Autor Thema: Die Lager Francos und der Republikaner 1937-1955 in Spanien  (Gelesen 289 mal)

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Die Lager Francos und der Republikaner 1937-1955 in Spanien
« am: Sa, 30. Dezember 2006, 10:25 »
Wir können hier nicht ausführlich auf die Unterdrückungsmaßnahmen des Franco-Regimes eingehen, sondern müssen uns auf die Konzentrationslager beschränken, die im Bürgerkrieg und nach dem Sieg des Franquismus entstanden. Unmittelbar nach dem Sieg der Franquisten kam es zu Exzessen, die im Zusammenhang mit dem gerade überstandenen Bürgerkrieg betrachtet werden müssen, Der Internierte war der Feind, der »Verräter«, der »Rote«, der noch vor kurzem versucht hatte, einen zu töten. Das soll keineswegs eine Entschuldigung für die Unterdrückung durch das Franco-Regime sein. Uns liegt nur daran, die Konzentrationslager in ihren historischen Kontext zu stellen. Eng mit dem Krieg und der noch frischen Erinnerung an ihn verknüpft, bildeten sie kein dauerhaftes System. Die Repression war zwar eine ebenso unbestreitbare Tatsache wie die Gewalt gegen Kommunisten, Revolutionäre und Demokraten. Doch die Lager sollten ziemlich rasch wieder verschwinden.

Zu dieser Einschätzung gelangte auch die Rousset-Kommission, die 1952 durch Spanien reiste und 17 Gefängnisse und fünf Arbeitslager mit insgesamt 14 000 Insassen inspizierte. Die Kommission stellte fest, dass die Häftlinge ihre Strafe abarbeiten konnten. Durch die Arbeiterkommandos - batallones de trabajadores oder auch destacamentos (Sonderkommandos) genannt-wurde den Häftlingen ein vorzeitiges Ende der Haftzeit in Aussicht gestellt, denn die Behörden erließen für jeden Arbeitstag mindestens fünf Hafttage. Aus diesem Grund sprach die Rousset-Kommission im Unterschied zu den totalitären Lagern von einer zeitlich befristeten Situation.' 1952 waren in Spanien noch zwischen 28 500 und 30 000 Personen interniert. Dazu kamen 1200 »Abkommandierte« (destacados) in den Außenkommandos. Schätzungen zufolge durchliefen insgesamt 700 000 Personen die vor allem in Süd- und  Zentralspanien gelegenen 45 Lager und 50 »Arbeiterbataillone« des FrancoRegimes. Ihre Unterbringung wurde von der Rousset-Kommission als schlecht bezeichnet: überbelegte, nicht beheizbare Baracken, deren sanitäre Einrichtungen in drei von fünf Fällen völlig unzureichend waren. Zwischen Politischen und Kriminellen wurde kein Unterschied gemacht, doch die Kommission hatte den Eindruck, dass die Disziplinierung in den Lagern weniger streng war und die Kontakte zu Angehörigen stärker gefördert wurden als in den Gefängnissen.

Die Inhaftierten bauten unter anderem Sozialwohnungen in Segovia, einen Staudamm in Buitrago, einen Tunnel in Sama, ein Kraftwerk in Santos del Nansa, einen Kanal bei Toro. Ab 1944 oder 1945 konstatierte die Kommission eine stetige Verbesserung der Lage, hatte davor aber von »menschenunwürdigen Zuständen« gesprochen. Die erste Zeit war sehr hart, es gab Hinrichtungen, als gescheiterte Ausbruchsversuche getarnte Morde usw. Dennoch fällt es schwer, von KZ-Bedingungen zu sprechen:

- Die Urteile wurden von Gerichten gefällt (auch wenn an der Unparteilichkeit dieser Gerichte gezweifelt werden darf).

- Die Haftbedingungen variierten, aber Methoden, wie sie die Nazis anwandten, fanden sich nirgends. Manchmal wurde der Strafvollzug sogar eher als »fortschrittlich« (sic!) bezeichnet.

Es versteht sich von selbst, dass solche Urteile etwas leichtfertig sind: Jeder Vergleich mit dem Nationalsozialismus war von vornherein absurd. Außerdem gab es in den Konzentrationslagern der Nazis ganz unterschiedliche Praktiken.
« Letzte Änderung: Do, 24. Juni 2010, 23:31 von Ulla »

 


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