Kriegsgräuel längst nicht verarbeitet

Begonnen von Hubert, So, 26. Juni 2011, 18:31

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Hubert


Geschichte :Vor 70 Jahren begann Hitler-Deutschland den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion - Russen hinterfragen ihn heute anders


Berlin  Am 22.Juni 1941 überschritten deutsche Truppen und ihre Verbündeten von der Ostsee bis zu den Karpaten die sowjetische Grenze.Es begann ein furchtbarer Vernichtungskrieg, der die Sowjetunion am Ende 27 Millionen Tote, davon 14 Millionen Zivilisten, kostete. Trotz der unmenschlichen Gräueltaten  haben viele sowjetische Menschen nach Kriegsende schon früh die Hand zur Vergebung und Versöhnung ausgestreckt.
   Nach Beobachtung des Historikers Jörg Morrè hat sich 70 Jahre nach dem Überfall das Verhältnis der Russen zu Deutschland normalisiert. Dennoch sei die Verarbeitung des Vernichtungskrieges mit Millionen Toten noch längst nicht abgeschlossen, sagte der Direktor des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst. In dem Gebäude des heutigen Museums wurde am 8.Mai 1945 die deutsche Kapitulation unterzeichnet.
   In Russland sei das Thema "absolut virulent" , so Morré . Weniger bekannt als die offizielle Erinnerungskultur mit Militärparaden zum Tag des Siegs über Nazi-Deutschland sei die individuelle Verarbeitung in den Familien ." Wo ist Vater oder Großvater gefallen,warum ist er gefallen, und wo ist er begraben?Es wird zunehmend nachgeforscht und kritisch hinterfragt wird auch : Wie viele Opfer hat uns dieser Sieg gekostet und hätten es weniger sein können?" , sagt der Museumsdirektor.
   Auf den Schlachtfeldern der ehemaligen Ostfront lägen bis heute Tausende Leichen , die nicht identifiziert seien , so Morré. Das habe auch mit dem schlechten Meldesystem der Roten Armee zutun - die deutsche Wehrmacht habe ihre Toten besser erfasst." Viele russische Familien wollen jetzt auch einen Ort,ein Grab für ihreindividuelle Trauer." Russische Besucher gingen in seinem Museum mittlerweile sehr offen auf deutsche Gesprächspartner zu ." Sie sagen : Dein Großvater war im Krieg , meiner war im Krieg - das ist eine Tragödie für unsere beiden Familien ." Deutsche seien indes oft um politische Korrektheit bemüht, entschuldigten sich für die Verbrechen der Nazis.Für das russische Publikum sei das bei der persönlichen Begegnung aber nebensächlich, bemerkt Morré.
  " Wenn russische Besucher ins Museum kommen, überwiegt die Freude, dass dieser Ort erhalten wird." Als Stätte der deutschen Kapitulation sei es für sie ein Ort des Sieges und des Stolzes. " Man honoriert aber sehr, dass sich die deutsche Seite darum kümmert , diesen Ort zu erhalten."Im vergangenen Jahr kamen 35 000 Besucher.
  Von diesem Freitag an ist die Sonderausstellung " Der tiefe Schnitt" zu sehen. Sie stellt nach Angaben des Museums 24 Menschen vor , für die der 22.Juni 1941 zur biografischen Zäsur wurde . Exemplarisch zeigte sich so die Bandbreite von Schicksalen auf sowjetischer wie auch auf deutscher Seite.




-Quelle
- MAZ vom 22.Juni 2011

Grüße Hubert
MORTUI VIVENTES OBLIGANT "Die Toten verpflichten die Lebenden"