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Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen in Oranienburg
« am: Sa, 27. Mai 2006, 12:32 »
Das Konzentrationslager Sachsenhausen 1936-1945

Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936/37 auf Befehl der SS durch Häftlinge aus den Emslandlagern erbaut. Nach der Vorstellung Heinrich Himmlers, dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, sollte Sachsenhausen zu einem "modernen und neuzeitlichen" Lager ausgebaut werden. Der Entwurf folgte - unter den Aspekten von Funktion und Geometrie - einem "Idealplan": Dreiecksgrundriß, symmetrischer Aufbau, fächerförmig um den Appellplatz gruppierte Baracken, rundum verteilte Sonderbereiche waren unmittelbarer architektonischer Ausdruck von Ideologie und Machtanspruch, von Kontrolle und Terror.

Durch die Nähe zu Berlin und damit zur Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße nahm Sachsenhausen eine Sonderrolle im KZ-System ein. Ein großes SS-Kontingent wurde hierher verlegt, das Lager selbst diente zugleich als Ausbildungsort für KZ-Kommandanten und Bewachungspersonal im ganzen NS-Bereich. Vor dem Lagereingang, im sogenannten "T-Gebäude", saß seit 1938 die für alle KZ zuständige "Inspektion der Konzentrationslager". 1944/45 erreichte das Lager Sachsenhausen seine größte Ausdehnung: über ein Gebiet von ca. 400 ha erstreckten sich die wesentlichen Teile des Konzentrationslagers Sachsenhausen.

In etwa 100 Außenlagern, die meisten davon in Berlin, leisteten die Häftlinge Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie. Insgesamt waren in Sachsenhausen etwa 200.000 Häftlinge aus annähernd 40 Nationen eingesperrt: politisch Verfolgte, darunter viele Angehörige des Widerstandes, Juden, Sinti und Roma, Kriegsgefangene, Homosexuelle, so genannte "Arbeitsscheue" und sogenannte "Berufs-, Gewohnheits- und Sittlichkeitsverbrecher". Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wächst der Anteil ausländischer Häftlinge schnell an. Sie stellen spätestens ab 1942 den weitaus größten Teil der Gefangenen. Es wird geschätzt, dass etwa 100.000 Menschen ermordet wurden. Ab 1941 wurden Massenmorde an über 10.000 nicht registrierten sowjetischen Kriegsgefangenen verübt, in Vergasungsfahrzeugen, mit Genickschußanlagen und durch nicht behandelten Typhus. Auch Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Zeugen Jehovas fielen immer wiederkehrenden Massenmordaktionen zum Opfer. Am 22. April 1945 wurden 3.000 Kranke und nicht gehfähige Häflinge im Hauptlager befreit. Mehr als 35.000 hatten zwei Tage zuvor die Baracken verlassen müssen. Sie wurden auf dem Todesmarsch Richtung Schwerin von Einheiten der Alliierten befreit.

Das Speziallager Sachsenhausen 1945-1950

Im August errichtete die sowjetische Militärverwaltung im gerade geräumten KZ das "Speziallager Nr. 7." Es wurde mit rund 60.000 Häftlingen innerhalb von fünf Jahren zum größten der 11 Internierungslager in der sowjetisch besetzten Zone, in die neben NS-Funktionären der unteren und mittleren Ebene, Wehrmachtsangehörige, Jugendliche unter Werwolfverdacht, aber auch politisch Missliebige und völlig willkürlich Verhaftete eingewiesen wurden. Zwar wurde in Sachsenhausen wie in anderen Internierungslagern kein planmäßiger Mord betrieben, doch starben nach bisherigen Kenntnissen mindestens 12.000 Häftlinge an Hunger und Krankheiten, Kälte und Misshandlungen. Besonders bedrückend waren die vollkommene Isolierung von der Außenwelt sowie das Lese- und Arbeitsverbot in den ersten drei Jahren. 1950 wurde das "Speziallager" aufgelöst.

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

1961 wurde Sachsenhausen als dritte "Nationale Mahn- und Gedenkstätte" der DDR eingeweiht. Seit 1993 gehören Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen zur vom Land Brandenburg gegründeten Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Seitdem sind neue Ausstellungen u.a. über jüdische Häftlinge im KZ Sachsenhausen, die Geschichte des KZ Oranienburg sowie über das Schicksal der 20. Juli-Häftlinge im KZ erarbeitet und gezeigt worden. Weitere Ausstellungen sind im Rahmen des dezentralen Gesamtkonzepts in Vorbereitung.

Die erhaltenen Originalgebäude des Lagers sowie die von der DDR errichteten Anlagen der Gedenkstätte werden sukzessive saniert. Die durch einen rechtsextremen Brandanschlag stark beschädigten "jüdischen Baracken 38 und 39" wurden wieder aufgebaut und als Museum der Geschichte der jüdischen Häftlinge in Sachsenhausen sowie der Geschichte des alltäglichen Lebens der Häftlinge im Konzentrationslager eröffnet.

1995 kamen 270.000 Besucher in die Gedenkstätte, davon mehr als 100.000 aus dem Ausland. Die Gedenkstätte bietet kostenlose Führungen für Gruppen an. Für Schulklassen besteht auch die Möglichkeit,sich in speziellen Projekten intensiver mit Aspekten der Geschichte des Konzentrationslagers zu beschäftigen.

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Straße der Nationen 22
16515 Oranienburg
Tel: 03301 / 200-0; Besucherdienst 200-200
Fax: 03301 / 200-201
E-Mail: gums@brandenburg.de
Internet: www.sachsenhausen.brandenburg.de

Museen/Ausstellungen:

Neues Museum:

    * KZ Oranienburg

      Von der Erinnerung zum Monument. Geschichte der Gedenkstätte 1945 bis 1989
    * Museum "Baracke 38":

      Die Geschichte der jüdischen Häftlinge in Sachsenhausen 1936 - 1945
    * Museum "Baracke 39":

      Der 'Alltag' der Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936-1945


Zellenbau:

    * Der Zellenbau des Konzentrationslagers Sachsenhausen "'Der Führer braucht einen Kriegsgrund'. Das KZ Sachsenhausen und der Beginn des 2. Weltkrieges"

    * Museum "Sowjetisches Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 in Sachsenhausen (1945-1950)"



Lagermuseum:

    * Konzentrationslager Sachsenhausen 1936-1945



Werkstattausstellung:

    * Aquarelle und Zeichnungen aus Zuchthaus und KZ - Der Nachlass Walter Timm (1905-1963)



Industriehof:

    * Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma



Öffnungszeiten:

15. März bis 14. Oktober 8.30 - 18.00 Uhr
15. Oktober bis 14. März 8.30 - 16.30 Uhr
Montags sind die Ausstellungen geschlossen.
« Letzte Änderung: Fr, 06. April 2012, 16:49 von Ulla »

 


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