Autor Thema: Trostlose Augen, abgemagerte Körper  (Gelesen 125 mal)

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Offline Hubert

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Trostlose Augen, abgemagerte Körper
« am: Mi, 25. März 2015, 18:50 »

Eine Arbeit in sachen Zwangsarbeiter in Regensburg

Grüße Hubert

Trostlose Augen, abgemagerte Körper

Gymnasiasten erforschen, was Zwangsarbeit rund um Regensburg damals wirklich bedeutete. Zeitzeugen schildern ihr Schicksal.


Neutraubling.Trostlose Augen, abgemagerte Körper und Arbeit von frühmorgens bis zum späten Abend unter schlimmsten Bedingungen: Für die Zwangsarbeiter in der Zeit des Nationalsozialismus waren es grausame fünf Jahre, die sie vor allem in Firmen durchlebten. Auch im Landkreis und der Stadt Regensburg beuteten mehrere Unternehmen die Zwangsarbeiter aus. Nun hat sich ein Projekt-Seminar des Neutraublinger Gymnasiums mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte eingehend befasst.

In einer Ausstellung im Neutraublinger Rathaus in der Regensburger Straße 9 verdeutlichen die 13 Gymnasiasten, wie schmerzhaft und unbarmherzig der Alltag für die meist russischen Kriegsgefangenen in der Region Regensburg war. Der Titel des Seminars lautet deshalb: „Zwangsarbeit in der Region Regensburg in der Zeit des Nationalsozialismus.“ Studienrätin Janine Körner und ihren Schülern war es bei dem Projekt wichtig, sich mit den lokalen Geschehnissen genauer auseinanderzusetzen und die historischen Ereignisse in einer Ausstellung festzuhalten.
„Russenlager“ bei Messerschmitt

Ihre intensive Recherche führte die 13 Schüler auch in die Amberger Stadtarchive. Als weitere Informationsquellen dienten Briefe, Interviews und Publikationen. So erfuhren die Schüler, dass 1942 rund 2750 Zwangsarbeiter, meist russische Kriegsgefangene, in die seit 1940 betriebenen Messerschmitt-Werke kamen. „Russenlager“ hieß das Gelände, das einst auf dem Boden der heutigen Stadt Neutraubling entstand. In ihren Nachforschungen stießen die Seminarteilnehmer auch auf die Geschichte von Iwan Grudinksi, der im Neutraublinger Lager die Hölle auf Erden erlebte.

Grudinksi war einer der rund 14000 bis 18000 ausländischen Zwangsbeschäftigten, die während der NS-Herrschaft zwischen 1941 und 1945 geknechtet und fast zu Tode geschunden wurden. 50 Jahre nach der Befreiung erinnerte sich Iwan Grudinski im Jahr 2001 an seine dramatischen Erlebnisse: „Für die Nazis waren wir nur sprechendes Vieh - nein, noch weniger: Sklaven, für deren Tod sich niemand verantworten musste.“
Auch Traditionsbetriebe

Wie Grudinski erging es mehreren Zwangsarbeitern in der Region: Fast 150 Unternehmen und Einrichtungen in und außerhalb von Regensburg nutzten die Arbeiter aus und profitierten von ihnen – darunter, so heißt es in der Ausstellung, auch einige Regensburger Traditionsbetriebe. Zudem gab es zeitweise drei Außenlager des KZ Flossenbürg rund um Regensburg, in denen Häftlinge durch grausame Arbeitsbedingungen gefoltert und ermordet wurden: In Stadtamhof, Saal an oder Donau und bei Obertraubling.

Bei den Nachforschungen entdeckte das Seminar auch lang verborgene Einzelschicksale, wie das der Zeitzeugin Moishe Mantelmacher und der Gebrüder Kalufs. Bei Gesprächen gaben sie Schülern einen Einblick in ihr damaliges Leben als Zwangsarbeiter.
Zuvor hörte niemand zu

Ein Schüler erinnerte sich bei der Ausstellungseröffnung an das emotionale Treffen: „Sie wollten uns das alles erzählen, weil ihnen zuvor niemand zuhörte.“ Heute sei es unvorstellbar, was sich vor 70 Jahren in Deutschland ereignete.

Auch Neutraublings Bürgermeister Heinz Kiechle erinnerte an die Historie der Stadt: „Unsere Vorgeschichte ist für die Identität der Stadt, und damit dies niemals wieder passiert, unerlässlich.“ Gebäude aus der damaligen Zeit finden sich noch heute in Neutraubling: Der Ratskeller, der sich unmittelbar neben dem Rathaus befindet und als Restaurant benutzt wird, beherbergte einst als „Casino“ die Wehrmachtsoffiziere. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. April im Neutraublinger Rathaus zu sehen.



Die Ausstellung im Rathaus

    Das Projekt

    Rund ein Jahr recherchierten die Schüler des P-Seminars „Zwangsarbeit in Regensburg in der Zeit des Nationalsozialismus“ und stießen auf viele Schicksale. Sie erforschten unter anderem den Lebensweg von einem in der Landwirtschaft beschäftigten Zwangsarbeiter aus Thalmassing und die Geschichte dreier in Burgweinting verschleppter Schwestern.
    Sklavenähnliche Verhältnisse

    Während der NS-Herrschaft, vor allem zwischen 1941 und 1945, wurde die Arbeitskraft von 14000 bis 18000 ausländischen Zwangsbeschäftigten in und um Regensburg ausgebeutet. Fast 150 Unternehmen und Institutionen forderten diese Arbeiter an und beschäftigten sie oft in sklavenähnlichen Verhältnissen.



MORTUI VIVENTES OBLIGANT "Die Toten verpflichten die Lebenden"

Offline md11

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Re: Trostlose Augen, abgemagerte Körper
« Antwort #1 am: Do, 26. März 2015, 18:08 »
Hallo Hubert,
danke wieder für einen sehr Interessanten Bericht hier im Forum.
Ich bewundere sehr das immer Schüler solche Projekte aus der Vergangenheit erforschen!Klasse Arbeit!

Grüße
Josef

 


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