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Allgemeine Informationen alle Kriege und Auseinandersetzungen => Historische Briefe/Trauerbriefe/Dokumente/Gedichte => Gedichte während und nach dem Kriege => Thema gestartet von: _PsYcO_ in So, 18. Januar 2009, 19:48

Titel: Der letzte Treck
Beitrag von: _PsYcO_ in So, 18. Januar 2009, 19:48
Der letzte Treck
Der Bauer schaut auf seine Felder.
Die Augen werden müd und schmal.
Er sieht die Äcker, sieht die Wälder,
sieht Haus und Hof zum letzten Mal.
Wer Bauer ist mit jedem Zolle,
den drückt der Abschied doppelt schwer.
Sein Urahn saß auf dieser Scholle,
sein Ahn, sein Vater und dann: er.
Er weiß, der Abschied ist für immer.
Der Sieger hält die Beute fest.
Es gibt ihn nicht, den Hoffnungsschimmer,
die Kraft, die Gnade walten läßt.
Man nimmt ihm alles: Vieh und Weiden,
das Haus, den Hof und auch das Land.
Er muß von Grund und Boden scheiden:
verjagt, vertrieben und verbannt.
Er zahlt die Schuld, die andre schulden.
Zwar ist ein ganzes Volk besiegt;
doch muß er mehr als andre dulden,
weil sein Gehöft im Osten liegt.
Der Bauer schaut auf seine Felder.
Die Augen werden müd und schmal.
Er sieht die Äcker, sieht die Wälder,
sieht Haus und Hof zum letztenMal.

Gert O. E. Sattler

Bei der Vertreibung von 13 Millionen Deutschen aus den deutschen
Ostgebieten kam im Zuge der Vertreibung jeder sechste Deutsche ums
Leben.