Autor Thema: Hitlers jüdische Soldaten  (Gelesen 424 mal)

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Hitlers jüdische Soldaten
« am: So, 29. Oktober 2006, 09:53 »
Der US-Historiker Bryan Mark Rigg zählt bis zu 150.000 "Halbjuden" in Hitlers Wehrmacht.
Die Augen starr in die Ferne gerichtet,das Kinn unbeugsam vorgereckt,der Kopf im Halbprofil,der Stahlhelm verziert mit Adler und Hackenkreuz:Werner G. sieht auf dem 1939 aufgenommenen Foto aus wie der personifizierte "Arier".Kein Wunder,dass diese Aufnahme tatsächlich in der NS-Propaganda verwendet wurde,mit der Bildlegende"Der ideale deutsche Soldat".Doch genau das war Werner G. nicht,jedenfalls nicht laut dem Rassenwahn des Dritten Reiches.Denn nach den "Nürnberger Gesetzen" galt Werner Goldberg als "Mischling ersten Grades":als "Halbjude"
Trotzdem diente er in Hitlers Wehrmacht,ja er konnte sogar im Frühjahr 1940 die Behörden in Berlin überzeugen,dass es "ungehörig"sei,seinen "jüdischen"Vater zur Zwangsarbeit zu verpflichten.Dabei half ihm der Kommandeur der 23.Division,General von Brockdorff-Ahlefeldt.Er beförderte Goldberg zum Gefreiten und wies ihn an,bei den Behörden zu intervenieren und "die Dinge so zu regeln,wie es sich für einen deutschen Soldaten gehört".
Dass es in der Wehrmacht Soldaten gab,die den Nazis als "Juden" galten,ist bekannt,der prominenteste ist sicher der "Vierteljude" Helmut Schmidt,der ranghöchste war der Luftwaffen-Feldmarschall Erhard Milch.
Doch erst die Forschungen des jungen US- Historikers Bryan Mark Rigg haben aufgedeckt,dass tatsächlich bis zu 150.000 "Mischlinge" in der Wehrmacht dienten,dass tausende durch Bescheinungen Hitlers persönlich für "deutschblütig" erklärt wurden und dass jedenfalls viele so Krieg und Völkermord überlebten.Riggs jetzt auf Deutsch erschienenes Buch "Hitlers jüdische Soldaten (Schöningh,Paderborn.439 S.,38 Euro)
zeigt,wie man selbst nach Jahrzehnten intensivster Forschung einen entscheidenden Fortschritt erzielen kann.
Viele "Halb-" und "Vierteljuden"dienten in der Wehrmacht,weil sie sich davon einen etwas größeren Schutz für sich und ihre angehörigen erhofften.Nach Riggs Erkenntnissen traf das für aktive Soldaten häufig zu,sie wurden vom Loyalitätsgeflecht des Militärs oft gestützt.Ihre "volljüdischen"Verwandten dagegen waren spätestens ab 1942 genauso gefährdet wie alle anderen rassisch Verfolgten.
Der jüdische Großvater des Unteroffiziers und Träger des Eisernen Kreuzes Robert Czempin etwa wählte am 1.März 1943 den Freitod,um nicht deportiert zu werden.
Oberst Walter Maltzahn verlor seine Mutter,seine Halbschwester und seine beiden Nichten-trotzdem diente der "Halbjude"weiter als Kommandeur der Nebelwerfer-Schule in Halle.Dutzende ähnlicher Fälle schildert Rigg.
Doch der Historiker beschränkt sich nicht darauf.Er stellt darüber hinaus an sein Material eine zentrale,weiterführende Frage:Was wussten die "Mischlinge"vom Holocaust?Der mit dem Ritterkreuz dekorierte Oberst und "Halbjude" Walter H.Hollaender etwa weigerte sich 1970,die KZ-Gedenkstätte dachau zu besuchen.-er habe "davon genug gesehen,als ich 1943 durch das Warschauer Ghetto gehen musste".
Quelle-Die Welt 29.09.2003
Gruß
Josef
« Letzte Änderung: Fr, 02. Juli 2010, 18:41 von Ulla »

 


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