Hallo,
hab heut wieder einen Brief vom VDK bekommen,es handelt sich hier um seine Geschichte,die ich hier rein schreiben möchte.
Eine junge Frau und ein junger Mann begegnen sich im Krieg.Er,der junge Pilot,hatte mit seiner Maschine eine Bruchlandung "hingelegt" und sich schwere Gehirnerschütterung zugezogen.Im Lazarett hatte er diese bei strenger Bettruhe auszukurieren,aber dem lebhaften Mann fiel genau das sehr schwer.Also wanderte er herum,schaute aus dem Fenster,spielte mit anderen Kameraden Karten.Ihr,der jungen Krankenschwester Charlotte,gefiel das gar nicht.Immer wieder musste sie ihn ins Bett zurückbugsieren."Sie sind ein Zappelphilipp",sagte sie schließlich zu dem feschen jungen Mann mit dem dunklem Haar und den scönen blauen Augen.
"Sie haben Recht",entgegnete er mit einem Lächeln:"Ich heiße ja auch Philipp!".
Es folgten gemeinsame Spaziergänge,Kinobesuche...der Beginn einer leidenschaftlichen Liebe,immer wieder überschattet von Sorgen,ob er,ob sie nicht zu sehr in Gefahr schwebten.Die vielen Briefe,die Charlotte bis heute aufbewahrt hat,zeugen davon.Gewinnt die Liebe durch Sorge um den Liebsten,um die Liebste an Tiefe?Es scheint ganz so.
Philipp war trotz seiner Jugend kein Draufgänger. Das kann auch an dem Foto sehen,das ihn in Fliegeruniform zeigt,verhalten lächend.
Charlotte hat es am 9.September mit nach Rossoschka gebracht-dorthin,wo der Name ihres geliebten Philipp auf einem der 107 Namenwürfel für die Vermissten der Schlacht von Stalingrad steht.Er ist nur drei Tage vor der Kapitulation der deutschen Truppen im Kessel von Stalingrad von einem gefährlichen Versorgungsflug für die eingeschlossenen Kameraden nicht zurückgekehrt.Niemand weiß,wo sie abgestürzt sind,ob sie schnell starben oder lange leiden mussten.Niemand weiß,wo sie begraben wurden,ob sie überhaupt ein Grab erhalten haben oder ob ihre sterblichen Überreste zu den Gebeinen gehören,die immer wieder beim Pflügen an die Oberfläche kommen und am Feldrand abgelegt werden,bis wir sie abholen können...
Charlotte hat nie geheiratet."Ich habe immer gehofft,dass er wiederkommt",sagt die 85-Jährige,und "ich konnte nicht anders,ich musste ihm treu bleiben."Sie überlegt,ob die Reise nach Wolgograd und Rossoschka wohl ihre letzte Fernreise sein wird.
Es ist eine ergreifende und traurige und doch auch eine schöne Geschichte.
Gruß
Josef