Autor Thema: Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka  (Gelesen 10993 mal)

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Offline md11

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Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« am: Di, 05. September 2006, 20:56 »
Hallo,
heut früh hat  ein Bekannter von mir diesen Brief vom VDK mitgebracht,hab den gelesen und dachte ich schreib mal das hier rein im Forum.
Die Einweihung der Gedenkstätte findet am 9.September 2006 statt.
-Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka-
Verlässt man in Wolgograd die Stadt Richtung Flughafen,biegt kurz vor dem Flughafen nach Überquerung der Bahnlinie (Brücke)rechts ab und folgt dieser Straße,so erreicht man nach 17 Kilometern den deutschen Soldatenfriedhof.Gegenüber liegt die russische Kriegsgräberstätte,die mit Unterstützung des Volksbundes errichtet wurde.Rossoschka liegt etwa 37 Kilometer nordwestlich des Wolgograder Stadtzentrums an dem gleichnamigen Flüsschen in der Steppe.
Der deutsche Friedhof gliedert sich in zwei Gräberfelder.Links des Zugangsweges liegt der instand gesetzte Friedhof,der während des Krieges von der Wehrmacht in der Nähe des damaligen Flugplatzes Gumrak für 600 Gefallene angelegt worden war.Das trapezförmige Areal ist von einer Natursteinmauer umgeben.Rechts davon liegt der Neue Teil.Der Friedhof umfasst eine Geländefläche von knapp sechs Hektar.
Ein gepflasterter Weg führt den Besucher an dem alten Friedhof entlang zum zentralen Gedenkplatz mit dem Hochkreuz aus Metall.Er bildet die Verbindung zum neuen Sammelfriedhof,der an einer Flussschleife der Rossoschka liegt.Der kreisförmige Friedhof mit einem Durchmesser von 150 Metern gleicht einer überdimensionalen,waagerecht auf die Steppe gelegten flachen Scheibe.Nach Abschluss der Umbettungen werden hier über 50.000 Gefallene ihre letzte Ruhestätte haben.Bis Jahresende 2005 wurden schon 47.767 Kriegstote eingebettet.
Eine Ringmauer aus Granitblöcken,die wegen des Geländegefälles zur Rossoschka hin im rückwärtigen Teil eine Höhe von bis zu 3,5 Metern erreicht,grenzt mit einem umlaufenden gepflasterten Weg das Gelände gegen die Steppe ab.Auf Granittafeln,die an der Mauer wie ein Schriftband angebracht sind,werden die Namen der geborgenen deutsche Gefallenen aus dem Kessel sowie dem Gebiet um das ehemalige Stalingrad für die Nachwelt festgehalten.Derzeit (Juli 2006)sind 24.427 Namen eingraviert.
Neben der kreisförmigen Zubettungsfläche stehen 107 Granitwürfel.Jeder einzelne von ihnen trägt(auf 20 Schriftfeldern)zwischen 900 und 1.000 Namen vermisster deutschen Soldaten,insgesamt sind es 103.234 Namen.Jeder einzelne Würfel mit der Abmessung von 1,50x1,50x1,35 Metern besteht aus acht Teilen,die zusammengesetzt etwa 11,5 Tonnen wiegen.
Die Personalien haben wir überwiegend vom Suchdienst des Deitschen Roten Kreuzes und der Deutschen Dienststelle erhalten.Die Deutsche Dienststelle hat darüber hinaus dem Volksbund bis heute rund 69.000 Grab-und Todesmeldungen für die Umbettungsarbeiten zur Verfügung gestellt.30.000 weitere Meldungen erhalten wir noch in den nächsten Jahren.
Die Anlage in Rossoschka in der Sammelfriedhof für ein Gebiet,das sich von Wolgograd bis Rostow am Don erstreckt.Zunächst wurde mit der Bergung der Grablagen im ehemaligen Kessel von Stalingrad begonnen,seit einiger Zeit orientiert sich der Umbettungsdienst Richtung Westen.Zu den 47.767 bisher Geborgenen werden dann noch viele weitere dazukommen.Leider ist zu erwarten,dass wir viele tausend Gräber nicht mehr auffinden können.Allein für das ehemalige Stadtgebiet von Stalingrad liegen uns etwa 14.600 Meldungen vor.Hier ist nichts mehr zu machen-diese und leider auch viele andere Grablagen müssen tatsächlich als verloren gelten.
Die nicht mehr zu bergenden Soldaten werden aber nicht vrgessen.In der dritten und letzten Phase des Projektes Rossoschka werden die verbliebenen Namen der nicht geborgenen Kriegstoten erfasst und ebenfalls auf Granitwürfeln verzeichnet.Dies geschieht allerdings erst nach Abschluss der Umbettungen.
Bereits bei der Einweihungs in 1999 haben wir ein vielbändiges Namenbuch für alle deutschen Stalingrad-Opfer herausgegeben.Im September 2006 erscheint eine aktualisierte Auflage mit 173.055 Namen.
63 Jahre nach dem Ende der erbitterten Kämpfe um Stalingrad haben Tausende Familien in Deutschland noch immer keinen Hinweis auf den Verbleib ihrer Angehörigen,deren Spuren sich 1942/43 zwischen Don und Wolga verloren haben.Um ihnen dennoch einen Ort der Trauer und des persönlichen Gedenkes zu geben,hat der VDK den deutschen Soldatenfriedhof und die Gedenkstätte in Rossoschka bei Wolgograd geschaffen.
Die Einweihung der Gedenkstätte findet am 9.September 2006 statt.
Manfred Stiel
Gräbernachweis und Angehörigenbetreuung

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 04. Juli 2010, 11:32 von Adjutant »

Offline md11

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Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« Antwort #1 am: Di, 05. September 2006, 21:09 »
Die Bilder dazu,von der Rückseite des Briefes.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 04. Juli 2010, 11:32 von Adjutant »

Offline harbec

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Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« Antwort #2 am: Do, 07. September 2006, 10:46 »
hallo!
nach dem brief zu urteilen, scheint es sich um eine beeindruckende
ruhestätte für unsere gefallenen soldaten zu handeln!
schade nur, daß diese soweit entfernt ist!
gruß harbec

Offline Juergen Erbe

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Re: Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« Antwort #3 am: Sa, 19. Mai 2007, 14:16 »
Auch ich war bei der Einweihung der Namensblöcke in Rossoschka dabei. Diese Reise wurde mit Hilfe vom Volksbund Deutscher Kriegsgräber-Fürsorge durchgeführt. Mir war bewusst, daß auf diesen Blöcken nur die Vermissten der 6. Armee aufgeführt sind, also keine Gefallenen. Da mein Vater in Kalatsch/Don am 22.11.42 gefallen ist, wollte ich wenigstens bei dieser Reise in Gedanken bei meinem Vater sein. Etwas neidisch und sehr traurig war ich, wenn andere Angehörige ihre Lieben auf den Tafeln gefunden hatten und ihren Tränen der Trauer freien Lauf ließen und ich hatte nichts gefunden.
Nach 14 Tagen dieser unvergesslichen Reise in eine schreckliche Vergangenheit bekam ich vom "Volksbund" eine Rechnung über 5,oo €. Der Grund: 3 Bilder von einem Namensblock mit drei Namen von Gefallenen, u.a. auch mein Vater war eingraviert. Ein Anruf beim "Volksbund" ergab, daß man für gewisse Angehörige dieser Reise auch für Gefallene einen Namensblock anfertigen ließ, es aber versäumte, dieses den mitreisenden Angehörigen mitzuteilen!
Man kann sich vorstellen, wie groß meine Enttäuschung und Trauer war und noch ist!
Eine Entschuldigung seitens des Veranstalters ist bis heute ausgeblieben.
In Trauer Jürgen Erbe

Offline adrian

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Re: Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« Antwort #4 am: Fr, 25. Mai 2007, 18:56 »
Hallo Jürgen,

Dein Empfinden kann ich gut nachvollziehen und es schmerzt selbst mich, wenn ich Deine Worte lese. Der Volksbund tut zwar viel, mehr vielleicht als andere, hat manchmal aber keine gutes Händchen für Zwischentöne. Es war doch sicher für Dich ein Erlebnis, dass Du an der Einweihung teilnehmen konntest.
Es gibt viele Angehörige, die noch immer nach ihren vermissten oder gefallenen Vätern, Großvätern, Onkeln und Brüdern, Ehemännern und und suchen. Auch ich bin einer von denen. Ich habe mir vorgenommen, vielleicht im nächsten Jahr einen Teil meines Urlaub in Stalingrad(Wolgograd) zu verbringen evtl. zusammen mit six.darkness, der ebenfalls in bzw. um Stalingrad sucht und da werden wir ganz bestimmt Rossoschka besuchen. Wenn man erst angefangen hat zu suchen, kann man nicht mehr aufhören. Der Weg in die Vergangenheit des Krieges ist manchmal schmerzlich, aber ich denke niemals umsonst, weil wir mit der Klärung von Ereignissen auch unsere eigene Zukunft gestalten. Und die Mahnung der Opfer von Stalingrad kann nur sein, einander die Hände zu reichen als sich gegenseitig umzubringen. Deshalb kann ich auch vieles in unserer Gegenwart nicht verstehen, z.B. die Kriege der Neuzeit. Ja, haben wir denn nichts gelernt. Ich bin mitunter sprachlos.

Gruß Werner
« Letzte Änderung: Do, 28. Juni 2007, 20:01 von adrian »
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Offline adrian

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Soldatenfriedhof Rossoschka
« Antwort #5 am: Do, 17. April 2008, 19:35 »
Hallo,

leider finde ich den Beitrag zu den Fragen zum Soldatenfriedhof in Rossoschka nicht mehr.
Ich glaube, Dieco hatte danach gefragt. Deshalb habe ich hier ein neues Thema eröffnet,
Soldatenfriedhof Rossoschka und möchte die von Arturo zur Verfügung gestellten Fotos hier
einsetzen. Ihr wisst, dass er jahrelang für die Vermisstensuche nach dem Verbleib von Angehörigen
der 60. Infanterie-Division tätig war. Auch heute ist er mit seinen fast 88 Jahren noch immer einer
der wenigen, vielleicht noch unser falke, der Erwin, die sich in unseren Foren zu Wort melden. Es
wird nicht mehr lange dauern, dann wird niemand mehr aus der Erlebnisgeneration etwas beisteuern,
weil nämlich fast alle das 80. Lebensjahr längst hinter sich gebracht haben und irgendwann in das große Heer
der Vorangegangenen eintreten müssen. Wir können noch glücklich sein, sie hier unter uns zu wissen
Deshalb Dir, lieber Arturo, vielen Dank hierfür.
Vielleicht wisst hier, dass auf dem Friedhof neben den Gefallenen der Roten Armee auch ca. 43.000 Gefallene
namentlich oder unbekannt der Deutschen Wehrmacht bestattet wurden. Auf den Granitwürfeln sind etwa
103.000 Namen von Vermissten in und um Stalingrad erfasst, der große Rest ruht nach wie vor irgendwo in oder
bei Stalingrad verscharrt und unbekannt in russischer Erde. Wenn dereinst mal alle Vermissten oder Gefallenen
der Kriege eine letzte Ruhestätte hätten, würde die Suche zu Ende sein, aber das wird es wohl nicht geben.

Gruß Werner
« Letzte Änderung: So, 04. Juli 2010, 11:32 von Adjutant »
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Offline Ulla

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Re: Kriegsgräberstätte Wolgograd-Rossoschka
« Antwort #6 am: Sa, 02. August 2008, 22:54 »
Von 250.000 Menschen, die auf deutscher Seite in der Schlacht um Stalingrad kämpften,
kehrten nur 5000 nach Hause zurück.

Erst in den 90-ziger Jahren konnte eine intensiver Suche nach den Gräbern vom Volksbund begonnen werden.
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

 


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