Autor Thema: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2  (Gelesen 778 mal)

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Offline schnecki

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Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« am: Fr, 14. November 2008, 21:04 »
Hallo liebes Forum!

Ich habe von meinem geliebten Opa (leider verstorben) von ihm geschriebene Karten nH von der Gefangenenschaft gefunden. Adresse ist dieses Lager - habe jedoch nach Internetrecherche nichts finden können. Er ist 1945 in Gefangenschaft geraten und am 29.12.1947 zurückgekehrt. Desweiteren habe ich eine selbstgemachte Holzschachtel von ihm, wo er ORANKI 1947 eingraviert hat.

Kann mir jemand Auskunft darüber geben??

Besten Dank und liebe Grüße von Österreich!
« Letzte Änderung: Sa, 26. Juni 2010, 22:23 von Ulla »

Offline md11

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #1 am: Fr, 14. November 2008, 21:18 »
Gutn Abend schnecki,
erstmal Herzlich  Willkommen hier im Forum!
Hab hier mal eine Info über den Kriegsgefangenenfriedhof Oranki:
In 1999 wurde der Kriegsgefangenenfriedhof in Oranki wiederhergestellt. Auf dieser Anlage ruhen ca. 1.400 Kriegsgefangene. Die Anlage ist 4.873 Quadratmeter groß und wird mit einem Erdwall umgeben. Die Gräber werden durch Symbolkreuzgruppen gekennzeichnet. Zentrales Mahnmal ist ein Gedenkplatz ...

siehe hier bitte weiter:
Oranki

Grüße
Josef
« Letzte Änderung: Fr, 14. November 2008, 21:20 von md11 »

Offline md11

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #2 am: Fr, 14. November 2008, 21:36 »
Hier ist eine Übersichtskarte:KGL Oranki Nr.7074 (ehemaliges Kloster)
« Letzte Änderung: Sa, 26. Juni 2010, 22:23 von Ulla »

Offline Ulla

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #3 am: Fr, 14. November 2008, 21:39 »
Auch hier gibt es was von Oranki

http://www.gedenk-tafel.de/forum/index.php?topic=3258.0
Unter google gibt es recht viele Informationen von diesem Ort.

Ulla
« Letzte Änderung: Fr, 14. November 2008, 21:54 von Ulla »
Gruß Ulla

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges mal gegeben......" (N.Ostrowski)

Offline md11

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #4 am: Fr, 14. November 2008, 22:08 »
Siehe mal hier bitte hab hier einen Bericht gefunden aus einem Buch:

Bericht

mfg
Josef

Offline md11

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #5 am: Fr, 14. November 2008, 22:14 »
unser Mitglied KurtRo hat hier auch was über das Lager Oranki rein geschrieben:

Lager Oranki

Schließlich landeten wir in Oranki ungefähr 50 km südwestlich von Gorkij, dem früheren Nishnij Nowgorod. Dort trafen wir auf 600 Österreicher, die neben den im Nebenlager Monastyrka untergebrachten 1000 Rumänen und den etwa 500 Deutschen die größte Gruppe bildeten. Insgesamt aber gab es 14 Nationalitäten in diesem Lager. Da waren Ungarn, Kroaten, Polen, Slowaken, Finnen, auch ein Norweger, mehrere Italiener, einige Spanier, Flamen und noch andere. Kurzzeitig beherbergte es sogar drei französische Offiziere, welche die Russen in Ostpreußen 'befreit' hatten und die hier auf ihre Heimkehr warteten. Nach Kriegsende war Oranki auch Durchgangsstation für ein Dutzend deutscher Generale. Sogar Schörner tauchte da in Lederhose auf.

Oranki war in der Zarenzeit ein berühmtes Kloster und ein Wallfahrtsort gewesen. Sogar die Zarenfamilie soll dorthin gepilgert sein, hieß es. Und Lew Nikolajewitsch Tolstoj wurde angeblich durch das schöne Deckengemälde der Klosterkirche, die zu unserer Zeit als Warenlager diente, dazu angeregt, einem seiner Romane den Titel "Die Auferstehung" zu geben. - Die Kirche hatte vor der Revolution einmal fünf weithin sichtbare Zwiebeltürme gehabt; nun ragten nur mehr deren Stümpfe empor. Neben ihr standen mehrere einstöckige Ziegelbauten, in denen die Lagerverwaltung mit einer umfangreichen Politabteilung, die Lagerküche und ein großes Lazarett untergebracht waren. In dieses kamen Turnusweise ausgemergelte, im harten Arbeitseinsatz heruntergewirtschaftete Kriegsgefangene aus verschiedenen anderen Lagern, manche nur mehr zum Sterben. Die übrigen wurden hier eine Zeitlang aufgepäppelt und dann wieder in die Produktion geschickt. Die meisten, die mehrmals eine solche Prozedur durchgemacht hatten, lebten nach ihrer Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft nicht mehr lange.
An der Klostermauer befanden sich die Wirtschaftsgebäude: die Wäscherei, die Bäckerei, die Teeküche, die Banja und die ehemaligen Pferdeställe, in denen wir untergebracht waren. Von Gefangenen bewohnt waren auch die Winterkirche mit ihren fünf übereinander liegenden "Offiziersaufbewahrungsstellagen" und ein Block für die bevorrechteten Mitglieder des Antifa-Komitees.

An der Spitze der österreichischen Vertreter stand ein Fliegerleutnant, Fritz Kohl, der gleich nach Beginn des Russlandfeldzuges abgeschossen worden war, und sein Stellvertreter war ein Artilleriemajor, namens Hartberger. Kohl, nach der Heimkehr promovierter Jurist, muss man zu gute halten, - wie immer man sonst zu ihm stehen mochte - dass er ein geschickter Taktierer war, der von den Russen für die Osterreicher manches herausholte.

Ich, als einer der Jüngsten im Lager, hatte eigentlich nie Umgang mit diesen Herrschaften und mied, meinem oben erwähnten Goethe'schen Motto treu, auch den Kontakt mit ihnen. Ich war ein "proststoj wojennoplennyj" und "tschjornyj rabotschij", /ein gewöhnlicher Kriegsgefangener und Hilfsarbeiter/, der jeden Tag zur Arbeit ausrücken musste: zum Holzfällen in den Wald bei Monastyrka, im Winter zum Holztransport auf selbstgebauten Schlitten, vor die fünf oder sechs Gefangene wie Huskies in Hanfseilschlingen gespannt waren, oder im Sommer und Herbst zur Erntearbeit auf der vier Kilometer entfernten Kolchose. - Wie dankbar war ich da meinem Vater, der mich als Gymnasiasten seinerzeit dazu angehalten hatte, das Mähen zu erlernen. - Bei der Arbeit auf der Kolchose in Jagoda konnte ich diese Fertigkeit bei einem Mähkommando gut verwerten und brauchte wenigstens während der paar Erntemonate keinen Hunger zu leiden, wenn es auch nur Kartoffeln gab. Die Lagerverpflegung war in Oranki ebenfalls nur dürftig und für uns junge Burschen immer zu wenig. Einmal im Frühjahr wollten wir sie ein bisschen aufbessern, indem wir uns freiwillig zum Pflücken junger Brennnessel meldeten, aus denen die Köche Spinat zubereiten sollten. Als wir jedoch sahen, dass uns dieser Brennnesselspinat nicht zusätzlich gegeben, sondern sofort aufgerechnet wurde, stellten wir das Brennnesselpflücken wieder ein. - Oft stand Fischsuppe auf dem Speiseplan. Dazu wurden große Flussfische rasch entschuppt und ausgenommen, aber mit den Gräten unter Zusatz von ein paar Lorbeerblättern und Pfefferkernen in einer Salzbrühe so lange gekocht, bis selbst die Gräten weich und genießbar waren. Oben auf der trüben Suppe schwammen die Fischaugen herum und schauten die immer hungrigen Plennies traurig an.

Damit man sich einen Begriff von unserer Arbeit auf dem Kolchos machen kann, hier noch ein paar Details: Hafer mähten wir, als schon zehn Zentimeter Schnee lagen, und einen großen Teil der Kartoffeln mussten wir mit Brechstangen aus dem bereits hart gefrorenen Boden holen, weil der Winter ein wenig früher angebrochen war als gewöhnlich. Die Erdäpfel waren dann kaum mehr zum Einmeischen und Samogonkabrennen geeignet.

Die schwierigste und gefährlichste Arbeit, die wir zu verrichten hatten, war die Waldarbeit, besonders im Winter. Noch heute kann ich kaum begreifen, dass es da nicht mehr Unfälle gab. Wir hatten doch vom Holzfällen keine Ahnung. Noch dazu waren die Werkzeuge, die zur Verfügung standen, äußerst schlecht und die Normen so hoch, daß wir sie kaum erfüllen konnten. - Das Holz, das wir Schlittenhunde heranschafften, kam auf den großen Holzplatz hinter dem Kloster, wurde dort zersägt, gespalten und aufgeschlichtet. Außer den lagerinternen Wirtschaftsbetrieben und der Lagerleitung wurden auch die Privathaushalte der russischen Angestellten ausreichend mit Brennmaterial versorgt, und das war eine große Zahl. Beinahe jedes Haus in Oranki wurde beliefert. - Unsere Holzzuteilung für die Baracke fiel wesentlich bescheidener aus. So hieß unser geheimer Grundsatz: Jeder bringt unter dem Mantel oder der Wattejacke mindestens ein Holzscheit von der Arbeit mit. Dass uns dieses Schmuggelgut manchmal an der Wächterbudka am Eingang abgenommen wurde, sei nur nebenbei erwähnt.
Im Übrigen führten wir in diesem ehemaligen Kloster so wie auch während der vorhergehenden und der folgenden Gefangenschaftsjahre ein streng mönchisch asketisches Leben. Der dauernde Hunger verdrängte radikal alle sexuellen Gefühle. Hätte man uns nebeneinander eine nackte Schöne und ein Stück Brot hingelegt, so wette ich, hätten sich mit Ausnahme ganz weniger Küchenbullen alle für das Brot entschieden. - Zudem war es Russinnen bei strenger Strafe verboten, sich mit Gefangenen einzulassen. Taten sie es dennoch, wurden sie zwangsverschickt, mitunter sogar in ein Arbeitslager, ein so genanntes "GULAG", gesteckt.

Selbstverständlich gab es in Oranki, wie übrigens auch in den anderen Kriegsgefangenenlagern, zwei- bis dreimal im Jahr die ärztlichen Untersuchungen zur Feststellung der Arbeitsfähigkeit. Im Plennyjargon hießen sie "Schwanzparaden", denn wir mussten da splitternackt an einer Gruppe russischer Ärzte, Ärztinnen und Krankenschwestern vorbei, wurden zur Prüfung, ob noch ein klein bisschen Fett unter der Haut war, in den Unterbauch und in eine der Hinterbacken gezwickt, dann hieß es: "Perwaja,vtoraja, tret'ja gruppa". Eine vierte Gruppe existierte auch noch; das waren die völlig Heruntergewirtschafteten, die Dystrophiker.

Auch Filzungen gab es, wie sonst überall, meist vor den großen Staatsfeiertagen. Was da an selbst gefertigten und teils auch beim Arbeitseinsatz beschafften Werkzeugen ans Licht kam, war erstaunlich. Vor allem Messer, Stemmeisen und Schraubenzieher wurden als 'gefährliche Waffen' immer wieder abgenommen. Da gab es manch tragikomische Szenen, wenn manchmal ein besonders hartnäckiger und wagemutiger Plenny zu dem Haufen Beutegut hin sprang, um sich ein Brotmesser zu organisieren. - Nähnadeln, von denen eine unter Brüdern zwei Tagesrationen Brot kostete, wurden nicht beschlagnahmt.

Aber sonst war Oranki das Lager, in dem ich mich, trotz der oft schweren körperlichen Arbeit, am wohlsten.. fühlte. Das lag vor allem an der guten Kameradschaft, die dort unter den sterreichern herrschte. Zwar gab es auch da Leute, die der Politabteilung Zuträgerdienste leisteten, aber man konnte sie irgendwie leichter ausgrenzen als anderswo. - Der russische Lagerchef, Oberst Kudrjaschtschow, war ein integrer Mann, und was uns sehr zustatten kam, war der Umstand, daß Kommissar Telezkij, ein russischer Moldavier, die "Esterreicher" gut leiden konnte, zumindest bis zur ersten freien Wahl in Österreich nach Kriegsende, bei der ja die Kommunisten nicht gut abschnitten.

Grüße
Josef
« Letzte Änderung: Sa, 20. Dezember 2008, 20:32 von Impuls »

Offline md11

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Re: Gefangenenlager Russland Nr. 7 074 und 7/469/2
« Antwort #6 am: Di, 06. Januar 2009, 18:08 »
Hallo,
hab bischen auf russisch gegoogelt und hab die Seite gefunden vom Kloster in Oranki.Die Seite ist auf russisch aber es gibt paar Fotos dazu:

Kloster Oranki

mfg
Josef

 


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