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Gedenktafeln/-stätten, Soldatenfriedhöfe, Museen, Beratungsstellen, Personensuche => Gedenkstätten und Museen => Deutschland> => Thema gestartet von: md11 in Do, 01. Juni 2006, 21:49

Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Do, 01. Juni 2006, 21:49
Öffnungszeiten:
April bis November täglich 9.00-17.00 Uhr
Dezember bis März täglich 9.00-16.00 Uhr
Angebote:
-Rundgänge für Gruppen nach Voranmeldung
-Rundgänge für Einzelbesucher von 15. April bis 31.Oktober
Sa/So/Feiertags 14.00 Uhr
-Film zur Lagergeschichte
-Ausstellung im ehemaligen Arrestbau
-Außenausstellung
-Rundgänge durch den Steinbruch

Gedächtnisallee 5-7
92696 Flossenbürg
Tel (09603)921980
www.gedenkstaette-flossenbuerg.de (http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de)
mfg
Josef
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 23. September 2006, 20:40
Hallo,
hab heute die Gedenkstätte Flossenbürg (KZ-Flossenbürg) besucht.
War sehr Interessant,hab mir alles mit der ruhe angeschaut und dazu sehr viele Bilder gemacht die ich demnächst hier im Forum Euch zeigen werde.
Hier ist mal ein Übersichtsplan.Die meisten Gebäude existieren heut nicht mehr.Die Häftlingsküche und die Wäschere werden momentan renoviert.
Gruß
Josef
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Fr, 29. September 2006, 21:41
Hallo,
die Bilder sind da!Hab es so gemacht wie es damals aussah und wie es heute aussieht.Wie ich gesagt habe es existieren nur wenige Gebäude heute noch.
Bild 1.Die Kommandantur
Die Kommandantur war der Sitz der Verwaltung des KZ-Flossenbürg.Hier fanden sich unter anderem die Büros des Kommandanten und des Schutzhaftlagerführers sowie die Häftlingsregistratur.Die SS führte hier auch Verhöre mit Folterungen durch.Die Durchfahrt war wie in anderen Konzentrationslagern als zentraler Zugang zum Häftlingslager vorgesehen.Da das KZ Flossenbürg seinen geplanten Endausbau nicht erreichte,begann der Häftlingsbereich erst 50 Meter hinter der Durchfahrt.
Bild 2.Die Häftlingsbaracken
Die Häftlingsbaracken waren anfangs für je etwa 300 Gefangene geplant,später wurden auf einer Fläche von etwa 50 Metern Länge und 8 Metern Breite fast 1.000 Häftlinge zusammengepfercht.Nach 1945 wurden die Baracken zunächst als Kriegsgefangenenlager,dann als Unterkünfte für Verfolgte des Nationalsozialismus und schließlich für Vertriebene weiter genutzt.Ab Mitte der fünfziger Jahre wurden die Grundstücke überwiegend mit Eigenheimen bebaut.

Gruß
Josef
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Fr, 29. September 2006, 22:05
Bild 1.Das Lagertor
Das Lagertor trennte den Bereich der Häftlinge von dem der SS.
Bild 2.Die Pfosten des Lagertors wurden nach 1945 in den Bereich der ersten Gedenkstätte hinter dem ehemaligen Lager versetzt.Dort,im "Tal des Todes",stehen sie noch heute als Erinnerungszeichen.
Bild 3.Der Appellplatz begann hinter dem Lagertor und schloss den Bereich zwischen Lagerküche und Lagerwäscherei ein.(Luftbild 23.März 1945)
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 08:50
Bild 1.Wäscherei/Häftlingsbad
Im Kellergeschoss der Wäscherei befand sich das Häftlingsbad.Hier mussten die neu angekommenen Gefangenen alle privaten Habseligkeiten einschließlich ihrer Kleidung abgebeb.Das Massive Gebäude der Wäscherei wurde nach 1945 von verschiedenen Industriebetrieben genutzt und ist heute Teil der KZ-Gedenkstätte.
Bild 2.Die Lagerküche.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 09:18
Der Arrestbau
Der 1940 errichtete Arrestbau bestand aus 40 Einzelzellen und einem davor liegenden Hof,der mit Mauern umgeben war.Hier wurden willkürlich Lagerstrafen vollzogen,Häftlinge gefoltert und mit Einzelhaft bei Nahrungsentzug und Verdunkelung bestraft.
Der Arrestbau dient auch als Gefängnis für prominente Sonderhäftlinge aus dem In- und Ausland.Darunter befanden sich wichtige Persönlichkeiten aus Militär,Kirche und Politik,die Gegner des Nationalsozialismus waren.Im Hof des Arrestbaus wurden mehr als tausend Menschen exekutiert.Dietrich Bonhoeffer,Wilhelm Canaris,Hans Oster und andere wurden hier ermordet.1964 erfolgte der fast vollständige Abriss des Arrestbaus.
Bild 1.1965
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 16:55
Die Gedenktafel im Hof des Arrestbaus.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 18:38
Rampe zum Krematorium.
Ab Herbst 1944 stieg die Zahl der Toten im KZ Flossenbürg stark an.Deshalb wurde ein Tunnel mit anschließender Rampe angelegt,um Leichen zum Krematorium unterhalb des Lagers transportieren zu können.Der Tunnel ist heut von der Hinterseite zugemauert.Die Gleise von der Rampe sind auch entfernt worden.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 18:57
Das "Tal des Todes"
Die ab 1946 errichtete Gedenkstätte "Tal des Todes" ist die älteste KZ-Gedenkstätte in Bayern.Sie beginnt am ehemaligen Lagertor,führt hinab zu Orten des Todes (Krematorium,Hinrichtungsstätte und "Aschepyramide") und erinnert mit zwei Gedenksteinen an die jüdischen Häftlinge.Grabsteine auf dem "Platz der Nationen" stehen für die KZ-Opfer aus verschiedenen Ländern.Auf der anderen Seite führt der Weg hinauf zur Kapelle "Jesus im Kerker",für deren Bau die Steine abgebrochener Wachtürme benutzt wurden.Als Kirchturm dient ein erhaltener Wachturm des Konzentrationslagers.Die KT-Gedenkstätte wurde seit 1946 um verschiedene Denkmale und Erinnerungszeichen ergänzt.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 19:17
"Platz der Nationen"
Gedenktafeln und Grabsteine
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 19:53
Weitere Grabsteine
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 21:13
Es geht weiter
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 21:22
Die Vorletzten Grabsteine
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 21:39
Die Amerikaner hatten in den Prozessen 43.000 Tote aufgezählt,während die eigenen Recherchen einiger Komiteemitglieder 73.296 Tote ergaben.
1938-1945
Russen 26.430
Polen 17.576
Deutsche 5.964
Franzosen 4.371
Tschechen 3.784
Italiener 3.413
Juden 3.132
Litauer 2.480
Jugoslawen 2.140
Belgier 1.693
Holländer 1.162
Ungaren 672
Griechen 450
Dänen 20
Norweger 14
Spanier 14
Engländer 9
Amerikaner 2
Die Zahlen der Tote stehen auf jeden Grabstein der verschiedenen Nationen.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 30. September 2006, 21:59
Bild Nr.1.Die Aschenpyramide 1965 und von heute
Bild Nr.2.Die Hinrichtungsstätte
Bild Nr.3.Jüdischer Gedenkstein
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 09:21
Gedenkstein für die Opfer in verschiedenen Sprachen.
Gedenktafeln hinter der Aschepyramide.
Am 23.April 1945 erreichte die 90.Infanterie-Division der 3.US-Armee die Gemeinde und nahm sie kampflos ein.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 09:40
Bild 1.Neben der Kapelle der Wachturm der als Kirchturm dient.
Bild 2.Büste vom Pfarrer Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906.9.4.1945)
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 09:54
Der Ehrenfriedhof.
Der Ehrenfriedhof wurde aud der leer geräumten Freifläche zwischen dem Wachturm (l.oben) und dem Desinfektionsgebäude (unten) angelegt,das dafür abgerissen wurde (Foto Anfang der fünfziger Jahre)
Bild 2.Auf den Grabsteinen stehen keine Namen,dafür sind kleine Rote Steine angelegt mit den Namen,siehe Bild 2u.3.
Hab da nur zwei Bilder gemacht mit zwei Namen,
Wingenty Swirski
geb.3.02.1910
gest.1.12.1943
u.
Krieg Oskar
geb.1885
gest.29.5.1945
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 11:10
Die Jüdische Gedenkstätte.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 11:44
Das ehemalige SS-Casino.Später wurde es als Gastronomiebetrieb benutzt.Bild von 1988 und von heute,die Gaststätte ist geschlossen.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 01. Oktober 2006, 11:57
Der Steinbruch in der unmittelbaren Nachkriegszeit.Im hintergrund die Burg von Flossenbürg,damals war das ganze Gebiet auch die Burg dazu Sperrgebiet und von der SS überwacht.
Heute steht nur das ehemalige  DEST Verwaltungsgebäude noch als Büro- und Wohnungsräume.
Die anderen zwei Bilder hab ich von der Burg aus fotografiert.
Man sieht die Kommandantur und einen Wachturm im hintergrund.
und beim anderem Bild sieht man den Steinbruch und das ehemalige DEST Verwaltungsgebäude noch.
So das waren alle meine Bilder,werde demnächst auch über die Geschichte des KZs Flossenbürg was reinschreiben.
Gruß
Josef
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Fr, 13. Oktober 2006, 20:39
Der Ehrenfriedhof mit Denkmal lag in direkter Sichtbeziehung zur Burganlage.Einfache Holzkreuze markierten die Gräber (Foto um 1947).

Auf Weisung der amerikanischen Militärregierung wurden nach der Befreiung verstorbene Häftlinge des Konzentrationslagers in der Ortsmitte Flossenbürgs bestattet.In einer feierlichen Prozession transportierten ortsansässige Bauern mit geschmückten Wagen am 3.Mai 1945 die ersten 18 Toten zum neu angelegten Ehrenfriedhof.Die gesamte Flossenbürger Bevölkerung musste an der Begräbniszeremonie teilnehmen.Bis Juni 1946 wurden hier noch über hundert verstorbene Häftlinge des ehemaligen KZ bestattet.
Polnische Überlebende des Zweiten Weltkrieges,die als Heimatlose und Flüchtlinge (displaced persons) in Flossenbürg untergebracht wurden,fassten im Juni 1946 den Plan,ein Denkmal neben dem Ehrenfriedhof zu errichten.Am 27.Oktober 1946 wurde diese neue Friedhofsanlage mit Vorhof und Denkmal eingeweiht.Die lateinische Inschrift "consortes" (Kameraden) verweist auf das allen Häftlingen gemeinsame Schicksal im KZ Flossenbürg 1938 bis 1945.
Gruß
Josef
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Fr, 13. Oktober 2006, 20:40
Die Grabplatten heute.
Titel: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Sa, 04. November 2006, 08:49
Beginn Mai 1938
Eröffnung des KZ-Lagers Flossenbürg.Ursprünglich für 1.600 Häftlinge gebaut und später (1941) für 3.000 Häftlinge erweitert.Die Häftlinge arbeiten in den drei (vier ab 1941) Steinbrüchen der DEST (= Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH),die ein SS-eigener Wirtschaftskonzern ist.

Ende 1938
1.500 Häftlinge im Lager,zumeist BV (=befristete Vorbeugungshaft)-Häftlinge.Ruf eines "grünen" Lagers,in dem sogenannte "Asoziale" und "Kriminelle" inhaftiert sind.

27.September 1939
Ein Transport von rund 1.000 Rotwinkeln aud Dachau trifft ein.Sie bleiben bis zum Frühjahr 1940.

April 1940
800 vorwiegend politische Häftlinge treffen aus dem KZ Sachsenhausen ein.Nun 2.500 Häftlinge im Lager.
Heinrich Himmler besucht das lager,das bald in die Lagerkategorie II (neben Buchenwald,Neuengamme und Auschwitz II) 2für schwer belastete,jedoch noch erziehungs- und besserungsfähige Häftlinge" eingestuft wird.

Frühjahr 1940
Die ersten ausländischen Häftlinge sind 98 tschechische Widerstandskämpfer.

Mitte 1940
Erstmals werden Juden eingeliefert

Januar 1941
Polnische Häftlinge aus Auschwitz treffen ein,bis Jahresmitte sind es 700.

1942
1.500 polnische Häftlinge befinden sich im Lager.Die Hälfte aller Todesfälle im KZ-Lager sind Polen.

Mitte 1941-1944
Exekutionen sowjetischer Kriegsgefangener im KZ aufgrund des geheimen "Kommissarbefehls".

Herbst 1941
Ein Gefangenenlager für sowjetische Kriegsgefangene wird im KZ errichtet und mit 2.000 Kriegsgefangenen belegt.1942 werden sie großteils in andere KZ überstellt.

Frühjahr 1942
Die ersten Außenlager des KZ Flossenbürg entstehen.

1943
Ausländische Häftlinge machen den Großteil der KZ-Insassen aus.
Polnische Häftlinge bilden die größte Gruppe,es folgen sowjetische Kriegsgefangene und sowjetische Zivilarbeiter.
In der zweiten Kriegshälfte treffen Franzosen,Belgier und Holländer ein (z.B."Nacht- und Nebel-Gefangene", "Meerschaum-Gefangene").4.000 Häftlinge befinden sich jetzt im Hauptlager.

Mitte 1944 - Januar 1945
Osteuropäische Juden treffen verstärkt in Flossenbürg ein.
4.August 1944 :2.699 Juden aus Krakau.
28.Oktober 1944:2.238 meist polnische Juden
November/Dezember 1944: 3.189 ungarische Juden

1943
Die Steinbrucharbeiten verlieren an Beteutung.Der Bedarf der Kriegswirtschaft wächst,die Messerschmitt GmbH betreibt eien Teil ihrer Produktion mit Häftlingen in Flossenbürg ("Kommando 2004").

September/Oktober 1944
Mehr als 5.000 Häftlinge im Messerschmitt-Arbeitseinsatz.Produktion der ME-109-Kriegsflugzeuge,8.000 Häftlinge im Lager.

Ende 1944
Zugleich wird vor allem für die Kriegswirtschaft in inzwischen mehr als 100 Außenkommandos des KZ Flossenbürg gearbeitet.
Die größten Außenlager (bis zu 6.000 Häftlinge) befinden sich in Leitmeritz (Litomerice) und in Hersbruck.Die Außenlager erstrecken sich von Würzburg im Westen bis nach Dresden im Osten.

April 1945
Das Hauptlager wird in mehreren "Todesmärschen" evakuiert.

23.April 1945
Befreiung des Lagers Flossenbürg durch die US-Armee.Verschiedene "Todesmärsche" werden auf ihrem Weg Richtung Süden von den US-Militäreinheiten aufgelöst.

Mai 1945
Das ehemalige KZ-Lager wird geräumt und dient für wenige Monate als Internierungslager gefangener SS- und Wehrmachtsangehöriger.

Herbst 1945
Die UNRRA (=UN-Flüchtlingsorganisation) richtet ein Lager für "displaced persons" bis Ende 1947 ein.

1946
Ein Ausführungskomitee für den Bau des Denkmals und der Kapelle des Konzentrationslagers flossenbürg gründet sich.
1.September 1946 Grundsteinlegung der Gedächtniskapelle.
27.Oktober 1946 Einweihung des KZ-Friedhofs in Flossenbürg.

Ab 12.Juni 1946
Flossenbürg-Prozesse in Dachau.

Ab 1948
Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene nutzen die Lagereinrichtungen und finden später in einer neuen Siedlung eine bleibende Unterkunft.
Die ehemaligen Lagerbaracken und andere Lagereinrichtungen verschwinden in den folgenden Jahren.

Heute
Tausende Besucher aus allen Ländern kommen in Delegationen oder privat an die Gräber ihrer ermordeten Angehörigen.Verschiedene Veranstaltungen aller gesellschaftlichen Gruppen prägen den alljährlichen Gedenkkalender.

Gruß
Josef
Titel: Re: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Do, 16. August 2007, 18:24
Vergessene Lager
Dokumentation über das KZ Flossenbürg

NÜRNBERG - Lange galt es als das ,,Vergessene KZ", das ehemalige , Konzentrationslager Flossenbürg, weit abgelegen im hintersten Winkel der Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze. Die Medienwerkstatt erstellte eine Dokumentation über Flossenbürg - zu sehen am 19. August auf Franken TV.

Profan genutzt und überbaut, verdrängt aus dem Bewusstsein der Bevölkerung und der breiten Öffentlichkeit, brachte erst der 50. Jahrestag der Befreiung im Jahre 1995 eine Wende. Seitdem treffen sich einmal jährlich Überlebende vor Ort und man begann, für die Gedenkstätte ein neues würdiges und zeitgemäßes Erscheinungsbild zu entwickeln.

Zwölf Jahre später, am 22. Juli 2007, wurde nun endlich die neugestaltete Gedenkstätte und das neue Museum mit einer umfangreichen Dauerausstellung feierlich eröffnet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Medienwerkstatt, die in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Interviews mit ehemaligen Häftlingen Flossenbürgs führte und für den Zeitzeugenfilm sowie Videostationen in der neuen Ausstellung verantwortlich zeichnet, zeigt aus diesem Anlass ihre neueste Dokumentation über den Lageralltag im KZ-Flossenbürg und die Geschichte der Wiederentdeckung dieses vergessenen Lagers.
Sonntag, 19. August, um 19 auf Franken TV. Wiederholung: 21 Uhr auf Franken TV und Franken SAT. Autor: Michael Aue.

Quelle-Marktspiegel Nürnberg 15.08.2007

Gruß
Josef
Titel: Re: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: adrian in Do, 16. August 2007, 18:44
Hallo Josef,

vielen Dank für die Erinnerung an Flossenbürg. Hier ist auch Dietrich Bonhoefer hingerichtet worden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer

Gruß Werner
Titel: Re: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in Mi, 30. Juli 2008, 21:57
FLOSSENBÜRG  - Mehr als 70 Überlebende des Konzentrationslagers Flossenbürg haben sich zum jährlichen Treffen der ehemaligen Gefangenen in der Oberpfälzer KZ-Gedenkstätte versammelt.

,,Es sind so viele wie noch nie gekommen", sagte ein Mitarbeiter der Gedenkstätte im Landkreis Neustadt/ Waldnaab. ,,Viele sind zum ersten Mal seit 1945 wieder da." Die Teilnehmer des dreitägigen Treffens kommen aus 18 Staaten.

Die neue Dauerausstellung über das Leid der rund 100 000 Häftlinge des Lagers Flossenbürg war vor einem Jahr eröffnet worden. Das frühere KZ in der Oberpfalz ist erst seit den 90er Jahren systematisch erforscht worden. Ein Überlebender aus Israel äußerte sich positiv über die Entwicklung der Gedenkstätte. Er habe früher schon einmal   Flossenbürg  fahren wollen, sei aber damals gewarnt worden, weil es dort nichts zur Erinnerung gegeben habe.

Unter den zurückgekehrten Überlebenden war auch eine Gruppe. der sogenannten Indersdorfer Häftlinge. Diese Gefangenen stammen aus jüdischen Familien und  hatten als Kinder das Lager  überlebt, während ihre Angehörigen starben. Das UN-Flüchtlingshilfswerk,hatte die Waisen nach dem Krieg bei Ordensschwestern lm Kloster Indersdorf bei Ingolstadt untergebracht. Später wanderten die Jugendlichen nach England,Nord- oder Südamerika aus.

Das Flossenbürger Überlebenden-Treffen findet seit 1995 jedes Jahr statt. Parallel dazu gibt es auch ein internationales Jugendtreffen der evangelischen Kirche, zu dem heuer rund 120 junge Menschen aus sieben Ländern gekommen sind. In den vergangenen Tagen hatten bereits mehrere ehemalige Häftlinge in verschiedenen Schulen in der Region über ihre Erlebnisse berichtet.

Tag des Gedenkens
Zum Abschluss des Treffens gibt es am Sonntag den Tag des Gedenkens. Dann sind in der KZ-Gedenkstätte unter anderem religiöse Gedenkfeiern geplant, zu denen auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) kommen will. In Flossenbürg und den zahlreichen Außenlagern waren zwischen den Jahren 1938 und 1945 mindestens
30 000 Häftlinge umgekommen.
Quelle:Nürnberger Nachrichten 26.07.2008

mfg
Josef
Titel: Re: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 25. Januar 2009, 19:15
Artikel aus der Nürnberger Zeitung vom 03.01.2009
Titel: Re: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Beitrag von: md11 in So, 15. März 2009, 23:20
Hallo,
wollte gerne hier ein Buch noch dazu vorstellen mit dem Titel:
Flossenbürg: Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager von Wolfgang Benz und Barbara Distel.Erschienen 2007,309 Seiten.
Hier eine kurze Leseprobe:

Leseprobe (http://books.google.de/books?id=yCk0_nzYCzIC&dq=Das+Konzentrationslager+Flossenb%C3%BCrg+und+seine+Au%C3%9Fenlager&printsec=frontcover&source=bl&ots=jbmRd7Pph8&sig=yn9LIBOO02yJ_yu0D5xouEfsdlw&hl=de&ei=6369Se6EMIKc-AbowuC0BA&sa=X&oi=book_result&resnum=6&ct=result)

mfg
Josef
Titel: Die Gleise führten in den Tod
Beitrag von: Hubert in Mi, 25. April 2012, 07:38

Die Deutsche Reichsbahn war beim Transport von Juden, Kriegsgefangenen, Kommunisten und anderen Opfern des Naziregimes in die Konzentrationslager williger Helfer. Ohne pünktlich abfahrende Züge, ohne Lokführer und Bahnbeamte wäre der Plan der NS-Machthaber, ihre Opfer durch Arbeit zu vernichten, nicht aufgegangen. MZ-Redakteurin Isolde Stöcker-Gietl hat aufgearbeitet, welche Rolle die Bahn beim KZ Flossenbürg spielte

Quelle: MZ-Regensburg, 06.04.2012

Grüße Hubert
Titel: Wie Flossenbürg mit dem KZ lebte
Beitrag von: Hubert in Sa, 05. Mai 2012, 16:10
Als Kind sah Franz Gruber die Verbrechen der Nazis in seinem Heimatort. Heute kämpft er gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft.

FLOSSENBÜRG

Die versteckten Kartoffeln und Zwetschgen für die hungernden Häftlinge, die schlagenden Kapos bei den Appellen am Bahnhofsplatz und die sechs gehängten KZ-Insassen unter den beleuchtenden Christbaum: Wie Lichtblitze knipsen sich die Erinnerungen bei Franz Gruber (Name geändert) an. Franz war ein kleiner Bub, als er das alles gesehen hat. Er wohnte gleich neben den Bahnhof in Flossenbürg. Als die NS-Schreckensherrschaft endete, war er elf Jahre alt und geprägt von Eindrücken, die ihn den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen sollten. Heute kämpft er gegen rechtsextremistische Tendenzen in der Gesellschaft. Das ist auch der Grund, warum er seinen Name in der Zeitung nicht lesen möchte. Er hat bittere Erfahrungen mit Neonazis gemacht und nun Angst vor weiteren Angriffen.

"Natürlich haben viele weggeschaut"
Denn Franz Gruber scheut sich nicht, das, was zwischen 1938 und 1945 in seiner Heimatstadt Flossenbürg passiert ist, in Worte zu fassen. "Natürlich haben viele in Flossenbürg einfach weggeschaut. Andre haben versucht zu helfen, aber das war gefährlich." Unmöglich sei es aber gewesen, gar nichts mitzubekommen, ist sich Franz Huber sicher. "Die Häftlinge wurden jeden Tag durchs Dorf ins KZ getrieben, das muss doch jeder gesehen haben." In der Familie des heute 78-Jährigen nahm man das Unrecht an den Menschen genau so war. Noch heute kommen Gruber die Tränen, wenn er darüber spricht, wie seine Eltern versuchten, den bis auf die Knochen abgemagerten KZ-Insassen ein bisschen Essen zu zustecken und sich dabei in Lebensgefahr gebracht. "Meine Mutter legte Kartoffeln und Obst zwischen die Holzlatten, auf denen die Granitsteine am Bahnhof verladen wurden. Das wussten die Häftlinge und suchten natürlich danach." Wenn es ihr gelungen sei, etwas Hilfe zu leisten, sei sie immer sehr glücklich gewesen, sagt Franz Gruber. Doch die Gefahr, dabei erwischt zu werden, war groß. "Alles war verspitzelt, man musste sehr vorsichtig sein in dem, was man tat und sagte", erinnert er sich. Gruber, der heute nicht mehr in der Oberpfalz lebt, kann sich erinnern, wie ein SS-Mann einigen Flossenbürgern drohte: "Ihr steht alle auf der schwarzen Liste, nach dem Krieg kommt Ihr weg." Am Bahnhof seien Häftlinge mit schwerer Arbeit betraut gewesen. Fast täglich verließen Züge mit Granit den Ort. Auch an die Häftlingstransporte kann sich Gruber erinnern. "Einmal stiegen nur Frauen aus einem der Züge aus. Sie waren sehr geschwächt, weinten und wimmerten. "Es ging einem durch und durch." Doch die Kapos zeigten keine Spur von Mitleid. Sie ließen sie zwei Stunden am Bahnhofsplatz zum Appell stehen und lachten sie aus, als sie ihre Notdurft nicht mehr unterdrücken konnten. "Ich war noch ein Kind, aber das zu sehen, tat mir weh", sagte er. Gesehen hat er auch, wie Tote aus den angelieferten Waggons fielen, wenn die Türen geöffnet wurden. "Man hat sie dann auf Truhenwagen geworfen und weggebracht." Einmal sah Gruber, wie sich ein für tot gehaltenen Häftlich auf dem Pferdewagen aufrichtete. "Da ließen ihm die Kapos den Deckel der Truhe auf den Kopf fallen."
Das Schicksal des jüdischen Jungen Gerhard Hoffman aus Hamburg ist Franz Gruber besonders in Erinnerung geblieben. Er hat den 15-jährigen Buben oft getroffen, wenn er auf dem Weg zur Schule war. "Ich habe ihm immer ein Stück Brot gegeben", erzählt Gruber. Doch irgendwann sei der Junge nicht mehr aufgetaucht und er habe sich Sorgen gemacht. "Mein Vater hat ihn an seiner Arbeitsstelle wiedergefunden. Die Nazis hatten seine Intelligenz erkannt und ihn zum Arbeiten in die Messerschmitt-Hallen im Nachbarort geschickt." Von da an habe sich sein Vater um ihn gekümmert und Gerhard Hoffmann mit Brot und Eiern versorgt. Der Junge überlebte den Nazi-Terror und ging nach Israel. Jahrzehnte später erfuhr Gruber, dass sein Freund 1964 in Israel gestorben war. Umso größter war die Freude, als sich dessen Tochter aus Chicago meldete und Franz Gruber 2011 in Deutschland besuchte. Gemeinsam reisten sie zur Gedenkstätte Flossenbürg.

Sechs Gehängte unterm Christbaum

Seine schlimmste Kindheitserinnerung hat der gebürtige Oberpfälzer an eine Weihnachtsnacht. Nach dem Besuch der Christmette habe er auf dem KZ-Gelände sechs gehängte Häftlinge unter einem beleuchteten Christbaum gesehen, sagt Gruber. Doch in Flossenbürg habe ihm dieses Erlebnis jahrelang niemand geglaubt. "Im Ort wird das bis heute abgestritten." Doch Gruber sieht sich in seiner Erinnerung mittlerweile gestärkt, denn bei einem Überlebendentreffen im Konzentrationslager war die Zeichnung eines Häftling mit genau dieser Szene ausgestellt. "Dieses Bild hat mich total geschockt",sagt Gruber.
   Für den 78-Jährigen ist es wichtig, die Erinnerungen an diese Zeit in Flossenbürg aufrecht zu erhalten. Gerade in Zeiten, in denen Neonazis wieder ihre braunen Parolen verbreiten. "Die NPD ist unbelehrbar, mein einziger Wunsch wäre, sie zu verbieten", sagt Gruber. Denn das, was sich zwischen 1938 und 1945 in Flossenbürg zugetragen habe, dürfte nie mehr passieren.


Quelle: MZ-Regensburg, 06.April 2012
Grüße Hubert
Titel: Sechs Kilometer Gleis
Beitrag von: Hubert in So, 06. Mai 2012, 13:42
Auf der Eisenbahn-Nebenstrecke von Floß nach Flossenbürg wurden Nazi-Gefangene ins Konzentrationslager transportiert. Für viele war es eine Reise in den Tod.

Flossenbürg.Es ist der Geruch des Todes. Eine Mischung aus Körperausdünstungen und Angstschweiß. Er durchdringt jede Ritze in dem völlig überfüllten Eisenbahnwaggon. Die Menschen wimmern, stöhnen, weinen. Der beißende Gestank trübt die Sinne, nimmt dem Körper die letzte Kraft. Ist das nun das Ende?
   Bis heute trägt Jakob Garfein diese Bilder in sich. 14 Jahre war er damals alt, als er in dem Zug nach Flossenbürg saß. Er hat es geschaft, das KZ Auschwitz zu überleben, auch den folgenden Todesmarsch. Er wusste nicht, wohin er jetzt gebracht wurde. "Mein Gefühl sagte mir, dass die Erwachsenen mit den Tod rechneten." Doch er wollte nicht sterben. "Meine Gedanken in Flossenbürg kreisten darum, jeden Tag zu überstehen, ja nicht zu tun, wodurch ich aufgefallen wäre." Das sei damals seine größte schauspielerische Leistung gewesen. Seine Fahrt nach Flossenbürg führte nicht in den Tod. Aus Jakob wurde Jack Garfein, ein gefeierter Regisseur.

Im Zug ins Arbeitslager

Es ist das dunkelste Kapitel in der oberpfälzer Eisenbahngeschichte; Auf der sechs Kilometer langen Nebenstrecke zwischen Floß und Flossenbürg wurden zwischen 1938 und 1945 Gefangene des Nazi-Regimes mit Zügen der Deutschen Reichsbahn ins Konzentrationslager gebracht. Flossenbürg galt als Arbeitslager. Es sollte nicht allein dazu dienen, politische Gegner der Nationalsozialismus zu internieren und zu terrorisieren. Die SS wollte auch wirtschaftlichen Profit aus der Häftlingsarbeit ziehen, heißt es in einer Dokumentation der Gedenkstätte Flossenbürg. In dem Lager wurden anfangs politisch Andersdenkende, Homosexuelle und Obdachlose ausgebeutet. Später kamen jüdische Häftlinge sowie polnische und russische Gefangene dazu.
  Jack Garfein ist ein Jude. Im Mai 1944 wurde er zunächst nach Auschwitz deportiert. "Mein Weg nach Flossenbürg begann mit dem Todesmarsch von Schlesien in Richtung Reichsmitte", erinnerte er sich im MZ-Interview. Während der Deportation musste der in Mukatschewe (damals Tschechoslowakei, heute Ukraine) geborene Jakob Todesangst durchleben. So bückte sich der entkräftete Junge auf dem Marsch, um aus einer Pfütze zu trinken. Ein SS-Mann hielt ihm eine Waffe an den Kopf und befahl ihm, sofort wieder aufzustehen, sonst würde er abdrücken. "Bis heute weiß ich exakt die Stelle, wo der Lauf der Waffe den Kopf berührte". Irgendwann erreichten sie einen Bahnhof und Garfein stieg mit den anderen Gefangenen in den Waggons. Dann setzte sich der Zug in bewegung - für die Reise ins Ungewisse.
   Die Deutsche Reichsbahn erhielt vom Reichssicherheitshauptamt unter Führung von Adolf Eichmann die Aufträge für die Transporte in die Konzentrationslager. Die Massentransporte in den Tod wurden als "Reisesonderzüge" unter einem großen bürokratischen Aufwand abgewickelt . Im Juli 1941 wurden für die Beförderung von "Juden und fremdvölkischen Personen zur Aussiedlung aus dem Deutschen Reich" ein Tarif von zwei Reichspfennig je Kilometer, "der halbe Fahrpreis der 3.Klasse" , erhoben. Zunächst kamen Personenwagen zum Einsatz, später auch spezielle gedeckte Güterwagen, die eigentlich für Militärtransporte vorgesehen waren.

"Er wollte mich umbringen" 

In so einem Waggon saß vermutlich auch Jack Garfein. Er beschreibt ihn als "Viehwaggon, der mit 80 bis 100 Menschen besetzt war." Es sei unmöglich gewesen, die Beine auszustrecken. "Ich setzte mich auf den Boden" - mit den Knien angezogen bis zur Brust." In seiner Hosentasche bewahrte Jack Garfein auf seiner Fahrt nach Flossenbürg noch ein Stückchen Brot auf. Ein Erwachsener bemerkte das fasste den Entschluss, den Jungen für diese kleine Essensration zu töten. "Er setzte sich mit aller Gewalt auf mich . Er versuchte mich umzubringen", schildert Garfein die Geschehnisse. " Ich biss so fest in seinen Oberschenkel, dass er schrie und von mir abließ."
   Die Ankunft in Flossenbürg kann der heute 81-jährige nur noch vage beschreiben. "Ich erinnere mich an frische Luft und was für eine Befreiung das war, nach dem entsetzlichen Gestank im Viehwaggon". Er habe auch sowas wie Hoffnung gefühlt, sagte Garfein. "Die zivilisierte Atmosphäre der Gebäude und Straßen gaben mir ein sicheres Gefühl - anders, als wenn wir in einem Lager oder auf einem Feld angekommen wären." Doch der schein trügte, wie der 14-jährige erkennen muste. Flossenbürg diente Hitler als Materialliferant für seine mächtigen Bauwerke. Granit für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und später für die geplante Welthauptstadt Germania. "Ohne Sicherheitsvorkehrungen, schlecht bekleidet und bei jeder Wetter mussten sie Erde abtragen, Granitblöcke absprengen, Loren schieben und Steine schleppen. Unfälle waren an der Tagesordnung.
   Kälte, harte Arbeit, völlig unzureichende Ernährung und die willkürliche Gewalt von SS-Männern und Kapos führten von zum Tod vieler Häftlinge, heißt es in der Dokumentation der Gedenkstätte. Täglich verließen bis 1943 Züge mit dem Granit den Bahnhof. Später wurden die Häftlinge in die Kriegsmaschinerie eingesetzt. Für Messerschmitt bauten sie Nahe Flossenbürg das Jagtflugzeug Me 109.
   Für Garfein waren in der Oberpfalz die grausamsten Kapos. Am Ende als über 15 000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen in dem Lager untergebracht waren - gab es 3000 Wachposten, darunter 500 Frauen "Ihre Peitschen waren mit Leder umwickelt und sie schlugen die Menschen ins Gesicht und auf den Kopf."

Schikaniert, ausgebeutet, getötet

Daran kann sich Alexander Laks erinnern, ein Flossenbürg-Überlebender, der heute in Brasilien zu Hause ist. Am MZ-Telefon schildert er den Alptraum, der ihn bis zum Ende seines Lebens begleiten wird. "In Flossenbürg wurde mein Vater ermordet. Ich war 16 Jahre alt und musste mit ansehen, wie er erschlagen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde." Flossenbürg beschreibt der 83-jährige als schlimmstes Konzentrationslager-noch brutaler als Auschwitz, wo seine Mutter vergast wurde. "Es gab fast kein Essen, Schläge und ständig Appelle, Appelle, Appelle."
   Im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern verloren 30 000 Menschen ihr Leben. 100 000 Menschen wurden inhaftiert. Solange sie Arbeitskraft dienten, wurden die Gefangenen schikaniert und ausgebeutet, dann getötet. Es habe auch Kapos gegeben, die die Jungen zu homosexuellen Handlungen zwangen, erinnerte sich Jack Garfein. "Mein Onkel riet mir, mich krank und schwach zu stellen, um sie abzuschrecken. Ich glaube, das war einer meiner besten ersten Schauspielversuche" , sagt der 81 jährige, der später mit Stars wie James Dean und Marilyn Monroe arbeitete.
     Irgendwann spürten die Gefangenen in Flossenbürg, dass der Krieg bald zu Ende gehen würde, sagte Garfein. "Die russischen Kriegsgefangenen fürchteten die kommende Befreiung. Sie hatten Angst davor, von der Sowjetunion bestraft zu werden, weil sie kapituliert hatten." Garfein wurde noch vor der Einnahme der Amerikaner von Flossenbürg ins Arbeitslager Ohrdruf gebracht und von dort ins KZ Bergen Belsen, wo er am 15.April 1945 von den Briten befreit wurde. Der heute in Paris und Los Angeles lebende Garfein, der mit der Schauspielerin Carroll Bakker zwei Kinder hat, verlor durch den Holocaust seine gesamte Familie.
     Auch Alexander Laks blieb alleine zurück. Als Flossenbürg am 16.April 1945 von der SS geräumt wurde, wurde er mit anderen Häftlingen in einen Zug Richtung Bodensee gebracht. An Details kann er sich kaum erinnern. Aber er sei sicher gewesen, dass es eine Fahrt in den Tod werden würde. "Ich wog nur noch 28 Kilo. Eigentlich hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen", schilderte er die letzten Tage vor der Kapitulation. "Ich war ohne Eltern, ohne Freunde, ohne Perspektive, ohne Zukunft." Doch Laks überlebte und hielt das Versprechen an seinen Vater , der Welt von den Verbrechen zu erzählen.
  Jack Garfein und Alexander Laks haben die Gedenkstätte besucht. Laks will im Juni wieder kommen. Die Holocaust-Überlebenden blicken nicht in Zorn zurück. Doch sie wollen, dass künftige Generationen wissen, wofür Flossenbürg sieben Jahre Stand.



Quelle : MZ-Regensburg,6.April 2012
Grüße Hubert