Autor Thema: Arbeitslager Oberstdorf  (Gelesen 295 mal)

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Arbeitslager Oberstdorf
« am: So, 21. Januar 2007, 17:44 »
Das Außenlager Oberstdorf im Allgäu bestand von Juli/August 1943 bis Ende April 1945. Anfangs errichteten 15, später 25 bis 30 männliche Häftlinge ein Schulungslager für Unterführer und Führer der Waffen-SS mit 16 Holzbaracken, Schießständen, einem Lagerhaus und einer Werkstatt.
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Die SS-Lagerführung setzte die Häftlinge zudem für Schneeräumdienste, Transportarbeiten sowie zur Lawinenbeseitigung und Pferdepflege ein. In Oberstdorf arbeiteten sechs reichsdeutsche Gefangene. Die übrigen Häftlinge stammten aus der Sowjetunion sowie aus Polen, Jugoslawien, der Tschechoslowakei, Rumänien und Spanien. Ihre Unterbringung erfolgte im Keller von drei ehemaligen Zollhäusern, ab Mitte April 1945 in einer Hütte, die sich jenseits der Iller in der Nähe des Ausbildungslagers befand. Das Lager war nicht umzäunt. Die Häftlinge erfuhren nach eigenem Bekunden eine weitgehend korrekte Behandlung durch die Kommandoführer.
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Bis zum Januar 1945 leitete SS-Sturmführer Willi Baumgärtel das Außenlager und fungierte gleichzeitig als Kommandant der SS-Gebirgsjäger, die eine vierwöchige militärische Ausbildung absolvierten. Sein Nachfolger wurde der frühere Rapportführer des KZ Dachau, SS-Oberscharführer Franz Frohnapfel. Mit dem Wechsel des Kommandoführers änderte sich auch das Bewachungspersonal: Ausländische SS-Angehörige, die offenbar rigider auftraten als ihre Vorgänger, kamen in das Außenlager Oberstdorf. Sie schränkten die anfangs vergleichsweise große Bewegungsfreiheit der Häftlinge deutlich ein. Misshandlungen oder Tötungen von Häftlingen sind aber nicht überliefert. Es gab einige Arbeitsunfälle, die jedoch nicht auf Fehlverhalten der Wachsoldaten zurückzuführen waren. Die Gefangenen arbeiteten 60 Stunden wöchentlich. Ihre soziale Realität stellte sich deutlich besser dar als im Stammlager. Sie konnten sich relativ frei bewegen und erhielten auf Veranlassung des Kommandoführers Baumgärtel neue Kleidung aus SS-Beständen sowie eine vergleichsweise gute Verpflegung. Angeblich war es ihnen auch gestattet, Radio zu hören.
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Ende April 1945 befreiten französische Truppen das Lager. Nach Kriegsende wurden die Baracken abgebaut. In den ehemaligen Zollhäusern befand sich zu nächst eine Pension, später ein Sozialheim der Finanzverwaltung. Zwei 1965 und 1973 eröffnete Ermittlungsverfahren der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg gegen den früheren Kommandoführer Baumgärtel wurden mangels Beweisen eingestellt.
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mfg
Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 15:38 von Ulla »

 


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