Autor Thema: Soldatengräber von 1870  (Gelesen 1677 mal)

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Offline Ulla

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Soldatengräber von 1870
« am: So, 08. November 2009, 18:30 »
Ja, sie gibt es noch, die Soldatengräber aus dem Krieg 1870/71. Aber wie geht man heute damit um?

Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 08.09.2009 gefunden.

Saarbrücken
Soldatengräber von 1870 ungepflegt und vergessen
Stadt verspricht: Kriegsgräber bald wieder in Ordnung

In Saarbrücken sind viele heruntergekommen oder kaum zu finden, auf französischer Seite dagegen werden sie gehegt und gepflegt: die Gräber der Soldaten, die bei der Spicherer Schlacht vom 6. August 1870 ihr Leben ließen. Die SZ wollte wissen, wieso es ein derartiges Missverhältnis gibt - und ob daran etwas geändert werden soll.


Von SZ-Mitarbeiter Igor Schindler


1.Foto:     Ein Grab auf deutscher Seite: Das Kreuz fehlt, und der Sockel ist zerstört.

Saarbrücken. Das Kreuz fehlt, der Sockel aus Sandstein löst sich in seine Bestandteile auf. Die Inschrift auf dem Sockel ist nicht mehr zu erkennen: So sehen die Kriegsgräber aus, die unterhalb der Spicherer Höhen im Tal verteilt sind. Es sind Sammelgräber für mehrere Soldaten, meist unbekannte Deutsche und Franzosen: die "Helden der Spicherer Schlacht von 1870", wie es auf manchen Kreuzen steht.

Viele Gräber befinden sich an Wanderwegen. Doch weil sie so heruntergekommen sind und nirgends auf sie hingewiesen wird, werden sie von den meisten Joggern, Spaziergängern und Radfahrern noch nicht einmal bemerkt. Ganz anders ist die Situation nur wenige Kilometer entfernt auf französischer Seite: Am Ortseingang von Spichern erinnert ein kleiner Soldatenfriedhof an dieselbe Schlacht. Dort sind ebenfalls deutsche und französische Soldaten gemeinsam begraben. Und es sind die gleichen Kreuze mit dem selben Spruch darauf wie auf deutscher Seite. Doch im Gegensatz zu Saarbrücken sind die letzten Ruhestätten der Soldaten hier in einem guten Zustand. Zum Jahrestag der Spicherer Schlacht liegen sogar Kränze an allen Kreuzen.

Wie kommt es zu diesem gravierenden Gegensatz?, wollte die SZ von den Verantwortlichen wissen. Für die Kriegsgräber, die verteilt in Alt-Saarbrücken und St. Arnual liegen, ist das städtische Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft zuständig. Ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will, sagt, es sei "ein ungeheurer Aufwand, Strom und Wasser zur Reinigung an die Gräber zu bringen". Er erzählt auch, dass durchaus nicht alle dieser Gräber in einem solchen schlechten Zustand sind. Grabstätten, die sich im Ehrental im Deutsch-Französischen Garten befänden, seien in Ordnung. Vor etwa zehn Jahren habe man sie generalsaniert.

Die Pressestelle der Stadt Saarbrücken bestätigt, dass "Teile der Soldatengräber in St. Arnual und Alt-Saarbrücken in der Vergangenheit tatsächlich nicht ausreichend gepflegt" worden seien. Die Kosten seien der Grund dafür, heißt es in einer Stellungnahme: "Für weitere Pflegegänge stehen keine finanziellen Mittel zur Verfügung." Zudem verweist die Stadt darauf, "dass der öffentliche Zuschuss durch Land und Bund trotz Lohn- und Materialkostensteigerung seit zwei Jahrzehnten nicht mehr erhöht wurde".

Dabei, so ergaben SZ-Recherchen, sind weder Land noch Bund für diese Gräber zuständig. Laut Gräbergesetz fallen Grabstätten vom Krieg 1870/71 aus deren Verantwortung. Stattdessen sind die Kommunen verantwortlich. Entgegen der landläufigen Meinung ist es auch nicht die Aufgabe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), sich um die Pflege derartiger Kriegsgräber im Inland zu kümmern. Der VDK wird gemäß dem Auftrag der Bundesregierung nur im Ausland aktiv. Der Verein hat im Inland beratende Funktion.

Bei dem bedauernswerten Zustand soll es aber nicht bleiben, versprechen die Verantwortlichen der Stadt Saarbrücken: "Auf diesen Missstand haben wir inzwischen reagiert." Voraussichtlich werde man innerhalb der nächsten drei Wochen damit beginnen, alle Gräber wieder regelmäßig zu pflegen.


2.Foto:          Ein deutsches Grab auf dem Soldatenfriedhof Spichern in Frankreich.
 Fotos: Igor Schindler
Beitrag vom: 08.09.2009, 00:17

« Letzte Änderung: Sa, 26. Juni 2010, 18:24 von Ulla »
Gruß Ulla

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Offline md11

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Re:Soldatengräber von 1870
« Antwort #1 am: Mo, 28. Februar 2011, 21:08 »
Hallo Ulla,
hab hier einen neuen Bericht gefunden von 2010:

Stadt will künftig die Gräber aus dem Deutsch-Französischen Krieg regelmäßig pflegen

Noch 2009 waren die meisten komplett überwuchert. Dabei sollten sie doch eigentlich als Mahnmale dienen und allen ins Auge fallen, die vorbeikommen - die Soldatengräber aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870. Darüber berichtete die SZ 2009. Inzwischen hat die Stadt gehandelt.

Saarbrücken. Der Baum wirft einen langen Schatten auf das schwarze Kreuz aus Gusseisen. Noch vor ein paar Monaten hat man das Kreuz, unter dem ein Dutzend deutscher Soldaten aus dem Deutsch-Französischen Krieg begraben liegen, nicht mal annähernd erkannt. Es war komplett überwuchert von Brombeersträuchern - kein freier Blick und kein Durchkommen zum Grab.

Ähnlich war es bei den anderen Gräbern, die verstreut in den Wäldern um die Spicherer Höhen liegen.

Es sind meistens Sammelgräber, in denen deutsche und französische Soldaten liegen - "Helden der Spicherer Schlacht von 1870" - wie es auf vielen Kreuzen zu lesen ist.

Die SZ wollte vergangenes Jahr zum Jahrestag dieser Schlacht wissen, wieso diese Gräber nicht gepflegt werden. Denn viele der Kreuze waren überwuchert von Pflanzen und Moos - und in einem desolaten Zustand. Die Saarbrücker Stadt-Pressestelle bestätigte damals, "dass Teile der Soldatengräber in St. Arnual und Alt-Saarbrücken in der Vergangenheit tatsächlich nicht ausreichend gepflegt" worden seien. Die Gründe dafür seien fehlende Zuschüsse für Kommunen sowie organisatorische Probleme beim städtischen Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft. Kriegsgräber, die außerhalb der Friedhöfe liegen, werden nämlich von diesem Amt gepflegt.

Damals hieß es auf Anfrage der SZ: "Voraussichtlich wird das Amt innerhalb der nächsten drei Wochen wieder damit beginnen, alle Gräber regelmäßig zu pflegen", so Pressesprecher Thomas Blug. Und die Stadt hielt ihr Versprechen: Im September 2009 haben die Angestellten des zuständigen Amtes die Kriegsgräber freigeschnitten und gesäubert.

Für diese Gräber sind laut Pressestelle der Stadt Saarbrücken künftig zwei Reinigungsgänge im Jahr geplant - einer im Frühjahr und einer im Herbst. "In den kommenden vier Wochen werden unsere Mitarbeiter des Amtes für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft wieder ausrücken und die Gräber pflegen", versicherte Blug jetzt auf erneute Anfrage der SZ, wann sich 2010 jemand um die Gräber kümmert. Denn nur wenn die Gräber gepflegt werden, können nachfolgende Generationen diese Mahnmale überhaupt zu Gesicht bekommen. Und obwohl alle bekannten Gräber auf der Landkarte der Stadt Saarbrücken einzeln eingetragen sind und viele nur wenige Meter neben bekannten Wanderrouten wie dem Oberst-Petersen-Weg liegen, gibt es weder Wegweiser noch Pfade, die zu ihnen hinführen. Als wichtige Zeugnisse deutscher Geschichte werden diese sprichwörtlich am Wegesrand links liegen gelassen.

Hintergrund

Die erste große Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges 1870 fand am 6. August 1870 auf den Spicherer Höhen statt. Schauplatz war das Gebiet zwischen der Goldenen Bremm und den Spicherer Höhen. Nach einem kleinen Gefecht am 2. August in Saarbrücken zogen sich die französischen Truppen in ihre Verschanzungen auf die Spicherer Höhen zurück. Die preußischen Truppen und ihre Verbündeten zogen daraufhin gegen den Roten Berg mit dem Ziel Stieringen-Wendel. Trotz heftiger Verluste (850 Tote und 4000 Verwundete) gelang den deutschen Truppen der Sieg über die Franzosen.

Nach dem entscheidenden Sieg in der Schlacht von Sedan am 1. September kapitulierte Frankreich am darauffolgenden Tag. Im Januar wurde in Folge dieses Krieges das deutsche Kaiserreich ausgerufen.
Von SZ-Mitarbeiter I.Schindler

mfg
Josef

Offline Ulla

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Re:Soldatengräber von 1870
« Antwort #2 am: Mo, 28. Februar 2011, 21:29 »
Hallo Josef,

diese Gräber haben Seltenheitswert. Man findet maximal nur noch Denkmale die an die Zeit vor 1900 erinnern.
Ich hab mich manchmal schon gefragt wo z.B. die Soldaten aus der Schlacht bei Bautzen(Napoleon) bestattet wurden.
Hier waren Tausende Tote zu bestatten. Ich muß wiedermal auf den Taucherfriedhof nach Bautzen fahren um weitere Ecken dort zu erkunden.
Eine Niederschrift dazu kann mann HIER lesen.

Nochmal zu Deinem Beitrag. Find ich gut das sich Leute wieder um solche alten Gräber kümmern.

Gruß Ulla


Gruß Ulla

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