Autor Thema: Stalingrad Wie es wirklich war  (Gelesen 1376 mal)

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Offline zirkulon

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Stalingrad Wie es wirklich war
« am: Sa, 30. Dezember 2006, 14:11 »
Titel: Stalingrad   Wie es wirklich war
Herausgeber: Dr. Christian Zentner
Verlag: Moewig
Erscheinungsdatum: nicht bekannt, aber neueren Datums
Seitenzahl: 94
ISBN: 3-8118-1208-4
Sonstiges: Hat sich schon gelohnt aufgrund des heruntergesetzten Preises. Viele, zum Teil auch schon bekannte Bilder. Was mich persönlich an diesem Buch "fasziniert", sind die vielen, abgedruckten Briefe. Ich weiß, fasziniert paßt hier überhaupt nicht, ich finde aber kein passendes Wort dafür....

Zitat
Mit schwerem Herzen
.... sechsundzwanzig habe ich Dir schon aus dieser verfluchten Stadt geschrieben und Du hast mir mit 17 Briefen geantwortet. Nun schreibe ich noch einmal, und dann nicht mehr. So, da steht es, ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich diesen Satz formulieren sollte, um alles in ihm zu sagen, und doch nicht so weh zu tun.

Ich nehme Abschied von Dir, weil die Entscheidung seit heute Morgen gefallen ist. Ich will in meinem Brief die militärische Seite gänzlich unberücksichtigt lassen, sie ist eine eindeutige Angelegenheit der Russen und die Frage geht nur dahin, wie lange wir noch dabei sind. Es kann noch ein paar Tage dauern, oder ein paar Stunden. Unser persönliches Leben liegt vor uns. Wir haben uns geachtet und geliebt und zwei Jahre gewartet. Es ist schon richtig gewesen, dass die Zeit dazwischen liegt, sie hat zwar die Spannung auf das Wiedersehen erhöht, aber auch in starkem Maße die Entfremdung gefördert. Die Zeit ist es, die auch die Wunden meiner Nichtwiederkehr schließen muss.

Du wirst im Januar 28 Jahre alt, das ist noch sehr jung für eine so hübsche Frau, und ich freue mich, dass ich Dir dieses Kompliment immer wieder machen durfte. Du wirst mich sehr vermissen, aber schließe dich trotzdem nicht ab von den Menschen. Lass ein paar Monate dazwischen liegen, aber nicht länger. Denn Gertrud und Claus brauchen einen Vater. Vergiss nicht, dass Du für die Kinder leben musst und mach um ihren Vater nicht viel Wesens. Kinder vergessen sehr schnell, und in dem Alter noch leichter. Sieh dir den Mann auf den deine Wahl fällt genau an, und achte auf seine Augen und seinen Händedruck, so, wie das bei uns der Fall gewesen ist, und du wirst dich nicht täuschen. Vor allem eins, erzieh die Kinder zu aufrechten Menschen die den Kopf hoch tragen und jedem ins Angesicht blicken können. Ich schreibe mit schwerem Herzen diese Zeilen. Du würdest es mir auch nicht glauben, wenn ich schrieb, dass es mir leicht fiele, aber mach dir keine Sorgen, ich habe keine Angst vor dem, was kommt. Sage es dir immer wieder, und den Kindern auch, wenn sie älter geworden sind, dass ihr Vater nie feige gewesen ist, und dass sie es nie sein sollen.


Zitat
Schreien und Stöhnen
..... Dieser Brief fällt mir schon schwer, wie schwer wird er dir erst sein. Es ist leider keine gute Nachricht, die in diesem Brief steht. Und sie ist auch dadurch nicht besser geworden, dass ich 10 Tage gewartet habe. Nun hat sich unsere Lage so verschlimmert, dass die Befürchtung laut wurde, bald völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Es wurde vor kurzem versichert, dass diese Post noch bestimmt abgeht. Wenn ich wüsste, dass es noch eine Gelegenheit gäbe, dann würde ich noch warten, aber ich weiß es eben nicht, und wohl oder übel muss ich mit der Sprache heraus, der Krieg ist für mich aus.

Ich liege im Lazarett in Gumrag und warte auf den Abtransport mit dem Flugzeug. So sehnsüchtig ich auch warte, immer verschiebt sich der Termin wieder. Dass ich Heim komme, ist eine große Freude für mich und auch für meine liebe Frau, die Du doch bist. Wie ich aber nach Hause komme, wird Dir keine Freude sein. Ich bin ganz verzweifelt, wenn ich daran denke, als Krüppel vor dir zu liegen. Aber du musst es doch einmal wissen, dass meine Beine abgeschossen sind. Ich will es ganz ehrlich schreiben. Das rechte Bein ist ganz zerschmettert und unterm Knie amputiert und das linke am Oberschenkel abgenommen. Der Oberarzt meint, mit Prothesen könne ich herumlaufen wie ein Gesunder. Der Oberarzt ist ein guter Mann, und er meint es auch gut. Ich wünschte, dass er recht bekommt. Nun weißt Du es schon vorher. Liebe Elise, ich möchte nur wissen was du denkst. Ich habe den ganzen Tag Zeit, und denke nur nur daran. Und meine Gedanken beschäftigen sich viel mit dir. Ich habe mir auch schon gewünscht, dass ich tot bin, aber es ist eine schwere Sünde, und man darf sowas nicht aussprechen.

Im Zelt liegen noch über 80 Mann, draußen aber liegen ungezählte Kameraden. Durch das Zelt hört man ihr Schreien und Stöhnen, und keiner kann Ihnen helfen. Neben mir liegt ein Unteroffizier aus Bromberg mit schwerem Bauchschuss. Der Oberarzt sagt, er würde bald nach Hause kommen, aber zu dem Sanitäter sagt er, " länger als bis heute Abend macht er es nicht mehr, lass ihn solange liegen". Der Oberarzt ist doch ein guter Mann. Auf der anderen Seite, neben mir an der Wand, liegt ein Landser aus Breslau, der einen Arm ab, und keine Nase mehr hat, und er sagte mir, dass er jetzt keine Taschentücher mehr gebrauchte. Als ich ihn gefragt habe, was er machte, wenn er weinen müsste, gab er mir die Antwort, alle hier, auch Du und ich, kommen gar nicht mehr zum Weinen. Um uns werden bald andere weinen....


Gruß
Michael
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Offline adrian

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Stalingrad Wie es wirklich war
« Antwort #1 am: Di, 02. Januar 2007, 09:32 »
Hallo Michael,

zu Stalingrad gibt es ja eine Unmenge von Literatur. Ich habe mir die dokumentarische Abhandlung der Schlacht von Antony Beevor ("Stalingrad") zugelegt und muß sagen, eine wirklich gute Recherche und kann diese Interessierten nur weiterempfehlen.

Gruß Werner
Suche alles zur 60. Inf.Div. (mot.) (Danziger Division) bis Stalingrad

Offline zirkulon

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Stalingrad Wie es wirklich war
« Antwort #2 am: Di, 02. Januar 2007, 13:15 »
Hallo Werner,
kannst Du bitte für das von Dir genannte Buch einen neuen Beitrag eröffnen und nach dem vorgegebenen Muster die Daten einfügen??

Hier überliest man es sonst zu leicht.
Danke, auch für den Tipp.

Gruß
Michael
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