Autor Thema: K.B.19.Infanterie-Regiment \  (Gelesen 8625 mal)

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Offline md11

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K.B.19.Infanterie-Regiment \
« am: Mo, 19. Juni 2006, 20:34 »
Das Erlanger Hausregiment gehörte zu der letzten Generation der aktiven bayerischen Infanterieregimenter,es wurde im Jahre 1890 formiert.Eine besonders starke fränkische Prägung erfuhr es nicht nur dadurch,daß zu seiner Aufstellung Kompanien vom 5.,7.u.14.Infanterie-Regiment abgegeben wurden,in ihm lebte auch die alte,bis auf die Zeit der Türkenkriege zurückgehende Tradition der Würzburger Kreis-Infanterie weiter.
Unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung zogen die "19er"am 8.August 1914 in den 1.Weltkrieg,sie erhielten wie die meisten bayerischen Einheiten in der Schlacht bei Lothringen ihre Feuertaufe.Wie dem Großteil der fränkischen Infanteristen sollten ihnen vier Jahre blutiger Stellungskrieg an der Westfront beschieden sein.
Besonders verlustreich waren die Stellungskämpfe zwischen Maas u.Mosel 1914/15 u.die Schlacht an der Somme 1916.Gerade die letztere war wohl der schlimmste Kampf,den das Regiment zu bestehen hatte,in zwei Wochen verlor es über 1200  Mann an Toten,Vermißten u.Verwundeten.Es gab keinen Tag der Ruhe u.obwohl es schon schwerste Verluste hatte,trat das 19.Infanterie-Regiment gegen Ende dieses Einsatzes noch einmal zum Angriff an,um bereits verloren geglaubtes Terrain wieder in Besitz zu nehmen.
Auch die "19er" gingen in die Große Schlacht in Frankreich 1918 mit dem Wunsch,das Kriegsglück zugunsten des Deutschen Reiches zu wenden.Binnen einer Woche muß das Regiment für seine Erfolge mit hohen Verlusten bezahlen.Als die Ablösung kam,zählte es noch 1250 Mann und wurde von einem Hauptmann geführt.
Gegen Ende des furchtbaren Krieges konnte das 19.Infanterie-Regiment nur noch zwei schwache Bataillone (anstatt 3) formieren.Als diese am 13./14.Dezember 1918 nach Erlangen zurückkehrten,hatten die "19er" einen Verlust von fast 3000 Soldaten und über 11.000 Verwundete zu beklagen.
Quelle-Die fränkischen Infanterie-Regimenter der Königlich Bayerischen Armee
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: So, 27. Juni 2010, 01:05 von Ulla »

Offline md11

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Für den 27. Juli 1914 war ein Besuch des bayerischen Königs Ludwig III. in Erlangen geplant. Die Regierung von Mittelfranken, die Stadtverwaltung und der Garnisonsälteste hatten den Besuch intensiv vorbereitet. Ein Festkomitee Erlanger Bürger hatte ein Programm „für den Allerhöchsten Besuch Seiner Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen-Töchter" entworfen, in dem von der Ankunft um 10.30 Uhr bis zur Abreise um 17 Uhr ein genauer Tagesablauf geplant war. Das 19. Infanterieregiment sollte nach diesem Plan mit einer Ehrenkompanie um 10.50 Uhr vor dem Bahnhof eine feierliche Parade veranstalten, bei der Kriegervereine und Schuljugend Spalier bilden sollten.` Doch einen Tag vor dem geplanten Besuch, am 26. Juli, traf aus München ein Telegramm beim 19. Infanterieregiment es, in dem es lapidar hieß: „Reise Seiner Majestät unterbleibt. Kriegsministerium. Es dauerte noch vier Tage, dann begann der Erste Weltkrieg.

Am Sonntag, dem 1. August 1914, telegrafierte das Kriegsministerium nach Erlangen, daß die sofortige Mobilmachung der zwei stationierten Regimenter und des Landsturmes zu erfolgen habe. Die Reaktion in Erlangen: „Wie eine Flutwelle raste die Meldung durch die Stadt und die Wogen der Begeisterung schlugen hoch, als um 9 Uhr abends die akademische Jugend durch das Nürnberger Tor herein zum Kriegerdenkmal marschierte, begleitet und gefolgt von Tausenden: voraus die Wehrkraftjugend und die Wandervögel, dann hoch und niedrig, Arm in Arm, Männer, die schon in den nächsten Stunden ihrer Einberufung entgegensahen, Frauen und Mädchen, die an Tapferkeit den Männern nicht nachstehen wollten.Die Mobilmachungsarbeiten des Militärs, die am 2. August begannen, werden detailliert in den nach dem Kriege verfaßten Regimentsgeschichten beschrieben. Der spätere Kommandeur des 10. Feldartillerieregiments, Oberstleutnant Georg Kalb, hat den ersten Mobilmachungstag seines Regiments in Erlangen so erlebt: „Programmäßig kamen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften Zug um Zug in langen Kolonnen herein in die Kaserne und brachten die Begeisterung und frohe Siegeszuversicht mit. [... ] Vor der Regimentskanzlei drängten sich die Studierenden der Erlanger Universität und bewarben sich um Aufnahme als Kriegsfreiwillige. Oberst Maximilian Drausnick, der in Erlangen sehr populäre Kommandeur des 19. Infanterieregiments, der am 28. 2. 1916 im Wald von Apremont fiel, sah in der allgemeinen Kriegsbegeisterung der Augusttage 1914 seine Aufgabe darin, auch die Bevölkerung der Stadt zu mobilisieren. Folgendes wird darüber berichtet: „Am Kriegerdenkmal wurde der Schwur zu Kaiser und Reich erneuert und Oberst Drausnick kennzeichnete trefflich die Stimmung und das Empfinden des deutschen Volkes, als er aussprach, daß der frevelhafteste aller Kriege, den die Weltgeschichte kenne, uns aufgedrungen sei. Mit stolzer Freude erfülle ihn, daß die akademische Jugend von heute noch von denselben Idealen beseelt sei wie die der Befreiungskriege. »Durchhalten« sei die Pflicht aller Deutschen, die den ruchlosen Kampf zu bestehen hätten. Mit gezogenem Säbel wurde dem obersten Kriegsherrn das Gelübde der Treue dargebracht." by Am 7. August 1914 war die Mobilmachung abgeschlossen, einen Tag später rückten die beiden Regimenter aus, das 19. Infanterieregiment mit 3 Bataillonen zu je 4 Kompanien sowie einer MG-Kompanie und das 10. Feldartillerieregiment mit 6 Batterien zu je 6 Geschützen .71 Sie nahmen bis zum Ende am Krieg teil.


Die in Erlangen verbliebenen Soldaten der Ersatzbataillone kümmerten sich unter Führung von Oberstleutnant Franz Eberle in der Zwischenzeit um die militärische Jugenderziehung und hatten außerdem die Aufgabe, das im Herbst 1914 errichtete Gefangenenlager östlich der Artilleriekaserne zu bewachen. Dieses Lager von der Größe 300 x 400 m bot Platz für ungefähr 4000 Gefangene. Schon 1915 wurden 1400 Russen und Franzosen eingeliefert und zum Arbeitsdienst eingesetzt. Im Laufe des Jahres 1915 stieg die Zahl der Kriegsgefangenen auf 3600 an, so daß zusätzliche Unterkunftsbaracken gebaut werden mußten. Aus der Garnisonsdienstvorschrift der Ersatzbataillone geht weiterhin hervor, daß die stationierten Soldaten umfangreiche Wach- und Patrouillendienste außerhalb des Kasernenbereichs wahrzunehmen hatten, so - neben den üblichen Straßen-, Wirtshaus-, Bahnhofs- und Exerzierplatzpatrouillen – die Bewachung der Sprengstofflager und Munitionsdepots der Firmen Reiniger, Gebbert & Schall und Progreß in Bruck. Als Mitglied des Kriegsersatzkommandos überwachte Oberstleutnant Eberle das „Ersatzgeschäft", d. h. die Aushebung der Truppen für den Kriegseinsatz. Auch die Organisation der Kriegswirtschaft oblag den Erlanger Ersatzbataillonen. Aufgrund des Reichsgesetzes über den vaterländischen Hilfsdienst vom 5. 12. 1916 startete man von seiten des Militärs in Erlangen eine Fragebogenaktion, in der die Brauereien genaue Auskünfte über die Zahl der Beschäftigten, den Energieverbrauch (Holz, Kohle, Torf) sowie über die Zahl der benötigten Pferde geben mußten." Gegen Ende des Krieges, am 1. September 1918, gedachte man sogar die Glocken der Neustädter, der Altstädter und der Französisch-Reformierten Kirche zu enteignen und einzuschmelzen, nicht ohne vorher Gutachten über ihren künstlerischen Wert einzuholen.

Wie verhielten sich die in Erlangen stationierten Soldaten in den letzten beiden Kriegsjahren? Ein als „streng vertraulich" deklariertes Schreiben des Standortbefehlshabers vom 28. April 1917 enthält konkrete Anweisungen, wie auf mögliche innere Unruhen in der Erlanger Garnison zu reagieren sei. Es heißt dort: „Im Falle grösserer Unruhen findet ein Austausch der Bayreuther Ersatzbataillone gegen die in Erlangen stehenden statt und zwar wechselt als erstes E./L. 6 gegen E./R.J.R. 7, als zweites I. E. / 19 gegen I. E. / 7. J. R., zuletzt II. E. / 19 gegen II. E. /7. J. R. Die Rekrutendepots und Genesungskompagnien sind nicht zu verlegen. [... ] Pferde werden nicht mit abtransportiert.  Diese Aktion „Hannibal", die der Kriegsmüdigkeit entgegenwirken sollte, mußte jedoch nicht in Gang gesetzt werden. Unruhen gab es unter den Erlanger Soldaten bis in den November 1918 hinein nicht.

Der Waffenstillstand an der Front beendete am 11. November 1918 den Krieg und führte auch die dezimierten Erlanger Regimenter in die Garnison zurück. Ihre Verluste in den Jahren 1914-1918 waren erheblich: Über 3000 Gefallene und nahezu dreimal so viele Verwundete waren die Bilanz.` Am 13. und 14. Dezember 1918 trafen geschlossen das I. und II. Bataillon des 19. Infanterieregiments, vom 17. bis 20. Dezember die einzelnen Abteilungen des 10. Feldartillerieregiments in Erlangen ein. Bereits am 21. Dezember begann in den Abwicklungsstellen die Entlassung der Soldaten ins Zivilleben. Wachpersonal benötigte man noch längere Zeit für das Kriegsgefangenenlager, das Mitte Oktober 1919 noch über 900 Insassen zählte .

Quelle-Erlangen (Palm & Enke)

Gruß
Josef

 


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