum 20. April waren seit Beginn des Abtransports am 12. April auf dem Seeund Luftwege 67 000 Mann übergesetzt worden, darunter befanden sich 36 000 Deutsche, 16 000 Ostlegionäre, 3 800 Kriegsgefangene, 1 600 Zivilisten, 9 600 Rumänen. Das personelle Fehl betrug am 20. April bei der 50. I.D. 22%, bei der 73. I.D. 79%, bei der 98. I.D. 43%, bei
der 111.I.D. 63 % , bei der 336.I.D. 23 %. Entscheidend dabei war, daß praktisch keine der ursprünglichen Kampftruppen, d. h. keine Infanterie, mehr da war .
Die Armee betonte in einer Meldung vom 16. April, daß der Kampfwille der Rumänen so erschüttert sei, daß sie für die Verteidigung der Festung fast völlig ausfielen. Sie sollten daher auf das Festland abtransportiert werden. Dies entsprach auch den Absichten der obersten deutschen Führung, die aus politischen Erwägungen für einen gesicherten Rücktransport der Rumänen auf das Festland eintrat. Bereits am 12. April hatte Schörner dem Deutschen General beim Oberkommando der rumänischen Wehrmacht, General d. Kav. Hansen, mitgeteilt, daß die 13. Armee angewiesen sei, ,,besonders dafür zu sorgen, daß die Rumänen gut von der Krim herunterkämen". Am 13. April drängte der Kommandierende General des I, rum. Geb. Korps, General Schwab, seinerseits auf den sofortigen Abtransport seiner rumänischen Verbände.
Karte-Der Rückzug der 17.Armee auf Sewastopol
Quelle-Die Räumung der Krim 1944 (A.Hillgruber,1959)
Gruß
Josef
Trütgen Bernhard
gef.am 10.06.1942 in Sewastopol
//http://www.stimbergstadt.de/Krieg/Gefallene-T/Truetgen-Bernhard.htm
mfg
Josef
Hallo,
hier zur Geschichte der Küstenbatterie Nr.35 "Maxim Gorki II":
Küstenbatterie Nr.35 (http://www.kriegserinnerungen.de/biograph/maximgorki.html)