Autor Thema: NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone  (Gelesen 1449 mal)

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NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« am: Fr, 15. September 2006, 21:26 »
SBZ-Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone des NKWD.

NKWD
Das Volkskommissariat für innere Angelegenheiten oder NKWD war eine sowjetische Behörde,die als Träger der Geheimpolizei gefürchtet war und unter diesem Namen von 1934-1946 bestand,dann ins MWD (Ministerium für innere Angelegenheiten)überführt und 1954 zum KGB umgewandelt wurde.
In die Zuständigkeit des NKWD (ab 1946 MDW) gehörten während und nach dem 2.Weltkrieg auch die Kriegsgefangenenlager.Dafür war im NKWD die Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten,kurz GUPWI- eingerichtet.Das NKWD später das MWD bestimmten über Standorte und Einrichtung der Lager,über Behandlung und Einsatz der Kriegsgefangenen und entschieden auch über deren Repatriierung.
Die über alle Kriegsgefanenen angelegten Personalakten befinden sich im Gewahrsam des Föderalen Archivdienstes Rußlands-Reichsstiftung-Russisches Reichskriegsarchiv (RGWA),Moskau.
Nach dem Ende des 2.Weltkrieges unterstanden dem NKWD die Speziallager in der SBZ.

Speziallager waren Internierungslager,die 1945 von der sowjeischen Militärregierung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eingerichtet wurden und bis 1950 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bestanden.
Internierungslager wurden aufgrund gemeinsamer alliierter Vereinbarung in allen Besatzungszonen eingerichtet.Mit dem Instrument des "automatical arrest" sollten als gefährlich eingestufte Personengruppen,vor allem mittlere und kleinere NS-Funktionäre wie z.B.Bürgermeister und NS-Ortsgruppenleiter für eine bestimmte Zeit interniert werden.
Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone blieben aber länger bestehen und dienten vor allem der Unterdrückung politischer Gegner.
Nach Angaben des sowjetischen Innenministeriums von 1990 wurden in den Lagern 122.671 Deutsche -nach Schätzungen westlicher Historiker etwa 160.000-180.000- meist ohne Urteil unter dem Vorwurf festgehalten,Nationalsozialisten zu sein.Die Lager dienten aber neben der Inhaftierung von Nationalsozialisten vor allem dazu,Gegner der gesellschaftlichen Umwälzung aus dem Verkehr zu ziehen und mundtot zu machen: Sozialdemokraten,Liberale und Konservative,Adlige,Unternehmer,Bauern und so genannte Großbauern,die mehr als 100 Hektar Land besaßen und sich ihrer entschädigungslosen Enteignung widersetzten.
Von den inhaftierten Personen sind nach sowjetischen Angaben 42.889 gestorben,also ein Drittel,in erster Linie durch Aushungern und diverse lagertypische Krankheiten wie Dystrophie,Ruhr,Tuberkulose,Typhus. 45.261 wurden freigelassen,die übrigen wurden entweder in die Sowjetunion (Gulag) deportiert (12.770),zu Kriegsgefangenen umgewandelt (6.680)oder den mittlerweile installierten kommunistischen Behörden in der SBZ bzw.der DDR übergeben (14.202).
Die erste größere Entlassungswelle fand im Sommer 1948 statt.Zur Auflösung der Lager kam es 1950,auch durch Proteste des Westens gegen die menschenrechtsverletzende und dem Völkerrecht widersprechende Behandlung der Festgehaltenen.

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Josef
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 15:30 von Ulla »

Offline md11

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NKWD-Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #1 am: Fr, 15. September 2006, 21:53 »
Insgesamt gab es 10 Speziallager.
Das Speziallager Nr.2 in Buchenwald wurde in dem früheren Nazi-Konzentrationslager eingerichtet,das die Sowjetische Besatzungsmacht sofort weiter nutzte.Dasselbe gilt für das KZ Sachsenhausen.Die Lager waren dem Geheimdienst NKWD (ab 1946 MWD) unterstellt,der dafür eine eigene Abteilung "Spezlager" hatte.Vom Leiter des NKWD,Lawrenti Beria,wurde am 4.Juli 1945 Iwan A.Serow zum Bevollmächtigten des NKWD für die Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland ernannt.

Die Lager des NKWD (Ort/Nummer u.Zeitraum der Existenz)

Mühlberg bei Riesa          Nr.1         September 1945 - Oktober 1948

Buchenwald bei Weimar   Nr.2         August 1945 - Februar 1950

Berlin-Hohenschönhausen  Nr.3        Mai 1945 - Oktober1946

Bautzen Nr.4     (ab 1948 Nr.3)        Mai 1945 - Februar 1950

Ketschendorf b.Fürstenwalde Nr.5    Mai 1945-Feb.1947

Frankfurt/Oder                              Mai 1945 - September 1945
Jamlitz b. Lieberose           Nr.6       September 1945 - April 1947

Werneuchen/Wessow                     Mai 1945 - August 1945
Sachsenhausen b.Oranienburg Nr.7   Aug.1945 - März 1950

Torgau (Fort Zinna)          Nr.8        August 1945 - März 1947

Fünfeichen b.Neubrandenburg Nr.9    April 1945 - Oktober 1948

Torgau (Seydlitz-Kaserne)     Nr.10    Mai 1946 -zum Okt.1948

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 17:56 von Ulla »

Offline ehansl02

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NKWD-Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #2 am: Sa, 16. September 2006, 17:20 »
Hier habe ich noch eine ausführliche Arbeit zu diesen Lagern mit Quellen, Fotos etc.:

Jörg Morré
Speziallager des NKWD
Sowjetische Internierungslagerin Brandenburg 1945-1950
mit Beiträgen von Gabriele Camphausen, Annette Kaminsky, Lutz Prieß, Andreas Weigelt.

Herausgegeben von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten/Gedenkstätte
und Museum Sachsenhausen

Copyright
Brandenburgische Landeszentrale
für politische Bildung 1997
Herausgeber:
Brandenburgische Landeszentrale
für politische Bildung
PF 60 10 51, 14410 Potsdam
ISBN 3- 932502-07-8

Ich habe diese Arbeit als pdf-Datei, kann sie aber nicht hochladen.
Hier ist der Link zum Herunterladen:

http://www.politische-bildung-brandenburg.de/publikationen/pdf/nkwd.pdf#search=%22J%C3%B6rg%20Morr%C3%A9%20Speziallager%20des%20NKWD%22

gruß eddy

Übreigens - es rentiert sich, den Begriff "Speziallager des NKWD" bei google einzugeben :)
« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 17:24 von Ulla »

Offline md11

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NKWD-Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #3 am: Mo, 25. September 2006, 21:30 »
Zu- und Abgänge der Insassen in Speziallager (15.5.1945-1.3.1950)

Zugänge insgesamt
Deutsche 122.671
UdSSR-Bürger 34.706
Ausländer 460
Gesamt 157.837

Abgänge insgesamt
Deutsche 122.671
UdSSR-Bürger 34.706
Ausländer 460
Gesamt 157.837

Von den Abgängen:
1.Überführt i.d.UdSSR
Deutsche 1.661
UdSSR-Bürger 28.051
Ausländer 92

2.Überführt i.d.UdSSR (Spezkontingent)
Deutsche 5.037
UdSSR-Bürger 5.403
Ausländer 0

3.Übergeben an Polen
Deutsche 0
UdSSR-Bürger 0
Ausländer 86

4.Übergeben an die Kriegsgefangenenlager
Deutsche 6.680
UdSSR-Bürger 0
Ausländer 0

5.Übergeben an die Strafbataillone
Deutsche 0
UdSSR-Bürger 89
Ausländer 0

6.Übergeben an die Repatriierungslager
Deutsche 0
UdSSR-Bürger 34
Ausländer 1

7.Übergeben an die operativen Gruppen und Militärtribunale
Deutsche 6.072
UdSSR-Bürger 811
Ausländer 34

8.Übergeben an das Innenministerium der DDR
Deutsche 14.202
UdSSR-Bürger 0
Ausländer 0

9.Entlassen
Deutsche 45.262
UdSSR-Bürger 207
Ausländer 166

10.Erschossen
Deutsche 756
UdSSR-Bürger 28
Ausländer 2

11.Verstorben
Deutsche 42.889
UdSSR-Bürger 67
Ausländer 79

12.Geflüchtet
Deutsche 112
UdSSR-Bürger 16
Ausländer 0


Monatsstatistik der Todesfälle
Monat/Tote
September 1946:397
Oktober 1946: 299
November 1946: 329
Dezember 1946: 1.129
Januar 1947: 2.434
Februar 1947: 4.280
März 1947: 2.362
April 1947: 1.417
Mai 1947: 1.329
Juni 1947: 1.170
Juli 1947: 763
August 1947: 703

Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 17:26 von Ulla »

Offline md11

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NKWD-Die Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #4 am: Mo, 02. Oktober 2006, 20:24 »
Das Jahr 1948 wurde zum Wendepunkt in der Geschichte der ostdeutschen Lager.Wer bis dahin überlebt hatte,hatte gute Chancen,lebend herauszukommen.Von den ursprünglich elf Lagern blieben nur fünf bestehen:Buchenwald,Sachsenhausen,Bautzen,Mühlberg und Fünfeichen.Die anderen wurden wegen der allzu hohen Sterblichkeit aufgelöst-und weil die "Säuberung" ohnehin so gut wie beendet war.In den übrig gebliebenen Lagern gingen die Todeszahlen deutlich zurück.Es gab mehr zu essen,die hygienischen Bedingungen verbesserten sich,Zeitungen und Bücher waren jetzt zu haben,und auf Druck der Kirche wurden regelmäßig Gottesdienste abgehalten.
Die restlichen fünf Lager sollten im Rahmen der folgenden massiven Freilassungswelle aufgelöst werden.Die erste fiel in den Sommer 1948,als die sowjetische  Militäradministration in Deutschland (SMAD) bekanntgab,dass die Entnazifizierung in ihrem Sektor abgeschlossen sei.In der Folge wurde die Hälfte der Insassen aller Speziallager entlassen.Bis dahin war Straferlass äußerst selten gewesen:Gerade ein Dutzend Freilassungen gab es in Mühlberg im Sommer 1946,gleichzeitig etwa 100 in Hohenschönhausen und im Frühjahr 1947 600 in Buchenwald.1948 wurden die Lager Fünfeichen und Mühlberg geschlossen.Die "Abteilung Speziallager" verlegte ihre Insassen in die drei übrigen Lager:Nach Buchenwald kamen die nicht verurteilten Gefangenen,nach Bautzen die Häftlinge,die zu hohen Strafen verurteilt waren (über 15 Jahre),und nach Sachsenhausen diejenigen,denen man geringere Strafen auferlegt hatte.
Im Januar 1950 rissen die Sowjets die restlichen drei Lager ab.Abgesehen davon,dass sie dem Ruf der Sowjetunion abträglich waren,hatten die Speziallager mit der Gründung der DDR ihren Daseinzweck verloren.Dennoch wurden nicht alle Gefangenen entlassen:Etwa 15.000 Insassen wurden zur "weiteren Untersuchung" und zur "Verbüßung ihrer Strafen" an die DDR-Behörden übergeben.
Diejenigen,die tatsächlich freigelassen wurden,erhielten neue Kleidung und wurden gut herausgefüttert,damit sie äußerlich etwas mehr hermachten.Es wurden keinerlei Papiere ausgestellt,aus denen Dauer und Motiv der Haft hervorgingen,es gab lediglich einen einfachen Freilassungsbrief.So mussten nun auch diejenigen,die mit dem NS-Regime nichts zu tun gehabt hatten,damit leben,als ehemalige Nazis abgestempelt und ständigen Feindseligkeiten und endlosen Schikanen ausgesetzt zu sein.Dazu kamen noch die oft unüberwindlichen Schwierigkeiten nach der Entlassung.So war es praktisch unmöglich,eine unterbrochene Schullaufbahn wieder aufzunehmen.Niemand hatte auf sie gewartet in diesem neuen Deutschland,das,wie sie bald merkten,den Lagern,die sie gerade verlassen hatten,zum Verwechseln ähnlich war.
Nach ihrer Schließung,so betont Etienne Francois,wurden die Speziallager von der DDR-Führung zu Hochburgen des Antifaschismus erklärt.Welche Funktion sie zwischen 1945 und 1950 wirklich gehabt hatten,wurde sorgsam verschiegen.Für die Zukunft war ihnen die Rolle eines erbaulichen Denkmals zugedacht.
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 17:26 von Ulla »

Offline Ulla

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Re: NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #5 am: So, 01. März 2009, 17:47 »
Außer den zehn sowj.Internierungslager s.g."Speziallager des NKWD" existierten 3 Gefängnisse des NKWD in neustrelitz, Berlin-Lichtenberg und Frankfurt/Oder.
Die ersten Lager entstanden im April/Mai 1945 in Frankfurt/Oder, Weesow, und Ketschendorf (Fürstenwalde).
Die nächsten waren Jamlitz (Lieberose), Sachsenhausen (Oranienburg) und Mühlberg/Elbe.

Besondere Erwähnung verdient das Speziallager in Berlin-Hohenschönhausen. Von hier aus wurden viele Häftlinge in die Speziallager von Brandenburg verlegt.

Internierungen durch das NKWD erfolgten ohne richterliche Prüfung aufgrund formaler Kriterien.
Grundlage war der Befehl Nr. 00315 v.18.04.1945 der bis 1950 Gültigkeit hatte.
« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 18:00 von Ulla »
Gruß Ulla

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Offline Ulla

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Re: NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #6 am: So, 01. März 2009, 19:26 »
Mühlberg - Speziallager Nr.1

Das Gelände dieses Lagers wurde 1939 als Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht(Stalag IV B) genutzt.
Nach der Befreiung der Gefangenen durch die Rote Armee, standen die Baracken zunächst leer. Erst im Sommer wurde das Lager als Sammelpunkt für die angehörigen der Wlassow-Armme genutzt. Im September 1945 wurde das Lager vom NKDW übernommen und als Speziallager 1 weitergeführt.
Ab Mitte September kamen die ersten Verhafteten aus Sachsen und Sachsen-Anhalt hier an.
Ein Transport von 2.400 Häftlingen traf Anfang Oktober aus dem Speziallager Nr.4 Bautzen ein. Weitere Transporte von etwa 3800 Häftlingen kamen aus den Zuchthäusern Magdeburg und Halle. Ende 1945 befanden sich ca.10.000 Menschen im Lager Mühlberg.
Da aus den Baracken fast alles entfernt war wie Bettstellen, Stühle, Tische, Öfen und Fensterflügel ohne Glas, mußte von den Häftlingen alles wieder erarbeitet werden.
Es gab z.B. folgende Häftlingskommandos, Abbruchkommando, Holzkommando, Jauchekommando.
Durch die Arbeit der Häftlinge wurden auch die Sicherungsanlagen des Lager wieder hergestellt.
Auch wenn das Lager vorerst schlecht gesichert war kam es nur zu ganz wenigen Fluchtversuchen da die meisten mit einer baldigen Freilassung rechneten.
Eine Kontaktaufnahme zur Außenwelt war strengstens verboten. Jedoch wurde jede Möglichkeit bei Außenarbeiten genutzt um Nachrichten oder Kassiber zu hinterlassen. Die Angehörigen wußten meist nicht wo ihre Lieben geblieben waren denn vom NKDW wurden niemand außerhalb benachrichtigt.
Die Einlieferung von Häftlingen war im Frühjahr 1946 fast abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch fast keine Kontakte außerhalb mehr möglich.
Auch ein Frauenlager gab es hier. Im Frühjahr 1947 lebten ca.100 Frauen hier, später waren es ca.1.400.

Im Durchschnitt befanden sich 11.800 Häftlinge im Lager. Innerhalb von 3 Jahren starben 6.765 Gefangene an Hunger, Krankheit und Kälte. Die meisten Todesfälle gab es im "Kältewinter 1946/47".
Durch Deportationen  in der Zeit von Juni bis Oktober 1946 wurden 2110 Häftlinge in die Sowjetunion verbracht. Damit diese Transporte legitim waren, wurden diese als Kriegsgefangene deklariert. Auch die Rückkehrer von diesen Deportationen wurden als Kriegsgefangene bezeichnet.

Die Reduzierung der Häftlingszahlen durch Deportationen und Tod wurden durch die Verlegung der Häftlinge aus den aufgelösten Lagern Ketschendorf (1200) und Jamlitz (1280 Männer, 880 Frauen) wieder aufgestockt.

Die Toten wurden außerhalb der Umzäunung, in der Nähe des sogenannten""Sehnsuchtshügel" bestattet.

Im Juli 1948 wurden ca.6900 Personen entlassen. Bevor es jedoch zu Entlassungen kam wurden die Häftlinge "aufgepäppelt" damit sie nach außen ein ordentliches Erscheinunsbild hatten. Deshalb wurde jeder Häftling vor einer Entlassung nochmals untersucht. Weiterhin wurde jeder von einem sowjetischen Offizier in einem Gespräch über die Schweigepflicht ermahnt. Ansonsten drohte er mit einer erneuten Verhaftung ohne Rückkehr.

Das Lager wurde zum 12.10.1948 aufgelöst. Die verbliebenen Mühlberger Häftlinge wurden nach Buchenwald überstellt wo sie weitere 2 oder mehr Jahre in Gefangenschaft verbringen mußten.

1990 wurde die "Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V." gegründet. Sie kümmern sich auch um die Pflege des Gräberfeldes.

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« Letzte Änderung: So, 01. März 2009, 22:14 von Ulla »
Gruß Ulla

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Offline Thomas

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NKWD-Speziallager Nr. 5 Halbe/Ketschendorf
« Antwort #7 am: Do, 30. Juni 2011, 18:58 »
Intenierungslager Ketschendorf



Sie haben ihren Namen wieder

Im Mai 1945 richtete der Sowjetische Geheimdienst NKWD in Ketschendorf bei Fürstenwalde das Internierungslager „Speziallager Nr.5“ ein. Bis zu dessen Auflösung imApril 1947 waren dort Insgesamt Etwa 10.500 Frauen, Männer und Jugendliche inhaftierte die Meisten Internierten stammten aus Berlin und der Mark Brandenburg. Etwa die Hälfte dieserInternierten fanden im Lager den Tod. Sie wurden Namenlos verscharrt. 1952 liessen die DDR Behörden die Sterblichen Überreste aus den Massengräbern Exhumieren, nach Halbe überführen und Anonym Vergraben.

Die Sterbelisten des Lagers enthielten 4620 Namen in Russischer Schrift, die nach Gehör von Sowjetischen Offizieren Niedergeschrieben wurden. Bei der Rückübertragung ins können Abweichungen von der korrekten
Schreibweise Aufgetreten sein. Dafür wird um Verständnis gebeten. (3 Neue Tafeln mit korrigierten Namen wurden später hinzugefügt)

Mit der Einsegnung dieser Tafeln am 8. Mai 2004 hat die Namenlosigkeit der in Unmenschlicher Haft umgekommenen ein Ende.



Ich bin gerade dabei die Namen zu Übernehmen...
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant

Offline Quello

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Re: NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #8 am: Do, 07. November 2013, 13:18 »
Im Mai 2013 war ich das erste Mal mit meinen Kindern im Lager Mühlberg. Ich hatte meinen Großvater, Ernst Westermann, gefunden.
Abgeholt a. 1.10.1045 in Merseburg- verstorben 14.3.1947 an Dysopthrie III Lager Mühlberg.
Ich möchte hier nicht über Gefühle oder Tatsachen reden. Letztere sind schon ausführlich 2006 geschildert worden. Ebenso ist entsprechende Literatur dazu aufgeführt.
Ich will heute bloß noch mal an diese Lager erinnern - als persönlich betroffene Angehörige - und nicht mit Worten, sondern mit einer kleinen Auswahl von Bildern.
Leider kann ich hier nicht alle als Anhang anfügen. Deshalb gibt es anschließend die Fortsetzung
Herzlicht Quello

Offline Quello

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Re: NKWD-Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone
« Antwort #9 am: Do, 07. November 2013, 13:49 »
Die hier aufgeführten Bilder sind am 8.9.2013 bei der Gedenkfeier im Lager Mühlberg aufgenommen worden.

Letzten Endes gehören alle Bilder  zusammen. Schaut bitte beide Beiträge an.

Bild 12 zeigt im Hintergrund den Bahnhof Neubuxdorf. Etwa 1-2 km davon entfernt hielt der Zug auf freier Strecke und die Gefangenen wurden nach Mühlberg ins Lager getrieben. (Bild 13)

Trotzdem: Herzlichst Quello

 


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