Hallo
Wie andere Leute beziehe ich mein Wissen auch aus der Literatur und den Medien, und da ist auch nicht alles Gold, was glaenzt. Was gibt es ueber die 1. GD? Braune Propagandabuecher vor 1945 liste ich hier nicht auf.
Das erste Buch, das nach dem Krieg ueber die 1GD erschien, hatte den Titel:” Gebirgsjaeger, Die 1 Gebirgsdivision 1935-1945”, herausgegeben 1954. Der Autor Hubert Lanz ist ein ehemahliger Komandeur der 1. GD. Dieses Buch ist zwar einerseits sehr fundiert, aber die Gefechte mit den Partisanen werden als normale miltaerische Operationen beschrieben, Geisel und Kriegsgefangenenerschiessungen (Italiener) kommen in diesem Buch nicht vor.
Erst 1981 erscheint die naechste Divisonschronik ueber die 1. GD. ”Die Stammdivision der deutschen Gebirgstruppe”, geschrieben von Roland Kaltenegger. Auch in diesem Buch kommen keine Erschiessungen von Zivilsten und italienischen Kriegsgefangenen vor. Der Autor, ein Diplom-Bibilothekar ist international als Experte ueber die Geschichte der deutschen Gebirgstruppe anerkannt. Was weiss er ueber diese Vorfaelle, bzw. warum wurden sie nicht von ihm erwaehnt? Dass der Autor durchaus in der Lage ist, sich kritisch mit dem Nationalsozianalismus auseinanderzusetzen, beweist er under anderem mit dem Buch ”Generaloberst Dietl”, erschienen 1990 im Verlag Universitas, wo er dessen braune Vergangenheit gruendlich dokumentiert.
So, nun verlassen wir die heile Welt der 1. GD. Das neueste Buch ueber die 1. GD heisst ”Blutiges Edelweiss” aus dem Christian Links Verlag, Berlin, herausgekommen Januar 2008. Das Buch nimmt in Anspruch, erstmalig eine ungeschminkte Gesamtgeschichte der 1. GD zu sein. Es hat ein par gute Ansaetze, aber mindestens 75% des Buches beschreibt die Kiegsverbrechen der 1. GD auf dem Balkan und Italien in den Jahren 1943 bis 1944. Die Enstehungsgeschiche, die Feldzuege in Polen, Frankreich und Russland und dergleichen mehr, wird bestensfalls im fluechtigen Telegrammstil, wenn ueberhaupt, erweahnt. Der Grundgedanke, ein Buch ueber die dunkle Seite der Gebirgsjaeger zu veroeffentlichen, befuerworte ich, aber in diesem Buch werden alle Gebirgsjaeger der 1. GD pauschal als Kriegsverbrecher und Sadisten abgestempelt, und vermitteln somit der Oefentlichkeit ein falsches Geschichsbild.
Der Autor Herman Frank Meyer hat auch eine eigene Internetseide
www.hfmeyer.com . Dort hat man auch die Moeglichkeit, Rezesionen ueber das Buch zu lesen. Nachfolgend ein par Auszuege dieser Rezesionen.
Bei
www.literaturkritik.de Nr.5, Mai 2008. Titel ”Krieg als Verbrechen” kann man lesen, dass schon die Vorgaengereinheiten im Deutschen Alpenkorps hatten sich waehrend des ersten Weltkrieges ihren ”Ruhm” schmutzig erworben. An Isonzo-Front, einem fast vergessenen, blutigen Stellungskrieg, in dem sich die Oesterreicher, Ungarn und Italiener gegenueberstanden, entschied das Alpenkorps den Kampf durch den Einsatz von Giftgas.
Ein weiterer Auszug aus literaturkritik.de: Die Taten der Gebirgsdivision im vermeintlichen Kampf gegen Partisanen erinnern sehr an die verbrecherischen Taten der deutschen Einsatzgruppen in Polen und der Sowjetunion. Nur brauchte es diese Sondertruppen nicht: die Wehrmacht selbst uebernahm das Mordgeschaeft an den Zivilisten.
Beim Muenchner Merkur Nr.136/ Freitag, 13 Juni 2008), steht unter Kultur mit dem Titel ’’Gebirgsjaeger nicht gleich Gebirgsjaeger’’: Von der 19000 Mann starken Division wurde knapp die Haelfte schon nach einem Jahr verwundet oder getoetet – das zeigt den enormen Blutzoll. Nur ein kleinerer Teil der Gebirgsjaeger hat den Krieg von Anfang bis Ende bei der Gebirgsdivison mitgemacht: und wer 1939 bei der Sturmfahrt auf Lemberg dabei war, war nicht zwangslaufig auch an Toetungsaktionen in Griechenland oder Albanien beteiligt. Gebirgsjaeger ist eben nicht gleich Gebirgsjaeger, das geht in der aktuellen Diskussion haeufig unter.
Nachfolgend eine Zeitungskritik der ”Welt” vom 7. Mai 2008, diese ist aber bei den Rezesionen von Herman Frank Meyer nicht enthalten, eigenartig warum wohl?
http://www.welt.de/ Titel ’’ Die schlimmsten Verbrechen begingen Griechen an Griechen ’’.
Auszuege aus dem Artikel:
Dieser Zeitung liegt eine Ausarbeitung des Militaergeschtlichem Forschungsamtes (MGFA) zum ersten Teil der Kleinen Anfrage der Linkspartei vor.
Die Linkspartei stuezt sich in ihren Fragen auf das Buch von Herman F.Meyer ueber 1. Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg (’’ Blutiges Edelweiss’’ Ch. Links Verlag Berlin, 2008, 798 S. ,34,90 Euro). Darin wird auch der Einsatz der Gebirgsjaeger im besetzten Griechenland behandelt.
Hier setzt die Stellungnahme des MGFA an – und ueberrascht mit einer Umwertung. Das Amt ist ueber jeden Verdacht einer ”Reinwaschung” deutscher Schuld im Zweiten Weltkrieg erhaben, es hat schon ein Jahrzehnt vor der so genannten Wehrmachtsausstellung Grundlagenforschungen ueber deutsche Kriegsverbrechen vorgelegt. In den soeben vorgestellten Abschlussbaenden des seit 29 Jahren erscheinenden Projektes ”Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg” haelt der Wissenschaftliche Direktor des MGFA, Rolf-Dieter Mueller, fest: ”Europa erlebte unter deutscher Herrschaft den einzigartigen systematischen Voelkermord an den Juden sowie eine moerderische Gewaltherrschaft. ”
Angesichts solcher Klarheit ist die Stellungnahme zum Spezialfall Gebirgstruppen in Griechenland umso interessanter. ”Es bleibt eine unruehmliche Liste von Uebergriffen und brutalen Aktionen, an denen auch die Gebirgsjaeger beteiligt gewesen sind”, stellt das Papier zunaechst fest, um dann fortzufahren: ”Es war Teil eines fast unuebersichtlichen Buergerkrieges, bei dem die kommunistischen Antdarten den Widerstand gegen die italienisch-deutsche Besatzungsmacht gleichzeitig als Klassenkampf fuehrten! Dieser Buergerkrieg endete erst 1949 mit der Niederlage der Kommunisten. In der Stellungnahme wird ferner festgestellt: ”Das MGFA beabsichtigt, eine vorliegende Dissertation zum Partisanenkrieg in Griechenland zu veroeffentlichen, die gestuetzt auf griechische Quellen gleichsam die andere Seite zum Buch von Hermann Meyer analysiert. Es zeigt sich, dass die schlimmsten Verbrechen von Griechen an den eigenen Landsleuten veruebt worden sind – ein Tabu, das erklaert, weshalb noch heute in der Erinnerungspolitik, ”linker” Gruppierungen auch in Griechenland vorzugsweise die deutschen Verbrechen angeprangert wurden.” Die Stellungnahme kommt zu Schluss: ”Deshalb kann eben nicht wie in Punkt 22 (der kleinen Anfrage der Linkspartei, d. Red.) von einer ”verbrecherischen Geschichte der Gebirgstruppen” gesprochen werden. Auch der pauschale Begriff einer ”verbrecherischen Kriegsfuehrung” ist untauglich, wenn es um die moralische Bewertung von historischen Ausschnitten geht”
Eine solche differenzierte, auch in der Fachwelt diskussionswuerdige Beurteilung der Vorgaenge in Griechenland im Zweiten Weltkrieg waere es wert gewesen, in der Antwort des Verteidigungministeriums ausgefuehrt zu werden. Ritualisierte Antworten auf ritualisierte Vorwuerfe dagegen tragen zur historischen Wahrheitsfindung nicht unbedingt bei.
Abschliessend habe ich eine Frage. Weiss jemand, ob mittlerweile eine Dissertation des MGFA dazu veroeffentlicht worden ist?
Die ersten Buecher beschreiben die Gebirgsjaeger als unbescholtene Soldaten, waehrend das dritte Buch die ganze 1. GD als ruchlose Moerderbande abstempelt. Wann wird endlich mal etwas Sachliches dazu geschrieben!
Wie sagte schon einst unser grosser deutscher Dichter J. W. von Goethe: Geschichte zu schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.
mfg. Arnulf