Hallo Forumer
Folgendes möchte ich zu meinem Heimatort Steinfeld in den Kriegsjahren 1943-1945 berichten.
Alles was ich hier aufschreibe , geschieht mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Steinfeld. Ich möchte mich hier an dieser Stelle recht herzlich für die Veröffentlichungsgenehmigung dedanken.
Aber nun los....
Steinfeld wurde im Vergleich zu anderen Orten während des Zweiten Weltkrieges verhältnismässig wenig in Mitleidenschaft gezogen. Selbst Kampfhandlungenvon Landtruppen fanden in seinernäheren Umgebung nicht statt.Da Steinfeld aber von mlitärischen Stützpunkten wie Diepholz ( Flugplatz), Vechta, Holdorf und Vörden umgeben war, wurde der Ort des öfteren von feindlichen Fliegern heimgesucht. Aus dieser Zeit werden nun einige Begebenheiten in Kürze aufgezeigt:
September 1943:
Einfeindliches Flugzeug, ein schwerer Bomber, stürtzte zwischen Krapp in Schemde und Bergfeine ab. Von der Besatzung verbrannten 4 Personen im Flugzeug. Eine Person konnte lebend gerettet werde, eine andere ist kurz nach der Rettung gestorben.
November 1943:
Es fiel eine Luftmine, wenig Scheden anrichtend, im Fuhrenkamp hinter von Embse nieder.
Herbst 1943:
Ein feindliches Flugzeug wurde von deutschen Fliegern in Brand geschossen und kam bei Fischers in Schemde herunter. Die Besatzung konnte mit dem Fallschirm abspringen und gerettet weden. Nur eine Person kam ums Leben, weil sich der Fallschirm nicht öffnete.
Dezember 1943:
Es landete ein deutscher Jäger, vermutlich vom Feind angeschossen, bei kl. Holthaus. Der Pilot war mit dem Fallschirm ausgestiegen und landete heil auf dem Boden.
Winter 1943/44:
Ein in Brand geratener Bomber stürtzte bei Röchte-Bergmann ab. Von der Besatzung kam keiner mit dem Leben davon.
Montag, 21.02.1944:
An diesem Tag war ein Grossangriff auf den Flugplatz in Diepholz. Dabei gab es drei " Teppichwürfe" , die viel Angst und Aufregung bei der Bevölkerung hervorrief.
März 1944:
Esfielen bei Nebelwetter elf Bomben in der Nähe des Ortes, bei auf´m Orde ( Töbke). Zum Glück richteten sie wenig Schaden an. Zur gleichen Zeit landeten zwei Personen der Besatzung eines feindlichen Fliegers mit ihren Fallschirmen in Harpendorf.Ihr Flugzeug zerschellte in Holdorf.
Freitag 19.5.1944:
Es wurde in Holdorf ein Munitionszug mit 12 Waggons vom Feind in Brand geschossen. Die Explosion richtete in Holdorf grossen Schaden an. Drei Tote waren zu beklagen. Sogar in Steinfeld wurden durch die Detonation viele Fensterscheiben zerstört.
Sommer 1944:
Es fielen 14 Bomben bei Hürkamp in Holthausen. Gottlob richteten sie keine Schaden an. Ein angeschossener Jäger, von zwei Feinden verfolgt, landetet bei Carl Stuntebeck in der Wiese.Dem Piloten war nichts passiert.
Dienstag 18.8.1944:
An diesem Tag war ein Luftangriff auf den Flugplatz in Vechta. Goot sei dank gab es keine Toten. Anschliessend wurden einige Brandbomben in Vechta abgeworfen, so dass mehrere Häuser auf der grossen Strasse ausbrannten und drei Menschen dabei ums Leben kamen.
Herbst 1944:
Es fielen eine Bombe bei Carl Stuntebeck, eine bei der Ziegelei und eine nahe beim Dorf.
Freitag 22.10.1944:
An diesem Tag beschossen feindliche Jäger, Tiefflieger, den Zweiuhrzug in Steinfeld. Der Zugführer und der Heizer waren sofort tot, der Lokomotivfüherer schwer verletzt. Kurz darauf war der zwete Angriff zwischen Mühlen und Lohne. Dabei wurde Ida Burdiek schwer verletzt, und kurz danach erlag sie , erst 25 Jahre alt, ihren Verletungen. Ebenso fielen diesem Angriff August Runnebaum aus Holthausen und ein Mädchen aus Lohne zum Opfer.
November 1944:
Es fielen drei Bomben bei Krapp in Schemde und eine Luftmine in Nieberdings Tannenwald.
Dienstag 5.12.1944:
Den Ort überflogen im Laufe des Nachmittags grosse Schwärme feindlicher Flieger. Es war bereits Entwarnung gegeben worden, als ein füherloser,viermotoriger Bomber mit vollerLadung beim Schützenplatz abstürtzte. Der Schützenplatz und alle anliegenden Häuser bildeten einen Trümmerhaufen. Es war kein Stein auf dem anderen geblieben.Zwei Frauen und ein Zehnjähriger Junge kamen dabei ums Leben.Die sofort herbeieilenden Helfer konnten zwei Frauen und drei Kinder lebend bergen. Zum Glück befand sich die Mehrzahl der Anwohner ausser Haus.Selbst in Steinfeld blieb kein Haus verschont. Auch die Kirche wurde stark beschädigt. Die Kirchenfenster der Südseite wurden zum grössten Teil eingedrückt, und das Dach wurde stellenweise schwer in Mitleidenschaft gezogen. Noch in der folgenden Nacht flogen die Aliierten einen Angriff auf Osnabrück.
Mittwoch 6.12.1944:
An diesem Tag hielten die überfliegenden Feinde die Ortschaft wiederu in Angst und Schrecken, besonders durch das unheimliche Flimmern der Lamettastreifen am Himmel. In Osterfeine fiel eine Brandbombe , die ein Haus in Flammen aufgehen liess.
Donnerstag 15.2.1945:
Es fielen vier Bomben bei Whri, ohne Schäden anzurichten.
Februar 1945:
Die Molkerei in Holdorf wurde bombardiert. Hierbei kamen fünf Menschen ums Leben.
Ende Februar 1945:
Es fielen 12 Bomben in Harpendorf. Durch unglückliche Umstände wurdenzwei Jungen durch Blindgänger getötet.
Abgesehen von diesen Begebenheiten , einigen Luftkämpfen und Bomberansammlungen über den Dammer Bergen, war es in Steinfeld im 2.Weltkrieg verhältnismässig zugegangen.
Nach dem Kriege setzte das wüste Treiben der Zwangsarbeiter aus Polen und Russland ein, die stehlend und plündernd durch die Gemeinde zogen. In Lehmden erschossen sie einen Bauern und einem anderen schlugen sie ein Auge aus. Mit dem Rücktransport der Zwangsarbeiter in ihre Heimat war auch dieses Übel beseitigt. Der letzte Zeuge des Kriegsgeschehens, der Motor eines feindlichen Flugzeugs, wurde 1952 geborgen und verschrottet.
Viele Grüsse Dieco