Autor Thema: Reichsparteitagsgelände und Kriegsgefangenenlager Langwasser/Nürnberg  (Gelesen 2937 mal)

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Hallo,
Auch die nationalsozialistische Stadtverwaltung plante 1933/34 eine "Gartenstadt für Einkommensschwache"mit 3500 "Siedlerstellen"u.großen Gartenflächen.Die Erschließung des Geländes sollte der wbg übertragen werden,der 1934 auch das Bodenankaufsrecht von der Bayerischen Staatsfortsverwaltung eingeräumt worden war.Die Entscheidung für den Bau des Reichsparteitagsgelände ließ diese Planungen jedoch schnell Makulatur werden:1934 beschlagnahmte die NDSAP ohne formale rechtliche Grundlagen das gesamte Gebiet,um für die Propagandaveranstaltungen des Reichsparteitage große Aufmarschflächen zu schaffen.Südlich der Ringbahn(im heutigen Südteil Langwassers)war bereits seit 1933 die sogenannte"Reichslagersiedlung"entstanden.Hier fanden Hundertausende von Teilnehmern der Reichsparteitage aus ganz deutschland in riesigen Zeltlagern Unterkunft.
Der Kriegsbeginn mit dem Überfall auf Polen am 1.September 1939-der gleichzeitig geplante "Reichsparteitag des Friedens"fiel deswegen natürlich aus-führte dazu,daß das Teilnehmerlager in ein Kriegsgefangenenlager umgewandelt wurde.Noch im September übernahm das Militär die SA-und HJ-Lager,ließ statt der Zelte Holzbaracken errichten und das Gelände mit Gräben,Zäunen und Wachtürmen sichern.
Hunderttausende von polnischen,sowjetischen,französischen,italienischen und amerikanischen Kriegsgefangenen waren im Verlauf des Krieges im Stalag XIII(Stammlager)und Oflag 73 (Offizierslager)-so die offiziellen Bezeichnungen-interniert.Mitte 1940 befanden sich mehr als 70.000 Gefangene in LangwasserFür die meisten einfachen Soldaten war das Lager allerdings nur eine Durchgangsstation,bevor sie zum Arbeitseinsatz in die Industrie oder Landwirtschaft kamen.Aufgrund der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten wurden die sowjetischen Kriegsgefangenen,die als "Untermenschen"galten,besonders schlecht behandelt:Tausende starben,sie sind in Massengräbern auf dem Nürnberger Südfriedhof beigesetzt.Heute erinnern Gedenksteine an sie.Während des Krieges war Langwasser auch die letzte Station jüdischer Deutscher aus Nürnberg und Nordbayern vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager im Osten.Zuvor wurden die Juden noch einige Tage in dem zum Durchgangslager für Kriegsgefangene eingesperrt,wo ihnen die letzten Wertgegenstände abgenommen wurden.
Nach der Befreiung durch die US-Armee nutzte diese einen Teil des Kriegsgefangenenlagers weiter,nun allerdings für deutsche Kriegsgefangene.Im Juni 1946 erfolgte die Umwandlung in ein Internierungslager für ehemalige Waffen-SS-Mitglieder,das bis März 1949 bestand.
Nach der Räumung des Lagers bezogen deutsche Flüchtlings-und Heimatvertriebenenfamilien aus Schlesien u.dem Sudetenland.
Bis 1960 wurden dann schrittweise die Baracken abgerissen und den Bewohnern von der wbg Wohnungen in den ersten neuerrichteten Häusern der Trabantenstadt Langwasser zugewiesen.
Heute gibt es nichts mehr zu sehen,außer nur noch zwei lange Straßen die ganz gerade ablaufen,Orginal von damals als das Lager errichtet wurde.Was ich noch endeckt habe sind paar Betonfundamente.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:28 von Ulla »

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Kriegsgefangenen-Bestandsmeldungen
Die Listen beginnen am 1.September 1941 u.enden am 1.Dezember 1944.Langwasser kommt darin von Dezember 1941 bis Dezember 1942 nur als Offizierslager(Oflag)XIII B vor.Zum 1.Oktober 1942 taucht neben dem Oflag XIII B das "Durchgangslager (Dulag) des Oflag XIII B Nürnberg-Märzfeld"auf,in dem ein Baubattaillon von 616 Russen u.weitere 9.539 sowjetische Kriegsgefangene registriert sind.Am 1.Dezember 1942 ist neben dem Oflag XIII B Nürnberg-Langwasser das "Dulag Nürnberg-Langwasser"mit 358 sowjetischen Kriegsgefangenen aufgeführt.Vom 1.Januar 1943 an wird das Stalag XIII D Nürnberg-Langwasser auf-und ausgebaut.
Die Statistik zeigt,daß die Zahl der Kriegsgefangenen im Stalag XIII D bis zur letzten Bestandsmeldung ziemlich konstant blieb.
                 1.Mai 1943   /   1.Dez.1944
Franzosen    11.726        /    10.807
Briten              -            /           77
Belgier           1.192       /      1.200
Polen                 67       /         476
Italiener           -            /       1.521
US-Amerikaner   -           /          45
Jugoslawen        585      /        606
Sowjets      14.544        /      14.818
Gesamt       28.114        /      29.550

Im April 1943 wird das Oflag XIII B nach Hammelburg verlegt.
Ab 1. Mai 1944 kommt das Oflag 73 Nürnberg-Langwasser,belegt mit italienischen Offizieren,im der Statistik vor.Am 1. Dezember 1944-wahrscheinlich letzten Eintragung-taucht dafür die neue Bezeichnung"Stalag XIII D/Teillager Oflag Nürnberg"auf.In diesem Lager sind 2.459 italienische Offiziere mit 175 Ordonnanzen u.13 polnische Offiziere mit sieben Ordonnanzen registriert.
Das Lager Langwasser war im Dezember 1944 mit etwa 32.000 Kriegsgefangene belegt.
Die Statistik berichtet nichts über die polnischen Kriegsgefangenen 1939-1940,nichts über die 70.000 bis 80.000 Franzosenu.Belgier,die hier auf Arbeitskommandos verteilt wurden,nichts über das Arbeitskommando 298 sowjetischer Kriegsgefangener,nichts über die Transporte sowjetischer Kriegsgefangener von Juli 1941 bis Mai 1942,nichts über den Kommissar befehl.Langwasser als Durchgangslager u.Verteilstelle für sowjetische Kriegsgefangene ab Mai 1942 gibt es statistisch nicht.Auch das Straflager für Kriegsgefangene der Alliierten u.für italienische Militärinternierte ist nach den offiziellen Bestandsmeldungen nicht vorhanden.Die Statistik endet am 1.Dezember 1944,ehe das Chaos der Evakuierungstrecks über das Lager kam.
Gruß
Josef

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Reichsparteitagsgelände und Kriegsgefangenenlager Langwasser/Nürnberg
« Antwort #2 am: Do, 01. Juni 2006, 22:32 »
Hab mir das letzte Woche kopiert!
Dok.XXIV
An den Bürgermeister der Marktgemeinde Feucht
Y.P1.1.Feucht,29.7.1946
Betrifft:Russische Kriegsgefangene
Auf Grund Ihrer Anfrage nennen wir Ihnen nach den hier vorliegenden Unterlagen die Namen der russischen Kriegsgefangenen,die auf dem hiesigen Friedhof beerdigt wurden,wie folgt:
Masalaijew Aleksei,geb.4.10.1902,Todesursache:Am 22.(?).1943 bei Flucht durch Militärposten erschossen.
Abramischin Michael,geb.12.7.1908,Todesursache:1.6.19(?) bie Flucht durch Militärposten erschossen.
Halimonik Iwan,geb.19.1.1909,Todesursache:Am 1.6.1943 bei Flucht durch Militärposten erschossen.
Worfolomeijan Nikolaj,geb.25.8.1917,Todesursache auch bei Fluchtversuch erschossen.
Komarow Nikolaj,geb.31.12.1916,Todesursache auch bei Fluchtversuch erschossen.
Krawzow Sergei,geb.5.12.1912,Todesursache:Beim Fliegerangriff durch Bombenabwurf vom 10.auf 11.(?)1943 getötet worden.
Bemerkt sei noch,daß die hier zur Arbeit eingesetzten russischen Kriegsgefangenen dem StalagLager XIII,Arbeitskommando 10003,Wachkommando LandesschützenBataillon 624,unterstellt waren.
FELLA-WERKE

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Josef

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Reichsparteitagsgelände und Kriegsgefangenenlager Langwasser/Nürnberg
« Antwort #3 am: Mo, 19. Juni 2006, 12:03 »
1.Bild-Gedenktafel auf dem Nürnberger Südfriedhof für die im Kriegsgefangenlager Langwasser verstorbenen französischen Soldaten.
2.Bild-Gedenkstein für die auf dem Südfriedhof zwischen 1942 und 1945
beerdigten ausländischen Opfern.
mfg
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:24 von Ulla »

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« Antwort #4 am: So, 02. Juli 2006, 08:54 »
Hier ist die Gedenktafel und die Namen von 905 Kriegstote aus Osteuropa.Begraben sind die in einem Massengrab im Südfriedhof Nürnberg.Nach der Kriegszeit wurden die Toten von  Langwasser(Kriegsgefangenlager) zum Südfriedhof verlegt.Der Südfriedhof befindet sich ca.10 Minuten von Langwasser aus.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:24 von Ulla »

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« Antwort #5 am: So, 02. Juli 2006, 09:20 »
Die Gedenktafel für 581 Kriegstote aus Osteuropa.
Mit Namenstafeln auf dem Südfriedhof Nürnberg.
Namentafel Nr.1 Fedor Schillin
Namentafel Nr.2 Unbekannte Letten
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:23 von Ulla »

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« Antwort #6 am: So, 02. Juli 2006, 09:44 »
Gedenktafel für vierhundert Russische Soldaten.Sie wurden auch vom Kriegsgefangenlager Langwasser zum Südfriedhof verlegt.
-Hier liegen vierhundert Russische Soldaten begraben 1941-1945-
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:21 von Ulla »

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« Antwort #7 am: Mo, 03. Juli 2006, 19:48 »
-Gedenktafel-
Auf Dieser Kriegsgräberstätte ruhen 5085 Tote aus Osteuropäischen Länder.Sie starben durch die folgen von Krieg und Gewalt im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 und haben hier fern ihrer Heimat die letzte Ruhe gefunden.
Das letzte Bild ist für die 81 Polen die auch im Südfriedhof Nürnberg begraben sind.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:18 von Ulla »

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« Antwort #8 am: Mo, 03. Juli 2006, 20:08 »
Auf dem großem Bild von 1957 sieht man das die ganzen Baracken von Kriegsgefangenlager schon abgerissen wurden.Links wo ich es gekennzeichnet habe der Dr.Linnert-Ring und rechts die Görlitzer Straße,
das sind die einzigen erhaltene Straßen vom ehemaligen Kriegsgefangenlager Langwasser.
Beim zweiten Bild von heute der Dr.Linnert-Ring,wurde die Straße neu asphaltiert und die Gehsteige verbreitert.Wenn ich letztes Jahr ein Bild gemacht hätte wäre die Straße noch sehr breit im Orginal Zustand wie in den 50er Jahren.Wie man sieht jede Spur wird leider verwischt vom Orginal Zustand .
Beim dritten Bild ist noch ein Fundament zu sehen von den Steinbaracken.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:16 von Ulla »

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Reichsparteitagsgelände und Kriegsgefangenenlager Langwasser/Nürnberg
« Antwort #9 am: Sa, 29. Juli 2006, 20:17 »
Hallo,
war heut wieder im Südfriedhof Nürnberg unterwegs,hab paar Namen aufgeschrieben von den Steintafeln,aber noch nicht Alle werde es noch machen.Auf den Steintafeln steht kein Geburtsdatum und auch nicht wann die gestorben sind.Werde mal schauen ob ich diese Infos noch bekomme,oder ob es überhaupt noch Infos gibt!
Ein Teil von den Namen.
Ludwig Wasilewski
Jan Bubacz
Karol Gwizdola
Agnes Vantore
Hedwig Klimcak
Irene Nocon
Wandislawa Dziwala
Helene Dalazinska
Stefanie Trcilinska
Paul Nowak
Josef Kuez
Ezeslaus Kroll
Franz Kasprzak
Henryk Kulka
Lena Wolowa
Johann Figaj
Marie Lizenza
Tibo Palucek
Hermann Bolodis
Nadja Siwko
Iwan Ustinow
Stena Jebisizew
Lidja Jurtschenko
Malwine Macus
Paun Gogic
Marie Larwa
Anna Kasmacik mit Kind
Stefani Sopeak
Martha Kopec
Sofie Chodorowka mit Kind
Michael Chikow
Peter Rabiege
Hendrik Roggeveen
Georgis Kosianis
Franz Priegle
Oskar Procureur
Iwan Budenko
Aleksandr Nowikow
Simon Maziwtenka
Maria Winjarska
Ransa Sawotrja
Tatjana Menschornia
Molenka Kustjuk
Miroslaw Bresky
Sofie Mercicciewska
Jule Cannon
Pela Pilarsk
Emile Lagust

Viele Steintafeln sind nicht mehr lesbar.
Jede Ergänzung ist willkommen.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 00:26 von Ulla »

 


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